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ds

Who done it? And who cares?

Jemand hat Angst vor der Zerstörung der Realität. Das erinnert mich an Zeiten, aus denen die Religiotie stammt, in denen Menschen nämlich ganz allgemein dachten, mit Worten könne man die Wirklichkeit ändern. Bis heute gibt es das, sogenanntes "Beten", was auch nur eine Ausdrucksform Magischen Denkens ist.

Ihr wundert euch, dass Bilder Gucken nicht ausreicht? Lesekompetenz wird überbewertet? Zusammenhänge sind nicht wichtig, nur das Ergebnis muss mir in den Kram passen? Willkommen in der besten aller Welten! Das ist genau die Zielgruppe aller kapitalistischen Verblödung, deren Hirne jetzt durch ChatGPT und ähnliche ’KI’ in die wohlige Paranoia abgeführt werden.

Die große Maschine

Was aber passiert da wirklich? Wie bereits im ersten Beitrag zur Serie "KI und Kapitalismus" dargelegt, gibt es die große Maschine längst, die alle Menschen versklavt. Diese Maschine hat längst eine Aufmerksamkeitsökonomie entwickelt, die den Menschen so ans System anpasst, dass er in der sog. Freizeit ebenso zum reinen Funktionsträger wird wie in der Arbeitswelt, mithin total.

Nennen wir das, was KI also neuerdings angeblich so raffiniert produziert, "Kultur", in Form von Texten und Bildern. Die meisten Menschen werden in den meisten Fällen nicht unterscheiden können, was menschlichen und was maschinellen Ursprungs ist. Wie auch? Dazu gehörte ja ein Prozess von Wahrnehmung und Verarbeitung, der Zusammenhänge kennt und erkennt und aktiv Inhalte aufnimmt.

Alles so schön bunt hier

Dazu gehört in der Bildbetrachtung wie beim Lesen zuallererst ein grundlegender allgegenwärtiger Zweifel. Ist diese Information gültig? Ist sie wahr, korrekt dargestellt, berücksichtigt sie den gegebenen Zusammenhang, passt sie in den aktuellen Stand der Erkenntnisse? Diese Rezeption erfordert Kompetenz. Menschen hassen Kompetenz. Sie ist anstrengend und zeitraubend. Für so etwas hat jeder seine Netze von Experten, denen er glaubt. Seine Pfarrer quasi.

Wenn die ihrerseits keine Qualität abliefern, die sich von Texten abhebt, deren Produktion jeglicher Prüfung auf Logik, Zusammenhang und Plausibilität entbehrt, ist das der Erfolg einer Kultur, die sich ganz ohne das Zutun von 'KI' gebildet hat. Es ist am Ende egal, ob sich die Energiesparer unter den Hirnnutzern von Menschen oder Maschinen Märchen erzählen lassen. Degeneriert hat sie der Kapitalismus.

 
ds

Wenn der Schlächter vom Hackfleischhügel sein Bestes gibt, um Millionen Charlies bestialisch zu ermorden, dann heißt es lapidar, er habe "seine außenpolitische Unschuld verloren". Kriegsverbrechen? Iwo, das sind doch die Anderen!

In der Kunst heißt es später dazu nur: "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen." Und das ist ja nur diese alte Episode, angesichts derer zumindest sporadisch der Massenmord an Unschuldigen noch "Kriegsverbrechen" genannt wurde. Nicht, dass es Einsicht gegeben hätte. Dafür sorgte schon allein Hollywood, dessen Produkte den Vietcong immer und immer wieder als Bande seelenloser Folterer dargestellt hat. Ist ja auch logisch, das waren ja Commies.

Kriegsverbrechen? Wo?

Oder der Golf- bzw. Irakkrieg – fulminant eingeleitet durch den Bericht der Krankenschwester über die Kinder aus den Brutkästen, auf dem kalten Boden ermordet von Saddams Irren? Da ist man dann nicht zimperlich und begräbt das Pack gleich lebendig. Spart Zeit und Munition. Wenn die Guten das können, dann tun sie's eben.

Mein Favorit ist aber immer noch Colin Powell. Ihr wisst schon: mobile Labors zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen. Grund genug, erst den Irak und anschließend den halben Nahen Osten in Schutt und Asche zu legen. Außerdem ein Abu-Ghuraib, ein Portiönchen Guantanamo, und wer sich gern ekelt, findet noch reichlich im Arsenal der US of A. Die USA und ihre willigen Helfer sind ein Imperium widerwärtiger Massenmörder und Kriegsverbrecher.

Ich werde das demnächst da draußen mal regelmäßig abfragen, denn wer das leugnet, ist kriminell. Ich werde euch alle anzeigen, ihr Volksverhetzer! Mir war das unsägliche Gesetz gegen 'Holocaustleugner' schon ein Dorn Im Auge, weil ich genau das kommen sah. Es gibt keinen Halt, bis jede Meinung, so sie von einer willkürlich festgelegten Wahrheit abweicht, verboten wird.

Angekommen

In der Praxis, so sie nicht schnell genug durch Gerichte unterbunden wird, wird der Rechtsstaat nicht zu Grabe getragen; man verscharrt ihn gleich an Ort und Stelle. Selbstverständlich sind immer nur die Kriegsverbrechen der Bösen gemeint (die eigenen stören ja den öffentlichen Frieden® nicht). So, wie die Guten gerade dem Gericht applaudieren, das sie selbst in Bausch und Bogen ablehnen.

Die USA und ihre Vasallen haben just Diplomatie gegen Drohung, Beleidigung und Lüge ausgetauscht. Das Scholz-Regime nimmt den Schwung mit und versucht es mit demselben faschistischen Habitus im Innern. Es wird von seinem parlamentarischen Mobiliar eifrig abgenickt. Was ihnen wohl entging, ist, dass ihnen viele tausend blutdurstige Springerstiefel fehlen, um das durchzusetzen. Oh, und dass die dann noch ganz andere Wahrheiten® etablieren könnten.

 
ds

Such den Russen!

Wenn die Rede von Medien ist, in denen gelogen, gebeugt und in Märchenform erzählt wird, fehlt oft der Blick aufs Vorbild. Keineswegs ist es nämlich Zufall, dass sogenannte "Nachrichten" und ihre Magazine inzwischen erzählen wie Hollywood. Sie erzählen sogar inhaltlich, was Hollywood vorgemacht hat – und immer noch vormacht.

Im recht aktuellen Film "Der Spion" mit Cumberbatch in der Hauptrolle wird eine krude Story aus der Zeit des Kalten Kriegs gemärchenonkelt. Chruschtschow wird dort als schäumender Irrer dargestellt, der die USA nuklear vernichten will. Ein 'guter' Ostspion aber verhindert das mithilfe eines westlichen Kaufmanns.

Unter anderem fällt dort der Satz: "Jeder Russe ist ein Auge des Staates", ein vernichtendes Urteil über ein Volk von Denunzianten. Niemandem kann man trauen. Woher dann eigentlich der Dissident kommt, bleibt ebenso ungeklärt wie die Frage, wieso eigentlich Russen. Sind vielmehr Sowjetbürger gemeint? Das ist freilich wurscht, denn es geht wie so oft um das Stereotyp des widerwärtigen Russen.

Wie im Film

Dieses Framing ist keineswegs zufällig. Der Einfluss des Pentagons etwa auf solche Produktionen ist lange bekannt, ebenso, wie dass die CIA aktiv an ihrem Image feilt. Es gibt gar ganz offiziell eine Abteilung dafür im Verteidigungsministerium, mit eigener Website. Vor einigen Jahren wusste das sogar der "Spiegel" noch, der eine Reihe von Beispielen dafür gab. Inzwischen stricken sie dort selbst fröhlich mit.

Diese Form von Imagepflege ist bereits seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Gange. Die Unterteilung in Schurken und Helden, hie die Helden im Kampf für das Gute, dort die brutalen gefühllosen Monster, ist ein Muster, das gern bedient wird. Dazu ein Zitat aus 2016:

"Unsere Schwäche ist das Mitgefühl. Wenn wir das Bild eines Kindes sehen, das tot an einen Strand bei Bodrum liegt, lässt es uns nicht kalt, sondern weckt den Wunsch, das Elend zu lindern.[…]
Zeigen Russen ausnahmsweise Gefühlsregungen, dann sind diese fast immer infantil: Es geht bei ihnen stets um Kränkung und Zorn wegen mangelnder Beachtung, nie um Empathie und Nachsicht.
"

Die Bestie

Es handelt sich hierbei nicht um ein Zitat aus einer primitiven Filmproduktion, sondern aus dem sogenannten 'Nachrichtenmagazin'. Das kann halt noch primitiver. Ich habe mir nur erlaubt, "Putin und seine Leute" durch "Russen" zu ersetzen. Das Niveau dieser Märchenerzählungen ist also längst im sogenannten Journalismus angekommen.

In meinem meistgelesenen Artikel und dem später auf dieser Basis erschienenen Buch habe ich einige weitere Beispiele aus der Vergangenheit erwähnt. Wie gesagt, wäre es unmöglich, annähernd Ähnliches über Amerikaner zu verfassen. Die Projektionsfläche dafür ist der Russe.

Es geht auch mit Terroristen wie Arabern oder anderen Stereotypen, aber keine Feindschaft ist so alt und ungebrochen wie die der USA und ihrer NATO zum Bösen Russen. Im Ursprung ist es ein und dasselbe wie das vom bolschewistischen Untermenschen. So lernt ein Imperium vom anderen.

 
ds

Wem gehören die Früchte der Arbeit? Wenn man es für den Kapitalismus auf allen Ebenen und recht exakt haben will, muss man Marx lesen. Ich bin allerdings der Ansicht, dass der Begriff des Mehrwerts ein sehr sperriges Vehikel wurde, eben weil er in der Politischen Ökonomie eine zentrale Rolle spielt. Hier will ich vereinfachen:

Lohnabhängige werden unter einer Bedingung eingestellt: Sie müssen mehr erwirtschaften, als sie kosten. Das heißt, dass das Produkt abzüglich aller Kosten – Material, Energie, Lager etc. und eben Arbeit – einen Preis erzielen muss, der deutlich über Null liegt. Nur so wird Profit erwirtschaftet. Selbstverständlich eben, dass der Lohn, den die Arbeiter erhalten, deutlich unter der Wertsteigerung liegt, die sie erarbeiten.

Wem gehört meine Arbeit?

Dieser – ich nenne das so, obwohl es da oben rüde vereinfacht ist – Mehrwert – gehört den Eigentümern. Der Unterschied zum Staatssozialismus besteht darin, dass dort der Mehrwert dem Staat gehört. Interessanterweise gehört er in beiden Fällen nicht dem Betrieb und schon gar nicht der Belegschaft.

Dass im Kapitalismus alles den Eigentümern gehört – was Privateigentum abwirft, gehört eben den Privateigentümern – ist ein Problem, das nicht nur in der Anhäufung von Reichtum bei gleichzeitig häufiger Verarmung der Lohnabhängigen besteht. Vielmehr ist es nicht nur ein Problem der Verteilung, sondern auch der Stabilität. Betriebe können so nicht wirtschaften, weil ihnen ständig ihr Kapital abgezogen wird.

An dieser Stelle tritt nun eine Sozialdemokratie und ihre Organisationsform – die Gewerkschaft – auf den Plan, die das völlig ignoriert oder gar übertüncht, indem sie nämlich Betriebe so behandelt, als seien sie unabhängige Einheiten und eben nicht die Blutspender für das vampiristische Kapital. Das wird immer dann besonders deutlich, wenn sie um Lohnsenkungen betteln, um Betriebe zu 'retten'.

Solidarität mit dem Kapital

Es ist nämlich eben so, dass Krisen, bei schlechten Umsätzen oder Profiten, die Betriebe mit voller Wucht treffen, während in guten Zeiten kein Grund besteht, Rücklagen für den Betrieb zu bilden. Der Profit ist ja in besten Händen, nämlich bei den Eigentümern, die es dort 'investieren', wo sie den besten Profit erwarten. Im Zweifelsfall auch gar nicht, dann wird es halt geparkt. Es ist aber für den Betrieb verloren, so oder so.

Und weil Sozialdemokraten das nicht kapieren, sondern dafür sorgen, dass ja kein Zweifel aufkommt an der Alternativlosigkeit des Privateigentums, dass also der Mehrwert dem Privateigentümer zukommen muss, steht die Sozialdemokratie im Klassenkampf immer auf Seiten des Kapitals. In einem nicht kapitalistischen System hätte sie ja auch gar keine Funktion.

 
ds

Screenshot aus dem verlinkten Video

Der "Kernlehrplan für die Sekundarstufe II" im Bereich Mathematik für die Schulen in NRW schlägt ein wie das MRT eines schweren Schädel-Hirn-Traumas. Es ist ein entsetzliches Bild, das sich da bietet; im internationalen Vergleich oder auch nur dem mit den Ansprüchen, die früher an deutsche Schüler gestellt wurden, ist es die bedingungslose Kapitulation.

Die Hymne "Ich kann kein Mathe" wird dröhnend durch die Gassen geschmettert, jetzt gleich von dem Personal, das eigentlich fürs Gegenteil bezahlt wird. Wer heute auch nur die Teilbereiche der Mathematik benennen kann, von denen kein Abiturient je gehört hat, muss schon als Koryphäe gelten. Dafür sind sie aber woke, janz kolossal! Was sind da die übergeordneten Ziele? Trigonometrie? Diskrete Mathematik? Kombinatorik? Infinitesimalrechnung? Hallo?! Es ist 2023!

Mathematik ist Sexismus

Menschenrechtsbildung, Werteerziehung, politische Bildung und Demokratieerziehung, Bildung für die digitale Welt und Medienbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, fucking geschlechtersensible®, kulturelle und interkulturelle® Bildung. In Mathematik. Irgendwasmitmedien und Gender.

Das ist der Kahlschlag, den religiöser Wahn hinterlässt. Das sind die Schneisen der Verwüstung, die das protestantische moralverblödete grünwoke Pack geschlagen hat. Wenn Gravitation nicht ins klerikale Weltbild passt, ist Raumkrümmung eben eine Erfindung Putins und deren Berechnung Lumpenwissenschaft. Das muss weg. Das ist Meritokratie und Diskriminierung talentfreier Minderheiten auf dem Weg zur Mehrheit.

Seit Jahrzehnten wird ausgerechnet die Charge derer, die es für Erziehung hält, ihre Brut zu verweichlichten unselbständigen Kretins auszubilden, mit der Bildungspolitik beauftragt, und das haben wir jetzt davon. Der weiße Junge, der bis zehn zählen kann, ist schon deshalb ein Rassist und Rechnen seine Waffe zur Unterdrückung der Guten und Bunten. Wissenschaft ist das nukleare Arsenal alter Männer und Leistung der Tod der Menschenliebe.

Erziehung zum Guten

Das ist derweil dieselbe Front, die sich ernsthaft über Kreationismus und die religiöse Rechte erhebt, die im Land der großen Völkerfreunde als dämonischer Widersacher Freiheit und Demokratie® bedrohen. Die evangelikale Fleischfresser als schlimme religiöse Fanatiker brandmarken. Das, meine Freunde, nennt sich hierzulande gerade "links".

Und das alles wegen eines Lehrplanentwurfs für Mathematik? Wirklich? Ist das nicht furchtbar weit hergeholt? Was regt der sich denn so auf, was hat der Mann bloß? Recht hat der Mann!

 
ds

Herrliche neue Welt! Der Vorteil am kuscheligen Platz auf dem absoluten Nullpunkt des Journalismus ist, dass sich endlich jeder aussuchen kann, was wahr ist und was falsch. Die guten alten Kategorien der Logik sind nur mehr Marke, unterliegen mithin nicht mehr der strengen und anstrengenden Prüfung unter langweiligen Kriterien in einem frustrierenden Realitätsabgleich, sondern sie sind zum reinen Geschmacksurteil mutiert.

Gestern noch triumphierte die ohnehin schon zum großen Boulevard verschmolzene Medienmischpoke über lächerliche Figuren und pathologische Lügner von Donald Trump bis Bodo Schiffmann, heute hängt sie selber solchen an, von Joe Biden bis Anjatanja Borbeck. Argumente wurden uns gestrichen wie die Arbeitslosenhilfe, dafür gibt es jetzt Schuldzuweisung und Greuelmärchen. Kinder werden schon beim Frühstück wegen ihrer NATO-Liebe von russischen Folterern vergewaltigt. Und das ist eigentlich schon eine Verharmlosung.

Tiefer schießen

Der beeindruckend korrupte und gnadenlose Kanonenfutterproduzent von Kiew hatte hingegen Glück: Die Unterhaltungsbranche hat ihn vom Komiker zum Superhelden befördert. Was immer er sagt, fordert, verlangt, erklärt, wird automatisch wahr, heilig, heilige Wahrheit. Alles andere ist Putin, und der ist alles andere. Wer da noch Frieden fordert, ist auch putin. Wahr, falsch, putin, nichtputin. Pipikacka Brääbrää.

Gehen wir einen Schritt zurück in die Zeit der Wodargs und Schiffmanns. Die haben genau so funktioniert. Für Maßnahmen ist pfui, gegen Maßnahmen ist hui. Wer das anders sieht, ist system. Nicht völlig zu Unrecht war die Diagnose, dass hier eine ideologisch aufgeladene Minderheit der Mehrheit ihren Stuss an die Backe getrollt hat, per 'Social Media'. Das kann man deutlich zurückweisen und ansonsten aber damit leben.

Guten Appetit

Heute kübelt wieder eine ideologisch aufgeladene Minderheit ihren Fanatismus über der Mehrheit aus, nur ist es die Mittelschichtsmischpoke, die Irgendwasmitmedien oder in der politischen neoliberal-atlantischen Einheitsfront macht. Damit kann man nicht mehr leben wollen, weil es unter anderem nicht mehr nur Tausende in den Tod treibt, sondern die ganze Spezies bedroht.

Dass diese Charge es geschafft hat, nach ihrer Umwelt vernichtenden Kapitalanbetung mit dem drohenden Atomkrieg auch noch die Abkürzung auf den Weg zu bringen – Respekt! Nein, da gibt es keinen Grund mehr, friedlich zu bleiben. Da ist mal Feierabend mit dem Gewaltmonopol. Das nämlich war auch nur so eine Geschmacksrichtung.

 
ds

Eigentlich gehört es nicht wirklich hierher, aber es gibt doch einen klaren Bezug zum Blog: Ende 2020 kommentierte hier jemand, die meine Texte korrigierte. Profunde Kenner werden erkannt haben, dass das schließende Komma vor dem "und" zuvor eine Schwäche war und seitdem bis vor Kurzem stand wie eine Eins.

Sie hat jeden meiner Artikel korrigiert, mir hier und da ein Kompliment gemacht und so kamen wir etwas schlingernd zu einem Mailkontakt, der zu einem Treffen führte. Wir haben uns dabei nicht kennengelernt. Wir sind kollidiert.

Ich war völlig fassungslos, dass es einen solchen Menschen auf diesem Planeten gibt, zudem eine Frau, die mir auch noch zugeneigt war. Umgekehrt war es ähnlich – zwar nicht so schön und Frau, aber das Andere. Wir nannten es Liebe, eine große.

Ehe wir völlig die Fassung verlieren konnten über unser Glück, kam nach zehn Wochen die Diagnose. Krebs, metastasiert, das ganze Programm. Chemo, Bestrahlung, es sah mal ganz gut aus zwischendurch, dann ist der Scheiß explodiert.

Wir haben so gut es ging gelebt und geliebt, und es ging gut, bis es allmählich eben nicht mehr ging. Und weil wir füreinander waren und sowieso schon in einem sehr merkwürdigen Gespräch in einer der ersten Wochen zu dem Schluss gekommen waren, dass Heiraten eigentlich ziemlich bescheuert ist, außer, wenn wir jetzt zum Beispiel, haben wir das im Februar 2022 auch gemacht.

Sie war die klügste, vernünftigste, liebenswürdigste, großartigste Erscheinung in meinem kleinen Leben. Meine liebe Frau Ani ist gestern Mittag gestorben.

 
ds

Wenn du diesen Spruch aufsagst, sind dir die Sympathien vieler sicher, vermutlich der Meisten. Ja, ne? Wie sie uns in der Schule gequält haben damit, und nur die Streber und Nerds konnten das. Mathe ist nichts für normale Leute. Und überhaupt: Es gibt ja Taschenrechner und Computer.

In einer Welt, in der du stolz sein darfst und das auch zeigst, weil du ganz moralfest und nach Bauchgefühl dein Amt ausfüllen darfst, da darfst du auch das dröhnende Echo aus dem Grand Canyon deiner Bildungsschluchten ertönen lassen. Da muss sich dann schon mal einer "um 360 Grad" drehen für deine Zeitenwende. Außenminister, ich bin Außenminister! Scheiß auf Bildung und Intelligenz!

Diagnose: Dummheit

Dabei ist dieser Satz eine furchtbare Diagnose. Erschreckend, wie viele derer, die ein sogenanntes "Abitur" spazieren tragen, nicht einmal den Dreisatz beherrschen. Noch müssen sie derweil sogar Ableitung und Integral ehrfürchtig kennenlernen und ein bisschen nach Anleitung dazu rechnen, ohne die geringste Ahnung, wozu das gut sein soll.

Am Ende, so steht es in der Bibel, war der Fachkräftemangel. Das, was sie Arbeitsmarkt nennen, ist nämlich gar keiner. Sie sparen nur erst an der Bildung, dann an der Bezahlung und wundern sich schließlich, dass die durchs Abi getragene Mittelschichtsmischpoke lieber in obszön vergüteten Bullshitjobs posiert, anstatt etwas Nützliches zu tun. Ihr sucht Ingenieure? Bezahlt sie gefälligst wie die Raritäten, die sie sind.

Von Schwestern und Erzieherinnen wollen wir da mal gar nicht reden. Übrigens ist mir unter den Ärzten, mit denen ich jüngst zu tun hatte, und die es hätten können müssen, auch kein einziger begegnet, der mal eben den Dreisatz am Diffusor souverän hätte anwenden können. Es ging noch, aber es holperte gewaltig. Das sind derweil die Besten der Besten.

Ursachen und Folgen

Der Satz da oben sollte nicht dazu taugen, Sympathien einzuheimsen, sondern Grund zu Scham und Zorn sein. Weil wir es nicht gebacken kriegen, unsere Schüler in der wichtigsten wissenschaftlichen und technischen Fähigkeit erfolgreich zu unterrichten. "Saustall Deutschland: Wir können kein Mathe!" So sollte der Boulevard einmal titeln.

Nein, aber hier sind wir stolz. Auf Unfähigkeit, Selbstbezogenheit, Geiz, Nation und Skrupellosigkeit. Auf deutsche Panzer in Russland. Sowas kommt nämlich von sowas. Wenn man Kretins das Management überlässt, zum Beispiel.

 
ds

Wenn du dir ein Match zwischen Robert Milkins und Tiang Penfei anguckst, weißt du, dass bei dir etwas nicht in Ordnung ist. Gut, dass du schon vorher wusstest, dass bei dir etwas nicht in Ordnung ist. Was mag die Steigerung dessen sein? Mark Selby gegen Peter Ebdon? Oder das aufzuschreiben, wohl wissend, dass niemand weiß, wovon du redest?

Man kann auch ein DAZN/Sky/Dingsbums-Abo kaufen und nur noch dumm vor der Glotze Futzball gucken. Am besten wird man dann noch Fan des FC Bayern München. Das müsste – Gelingen vorausgesetzt – wahres Glück sein, zu steigern nur noch durch den Eintritt in die FDP.

Das dürfte auch der Zustand sein, in dem man George Soros – nein, nicht für einen von Bill Gates in einem früheren Leben programmierten Alienroboter hält – sondern ihn als "linken" "Philanthropen" bezeichnet. Was könnte auch linker und philanthropischer sein als ein Oligarch, der auf dem ganzen Planeten Wahlen manipuliert und Kriege anzettelt? So nämlich geht Kommunismus – jedenfalls in der Wahnwelt rechter Sprallos.

Die Mitte hat immer Recht

Hingegen giltst du wahlweise als Abschaum der Menschheit oder als Scherzkeks, wenn du auf die ernsthafte Ansage, jemand werde ein Kerzlein für dich anzünden, nicht minder ernsthaft darum bittest, er möge doch lieber eine Kirche anzünden, weil dich das wirklich erheitern würde.

Das Problem liegt meines Erachtens darin, dass praktisch niemand mehr versucht, einen Gedanken wirklich zu Ende zu denken. Dann wäre er nämlich Philosoph und wüsste zum Beispiel, dass konsequenter Egoismus wirklich ins Soziale drehen müsste und und konsequenter Nationalismus aus demselben Grunde gar keiner mehr sein könnte.

So, damit sind wir also endgültig auch noch Querfront. Die neo-liberal-bürgerlich-moralische Mittelschicht, zumal als professionell um das Aneinanderreihern von Wörtern (Journalismus) bemühte, hat also doch Recht. Da kann man nix machen.

 
ds

Unworte zur Zeit: Zum Beispiel deren "Wende" als drölfter Aufguss reaktionär-moralischer Konzepte. Schon Kohl wendete wie gestört: "geistig-moralisch" gleich zu Beginn und künftig immer wieder, und alle immer von "Aufschwung" zu Aufschwung. Als nächstes wurde die DDR gewendet, heute gleich die Zeit als solche.

Großes Tamtam, dröhnender Hall aus finsterer Leere. Gewendet hat sich vor allem eines: der Anspruch eines "Journalismus", mit Fakten, Recherchen, Überprüfung von Behauptungen oder Pluralität zu tun zu haben. Das Gegenteil ist Standard: Die einen werden ungefiltert täglich mehrfach zitiert (Selenski fordert, will, erklärt, verkündet), die anderen höchstens verzerrt, wenn überhaupt, weil sie bereits in Überschriften als Feinde markiert werden.

Nach Einschätzung vieler Beobachter

So weit sind wir dann längst auch, dass es reicht, diese zu lesen. Schamlos setzen sie groß- und fettgedruckt Worter wie "wohl", "offenbar", "vermutlich". Es war einmal ausdrücklich die Regel, dergleichen nicht zu veröffentlichen, vor allem nicht, wo sie Stimmungen und Meinungen verstärken, zumal, wenn zehntausende Menschen dadurch sterben.

So wird jede Ente als Meldung verklappt, so sie denn ins Wünschdirwas des Wertewestens passt. "Overextending and Unbalancing Russia" (Russland überstrapazieren und aus dem Gleichgewicht bringen) war der Plan, 2019 von der RAND-Corporation entworfen und seitdem beinahe 1:1 durchgeführt. Alles, was nach dessen Erfolg aussieht, wird gemeldet. Zuletzt mithin nur noch Lügen und Gerüchte: Durchbruch an der Front, Munitionsmangel beim Feind, der Endsieg rückt täglich näher. Russland ist wirtschaftlich am Ende.

Am Ende der Träume

In der parallelen wirklichen Welt war das Ergebnis Overextending and Unbalancing the West, destroying Europe. Russland hat sich ökonomisch angepasst und ist ungebrochen. Die ukrainische Front bricht zusammen. Es werden Fake-Brigaden ohne Munition an die Front geschickt. Europas Energiepreise explodieren. Das deutsche Exportmodell ist zerstört wie die Pipelines nach dem Terroranschlag.

Da wird übrigens nichts gerüchtelt, und wenn es jemand wagt, zu spekulieren, fallen sie alle plötzlich mit "journalistischen Standards" über ihn her. Wir lernen also: Journalistische Standards dienen dazu, feindliche Meinungen zu neutralisieren. Journalismus, das ist das Hüten und Bewahren der richtigen.

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