kunstlyriklamauk


 
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In unserer beliebten Serie "Märchen, die man auch anders vorlesen kann" möchte ich heute einmal ein Buch besprechen, das die Älteren unter euch noch kennen. Der Titel sagt mir überhaupt nichts, aber da kann man mal sehen, dass nicht alle Bestseller "Spiegel"-kompatibel oder sonstwie reißerisch sein müssen.

"Bibel" also, ein ähnlich komischer Titel wie "Du den", unter dem man sich zwar etwas vorstellen kann, aber sicher nicht das, was dann geliefert wird. Okay "Bi Belle" verspricht auch etwas, dem kommt unser Werk aber immerhin genremäßig nahe. Um nackte Weiber und Kerle, Lug, Betrug, Schande und Strafe geht es da von Anfang an; reichlich Sex and Crime, was stark anhebt ("Sodom und Gomorrha") im Verlauf aber stark nachlässt. Ja, bis auf die Offenbarung des Johannes selbstverständlich. Ganz am Ende geht es dann doch noch einmal steil.

Sex, Drugs and Crime

Ich bin als Atheist selbstverständlich relativ bibelfest, habe auch "Mein Kampf" und die "Texte der RAF" gelesen. Es ist sehr traurig, dass im Christlichen Abendland® des Hetzers Luther kein Mensch dessen Bibel liest. Nicht einmal die verdammte Bergpredigt, die ich sogar mit meiner satanistischen Tochter gelesen habe. Dabei ist das echt ein Trip; der Autor hat gekifft, was die Birne abkann – eher sogar das entscheidende Quentchen drüber. Aber das ist absolut nix gegen dem Hans seine Apokalypse. Was der Typ sich an Pilzen eingeworfen hat, ist noch als Suizidversuch zu brutal. Lesen!

Schon wieder abgeschwiffen. Eigentlich wollte ich ja auf etwas ganz anderes hinaus: Judas, der alte – nein, eben weder "Verräter" noch Sozialdemokrat, sondern nach unserer Zeitrechnung der erste Träger des "Balls of Steel-Award". Während Jesse verständlicherweise noch rumpusste, vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen wäre, hat der Mann mit den Stahleiern Nägel mit Köpfen gemacht. Kein Tod, kein Märtyrer. Kein Märtyrer, keine Religion. Judas wusste, was er tat und hat nicht gezögert, den Grundstein unserer Kultur zu legen.

Coole Typen aus der Vintagezeit

Dass er sich dabei ganz en passant auch selbst geopfert hat, und zwar gleich mehrfach, darf der verblödete Christenmensch nicht zur Kenntnis nehmen. Im Gegenteil hat das Präsidium, damit bloß niemand diesen Märtyrer als solchen ehrt, das freiwillige Ausscheiden aus der großen Tretmühle gleich komplett zur Todsünde® erklärt. Niederträchtig.

Damit ist Ju der zweite wirklich coole Typ, dem sie erst die Karriere und dann für alle Ewigkeit den Ruf versaut haben. Vorher war da ja schon dieser fünfte Erzengel, der keinen Bock hatte, sich von einem launigen Weltherrscher kritiklos herumschubsen zu lassen. Von vornherein war der in diesem Film schon gebrandmarkt, war er doch der Einzige, dessen Namen nicht auf "-el" endete. Billig. Erstaunlich, wie sich solche Narrative halten, obwohl jeder Verstand und der elaborierte Geschmack dagegen eigentlich auf die Barrikaden gehen müssten.

2018

 

Das Sueddeutsche-Magazin hat jüngst knallhart nachgehakt und die Fragen gestellt, die jetzt jeden bewegen. Unser Redaktionspazifist lässt sich da nicht lumpen und zieht nach. Hier sind die zehn wichtigsten samt Antworthilfen:
 

Wie wichtig ist Ihnen eine effiziente Landesverteidigung?

[ ] Drei wichtig.

[ ] Angriff ist die einzig wahre.

[ ] Ich habe kein Land.

[ ] Deine Mutter!
 

Nennen Sie drei Nachbarn, die Sie nicht gern töten würden.

Falls Sie das nicht können, woran liegt das?

[ ] Alles Putinisten.

[ ] Gott ist der Deckel vom Streuer mit den Arschlöchern abgefallen.

[ ] Ich sehe sie gern leiden.

[ ] Der Job ist bereits erledigt.
 

Vor wem haben Sie mehr Respekt, vor Politikern oder Journalisten?

[ ] Beide sind unverzichtbar und höchst ehrenhafte Leute.

[ ] Ich liebe den Großen Bruder.

[ ] Ich hätte sie sehr gern als Nachbarn.

[ ] Ich bin Extremist und voller Hass.
 

Was würden Sie machen, wenn Putin kommt und der Bunker ist schon zu?

[ ] Meinen Mann/meine Frau stehen, auf den Schultern meines Großvaters.

[ ] Flick Flak.

[ ] Ich breche die Tür auf und tue, was zu tun ist mit den Nachbarn.

[ ] Ich laufe über.
 

Juckt Ihnen öfter der Penis/die Vagina?
Falls ja, wen machen Sie dafür verantwortlich?

[ ] Putin.

[ ] Den Zivi.

[ ] Den Hausmeister/die Putze.

[ ] Meine tiefe Schuld.
 

Würden Sie Ihre Kinder in den Krieg schicken?

[ ] Sicher, seit die Blagen hier rumturnen, habe ich keinen Sex mehr.

[ ] Die armen Kleinen, wie grausam!

[ ] Ich würde die von der Borbeck an der Schule abholen.

[ ] Sicher. Irgendwie muss der Ruski sich ja totlachen.
 

Sollen auch Frauen Wehrdienst ableisten?

[ ] Nein, das macht die Kerle nur riemig und noch weniger tauglich.

[ ] Ja, denn das ist wahre Gerechtigkeit vor Gott und den Menschen.

[ ] Sicher. Das macht die Ruskis riemig und weniger tauglich.

[ ] Ich bin schwul und das ist auch gut so.
 

Unsere Freiheit und Demokratie werden in der Ukraine
gegen die Diktatur verteidigt.

[ ] Klar, Chef.

[ ] Darauf einen Dujardin!

[ ] Ich bin Jana aus Kassel.

[ ] Als Russe kann ich dem nur zustimmen.
 

Was sollte man mit Lumpenpazifisten machen?

[ ] Umerziehen.

[ ] Den Boden wischen.

[ ] An die Wand, das Pack.

[ ] Ich habe gehört, die sind bewaffnet.

 
Wie zufrieden sind Sie mit dieser Umfrage?

[ ] Sehr. Ich bin überaus glücklich. Endlich fragt’s mal jemand.

[ ] Drei zufrieden.

[ ] Ich will sofort meine verschwendete Lebenszeit zurück.

[ ] War ich echt so bescheuert, das bis hier unten zu lesen? m(

 
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Diese Zeiten sind würdelos. Dass Menschen ausgebeutet und ausgestellt werden, dass sie sich selbst öffentlichst zum Aschenbecher machen, teils für eine Handvoll Hartgeld, teils für eine Minute unrühmlicher Bekanntheit, ist ein Teil; der andere, der eher jüngere, besteht in ähnlichen Bewerbungen um Fremdscham vonseiten des Business.

Regelmäßig werde ich inzwischen nicht mehr nur bedroht, worin ja immerhin der Versuch besteht, sich nicht schon am Eingang als Stricher zu erkennen zu geben, nein, ich werde regelrecht angebettelt, doch bittebitte meinen Adblocker auszuschalten, wer denkt denn an die armen hungernden Kinder?! Erbärmlich. Früher hätten wir sowas.

The End Is Nye

Kein Stück besser sind die ganzen Ranwanzungen, zumeist B2B (für die Älteren: das ist das Schnöselkürzel für "Kommunikation zwischen Firmen"), mit denen jeder belästigt wird, der – vor allem im IT-Bereich – Angebote sucht. Dieses geduzte Geschwafel von Mussjetztjederhaben, alle fünf Minuten eine "Revolution" in übelstem Denglisch, Wortkonstruktionen aus der Hölle, Buzzwordterror und Yuppieschleim. Macht mich aggressiv.

Du willst dein Business top of the line managen? Dann bist du hier richtig. Wir bieten innovativste Norefusal Offerings in Biz, Com und Fusion als Balanced Workflow Wellness. Advance Serving Technologies in Cloud, Chain und Quantum Outbound Computation. Dein Vorsprung ist unsere Mission. Gib einfach deine Contact Data in unser Booking Tool ein, wir geben dir in Time den Rest. Fresh, crisp und froody.
Say yeah!

Aber das kommt dabei raus, wenn in zweiter Generation Rotzblagen dazu verzogen werden, zu tun, was alle tun, um sich dafür als total einzigartig feiern zu lassen. Dann kacken sie bis zum unseligen Ableben öffentlich ins Töpfchen, zeigen das vor und lassen sich von ihren Claqeuren dafür anhimmeln. Im Endstadium, kurz bevor sie ihre Außenhülle absprengen, blasen sie sich noch einmal mächtig auf und ruinieren erst Russland und dann China. Doppelwumms.

Update: Passt.

 
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Interessante Zeiten, in denen nicht nur wieder Weltenbrand gespielt wird, sondern auch die Utopie für die andere Seite fehlt. Die autoritäre Macht ist als das Gute® gelabelt, das meinen sie völlig ernst, und sie hat die stabile Mehrheit der allein die Herrschaft sichernden Mittelschicht hinter sich. Die Kapos sind hundertprozentig unter Kontrolle.

Früher war mehr Science Fiction. Die entwarf nie kapitalistische Systeme, es sei denn als teils satirischen Entwurf wie bei den Ferengi in Star Trek, die den "Erwerb" und die Ausbeutung explizit zu religiösen Werten erheben. Kapitalisten waren Witzfiguren. In der Gegenwart werden sie real hofiert. Für Experten wie Boris Johnson sind sie gar sprichwörtlich Ritter, Helden und eine schüztenswerte Minderheit.

Schwarzweißschwarz

Ein großer Satiriker schrieb einmal über die Menschen: "Ich glaube, du verstehst sie nicht. Sie brauchen Befehle, Verbote, Führer, was zum Anbeten, möglichst komplizierten Sex und fast genug zu futtern. Das hält sie stabil." Vielleicht ist er aber auch nur ein grober Zyniker, der in seinem Keller Karnickel totstreichelt.

Die Welt steht nicht Kopf, sie rotiert, aber in der falschen Geschwindigkeit, der falschen Richtung und um mehrere falsche Achsen. Nur so kann es passieren, dass der eine ein Machthaber ist, der andere ein Premierminister und der Dritte ein Diktator. Die Kriterien dafür werden jeden Mittwoch von einer KI ausgewürfelt.

Mystische Kraft

Demnach ist etwa Trump ein Diktator, was wiederum bedeutet, dass seine Gegner die Guten sind, es sei denn, sie seien selbst böse (Putin nervt Trump), dann muss die KI nochmal neu ran. Sollte sich eines Tages allerdings herausstellen, dass gar nicht der alte weiße Mann mit oder ohne Bart die Welt regiert, sondern etwas Seltsames, das gar keine Persönlichkeitsmerkmale trägt, wird die KI sicher furchtbar ins Schwitzen geraten.

Bis dahin aber wird sie – das haben die Besten der Besten unserer Experten herausgefunden – die Welt erst einmal retten. Eine Ente quakt mir zu, es sei eher Science als Fiction, dass die alte Mär von der Produktion solventer Kunden endlich wahr werden wird: selbstkaufende Roboter erzeugen das Perpetuum Mobile der Ökonomie. Wir alle werden Zillionäre und das Geld brät uns die Tauben. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.

 
dt

So , Sie sind also aus Grönland und möchten sich hier niederlassen. Sie sind Inuit, indigen, seit Generationen, steht in diesem Dossier. Stimmt das auch?

Ich bin Grönländer, insofern auch Däne, gehöre zu den Kalaallit, die wiederum eine Gruppe der Inuit sind. Ist das wichtig? Als Grönländer bin ich zwar nicht unmittelbar EU-Bürger, aber als Däne schon. Das sollte doch kein Problem sein. Ich habe mich daher bei meiner Botschaft und Ihrer Regierung beschwert und finde es ungeheuerlich, dass ich hier – in was? einem Abschiebeknast? – festgehalten werde.

Nun machen Sie mal keinen Ärger, das geht hier alles nach Recht und Gesetz. Ich habe hier einen kleinen Test für Sie vorbereitet. Sie sehen hier diese vier Blätter? Das sind unterschiedliche Sorten Papier. Die vier anderen hier sind von denselben Sorten. Ich möchte Sie bitten, die jeweils gleichen Sorten einander zuzuordnen.

Was?

Soll ich noch einmal …

Nein, ich habe Sie verstanden. Ich soll also weiße DIN A4-Blätter von weißen DIN A4-Blättern unterscheiden? Was soll das denn?

Das dürfte Ihnen doch wohl keine Schwierigkeiten bereiten. Wenn Sie sind, wer zu sein Sie behaupten, können sie einige hundert Sorten Weiß unterscheiden.

Bitte was?

Ach kommen Sie, wenn Sie das einfach erledigen würden, bitte, dann müssen Sie nur noch das hier unterschreiben, dann können Sie gehen.

Und was ist das?

Das ist die Bestätigung, dass Herr Owetschkin ein russischer Agent ist.

Ich soll was? Ich kenne den Mann doch gar nicht.

Na kommen Sie, Sie haben die letzten zwei Wochen täglich mit ihm Kontakt gehabt.

Ja, weil er im gleichen Knast sitzt.

Das spielt doch keine Rolle. Wollen Sie das jetzt lieber bestätigen oder den Kerl
decken?

Weder noch. Ich weiß doch nichts über ihn.

Stecken zwei Wochen lang die Köpfe mit ihm zusammen und wollen nichts über ihn wissen. Welcher Richter soll ihnen das denn glauben? Und glauben Sie, wenn wir die acht anderen befragen, bestätigt uns auch keiner von denen, was wir wissen wollen? Das sieht dann noch schlechter für Sie aus.

Na geben Sie schon her. Sie wissen hoffentlich, dass das Erpressung ist.

Liegt im Auge des Betrachters. Dann noch das da.

Was?

Na die Blätter. Machen Sie schon. Oben und unten jeweils dieselben Sorten untereinander.

Sie müssen nur die beiden mittleren austauschen, das passt es.

In welcher Reihe? Oben oder unten?

Das ist doch … oh Mann, oben. Die oberen müssen Sie vertauschen. Sieht man doch. Ganz klar.

Na also, geht doch. Willkommen in Deutschland!

 
dt

Die kreuzkatholisch-evangeliumsmodernen Christparteien Schwarz, Grün und Machmitbeimkredit haben die ökumenische Übereinkunft getroffen, Arbeitsunwilligen nur noch eine halbe Hostie zu verabreichen. Auch werden ihnen nur noch zwei Drittel ihrer Sünden vergeben, es sei denn, sie fochten für Tucht und Vaterland.

Der gesamtchristliche Bibelkreis Römische Deutung (BRD) hat die Geistlichen aller Konfessionen angewiesen, die "Brotvermehrung" bei künftigen Predigten in einer neuen Fassung zu verbreiten. Demnach wurden Brote und Fische nicht in größerer Menge verabreicht, sondern vielmehr den Hungernden durch den Erlöser eine Anleitung zur Selbsthilfe gegeben. Der Messias habe durchaus Kenntnis von dem negativen Effekt unnötiger Hilfe gehabt.

Jesu Strategie

"Die andere Wange", so hat der Expertenrat aus Mission, Kommission und Komiss erforscht, ist keineswegs die eigene und schon überhaupt nicht die des Herrn und seiner Getreuen. Vielmehr handelt es sich bei dieser um die des jeweiligen Wiedergängers in Adolfi. Diese zur Verfügung zu stellen, um sie zu "schlagen", beinhaltet alle Waffengattungen und, wie der Name schon sagt, den Siegfrieden.

Der Begriff "Nächstenliebe", bekannt durch den von Sozialisten missbrauchten Slogan "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", beziehe sich ausschließlich auf den jeweils nächsten Berechtigten. Auch "Liebe" sei eine endliche Ressource und dürfe nicht zu Missbrauch verleiten.

Das Opfer des Gottessohnes sei darüber hinaus nicht als Freibrief für Getaufte zu verstehen. Es sei als unzweifelhafte Aufforderung zur Opferbereitschaft der arbeitenden Bevölkerung und ihrer nicht arbeitenden Nachkommenschaft zu verstehen. Das hölzerne Kreuz des Adoptivsohns eines Zimmermanns stehe symbolisch für die Konsequenz fortgesetzter Arbeitsverweigerung und selbstverschuldeter Armut.

Die Rolle der Pharisäer und Hohepriester wurde ebenfalls einer grundlegenden Neuinterpretation unterzogen. Demnach hat der Messias zwar von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung und Kritik Gebrauch gemacht, stellte aber die Autoritäten nie grundsätzlich in Frage.

Der Ordnung fügen

Die Pflicht zur Kooperation mit der römischen Ordnungsmacht und ihren lokalen Vertretern sei auch durch Jesus von Nazareth nie angezweifelt worden. Im Gegenteil habe die von ihm widerstandslos akzeptierte Sanktion (Kreuzigung) Vorbildcharakter. Allein dadurch habe er seine Wiedereingliederung in die Gesellschaft (Auferstehung) legitimiert.

Weitere Anpassungen der Basistexte abendländischer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung sind in Arbeit. In Kürze erscheint der reformierte Kommentar zur Eigentumsfrage und zur Wehrpflicht. Wie vorab gemeldet wird, ist die "Vertreibung aus dem Tempel" als Kritik an der behördlichen Einflussnahme auf den freien Handel zu verstehen.

Der Retter habe mit seiner Aktion ein Zeichen setzen wollen dahingehend, dass die Händler sich nicht im Schutze einer übergeordneten Macht (Staat) betätigen sollten. Ihr Platz sei außerhalb solcher Protektion verortet. Freier Handel habe dort nichts zu suchen, wo Zweifel an der Freiheit von Erwerb und Eigentum gesät werden. Des Erlösers Handlungsweise schließlich belege eindeutig die Pflicht zu wehrhaften Verhalten, auch und gerade präventiv.

2009/2025

 
dt

Lächle doch mal! Sei nicht so negativ! Trink' doch einen mit, stell' dich nicht so an! Sieh doch mal das Schöne im Leben! So schlimm wird es schon nicht sein. Lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben! Kopf hoch, sonst fällt das Krönchen …

Ja genau. Wieso zur Hölle bin ich da eigentlich noch nicht selbst drauf gekommen? Mannmannmann, da kullert doch mein Krönchen, weil ich Dummie wieder vergessen habe, das Köpfchen hoch zu nehmen! Das Geilste an vielen Mutmachern ist ja, dass sie nicht nur zu doof sind, sich Gründe auszumalen für die schlechte Stimmung, die ihnen aus einem Gesicht entgegenschlägt.

Nicht nur, dass sie einem nicht einmal die Depression gönnen, nein. Sie sind dann auch noch empört, wenn sie es mit der aggressiven Variante der Bewältigung zu tun bekommen. Dabei muss jeder, der mich länger als 5 Minuten kennt, ahnen, wie nah ich am Tourette gebaut bin. Das ist doch dann ganz einfach: Nicht reinsprechen, kein Echo.

Ruhedonnerwetternochmal

Früher wollte ich Busfahrer werden. Ich war auf der Stelle verliebt in den Job unter dem Schild über dem Paradies: "Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen!". Ich hätte den Fahrgästen jeden Tag aufs Neue deutlich gemacht, was "Gast" bedeutet und dass sie NICHT MIT DEM FAHRER zu SPRECHEN haben. Denn "Fahrt", das wär' wohl, wenn ich da wäre. Niemand hätte mich aufgemuntert. Niemand hätte gemuckt. Nicht auf meiner Route.

Sei doch mal positiv! Bin ich doch, oder zählt mein HIV-Test etwa gar nicht?! Wo ist dein Optimismus? Meiner? Das ist deiner. Ich habe irgendwann nach meiner Geburt einmal nachgedacht. Seitdem bin ich Realist, also Pessimist. Nachdem ich damit also schon kein Glück mehr hatte, kam noch Pech dazu. Tut mir also leid, wenn meine eingefrorene Visage dir Kummer bereitet. Soll ich mich töten für dich? Ich könnte das gleich hier tun. Ich meine, wenn das wirklich so schlimm für dich ist …

Seien wir doch mal ehrlich. Die besten Zeiten haben wir hinter uns, wenn wir merken, dass wir sie vielleicht mal hatten. Okay, jetzt kann man in alten Zeiten schwelgen und sich schon morgens besaufen, um nicht zu merken, dass es nie mehr so wird. Werden die Zeiten dann aus irgend einem Grund noch schlimmer, vielleicht die nächste Droge on top, das wird aber teuer, macht's nicht besser und ist wirtschaftlich für viele auch einfach nicht zu stemmen. Bleibt also was? Richtig: Depression. Wie gesagt, in unterschiedlichen Varianten.

So, jetzt sind da draußen aber permanent Haufen von Hohlfrüchten unterwegs, die einem das verleiden. Wisst ihr, wie ich das nenne? Diskriminierung, übelste Sorte. Vergräbst du dich zuhause, locken sie dich raus, gehst du raus, kommst du keine fünf Meter weit ohne auf ein Rudel Gurken zu stoßen, aus dem mindestens zwei Scheiben dir mit ihrer zur Schau gestellten Lebensfreude auf die Eier gehen. Diese Zuchtmeister der Schunkelstimmung, die all ihren hasserfüllten Optimismus darauf verwenden, harmlose Autisten in den Suizid zu umarmen.

Schluss mit der Unterdrückung

Diese Psychorassisten wollen dabei nicht nur die schlechte Laune, die Depression und den Zorn liquidieren. Der Völkermord an der einstmals hohen Kultur des Fluchens, Nörgelns und Keifens schreckt selbstverständlich nicht vor der totalen Vernichtung unserer Sprache zurück. Warum muss etwa ein Jurist sich hinter der Floskel: "Hochachtungsvoll" verstecken, wenn er "Leck' mich am Arsch" meint? Oder "Mit vorzüglicher Hochachtung" anstelle des ehrlichen "Du blöder Wichser!"? Warum heißt es "Guten Morgen", wenn einem bestenfalls egal ist, wie ein irrelevanter Mitinsasse dieses verschwendeten Planeten den Vormittag findet?

Damit wie gesagt nicht genug; wenn man nur gerade der Norm der fröhlichen Heuchelei entspricht, findet sich immer, überall und sofort ein Weltverblöder, der mehr Begeisterung verlangt (hier sollte es doch wenigstens auffallen, dass ein Mangel an Geist zwar notwendige Bedingung ist für diese Haltung, aber eben gerade nicht dadurch kompensiert werden kann). Ich hingegen verlange eine Aufnahme der Stimmungsaustisten, Depressiven und Entnervten ins Antidiskriminierungsgesetz. Fortan soll, wer anderer Menschen Stimmung aufzuhellen versucht oder sie gar selbst dazu auffordert, ihre Stimmung zu wechseln, sanktioniert werden wie jeder andere miese Stalker.

Außerdem erwarte ich eine Anpassung der Regeln des offiziellen Schriftverkehrs dahingehend, dass ein Idiot auch "Idiot", Scheiße "scheiße" und überhaupt jede der vorgeblichen Neutralität entzogene Empfindung der dunklen Seite beim Namen genannt wird. Wer dies als ungebührlich, zu 'negativ' oder pessimistisch empfindet, ist aufgefordert, dergleichen fortan uneingeschränkt lustig® zu finden. Lach' doch mal drüber! Hab' dich nicht so! Stell' dich nicht so an! Ey, du hast es doch gut!

März 2015

 
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Der letzte Opener war ja eine schöne Eröffnung, um das Desaster eines Auftritts im Weißen Haus zu würdigen, zumal in Verbindung mit den Reaktionen darauf. Was das Plappermädchen des Äußersten etwa darauf sagt, kann ja jeder nachschauen. Sie hat immer noch nicht gelernt, jemanden zu fragen, der des Englischen wirklich mächtig ist, und faselt weiter wie ein Plapperzombie, was man ihr vor ein paar Jahren aufgetragen hat.

Selbstverständlich ohne eine Millisekunde darüber nachzudenken, was die Zerstörung Selenskis für die künftigen Optionen bedeutet. Der Ofen ist aus, Selenski Vergangenheit und mit ihm das Projekt Ukraine. Andere Reaktionen gehen in die Richtung, die USA seien "nicht mehr zuverlässig", was beinahe korrekt wäre, nämlich ohne "mehr".

Rückwärts nimmer

Kurz zurück ins Studio: Was ist passiert? Trump, Vance und Selenski haben gezeigt, wo der Verzicht auf Diplomatie endet. Der im Grünen T-Shirt, der vom Stichwortgeber vorgeführt und vom Chefnarzissten abgekanzelt wird, erzählt die alten Märchen noch einmal und kriegt die Tür nicht zu, weil sie statt stehender Ovationen Watschen auslösen. Er versucht, sich in Details der Erzählung zu retten und klittert geübt die allerjüngste Geschichte.

Der Capo di tutti Capi will davon derart nichts wissen, dass er auch gleich deutlich macht, es nicht besser zu wissen, sondern tatsächlich gar nicht. Wann was war, weiß er nur so weit, dass unter seiner Wache immer alles perfekt war und eben alle anderen doof. Putin sei ein guter Mann und er selbst halt der Beste.

Kurz wird es persönlich und er macht gar einen starken Punkt: Die Anschuldigungen gegen Trump und Putin bezüglich der Beeinflussung von Wahlen haben sich in Nichts aufgelöst. Putin hatte Recht. Trump hatte Recht. Die Neocons haben sich bei so plumpen Lügen erwischen lassen, dass ihr Kasperletheater von Fake News und Faktencheckerei in Rauch aufgegangen ist.

The End

Und wieder zu den Europäern, loyal bis in den Tod, treu wie die Ehre und dumm wie Kruppstahl. Ein letzter Verweis auf Keir Starmer sei Beleg genug, der damit droht, seine tapferen Recken via Kiew gen Moskau marschieren zu lassen. Einmal mehr setzen die strammen Atlantiker darauf, man könne den Dämon im Kreml vernichten, indem man dafür sorgt, dass er sich totlacht.

Das Sein aber bestimmt langfristig das Bewusstsein. Wenn das aktuelle Personal sich hinreichend zur Bratwurst gemacht hat und sämtliche Schädel beim Einschlag in der Wand zertrümmert, wird irgendwer etwas anderes probieren müssen. Vielleicht finden sich dann ja ein paar Hundertjährige, die noch wissen, was Diplomatie ist. Bis dahin bleibt hoffentlich der Alkohol halbwegs erschwinglich.

 
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Die Zeiten ändern sich, sagt eine Binsenweisheit. Im Folgenden will ich das kurz dokumentieren anhand siehe oben. Die Dokumente und mehrere eidesstattliche Erklärungen lagen der Reaktion bei Sonnenaufgang vor.

In den 70er Jahren sah eine Klausuraufgabe in Mathematik ggf. so aus:

Sie rühren einen Hefeteig an. Dazu benötigen Sie 500 g Mehl, 2 g Hefe, 2 g Zucker und einen Viertel Liter Wasser.

Errechnen Sie das Gesamtgewicht und geben Sie die Anteile der Zutaten
in Prozent an.

(Die Lösung ergibt sich aus der Mathematik und dem Wissen, dass das Wasser
250 g wiegt.)
 

2020 haben sich die Prioritäten verschoben. Anstatt einer stumpfen Meritokratie Vorschub zu leisten, sind jetzt Werte wie Geschlechtersensibilität, nachhaltige und interkulturelle Entwicklung wichtiger. Daher sieht die Aufgabe an derselben Stelle so aus:

Sie rühren einen Bio-Hefeteig an. Dazu benötigen Sie 500 g Bio-Mehl, 2 g Bio-Hefe, 2 g braunen Bio-Zucker und 250 g Wasser.

Kreuzen Sie die richtige Lösung an:

[] Der Bio-Teig wiegt 754 g. Der Anteil des Bio-Zuckers beträgt ungefähr 0,27 Prozent. Damit ist der Teig biogesund.

[] Der Bio-Teig wiegt 850 g. Der Zuckeranteil ist mit 27 % zu hoch für Biogesundheit.

[] Man muss nicht ausrechnen, was der Teig wiegt oder wie hoch der Zuckeranteil ist. Da der Teig Zucker enthält, kann er nicht biogesund sein. Außerdem ist es umstritten, ob ein Hefeteig vegan ist.

(Volle Punktzahl für die letzte Antwort, einen Punkt für die erste.)
 

2030 werden die Prioritäten neu gesetzt. Unter Beibehaltung der zuletzt integrierten Werte hat die allgemeine Kriegstüchtigkeit absoluten Vorrang vor allen anderen Lehr- und Lernzielen. Wir fragen also ab:

Die Brigade von Praunheim umfasst 750 Soldat:*_Innen und liegt am Frontabschnitt King’s Mountain im Baltikum. Der Russe verfügt über 200 Mann und es wird angenommen, dass er ebenbürtig ausgerüstet ist. Empfehlen Sie einen Angriff?

[] Nein. Ein verantwortlicher Offizier wird keinen Angriff befehlen, bei dem das Verhältnis nicht 4:1 oder höher ist.

[] Ja. Das Verhältnis Offensive zu Stellung beträgt 5:1 und ist damit günstig.

[] Selbstverständlich. Der Russe ist schlecht ausgebildet, schlecht ausgerüstet und feige. Ein:*_e deutsche:*_r Landser:*_In lässt sich von ein paar Orks mehr nicht einschüchtern. Vorwärts, Kamerad:*_Innen!

(Volle Punktzahl für Antwort drei, je einen Punkt für eine der anderen.)

 
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Ich bin tolerant. Schon meine Urgroßeltern waren tolerant. Aber wir wissen trotzdem noch, wo wir hingehören. Eines muss doch wirklich klar sein, das kann ja jeder sehen: Wenn jeder dazugehört, gehört niemand mehr dazu, und wenn die dazugehören, gehört jeder dazu. Irgendwo muss es eine Grenze geben. Überall diese Messermorde und so etwas.

Ich habe neulich von einem Freund gehört, dass sie da bei ihm jetzt zu Hunderten herumlaufen. Er kommt auf der Straße gar nicht mehr durch. Und jetzt soll ein Bekannter von ihm auch noch ein Zimmer abgeben. Ich bin ja auch für Begrüßungskultur, aber das geht zu weit!

Dann hast du sie gleich in deiner Wohnung, und wenn die nächste Impfung kommt, wer weiß, was da drin ist. Dann hauen sie dich weg und du wirst ganz still entsorgt. Das wird man ja jetzt wohl auch einmal sagen dürfen. Wir sind übers Ziel hinausgeschossen.

Alles so furchtbar

Und dann nehmen wir auch noch die ganzen Opfer von diesem Unmenschen Putin auf. Warum macht er das nur? Tötet alle diese unschuldigen Menschen. Der Herr Minister sagt, wenn wir nicht ganz schnell etwas tun, sind wir die nächsten. Ich weiß noch, wie meine Großeltern von den Greueltaten der Russen erzählt haben. Und jetzt ist das schon wieder soweit.

Außerdem schreiben sie ganz aktuell, dass wir mehr Arbeitsplätze haben als je zuvor, und trotzdem werden die, die arbeiten, immer ärmer und die anderen immer reicher. Was soll denn noch alles passieren, bis die Leute endlich die Augen aufmachen? Solidarität muss sein, aber nicht zum Nulltarif! Ich kenne eine Menge von denen. Die haben gar keine Lust zu arbeiten. Und dann gehen sie zum Amt, kassieren Stütze und arbeiten nebenher schwarz. So sieht das nämlich aus. Ich sage nur meine Meinung. Nur meine Meinung!

Das Wichtigste ist aber, dass wir uns noch einig sind, wenn es um diese Nazis geht. Das geht ja gar nicht, was die wollen, das ist noch schlimmer als damals. Die SPD hat zu einer Demonstration aufgerufen. Da muss ja wohl jeder aufrechte Demokrat mitmarschieren. Flagge zeigen. Nie wieder Faschismus!

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