Oktober 2023


 
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Fangen wir mit dem Zustandsbericht zur Lage der Nation bei der AfD an, die zuletzt der heiße Hit war: Einfach nicht mitmachen (dürfen), das reicht schon, um in der Gunst der Angeekelten vorn zu sein; egal, wie eklig du selber daherkommst. Die Herren und ihre Quotendamen wollen zurück ins 19. Jahrhundert. Immer noch besser als Atomkrieg, dafür gibt es immerhin einen Punkt.

Die MiMis (Kandidaten der gesamtparlamentarischen Mittelschichtsmischpoke) bilden nicht nur die schlechteste Regierung in der Geschichte der BRD®, sie haben derzeit auch diesen unsäglichen 30er-Jahre-Tick. Das ist wohl die endgültige Bewältigung des 12-Jährigen Reichs: Wiederholen, nur ohne das mit den Juden!

Rückwärts immer

Insofern hat die Sahara zwar ganz recht, liegt mit ihrem 70er-Jahre Kurs (wir reden vom 20. Jahrhundert) dennoch tief in der erbärmlichen Zone, ist damit aber wiederum immerhin vierzig Jahre vorn bei ein bis zwei Weltkriegen weniger. Das ist das Beste, das du hier wählen kannst. Dahinter gähnt das nackte Grauen:

In Sachen Dummheit hat Anjatanja Borbeck die Pille bis an die gegnerische Torauslinie geknallt, aber eine sagt sich: "So blöd wie du bin ich schon lange" und legt einen fabulösen Sprint hin zu einer Verschwörungstheorie, mit der du dich selbst im Heiseforum zum Brot machst. Flak-Zimmermann schwafelt, es könne keinesfalls ein Zufall sein, dass die Hamas Israel an Putins Geburtstag angegriffen hat. Darauf einen Chemtrail-Aluhut aus goldenem Stanniol! Fun Fact: Dass sie bald über Europa herfallen wird, ließ sie am 20. April dieses Jahres verkünden.

Dienen und Führen

Hatten wir schon zur Kenntnis genommen, dass in Deutschland der Ausländer endlich erbarmungslos abgeschoben wird, linkes Gesindel ohne Urteil eingesperrt, Eltern Hippietum verbieten lassen wollen, Russenhelfer lebenslänglich kriegen und Judenmörder als Helden der Demokratie verehrt werden, wollen wir dabei keineswegs stehenbleiben. Es geht weiter voran:

Deutschland war in seinen besten Zeiten immer schon ein Militärstaat. Wer da nicht gedient hatte, war entweder Soldatenmutter oder Taugenichts. Mit der Schleredeg (Schlechteste Regierung der Geschichte) geht es endlich wieder vorwärts zu Ruhm und Ehre. "Wir müssen kriegstüchtig werden", meint der zuständige Minister im Einklang mit den Springerstiefeln der Grünen. Kann ja nicht sein, dass sich nur die Ukraine für Volk und Vaterland Freiheit und Demokratie entvölkert und entvätert.

Demokratische Waffenbrüder

Und inzwischen auch entmüttert, so weit gingen in der Tat nicht einmal die Nazis. (Godwin: Check!). Kiew rekrutiert Frauen, nachdem brauchbare Greise schon aus sind. Nach den horrenden Verlusten der Russen, den Befreiungen dutzender Orte und massiven Geländegewinnen der Ukrainer sieht es inzwischen düster aus: Die "Trolle" und "Untermenschen" (ukrainische Bezeichnung für Russen) sind überall auf dem Vormarsch, obwohl sie schon mehr Soldaten verloren haben, als überhaupt einmarschiert waren. Das wollen wir hier auch haben. Seid kriegsbereit!

Die Märchenstunde feiert derweil mit der Ukraine deren Sprache. Ukrainisch ist so wunderschön, dass man in dem Land gar keine andere Sprache mehr braucht. Die verbietet man folgerichtig. So wie die Trollkultur, die Trollreligion und überhaupt das Hässliche und Unwerte. Was sagst du, Haken auf meiner linken Schulter? Schäm dich, du dreckiger Putinversteher!

p.s./Update: Oh, fast vergessen: Die Vernichtung von Existenzen qua Gerüchtestreuung durch Geheimdienste soll künftig auch unser aller Sicherheit® dienen. Schöne Sozialkontakte haben Sie da. Die wollen Sie doch sicher nicht durch die falsche Gesinnung gefährden?

 
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Ein "Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft und Gerechtigkeit" hat sich gegründet. Der Titel verspricht eine Art Führerprinzip, jedenfalls schon einmal gleich im Arbeitstitel Personalisierung. Die Richtige ans Ruder®, mithin der naivste Ansatz, mit dem man sich Politik erklären kann. Alle anderen sind doof und ungerecht, jetzt kommt Sahra. Das Ganze erinnert an den "Bund für Elfenrechte" aus Harry Potter.

Inhaltlich ein großes Wünschdirwas ohne jede Analyse, was schade ist. "Vernunft" weist hier offenbar auf ein idealistisches Konzept hin, immerhin sind sie damit im 18. Jahrhundert angekommen und fordern den Weg voran ins 20. ("Unsere Außenpolitik steht in der Tradition des Bundeskanzlers Willy Brandt").

Gleich zu Beginn wird klar, wer die starken Freunde sein sollen:: "Industrie und unser Mittelstand". Wer oder was auch immer das sein soll, nach Klassenkampf riecht das schon einmal nicht, mehr nach schon wieder Sozialdemokratie, schon wieder Seit' an Seit' mit dem Kapital, schon wieder aber im Guten und Schönen:

Marktwirtschaft im Guten und Schönen

Das Problem sei eines "durch zu große wirtschaftliche Macht verursachten Marktversagens." im Bunde mit "von Konzernen beeinflusster und gekaufter Politik". Der Markt ist gut und regelt gut, die Politik sowieso, nur die bösen Überreichen und ihr böser Machtmissbrauch machen alles kaputt. Frei nach Karl Markts Bestseller "Der große Kindergarten".

Alles werde gut, würde wieder Willy werden, "mit fairem Wettbewerb, gut bezahlten sicheren Arbeitsplätzen, einem hohen Anteil industrieller Wertschöpfung, einem gerechten Steuersystem und einem starken Mittelstand".

Genau; auf diese Idee ist ja auch noch nie wer gekommen, und sie ist auch nicht hundertfach an der falschen Analyse, der Wirklichkeit und den überall realen Machtverhältnissen – die der Kapitalismus aus seinen Gesetzmäßigkeiten heraus schafft – gescheitert. Besonders gut dürfte selbst Erzkapitalisten der Teil mit der Wertschöpfung gefallen. Genau. Machen wir. Wertschöpfung. Warum nicht gleich "Reichtum für alle und für immer", Hermine?

"Die deutsche Industrie ist das Rückgrat unseres Wohlstands". Ja doch, wir kennen jetzt dein Credo! Ist zwar kompletter Quatsch, weil just geschmolzener Schnee von gestern, aber vielleicht kann man den ja noch mal in eine Kanone kippen und eine Piste damit talwärts spülen.

Gerechte Chancengerechtigkeit

"Unser Ziel ist eine faire Leistungsgesellschaft mit echter Chancengleichheit"

Genau. Initiative Faire Neue Soziale Marktwirtschaft. Passt gut in meine Wortschöpfung "Fairytaling". Fair fairies for fair fees – vote for Wagenknecht! Jetzt im großen Wunsch – und Platzkonzert.

"Der persönliche Wohlstand darf keine Frage der sozialen Herkunft, sondern muss das Ergebnis von Fleiß und individueller Anstrengung sein."

Soso. Fleiß, ja? Nicht Intelligenz, mit der man zum Beispiel automatisieren könnte, bis der Notarzt kichert. Nein, Fleiß, denn dieser Markenkern der (Selbst-) Ausbeutung ist ebenso der des Kapitalismus, der bei Wagenknechts noch immer im Gewandt des heiligen Sankt Marktes auftritt.

Wir treten dann jeden Tag acht Stunden auf dem Hometrainer rum, um uns den gerechten Anteil am maschinell produzierten Reichtum zu verdienen. Im Übrigen fehlt da irgendwie die Sache mit der Enteignung der Erben. Im Rahmen welcher Verfassung soll das noch gerade stattfinden?

Für das Gute, gegen das Böse

So dämlich ist das alles, weil es sich von der Mythologie der Sozen und einer völlig verdummten Vorstellung von Kapitalismus nicht trennen kann:

"Eine Gesellschaft, deren mächtigste Akteure nur noch von der Motivation getrieben sind, aus Geld mehr Geld zu machen, führt zu wachsender Ungleichheit."

Welch ein grotesker Stuss! "aus Geld mehr Geld zu machen" wird hier wieder zur "Motivation" verklärt, zum Akt eines (bösen) Willens. Jeder Kioskbesitzer, jeder Freiberufler, jeder kleine oder mittlere Betrieb, jede Aktiengesellschaft muss aus dem eigenen Geld mehr Geld machen, und ein Angestellter macht aus fremdem Geld mehr Geld. Das. Genau. Ist. Kapitalismus. Am Arsch, die Räuber.

 
Ihr wolltet auch schon immer wissen, was Information von Desinformation unterscheidet? Da haben wir etwas für euch. Weil ihr klug seid und uns vertraut. Und nachher wisst ihr genau bescheid über die Wahrheit, die Unwahrheit und den ganzen Rest. Man nennt diesen Zustand auch "Keine Ahnung".

Bitte hier entlang!

Viel Spaß!

 
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Todd, Geufel und die Kleinen sitzen diesen Freitag nicht am Ufer des Flusses und schauen Leichen beim Vorbeitreiben zu, weil sie ins Kino gegangen sind. Ein Entlein kommt angeschwoben und steigt aus dem Wasser.

Isis: So, mal richtig aufgeräumt. Das war mir zu voll da.

Sie blickt auf den Fluss, der ohne Treibgut vor sich hin gurgelt, und entdeckt im Gras eine Sense.

Isis: Was ist das denn Hübsches? Damit ist doch dieser halbgescheite Eitz zuletzt herumstolziert? Ich habe ihm noch gesagt, er soll sie nicht fallen lassen, das würde böse Konsequenzen haben. Ich kenne ja die Familie. Auch wenn die mich nicht mehr kennen. Dann nehme ich das Ding wohl mal an mich, ehe jemand die nächste Siedlung dieser missratenen Spezies in Brand setzt.
Religion! Am Arsch, die Räuber. Dass dieser Quatsch immer noch funktioniert, obwohl den ganzen Kuttenträgern vom Halbtonsänger bis zum Kinderficker die Dollarzeichen in den Augen stehen. Wessen Idee war das eigentlich mit dieser kniefälligen Enzephalopathie? Todd ist zu gutmütig und Geufel wäre gegen diese Dimensionen der Blödheit allergisch. Das würde nicht einmal die Höllenente überleben. Ob ich das erfunden habe? Zuzutrauen wär's mir. Manchmal kann ich mich nicht leiden.

Die Familie kommt angeschwommen.

Beelze: Ey, wer ist das denn? Habt ihr heimlich ein Schwesterchen gelegt? Und gucke da, die Sense hat sie auch schon gefunden.

Isis: Oi, Toddy. Hej Geufel.

Todd und Geufel: Hi Isis.

Hades: Ich bin verwirrt. In welchem Verhältnis stehen wir zu dieser … Ente?

Geufel: Gute Frage. Das haben wir nie rausgekriegt.

Todd: Die Vermutung geht in die Richtung, dass Schrödingers Katze zwar gestorben ist, aber etwas aus ihr hervorgung. Um die Ordnung nicht gleich wieder zu verlieren, haben wir uns entschlossen, …

Geufel: … dem Wesen die Form einer Ente zu geben.

Isis: Wie außerordentlich originell. Darauf musst du erst mal kommen!

Vladdy: Also ist sie jetzt unsere Schwester oder was?

Geufel: Möglich. Eure älteste Schwester.

Lyllith: Und warum habt ihr uns nie was von ihr erzählt?

Isis: Weil ihnen die Kategorien fehlen? Schwester, pah! Ich bin wohl eher deren Schwester. Oder Variante. Ein Quak unter anderen. Wir sind wie ein Upquak, ein Downquak und ein Unentschieden.

Lucif: Verstehe.

Die Familie, unisono: Duu??

Lucif: Ich weiß, ihr haltet mich für gestört, beschränkt, verwöhnt und verblödet, bloß, weil ich die Idee hatte, Funker werden zu wollen und diese beiden Torfnasen mir nachgeschwommen sind. Ich werde euch die Geschichte eines Tages auch erklären. Aber das mit Isis erschließt sich mir ganz einfach: Wenn Chaos und Ordnung, Entropie und Negentropie zu einer halbwegs stabilen Ordnung kommen, muss es ein Drittes geben, das dagegen ist. Das Quak, das stets verneint, das die Existenz des Universums infrage stellen kann, ohne dessen Vernichtung als unterkomplexe Lösungsmöglichkeit zu erlauben.

Beelze: Wow. Kleiner mieser Maulwurf.

Lucif:: Danke.

Beelze: Nicht dafür! Aber eine andere Frage: Ist damit jetzt die 111 als Zahl der Enten hinfällig? Sind wir jetzt 1000? oder waren wir das schon lange?

Geufel: Das haben wir noch nicht geklärt.

Isis: Herausgefunden.

Todd: Wie bitte?

Isis: Ihr wisst es nicht. Was ihr nicht selbst kreiert habt, wisst ihr nicht. Und ihr habt es auch nicht herausgefunden, weil das nicht euer Sport ist. Da fehlt euch ein Muskel. Aber ich sehe hier zwei Kandidaten, die das Zeug dazu haben. Fast ein bisschen menschlich, eure Kleinen.

Beelze: Boah. Ich glaub, es hackt.

 
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Melden sie solche und ähnliche Symbole unverzüglich der Demokratiepolizei!

Die Berliner Senatorin für oder gegen Bildung verbietet "Palästinensertücher" an den Schulen Berlins. Zunächst fällt einmal mehr auf, dass Berichte von Journalisten, worüber auch immer, regelmäßig nicht nur frei von Sachkompetenz sind, sondern ebenso der notwendigsten Informationen entbehren. Die Berufsschreiber fragen sich offenbar nichts mehr. Ich hätte doch gern erfahren, auf welcher rechtlichen Basis das Verbot erging.

Dies, zumal im Artikel selbst von verfassungsrechtlichen Bedenken die Rede ist, welche einige aus der SPD zu äußern sich leisten. Sonst ist der Partei ja bekanntlich keine Zensur-, Überwachungs-, oder Repressionsmaßnahme fremd. Vermutlich haben sich zu viele Mitglieder das Ding schon selbst um den Hals gewickelt.

Was zählt, ist die Absicht. Der Staat maßt sich längst wieder an, alles zu verbieten. Einziges Kriterium solcher Willkürmaßnahmen ist die Abweichung von der gefühlten wirklich wahren Wahrheit. Wer in Verdacht gerät, mit dem Bösen zu paktieren, muss bestraft werden. Das begann mit dem unsäglichen Gesetz gegen Holocaust-Leugner als Türöffner und betrifft inzwischen nicht mehr nur private Meinungsäußerungen, sondern auch vermeintliche Symbole, die womöglich eine Meinung signalisieren.

Symbolverbrecher dingfest machen

Äußerungen wie die Notwendigkeit von Friedensverhandlungen, Flaggen für böse erklärter Staaten oder Organisationen, jetzt Kleidungsstücke. Der Staat schreibt vor, was als böse gilt, entzieht dem die Äußerungsfreiheit und verfolgt vermeintliche Sympathisanten. Das ist einer der wichtigsten Schritte in Richtung Faschismus. Andere sind Verhaftungen ohne Urteil, anlasslose Überwachung und willkürliche Parteienverbote.

Nicht minder alarmierend ist der Gipfel der repressiven Toleranz, wenn man gleichzeitig ein von Nazis dominiertes Regime, das den Faschismus längst zur Staatsräson gemacht hat, als Freund und Partner nicht nur schätzt, sondern gemeinsam mit diesem Regime Krieg führt. Der Stellvertreterkrieg faschistischer Marionetten und ihres Präsidentendarstellers nennt sich hier "heldenhafter Kampf für Freiheit und Demokratie". Ich will diese Demokratie® nicht.

Es ist derweil völlig fehlinterpretiert, wenn man davor warnt, wenn erst die echten Faschisten an die Macht kämen, würden sie solche Instrumente ausnutzen, um ein finsteres Regime zu errichten. Die Anwendung dieser Mittel definiert Faschismus. Nur, weil man die aktuellen Amtsinhaber für blöd hält und sie Bauchschmerzen® simulieren, sind sie sich nicht besser. So sieht er heute aus, der geläuterte Faschismus: bunt, divers und nur mit dem notwendigen Maß an Willkür und Unterdrückung. Das aber lässt sich bei Bedarf jederzeit steigern.

 
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Wir berichten heute von einer Demonstration der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft in Braunlage, Titel: "Wir sind Groffz." Mehrere Dutzend Menschen haben sich hier eingefunden, um die dunkelmagentafarbene Revolution mit Weste voranzubringen. Die Bewegung wendet sich gegen einen Planeten ohne Wachstum. Gerade wird hier skandiert: "Hoch der internationale faire Wettbewerb!" Ich stehe hier mit Jutta und Klaus, engagierte Aktivisten der Bewegung.

Jutta: Das ist wie Neunundachtzig. Man riecht die Freiheit.

Feynsinn: Was genau ist wie Neunundachtzig?

Jutta: Na der Kampf gegen den Kommunismus.

Klaus (gleichzeitig): Na der Kampf gegen die Willkür der Fürsten.

Feynsinn: Darauf einen Neunundachtziger! Aber was ist euer Plan? Wofür oder wogegen seid ihr genau?

Jutta: Na gegen die Ungerechtigkeit. Wir kämpfen für Gerechtigkeit.

Klaus: Genau! Wir wollen endlich Chancengerechtigkeit.

Feynsinn: Und wie sieht die aus?

Klaus: Ist doch klar: Jeder hat Chancen. Wer sie nutzt, hat Erfolg. Wer Erfolg hat, muss vor den Neidern beschützt werden.

Jutta: Genau! Dass da nicht die Kommunisten kommen und einem alles wegnehmen. Oder die Fürsten.

Ein Passant mischt sich ein: Ich habe zwei Privatinsolvenzen hinter mir. Zwei Privatinsolvenzen! Und alles nur wegen den Steuern. Alles nur wegen den Steuern!

Jutta: Da sieht man’s wieder!

Feynsinn: Wer ist denn so hier dabei? Wer sind die Freiheitskämpfer, mit denen ihr schreitet Seit' an Seit'?

Klaus: Ach, das sind alle, die hier unterdrückt werden. Vom erfolgreichen Startup bis zur großen Aktiengesellschaft. Aber die Freiheit siegt am Ende immer.

Jutta: Genau! In unserem Kampflied heißt es deshalb auch: "Es rettet uns keine Regierung, kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun."

Feynsinn: Eingängig. Kommt einem sofort bekannt vor.

Klaus: Wir wollen einfach, dass das aufhört mit dieser Gängelung, dieser Unterdrückung, dieser aus Steuern finanzierten Mordmaschinerie.

Jutta: Genau! Und die Kinder! Ich kriege diese Bilder von den toten Kindern nicht aus dem Kopf.

Feynsinn: Ähm, tote Kinder? Welche …

Jutta: Mein Gott, wie kann man nur so zynisch sein!

Klaus: Sie haben wohl überhaupt kein Schamgefühl, was? Jutta, wir gehen!

Sie ziehen ab und skandieren: "Dinero unido, jamás será vencido".

Feynsinn: So viel von der heutigen Veranstaltung dieser sympathischen Grasraucherbewegung, und damit zurück ins Studio.

p.s./Update: Wie eben bekannt wird, distanziert sich die Bewegung von ihrem militanten Ableger "Kommando Arnulf Baring", der angekündigt hat, Stinkbombenanschläge auf Talkshows mit Beteiligung von Sahra Wagenknecht zu verüben. Es gebe auch friedliche Methoden gegen übertriebene Meinungsfreiheit.

 
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Vor geraumer Zeit hat mir jemand, den ich gut kenne, von einem Schadsoftware-Angriff auf seine Firma berichtet. Es handelt sich um eine Weltfirma, deren Namen ich hier genau so wenig nenne wie irgendetwas anderes, das zur Identifizierung der Beteiligten führen könnte. Es war ein Desaster. Fast alle Rechner weltweit waren betroffen, jedenfalls die in seinem Heimatland.

Das Bizarre an dieser Geschichte ist nicht nur, dass diese Firma, die von einer funktionierenden EDV-Infrastruktur noch abhängiger ist als viele andere, keine angemessene Vorsorge getroffen hat, sondern, woran das im Einzelnen liegt. Glück im Unglück, dass ein paar kompetente Leute innerhalb der Firma noch wussten, was nach dem Crash zu tun war, während sich die eigentlich Verantwortlichen und Zuständigen als Totalausfall epischen Ausmaßes erwiesen.

Kann man nix machen

Zur Ursache: Sowohl die Schadsoftware als auch die Schwachstelle waren seit Langem bekannt. Der Hersteller des betroffenen Betriebssystems hatte seit mehr als einem halben Jahr die Sicherheitslücke geschlossen – wenn man denn das Nötigste dazu getan hätte. Die zuständige externe Firma aber, ebenfalls eine Weltfirma, hatte es nicht für nötig erachtet, die Systeme zu patchen.

Derart als Komplettversager überführt, hielt sie es dennoch nicht für nötig, den Schaden wenigstens mit Priorität beheben zu helfen. Stattdessen kam vom Support im Kern nur ein Wort: "Caniclosedaticket?". Turbulente Verhandlungen führten dann zu etwas mehr Schwung in der Sache. Es hat dennoch Monate gedauert, alles wieder zum Laufen zu bringen.

Wozu der Stress?

Jetzt kommt aber das Beste an der Geschichte: Hat die betroffene Firma ihren IT-Dienstleister achtkantig vor die Tür geworfen, ihn in Grund und Boden verklagt und die horrenden Honorare zuzüglich Schadenersatz eingeklagt? Ihr ahnt es schon: Nein. Der Dienstleister wird vielmehr weiterhin für seine großartige Arbeit bezahlt. Er ist seinerseits Kunde der betroffenen Firma. Win-win!

Was lehrt uns das? Es gibt nicht nur keine Sicherheit in der IT, es wird nicht nur auf einem Weltniveau geschlampt, das selbst ich mir nicht leiste, es wird vor allem so getan als ob. Wir haben doch diese Riesenfirma, die das für uns erledigt; mehr können wir ja nicht tun. Das mit dem Geldverdienen klappt auch prima, selbst nach dem Worst Case. Wozu sollten wir etwas ändern? Wer sollte sich dafür mit dem Endboss anlegen? Wer sollte den ganzen Aufwand einer seriösen IT betreiben, wenn es so viel billiger geht?

 
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Quelle: Pixabay

"Wir gehen de facto all in", sagt Boris Pistorius und meint was? Fangen wir mal mit "de facto" an, einer Worthülse, die im Zusammenhang gar nichts besagt. Wenn etwa ein Unterschied besteht zwischen der gesetzlichen Grundlage und der Praxis, unterscheidet man in "de jure" und "de facto". Er wird nicht meinen, dass die Bundeswehr künftig noch krasser gegen das Grundgesetz verstoßen soll, was der einzig mögliche Sinn dieser Formulierung wäre.

"All in" kommt aus dem Poker und besagt, dass man alles einsetzt, was man hat. Meist ist das eine Verzweiflungstat. Wenn man das verliert, ist man raus. Pleite. Weg vom Fenster. Ob er die Vernichtung Europas meint? Wohl kaum. Der Mann labert einfach krudes Zeugs. Hoffentlich.

Künftig sollen 300.000 Soldaten für Nato-Einsätze "in hoher Bereitschaft" sein. Derzeit sind nur 131.000 überhaupt aktiv. Das einzig stabil attraktive an der Armee sind braune Seilschaften für braune Kameraden. Da das Töten und Sterben sehr real werden könnte, wird sich wohl wer künftig zur Verfügung stellen? Aber die Wehr ist ja bekanntlich zu blöd, ein paar Eimer Farbe zu bestellen. Da bleibt Hoffnung, zumal …

Schtzngrrrrbn

"Durch die Skalierbarkeit eingesetzter Software-Lösungen und die Möglichkeit, auf sicherheitsrelevante Entwicklungen schnell und flexibel reagieren zu können, ermöglicht das Konzept der SDD eine Steigerung der Resilienz der Bundeswehr insgesamt."

Ich habe mich ja gefragt, wer auf diesen Komplettschwachsinn nicht mit spontanen Kopfschmerzen reagiert. Gibt es wirklich Leute auf diesem Planeten, die solchen Bingobullshit ernst nehmen? Allein das Wort "Resilienz" geht mir schon seit Jahren auf den Wecker. Absolut null Aussage. Und die steigert man also durch die Möglichkeit der Möglichkeit der Flexibilität.

"Zudem können im personellen Bereich mithilfe von Automatisierungen und mit dem Einsatz von Machine Learning und KI sowie im Bereich der Logistik und Materialerhaltung durch aufwandsarme Softwareanpassungen Ressourcen eingespart werden." Und was ist mit Cloud und Blockchain?

Bla. Bla. Bla.

"Erste Tests zeigten, dass bestehende Systeme rein softwarebasiert verbessert werden konnten. Durch Edge Computing und Einbindung von KI wurden die Objekterkennung und -lokalisierung, die Sensordatenfusion und die Präzision optimiert. Auch die Update-Fähigkeit der Software over the air ist möglich und fördert Flexibilität und Schnelligkeit."

"Rein softwarebasiert" – heißt was? Gewaschen am Computer? "Edge Computing", soso. Da macht dann jeder Sergeant seine eigene Base auf oder was? Klingt aber schon mal echt fresh! "KI", ja nee is klar. Siri, wie besiege ich den Feind? Und wo ist der überhaupt? Ach, der spielt "over the air" mit unseren dollen Tarnkappenbomben? Zeig mir lieber den Heimweg!

Blender, Schwätzer, Schwachmaten und ihre Lautsprecher. Wer? Was? Wie? Wann? Ach komm, hör auf, immer dieser extremistische Realitätscheck! Aber Fun Fact am Rande: Eine mögliche Feindberührung haben sie schon ausgemacht. Im Baltikum, da droht der Russe. Die Russenhasser aus der Gegend haben schon einmal laut mit dem Gedanken gespielt, Kaliningrad von Russland abzuschneiden. Das ist immer noch eine prima Option, den endgültigen Weltkrieg zu verlieren – die deutsche Kernkompetenz.

 
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Bundesarchiv B 145 Bild-F065187-0032, Bonn, Pressekonferenz der Grünen, Bundestagswahl

Göttchen, da war ja eine Wahl; nein, zwei sogar. Hätte ich noch vor einigen Jahren wohl Prognosen abgegeben und noch am sogenannten "Wahlabend" meinen Senf auf die parlamentarischen Würstchen gestrichen, bin ich inzwischen äußert mäßig interessiert. Ein bisschen Analyse darf trotzdem sein.

Arnold Schölzel hat schon viel Richtiges gesagt. Betonen möchte ich dazu, dass es keine Linke mehr gibt, was ich auch bereits in die Gebetsmühle eingetragen habe. Was rechte Paranoiker an Linksgrünsiff über das deutsche Volk stets hereinbrechen sehen, kommt auf ein Viertel bis ein Drittel der Stimmen. Aber das ist ohnehin selbst rechts.

Circenses sine panem

Die schwindende Spezialdemokratie muss längst nichts mehr verraten; Arbeiter wählen sie nicht. Für die anderen sind sie bloß miefig und vielleicht ein Instrument, ihre CDU zu bestrafen. Das braucht niemand. Die AfD, teils sehnsüchtig, teils zornig angekreuzt, repräsentiert die laute Ablehnung woker Militaristen. Deren Kernvertretung sind die Grünen, als protestantisch-kleinbürgerliche Partei autoritätshöriger Reaktionäre eine Art NSDAP ohne Auschwitz. Das hat hier eine stabile Basis.

Hinzu kommt eine Medienlandschaft aus derselben Charge, die das Kapital anbetet, außenpolitisch aus NATO-Kriegstreibern und innenpolitisch aus Neoliberalen besteht. Deren Konzept, von Maggie selig auf die Formel gebracht, "There is no such thing as society", pflegt die identitäre Zersplitterung der Gesellschaft. Die Linke, damit vergiftet, hat sich derart selbst zerstört, weil sie auf breite Solidarität angewiesen wäre, wo Spaltung längst ihre Leidenschaft ist. 50 Gender statt zwei Geschlechter, da wird selbst Weihrauchluft wieder attraktiv. Früher war weniger irre.

Und das sind die Symptome innerhalb. Von außen betrachtet, ist diese Form der Stellvertretung bestenfalls lächerlich, im Kern aber schlicht gescheitert. Arbeiter, Kriegsgegner, Arme, Mieter, Leute, die gern eine Familie hätten, sich aber keine leisten können – diese Mehrheiten haben keine Vertretung mehr im System. Was soll das also? Für wen wird dieser Zirkus aufgeführt?

 
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WTF? Ihr hattet mich schon bei "Institut für Digitale Resilienz". Das ganze Bullshitbingo schon im Firmenschild, damit ist man ganz weit vorn! Dann noch fresh die Leser duzen, schon bist du auch noch hip. Du hast es allen gezeigt. Wow!

Worum geht es? Sogenannten "Journalismus", und zwar "non profit". "Qualitativ hochwertige journalistische Produkte" – die zu etikettieren selbstverständlich denen überlassen bleibt, die das bislang für Profite machen – oder im Fall der doch durchaus existenten öffentlich Finanzierten für unverschämte Gehälter im Rahmen kreativster Korruption.

Was wollt ihr? Kommen wir doch direkt zum Schuss am Schluss: zweitens eure Leute gar nicht mehr bezahlen und erstens Steuern sparen. Spiegel, FAZ und TAZ sind doch eigentlich gemeinnützig, oder? Sagen, was sich gehört, marschieren brav in der Reihe und kennen das Wetter von morgen. Dafür kann man doch keine Umsatzsteuer erheben!

Non rettet den Profit

Und, um es nicht zufällig gleich noch einmal zu wiederholen: Es gibt bereits einen riesigen Nonprofitsumpf. Die ARD mit all ihren Regional- und Spezialabteilungen, ZDF, arte, Film, Funk und Fernsehen. Dafür gibt es eine Kopfsteuer in diesem Land, die zu entrichten nicht nur mich erheblich schmerzt. Ihr wollt mich also vereimern, okay. Versuch macht kluch. Geht wieder spielen!

Ich bin ja noch übrig aus der digitalen Retrozeit und erinnere mich nur zu gut, wie der Q-Journalismus gegen die schlimme Bedrohung durch die bösen Blogs und ihre Betreiber aus der Hölle gekeilt hat. "Digitale Klowände" haben sie das genannt und sich bitterlich beschwert, da mache ja jeder, was er wolle. Gut, dass die wirklich geschäftstüchtige Konkurrenz von Twitter über Facebook bis Instagram euch die Hacken gezeigt hat und ihr ihnen seitdem hinterhechelt.

Was habt ihr daraus gelernt? Nichts. Noch mehr Stellenabbau, Schwafelbots und am Ende Blockwarte, die für euch aufschreiben, was ihr ihnen auftragt. Für lau. Das wird jetzt ganz sicher den Kahn wieder flottmachen für euch Experten von FAZ bis SPD. Tut mir doch einen Gefallen und erzählt das auf einer Bühne. Als Comedy ist es nämlich gar nicht so schlecht.

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