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Best of 2005-2013

 
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Das Absurde ruiniert das Und der Aufzählung

 

Der Kanzler eröffnet die Kabinettssitzung und kommt gleich zur Sache:

„Meine Damen und Herren, die oberste Heeresleitung hat mir just mitgeteilt, dass die russischen Truppen unsere alliierten demokratischen Ukrainer auf eine Weise der Verschnüstung hinterlassen haben. Das ist offenbar eine neue Dimension. Wenn Putin mit Verschnüstung vorgeht, müssen wir mit erbarmungsloser Härte zurückschlagen. Sofort. Unverzüglich.“

Protokollant Ernst Orff, Staatssekretär: „Mein Kanzler, war vielleicht gemeint …“

Kanzler: „Nicht unterbrechen; die Lage ist zu, Ernst.“

Anja T. Bock (Ministerin des Äußersten)
: „Sehr richtig, mein Kanzler, ich habe die Bestätigung der allerobersten Heeresleitung. Wenn wir die Verschnüstungen nicht aufhalten, schickt Putin immer mehr davon. Wir sind sicher, dass er es auf die Kinder abgesehen hat.“

Kanzler: „Danke, Frau ähm, aber lassen Sie mich weiter ausführen. Ähm, welche Kinder?“

Ministerin des Äußersten: „Na die am Frühstückstisch. Die sie so gern mögen, die …“

Kanzler: Aha. Danke, Frau … ähm. … Ja, also … Unerbittlich, wie gesagt. Ich erwarte, dass sie alle mit Hochdruck daran arbeiten.

Protokollant Ernst Orff, Staatssekretär
: „Mein Kanzler, es heißt ja im Sprichwort …“

Kanzler: „Jetzt kommen Sie mir doch nicht mit Sprichwörtern, Herrgottnochmal. Wir machen hier Politik. Weltpolitik! An die Arbeit! Orff? Protokoll bis heute Mittag. Abtreten!“

Bis hierhin vielen Dank

Was, das ist nicht lustig? Völlig albern und der Lage ganz und gar unangemessen? Aber was soll man noch sagen, wenn der Amtierende erklärt: "Die Trennung von Außen-, Sicherheits- und Innenpolitik ist überholt" und das gleich mit einer Feindschaftserklärung an die größte Atommacht der Welt verbindet? Das ist doch nur deprimierend.

Mal eben die Trennung von Ressorts, Kompetenzen und gegenseitiger Kontrolle aufgelöst. Innere Sicherheit – Polizei – ist Ländersache. Die Bundeswehr darf aus Gründen nicht im Inneren eingesetzt werden. Es gibt aus Gründen keine zentrale Hoheit über alles. Gewaltenteilung bedeutet gerade auch, diese Ressorts zu trennen.

Das ist jetzt also überholt. So wie man sicher auch nicht für jeden Mist einen Richtervorbehalt braucht oder auf ein Urteil warten muss, während der Feind überall seine sinistren Pläne verfolgt. Unnötiger Ballast. Gibt es noch einen Aspekt des Faschismus, der aktuell nicht wiederbelebt wird? Überrascht mich!

 
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Ich habe Reichweite. Ich bin einflussreich. Ich bin korrupt. Ich habe einen Präsidenten erledigt. Meine Leser sind meine willenlose Gefolgschaft, meine Kommentatoren gelten als solche, "die seinen Schleim auflecken". Führende Trolle haben mich gestalkt. Es gab Blogs, die sich nur mit mir befasst haben. Ich werde gehasst, gefürchtet, verflucht und verfolgt. Mit jedem Artikel, den ich veröffentliche, habe ich "ein Leser weniger!!!!11!", dennoch kommen ständig neue hinzu.

Trotz alledem gähnende Leere in der Mailbox. Kein Schwein ruft mich an. Keine Sau interessiert sich für mich. Ich meine: Wieviel Geld wirft zum Beispiel diese "SPD" aus dem Fenster, um aus einer kahlen Aktentasche einen Messias zu batiken? Für einen Bruchteil davon würde ich spontan zum Fallbeil- und Pistolius-Jünger. Für einen mittleren sechsstelligen Betrag würde ich eine Entseuchungsstation bestellen und Bärbel Bas lobpreisen, für die Hälfte eine Kampagne für Merz fahren und für eine Freifahrt auf dem Panzer durch Dnjepropetrowsk eine für die Grünen.

Feynsinn exklusiv

'Die Linke' bekäme schmutzige Arien für den Gegenwert eines Kleinwagens und die sehr gute(!) Partei sowie ihren Führür schriebe ich nach ganz ganz oben für ein paar Hundert schlappe Euronen. Was ist nur los in diesem Trümmerhaufen von Wrack eines zerfressenen Landes, in dem der Teufel immer auf denselben Haufen scheißt – und sich jeder unbedeutende Unterdämon für den verdammten Teufel selbst hält? Für ganzseitigen Trash in der FAZ sind die Mittel da, aber für eine klitzekleine Bestechung von Bloglegenden ist nix übrig?!

Fast zwanzig Jahre simuliere ich hier nun ehrlichen politischen Extremismus. Was glaubt ihr, wozu ich das mache? Was meint ihr, wovon ich Kippen und Pils® bezahle? Von Nutzerstatistiken und einer Fußnote in der Wikipedia? Von der Missachtung ehemaliger Weggefährten? Von Respekt? Resonanz? Resozialisierung? Rehrücken? Ist da draußen noch irgendwer, der sich nicht im Rektum des Establishments tummelt und bereit ist, einen wirklich unabhängigen Publizisten zu kaufen?

Versteht mich nicht falsch; ich bin bei Weitem nicht so korrupt wie die meisten anderen Schmierfinken. Ich habe meinen Preis. Mir könnt ihr nicht einfach ein Memo schicken, auf dass ich loswackle wie ein Aufziehmänneken. Ich bin exklusiv. Das kostet, aber es lohnt sich. Damit versaut man sich nicht den Ruf und gilt als gewöhnlicher Hanswurst. Transparenz Ehrensache. Wer mich mietet, darf sich damit brüsten. Also: Ihr wisst, wie ihr mich erreicht. Bis dahin schiebe ich hier Wahlboykott. Mehr gibt’s nicht für lau.

Urfassung: 09/2017

 
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Das Gehirn spart Strom. Daher sucht es nach Ordnung, Wiederholungen, Mustern, an denen es sich orientieren kann. In den flirrenden Narrativen und Fastfood-Infos, die den Menschen sowohl von Medien als auch vermeintlichen Informationsquellen im Netz geboten werden, findet sich diese Ordnung nicht.

Die Erzählungen der herrschenden Propaganda, die inzwischen die Qualität von Märchen angenommen haben, sind inkonsistent, unplausibel und lassen schon beim leichtesten Zweifel die Willkür erkennen, die dahintersteckt. Zweierlei Maß reichen längst nicht mehr, quasireligiöse Moral ist an die Stelle von Analyse gerückt und was gestern unzweifelhaft war, ist heute falsch, weil es nicht mehr der Zielsetzung dient.

Versteht kein Mensch mehr

Die Gehirne der Menschen müssen sich den zwangsläufig verweigern; sie können das so nicht speichern, verarbeiten oder in eine Ordnung bringen, der sie noch folgen könnten. Dies ist ein deutliches Zeichen des Verfalls, mehr noch: ein Indikator dafür, wie weit der Verfall schon vorangeschritten ist. Die bestehende Ordnung hat als solche aufgehört zu existieren. Ihre rhetorischen Rückzugsgefechte erzeugen Widersprüche im Sekundentakt.

Die Besetzung der Posten sogenannter Entscheider sorgt für eine stete Fortsetzung der Farce, die Struktur, in der jene besetzt werden, lässt sinnstiftende Alternativen nicht zu. Der Zerfall der kapitalistischen Ökonomie hat den westlichen Ökonomien, die sich nicht anders denken können denn als Hegemonie, diese Absurditäten aufgezwungen. Abweichungen oder Korrekturen ausgeschlossen. Rien ne va plus.

Die Gewalt, die dabei freigesetzt wird, überrollt profundes Wissen und Geschichte sprichwörtlich mit Panzern. Es gibt aber nur eine Realität, die auf nur einer Geschichte beruht in einer Welt, die unveränderlichen Gesetzen gehorcht. Das Geschwafel der Herrschaft und ihrer willfährigen Büttel bricht sich nicht erst im endgültigen Zusammenbruch.

Alternative Wahrheiten

Es scheitert schon vorher daran, dass es in Missachtung der Errungenschaften wissenschaftlicher Aufklärung das Bedürfnis nach Wahrheit, nach einer nachvollziehbaren Ordnung im Denken, mit Füßen tritt. Das gilt allerdings auch für 'alternative' Narrative, die sich kurzfristig bilden, aus einer Art Trotz und dem Bedürfnis, sich an irgend etwas anderes zu binden. Auch diese müssen scheitern, wenn sie sich dem methodischen Zweifel verweigern.

In einer Phase des Umbruchs grassieren solche Versuche, tanzt das Irrationale auf den Ruinen der untergehenden Ordnung. Diese zerbricht längst an der Anmaßung, sich als freiheitlich und demokratisch zu gerieren. Sie wird eher über kurz als über lang diesen Anspruch aufgeben, ehe sie in die letzte Phase geht – die der offenen autoritären Gewalt.

Was danach kommt, bietet zumindest wieder die Möglichkeit, die oben genannten Kriterien zu erfüllen. Wenn die aktuelle Dekadenz in die Logik der Geschichte eingeordnet sein wird, kann etwas Neues entstehen. Wahrheit lässt sich lange unterdrücken. Vernichten lässt sie sich nicht.

 
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Die mediale Gehirnwäsche, die u.a. durch die CIA via Hollywood finanziert wird, macht auch vor der Kultserie nicht halt, die eigentlich für eine hoffnungsfrohe Zukunft stand. Während allenthalben Zombieapokalypse das Thema ist, hat sich das im Ansatz bei Star Trek zwar noch erhalten, aber auch und gerade dort tobt sich die Propaganda in der ganzen Breite ihrer Lächerlichkeit aus.

Auf der einen Seite haben wir die Helden, Kämpfer für Freiheit und Individualität aka das Gute®. Sie sind im 26. Jahrhundert strikt militärisch in Hierarchien und Befehlsketten organisiert und tragen Uniformen. Damit das nicht zu grau und fad daherkommt, brechen die größten Helden stets die Regeln, um damit Schiff, Crew und Welt zu retten. Dies gelingt immer und klebt nicht an ihren Karrieren. Die Konsequenzen für das Ausscheren aus der Ordnung tragen sie schlimmstenfalls symbolisch.

Individualismus auf Befehl

Zudem sind nicht etwa Spezialisten oder je nach Lage mehr oder weniger verzichtbare Dienstränge mit den Missionen beschäftigt, sondern immer die bekanntesten und höchstrangigen Mitglieder. Wozu der an Zahl beachtliche Rest der Crew dabei ist, wird nicht näher berichtet, ab und an darf aber einer von ihnen auf eine Mission mitkommen und dabei sterben.

Auf der anderen Seite ist einer der Endgegner "Borg" – eine Spezies, in der alle miteinander quasi telepathisch verbunden sind. Demgemäß ein Kollektiv mit gemeinsamer Identität, unter deren Verlust jedes Mitglied entsprechend leidet, wenn es vom Kollektiv getrennt wird, kennen sie keine Individualität. Und obwohl sie derart einen eng vernetzten Schwarm höchster Intelligenz bilden, gibt es ein zentrales Wesen, "die Borg" oder "Borgkönigin", deren Befehlen alle gehorchen.

Die einzige Beschäftigung dieser Diktatorin ist das Erobern und Unterwerfen anderer Spezies als Selbstweck. Die Exemplare, die von den Borg assimiliert werden, verlieren ihre Individualität, fügen ihre Fähigkeiten dem Kollektiv hinzu und werden selbst zu Borg. Als solche wiederum, die als Einheit die Fähigkeiten unzähliger Spezies innehaben, kennen sie nur – ja was nur – Eroberung und Unterwerfung.

Der ewige Feind

Im Kampf gegen diesen zwanghaft bösen Feind behaupten sich die Menschen und andere Spezies der ihnen verbundenen Sternenflotte durch ihren Freiheitswillen, ihre Individualität und – festhalten! – die Solidarität unter den Crewmitgliedern. Alle sind Freunde, lieben sich und sind bereit, füreinander zu sterben oder sich foltern zu lassen – was bei den Bösen bekanntlich Folklore ist.

Wer ein Muster in diesem schwachsinnigen Konstrukt erkennt, darf es gern behalten. Übrigens gibt es zwar Ereignisse, bei denen die Borg als Feind eines Feindes sogar zu Kooperation fähig sind, das ändert an ihren Eigenheiten aber ebenfalls nichts. Als strunzdumpfe Sternenstalinisten lernen sie nie dazu und bleiben immer der grausame aggressive Feind.

 
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Tja, liebe Staats- und Bundesbürger, Volkskameraden und Landsleute, wir müssen die anstehenden Wahlen leider bis über den nächsten Termin hinaus aufschieben und daher aus zeitlichen Gründen ausfallen lassen. Alles andere nützt nur den Undemokraten und der sie unterstützenden Mehrheit, wie die demokratischen Vertreter der gleichnamigen Parteien einhellig festgestellt haben.

Dafür macht die EU jetzt ganz feste Direkte Demokratie und fragt, wie hart wir von hinten durchüberwacht werden wollen. Nun bin ich im Gegensatz zu Netzpolitik ein Optimist, der nachgedacht hat, schlimmer noch, der sich erinnert:

Ich pfeif auf Sie

Gab es da doch diesen Testlauf zum Wetter bzw. der Frage, ob die EU-Bürger diese Zeitumstellungen (nicht die Wende, die kam später) geil finden und ergab den Bescheid, dass die überwältigende Mehrheit a) die Umstellung hasst und b) die Sommerzeit beibehalten will. Antwort der EU: Danke für euer Votum, wir wischen uns gern damit ab und lassen es geordnet versickern.

Das war noch unter Chefbosseselsmütze Juncker, dem überführt und bewiesen devoten Hanswurst illegal tätiger Geheimdienste und anderer Pleonasmen, Herrenreiter weißer Amtsschimmel, Generalmajorinette der berittenen Steckenpferdkavallerie. Jetzt haben wir an seiner statt Desaster-Uschi, Verweserin von Ämtern und Institutionen, fünfte Mähre der Akopalütze, Verächterin der Massen und Menschen.

Ohne Essen ins Bett

Was sie von uns hält, wissen wir, seitdem sie es demonstrierte. In ihren Augen sind wir zu blöd zum Händewaschen, womit sie symbolisch die Meinung kundtat, sie sei in ihrer Charge von Normalintelligenz umgeben. Typischer Effekt der Echobubble: Kennste die, kennste alle.

Fazit: Demokratie ist, wenn Mutti sie uns erklärt und wir dann artig geputzt ins Bett gehen. Alles Schmutzige, Deviante und Uneinsichtige ist Putin. Das gehört erst ignoriert, dann diskriminiert und wenn das immer noch nicht reicht, verboten. So haben wir das schon immer gemacht hier, und das hat uns nicht geschadet.

 
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Quelle: Wikipedia

"Volk" ist eine Art Syndrom. Es gibt Kriterien, die zutreffen müssen, um "Volk" zu sein, aber weder alle noch bestimmte. Beispiele dafür sind: gemeinsame Sprache, Staatsangehörigkeit, Wohnort, Herkunft, Vorfahren. Seit der Moderne und der Einrichtung von Nationalstaaten gilt grundsätzlich vor allem die Bevölkerung eines solchen als Volk.

Die politische Rechte macht es sich recht einfach; sie kann beliebige Aspekte dazu- oder hinweg definieren, ist sich aber stets unscharf einig, dass es Volk gibt und sie dazugehören. Die Bürgerlichen können sich im Prinzip auf die Staatsangehörigkeit beziehen und die Linke hat eine Allergie gegen das Völkische.

Ohne Letzteres zu vertiefen, liegt darin eine entscheidende Schwäche, vor allem in der Fähigkeit zur Kritik bürgerlicher Politik und ihrer Entscheidungen. Spätestens, seitdem die neoliberal-neokonservative Internationale nämlich Völker gleich Dutzendweise mithilfe ihrer eigenen Regierungen unterwirft, hat der schlichte rechte Vorwurf des Volksverrats ein gewisses Recht, dem linke Kritik nicht beikommt.

Volk oder Klasse

Die Linke, zumal die radikale, mag aus guten Gründen weder völkisch argumentieren noch die Verteidigung des bürgerlichen Staates zum Inhalt der eigenen Ziele machen, vor allem, wenn sie dazu im Namen des Volkes sprechen muss. Sie kann aber nicht effektiv leugnen, diesem anzugehören. Schließlich treffen die oben genannten Kriterien auch auf jede nationale Linke zu.

In Zeiten, in denen das Handeln der nationalen Regierungen nicht mehr annähernd im Sinne der Bevölkerung oder der ortsansässigen Wirtschaft ausfällt, muss aber von – auch nationalen – Interessen gesprochen werden. Die imperialistische Internationale des Wertewestens kann in der gegebenen Verfasstheit seiner Staaten nur mit deren Mitteln effektiv zurückgedrängt werden.

So viel Volk muss sein, denn am Ende überschneiden sich logischerweise die Interessen der Einwohner eines Staates mit denen ihrer Mehrheit: der Arbeiterklasse. Rechte wie die von der AfD haben das intuitiv erkannt. Die Linke im Westen ist ihrerseits nicht mehr imstande, nationale Interessen zu wahren, weil sie vergessen hat, was das ist – Arbeiterklasse.

 
weltspd

Die Besserverdiener, die in der SPD zu Spitzenfunktionär:_*Innen aufgestiegen sind, haben offenbar einen Plan: Nie wieder soll ein Arbeitsloser diese Partei der Fleißigen und Eigenverantwortlichen wählen. Kooperation mit der AfD – das ist fies und muss trotz weitgehender inhaltlicher Überschneidungen bestens vorbereitet werden, aber mit faulem Pack kann es keine Berührungspunkte geben.

Noch schneller, härter, automatischer müssen die Ärmsten der Ärmsten zum Hunger verurteilt werden. Eine Strategie scheint besonders probat: Termin verpasst, warum auch immer – da muss sofort das ohnehin unzureichende Minimum, das schon die Inflation unter die Grenze jedes Verfassungsgebots drückt, zur sozialpolitischen Folter genutzt werden.

Trickle Down

Satte 43 Jahre werden wir schon mit dem wasserdicht widerlegten Stuss neoliberaler Mythologie gefüttert, von Tietmeyer/Lambsdorff über Schröder/Blair, Westerwelle und Nahles bis hin zu Merz und Bas. Magisches Denken auch hier: Faulpelze verschulden Arbeitslosigkeit und mangelnde Kauflaune® verursacht Rezession. Blanke Idiotie bestimmt das herrschende Weltbild.

Die Ausgaben für Bürgergeld im Jahr 2025 werden auf 25 Milliarden Euro taxiert. Gehen wir davon aus, dass jeder Zehnte einmal im Jahr auf null sanktioniert wird, besteht darin ein Einsparpotential von grob 209 Millionen Euro (die Wohnkosten sind bislang sakrosankt, wenn auch dieselbe Charge davon träumt, diese auch noch zu deckeln). Dafür muss man natürlich ein Riesenfass aufreißen und den Betroffenen das Leben zur Hölle machen.

Sparerfolg

Schließlich müssen wir jedes Jahr mehr als das Tausendfache irgendwo rausquetschen, um die Kriegstucht (geschätzte 225 Milliarden/Jahr) zu finanzieren, und irgendwo muss man ja anfangen. Was nützt einem auch der schöne Rückfall in die Barbarei Magischen Denkens, die noch mit jedem Faschimsus verbunden war, wenn es gar keine Menschenopfer gibt?

Allerdings sollte man es sich doch gut überlegen, ob man die Leute einfach anonym verhungern oder unter die Brücken treiben soll. Wo bleibt denn da das leuchtende Beispiel der Scheiterhaufen? Ohne das drohen die Maßnahmen schließlich wirkungslos zu verpuffen.

 
gx

Moral und Emotionen bleiben nicht nur im Gedächtnis länger haften als rationale Erwägungen; ein einmal gefälltes Vorurteil ist in einem nicht durch rationale Barrieren begrenzten Diskurs kaum mehr zu revidieren. Wer je mit dem Missbrauch von Kindern öffentlich assoziiert wurde, ist gesellschaftlich erledigt. Nicht wesentlich besser ergeht es Männern, die mit dem Vorwurf belastet werden, sie hätten sich an Frauen vergangen.

Die Jurisprudenz verlangt aus besten Gründen Beweise, die über begründeten Zweifel erhaben sind, um einen Angeklagten zu verurteilen. Die Öffentlichkeit und ihre moralischen Urteile kommen ohne dergleichen aus. Die Emotionalisierung diesbezüglicher Fälle führt sogar zu einer doppelten Verkehrung der Unschuldsvermutung.

Empörender Verdacht

Nicht nur führen ausgerechnet besonders schwere Vorwürfe am ehesten zu Vorverurteilungen; ein aufgewühltes vermeintliches Gerechtigkeitsgefühl reagiert gerade auf Freisprüche noch einmal emotionaler, wenn die Einsicht in die Rationalität des Verfahrens dem Verlangen nach Genugtuung zum Opfer fällt.

Die ethischen Bemühungen eines modernen Strafrechts, das in jedem Einzelfall stets das Allgemeine im Blick haben muss, weil es eben um die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung geht, sind der immer vermeintlich höheren Moral ein Dorn im Auge. Mehr noch: Moral steht der Ethik regelmäßig feindlich gegenüber.

Wem die praktischen Ergebnisse des Strafrechts nicht passen, der glaubt in der Regel, es sei daher ungerecht und müsste korrigiert werden. Einhergehend mit der schon genannten Tendenz, nach immer 'härteren' Strafen zu rufen, kann das Strafrecht als ethisches System vor keiner Moral bestehen.

Total korrupt

So ergeht es folgerichtig auch wegweisenden Entscheidungen und Urteilen in komplexen Präzedenzfällen, dass sie in der Öffentlichkeit gar nicht zur Kenntnis genommen werden. Sie können noch so wichtig sein für die Orientierung in der Rechtspraxis und faktisch einen höheren Rang haben als Gesetze; wenn sie nicht zu allgemeiner Empörung oder Sensation taugen, wird man sie jenseits der Expertenkreise nicht weiter diskutieren, wohingegen jedes Amtsgericht belagert wird, wenn der Fall dazu taugt, Aufsehen zu erregen.

Insofern findet das ethische Werk der Gerichte grundsätzlich im Dunkeln statt, während moralisch aufladbare Nebensächlichkeiten leicht den Weg in die Öffentlichkeit finden. Dies beeinflusst wiederum die Wahrnehmung von Gerichten und ihrer Arbeit. Sie ist völlig verzerrt und trägt dazu bei, dass die meisten Bürger eine naive, unmündige Vorstellung von dem Staat entwickeln, in dem sie leben.

 
gx

Wir sprechen schon seit Jahrzehnten nicht mehr von realen Fortschritten, von Aufstieg oder einer besseren Welt. Das gilt wohlgemerkt in deutschen Verhältnissen für eine Zeit des anhaltenden Booms. Eine solche ist mindestens auf Jahre hinweg nicht mehr zu erwarten.

Schon in diesen Zeiten galt das neoliberale Mantra, alle hätten mehr und härter® zu arbeiten, auf große Sprünge – vor allem beim Gehalt – zu verzichten und der internationale Wettbewerb®, der doch eigentlich per se so fair® ist und von dem kein Land der Erde so profitiert hat wie der langjährige Exportweltmeister, zwinge uns eben dazu.

Kurzum: Wir leben in der Zeit und am Ort der maximalen Ausbeutung. "Gut und gerne leben" können hier seit Langem schon nur die Eigentümer. Der Rest ist Verfügungsmasse. Profit und Massenwohlstand sind strukturell unversöhnliche Gegner wie Kapital und Arbeit.

Wachstumundwohlstand

Dass wir uns aber inzwischen nicht mehr nur vom Wohlstand der Massen verabschiedet haben, sondern sprichwörtlich davon, dass sie sich das nackte Leben leisten können, ist doch eine bemerkenswerte Entwicklung. "Bezahlbare" Wohnungen sind nicht mehr vorhanden und der Mangel wird immer schlimmer.

Was der Schaum im verlinkten Artikel treibt, ist zudem ganz auf Linie der nationalistischen Einheitsfront, indem dort auf den Anteil der betroffenen nicht Blutsdeutschen fokussiert wird. Dass Deutsche mit über 60% aber immer noch die Meisten sind und es überdies vor allem eine Frage des Einkommens ist und nicht des Blutes, geht in der Propaganda unter.

Dieselbe sorgt auch dafür, dass an anderer Stelle plump verharmlost wird, indem man sinkende Werte in der Ableitung als Fortschritt verkauft. Juchuu, die Preise steigen langsamer! Auf einem Niveau, das längst massenhaft Obdachlosigkeit erzeugt. Dabei hat die Stagflation gerade einmal ihre Krallen gezeigt. Deutschland 2025. Ein Land, in dem man nicht mehr leben kann.

 
gx

Ich hatte mir vor einigen Wochen schon die Notiz gemacht, dass es nach einem möglichen Frieden in der Ukraine für die Neocons und ihre ausführende NATO nur die Option gibt, Russland aus dem Baltikum heraus zu provozieren. Es dürfte nicht allzu schwierig sein, die dortigen Russenhasser zu Grenzscharmützeln zu überreden, um sogleich nach dem Bündnisfall zu schreien.

Aktuell erleben wir eine Steigerung der ideologischen Idiotie, die zwischen dem obigen Szenario und dem ungebrochen weiter geführten Ukraine-Krieg steht. Kurzer Abzweig: Ich habe da so einen Kult entwickelt. Wenn ich Auto fahre, schalte ich das Radio ein, höre etwas und schalte sofort wieder aus.

Jüngst war das so: Es liefen Nachrichten und die Vorlese-Trulla flötete eine Geschichte von deutschen Truppen zur Friedenssicherung® in der Ukraine. Denselben Schwachsinn hatte ich schon tags zuvor auf dem Hetzblatt beim Bäcker entdeckt. NATO-Nazienkel Aug in Aug mit dem Russ.

Gagalalaland

Wie komplett verblödet muss man sein, egal ob Journalisten- oder Politikerdarsteller, um zu glauben, Russland ließe NATO-Soldaten in der Ukraine zu – und dann auch noch deutsche? Haben diese Berufsdilettanten die Memos der letzten 15-80 Jahre verschlafen? Sind die komplett auf schlimmen Drogen, von denen selbst ich noch nichts gehört habe? Und – das ist jetzt eine wirklich rhetorische Frage – gibt es irgendeine Grenze der Verachtung ihres Auditoriums?

Ich sprach in letzter Zeit häufig von Magischem Denken im Geschwätz dieser Simulation von Politik auf Kindergartenniveau. Die europäische Variante der neokonservativen Geopolitik ist ganz und gar davon beseelt, der Wille allein entscheide über das Geschehen. So wie Magie Physik durch Wollen ist, ist Neoconservatism Weltpolitik durch Wollen.

Im Unterschied zu dessen Urhebern, die ihre Hegemonie und die ihres Staates über den Rest der Welt reaktionär sichern wollen, wissen die europäischen Pfeifen, die nach der Musik der US-Zentrale tanzen, aber nicht einmal ansatzweise, wozu das gut ist und wem das nützt. Sie tun es wie jeder brave Hund für Leckerlis und verwandeln die Staaten, die sie vertreten, in eine rauchende Trümmerlandschaft.

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