geostrategie


 
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Ich hatte mir vor einigen Wochen schon die Notiz gemacht, dass es nach einem möglichen Frieden in der Ukraine für die Neocons und ihre ausführende NATO nur die Option gibt, Russland aus dem Baltikum heraus zu provozieren. Es dürfte nicht allzu schwierig sein, die dortigen Russenhasser zu Grenzscharmützeln zu überreden, um sogleich nach dem Bündnisfall zu schreien.

Aktuell erleben wir eine Steigerung der ideologischen Idiotie, die zwischen dem obigen Szenario und dem ungebrochen weiter geführten Ukraine-Krieg steht. Kurzer Abzweig: Ich habe da so einen Kult entwickelt. Wenn ich Auto fahre, schalte ich das Radio ein, höre etwas und schalte sofort wieder aus.

Jüngst war das so: Es liefen Nachrichten und die Vorlese-Trulla flötete eine Geschichte von deutschen Truppen zur Friedenssicherung® in der Ukraine. Denselben Schwachsinn hatte ich schon tags zuvor auf dem Hetzblatt beim Bäcker entdeckt. NATO-Nazienkel Aug in Aug mit dem Russ.

Gagalalaland

Wie komplett verblödet muss man sein, egal ob Journalisten- oder Politikerdarsteller, um zu glauben, Russland ließe NATO-Soldaten in der Ukraine zu – und dann auch noch deutsche? Haben diese Berufsdilettanten die Memos der letzten 15-80 Jahre verschlafen? Sind die komplett auf schlimmen Drogen, von denen selbst ich noch nichts gehört habe? Und – das ist jetzt eine wirklich rhetorische Frage – gibt es irgendeine Grenze der Verachtung ihres Auditoriums?

Ich sprach in letzter Zeit häufig von Magischem Denken im Geschwätz dieser Simulation von Politik auf Kindergartenniveau. Die europäische Variante der neokonservativen Geopolitik ist ganz und gar davon beseelt, der Wille allein entscheide über das Geschehen. So wie Magie Physik durch Wollen ist, ist Neoconservatism Weltpolitik durch Wollen.

Im Unterschied zu dessen Urhebern, die ihre Hegemonie und die ihres Staates über den Rest der Welt reaktionär sichern wollen, wissen die europäischen Pfeifen, die nach der Musik der US-Zentrale tanzen, aber nicht einmal ansatzweise, wozu das gut ist und wem das nützt. Sie tun es wie jeder brave Hund für Leckerlis und verwandeln die Staaten, die sie vertreten, in eine rauchende Trümmerlandschaft.

 
trp

Die Zeit der Narzissten, heißen sie Trump, Baerbock oder Merz, ist nicht zufällig über die Welt hereingebrochen. Es ist das endgültige Umkippen in den Untergang des Imperiums, der Supermacht und ihrer Vasallenstaaten. Jene zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich nicht anders verhalten kann als ein unangefochtener Hegemon. Das Fatale daran: Sie ist keiner mehr.

Ignoranz, in der Folge Inkompetenz und Größenwahn, machen Narzissten zu den natürlichen Repräsentanten. Trump als Zentrum des Desasters führt sich auf wie der Allmächtige und ruiniert im Bunde mit kondebilen Partnern – daheim vor allem Lindsey Graham, draußen Gestalten wie Macron, Starmer und Kallas, die eigene Wirtschaft in dem Ansinnen, die Welt nach Belieben zu beherrschen.

Blühende Phantasien

Machen wir einen Sprung nach Deutschland, dem treuesten Vasallen, der ob der aktuellen Besetzung des Papststuhls in D.C. zwar verwirrt, aber gewohnt devot und gleichzeitig größenwahnsinnig handelt. Das Memo, nach dem Russland sich nicht ruinieren lässt und China noch weniger, haben sie nicht gekriegt. Sie wollen jetzt auch Weltmacht spielen, Geld spielt keine Rolle.

Hätten sie diesen Satz nur verstanden! Es ist nämlich erstens nicht möglich, militärische Macht einfach zu kaufen, das hatten wir hier bereits hinreichend. Zudem ist es äußerst ungeschickt, mit der Kohle zu wedeln, weil das die Preise noch mehr erhöht als in Zeiten hoher Nachfrage ohnehin schon. Und dann geht noch die Beschaffungschefin hin und sagt: Macht schnell, wir zahlen alles.

Kaum an den Start gegangen, geht es auch schon los, q.e.d.. Der neue Faschismus ist mithin nicht nur bunt, er ist eine Karnevalsveranstaltung, die gleichwohl mit dem Abbrennen des Festsaals enden kann, denn allein schon Russland wird sich das nicht Jahrzehnte lang angucken, bis ggf. eine echte Bedrohung daraus wächst.

Konsequenzen

Es hat bereits gezeigt, dass es binnen Kürzestem seine Militärmacht anpassen, vergrößern und optimieren kann, in einer Weise, von der ein System, das sich eine Rüstungsindustrie nur für Profite hält, nicht einmal träumen kann. Aber da gibt es noch ein Problemchen, das in den hiesigen unkritisch ahnungslosen Medien gar nicht vorkommt.

Nehmen wir für einen Wimpernschlag an, Deutschland käme je in die Nähe einer militärischen Präsenz, die jemand – zumal ein Gigant wie Russland – ernst nehmen müsste. Wie werden wohl andere Staaten, die heute noch als 'Partner' betrachtet werden, darauf reagieren? Und wie wiederum wird ein großmächtiges Deutschland auf die Vorsichtsmaßnahmen seiner Nachbarn reagieren, die sich wieder wappnen müssen? Wo soll das enden?

 
fx

Bekanntlich meide ich Postings zu allem, was Israel betrifft, weil ich als Nazienkel keine Meinung dazu haben muss. In knapp 200 Ländern der Erde gibt es kluge Leute, die ungetrübt ihren Senf dazugeben können. Allerdings gibt es da einen Komplex, wo die Nazienkelkollegen geifernd ein "Existenzrecht Israels" einfordern und damit dessen Existenz infrage stellen.

Die Politik der Regierungen Netanjahu, ihre Ideologie und die Mordmaschine, die sie dazu einsetzen, würden jedem Staat der Welt außer Israel und den USA als Faschismus ausgelegt. Das ist ein ideologisches Problem, zu dem ich keine Meinung haben muss, aber im Zusammenhang mit der Existenz des nämlichen Staates provoziert sie den Rest der Welt zu Reaktionen, die dazu führen können, dass er in Kürze aufhören wird zu existieren.

Die Claqueure unter den Nazienkeln stützen mithin ideologisch eine Entwicklung, die das vollendet, was ihre Großeltern begonnen haben. Das widert mich nicht weniger an als die Kriegsgeilheit Bibis, des Lieblings aller blutrünstigen Think Tanks, und seiner Hintermänner. Bei der Gelegenheit sei ein Hinweis erlaubt auf das Netzwerk von Kriegsplanern, die an den Aktionen der Militärmaschinerie beteiligt sind.

Gottundvaterland

Im Falle Netanjahus genügten ein paar Minuten Recherche, um zum Beispiel diese hier ausfindig zu machen: Institute for Advanced Strategic and Political Studies, Misgav Institute for National Security and Zionist Strategy, Kohelet Policy Forum, Jonathan Institute, Foundation for Defense of Democracies, Chatham House, Brookings Institution. Wohlgemerkt sind das nur solche, die dem Kriegsherrn oder Nützlichen Idioten persönlich eine relevante Rolle zugedacht haben.

Was derzeit geschieht, der Krieg Israels mit beinahe allen anderen Staaten der Region, kann nur fanatischen Zionisten oder Neocons gefallen. Beiden ist nämlich vollkommen egal, ob am Ende noch irgendwer lebt in der Region. Beiden Fraktionen ist gemein, dass sie sich für gottgewollte Herren und unbesiegbar halten.

Spätestens, wenn sich ein regionaler Bodenkrieg entfalten sollte, wird Israel schlicht überrannt werden. Dann wird der Überfall der Hamas auf die Grenzregion wie ein Kindergeburtstag aussehen. Das ist das absehbare Ende eines Existenzrechts Israels auf Kosten seiner Nachbarn. Feiern werden dann die fanatischen Muslime, unsere neuen Freunde in Syrien zum Beispiel, und die alten wie neuen Nazis wie unsere Freunde in der Ukraine. Das ist aber offenbar moralisch alternativlos, denn wir sind ja die Guten.

 
cw

Unsere Freunde von der RAND-Corporation haben ein Interview mit einem ihrer Denkpanzerfahrer veröffentlicht, das wie immer tief blicken lässt. Diese Leute verharren in ihrem mechanistischen Weltbild und betrachten Geopolitik in militärischen Kategorien, sprichwörtlich als ein Spiel, in dem man sich stets die beste Ausgangsposition sichern und im Großen die Regeln vorgeben muss.

"Wargaming" heißen dabei Planspiele, in denen sie Konflikte simulieren und sich dabei anschauen, wo sie womöglich auf nicht vorhergesehene Ereignisse reagieren und wie sie am besten das eigene Militär den Anpassungen der Feinde anpassen. Nicht überraschend ist der Ukrainekrieg dafür ein schönes Freiluftexperiment.

Interessant ist aber vor allem die Denkweise, die sich da eröffnet. Das beginnt damit, dass der Feind stets als "Aggressor" gedacht wird, obwohl die Beispiele für US-Kampfeinsätze, die David Ochmanek nennen kann, allesamt aus Konflikten stammen, in denen die USA Angriffskriege geführt haben.

Kriegsspiele

Und selbst die Szenarien, die ihm sonst einfallen, sind zumindest zweifelhaft, wie in dem der "Bedrohung der NATO im Baltikum". Was will die denn da, wenn sie nicht bedroht werden möchte? Wer rüstet dort gerade auf? Wer bedroht also wen? Völlig eindeutig ist derweil die "Bedrohung der Partner in Taiwan". Are you kidding me?

Selbst die USA betrachten, wie fast alle anderen Staaten der Erde auch, Taiwan als Teil der Volksrepublik China. Die US "verteidigen" dort völkerrechtlich also ungefragt China gegen sich selbst. Jeder Depp weiß hingegen, dass die USA dort faktisch eine Sezession betreiben und ein souveränes Land für den Fall bedrohen, dass es wirksame Maßnahmen dagegen trifft.

Ochmanek stellt fest, dass der Rest der Welt inzwischen kooperiert, und zwar ohne die USA zu fragen, ob sie das dürfen. Dies wiederum betrachtet er als Verstärkung der Bedrohung. Es gilt also nach wie vor, obwohl er richtig feststellt, dass der Wertewesten aktuell (und vermutlich auch für alle Zukunft) nicht mehr unangefochten ist, jede Abweichung von der Hegemonie der NATO als "Bedrohung" zu labeln.

Finale Vorwärtsverteidigung

Diese abzuwehren, egal wie, ist demnach Verteidigung, was den Feind wiederum automatisch zum Aggressor macht. Da man den in aller Regel nicht mehr beliebig in die Wehrlosigkeit bomben kann, soll die Lösung künftig darin liegen, schneller reagieren zu können, die Vorwarnzeit jeglicher Kriegshandlungen also zu verkürzen.

Leute wie Ochmanek sind dabei offenbar wirklich so dämlich, dass ihnen jede Vorstellung dafür fehlt, die NATO könne ihrerseits als Bedrohung betrachtet werden, womit das Potential beschleunigter Eskalationen zwangsläufig in weitere Kriege führen muss. Das sind die Experten, auf denen die Neocons ihre Geostrategie stützen.

 
kre

Nach dem Putsch am Maidan wurde das Minsker Abkommen geschlossen, begleitet von Russland, Deutschland und Frankreich. Später sagte Merkel dazu, was Hollande wiederum bestätigte:

"Und das Minsker Abkommen 2014 war der Versuch, der Ukraine Zeit zu geben." Beide machten deutlich, dass weder Frankreich noch Deutschland (und schon gar nicht die USA, die deren Außenpolitik und die Regierungsarbeit der Ukraine bestimmten) die Absicht verfolgten, dass es auch umgesetzt würde. In dieser Zeit wurden vor allem die Milizen der ukrainischen Faschisten von US-'Militärberatern' zu den schlagkräftigsten Einheiten des dortigen Militärs ausgebildet.

Der völkerrechtlich verbindliche Vertrag wurde dementsprechend von Kiew in keinem Detail umgesetzt. Dessen Inhalte sind es, die Russland bei dem Friedensverhandlungen in Istanbul 2022 erneut eingefordert und zu den Zielen der SMO gemacht hat. Inzwischen reicht Russland das nicht mehr, denn durch die aggressive Politik der US-Neocons und der führenden EU-Staaten hat es keinerlei Vertrauen mehr in diese. Den Schutz der russischen Bevölkerung des Donbas und die Sicherung seiner Grenzen kann es nur noch durch militärische Stärke durchsetzen.

Konkrete Bedrohungslage

Dies, zumal 2019 die RAND-Corporation den Plan entworfen hat, (damals noch völlig unbegründet) Russland durch Sanktionen, einen Konflikt in der Ukraine und weitere äußere Einflüsse zu stressen, zu schwächen und möglichst einen Regime Change herbeizuführen. Radikalere Kräfte des US-Ukrainischen Konglomerats um die US-Neocons würden Russland sogar gern in Kleinstaaten zerschlagen.

Vor diesem Hintergrund musste zunächst der Donbas befreit und das ukrainische Militär trotz NATO-Unterstützung kampfunfähig gemacht werden. Die Demilitarisierung muss abgeschlossen und die Regierung vom maßgeblichen Einfluss der Faschisten befreit werden. Um zu verhindern, dass die Aggression der NATO Russland weiterhin bedroht, muss die Ukraine kurzfristig vollständig unter russischer Kontrolle stehen.

Sollte es darüber hinaus nicht gelingen, international kontrollierte Abkommen über die Stationierung von Truppen und Waffen der NATO an Russlands Grenzen zu verhindern, werden weitere Operationen wie die Kontrolle des Baltikums nötig werden. Die NATO ist ein extrem aggressives feindliches Militärbündnis, dem nur militärisch Einhalt geboten werden kann.

 

… lässt sich in zwei Grafiken zusammenfassen:

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Russland steht an vierter Stelle bei den Rüstungsausgaben (in Milliarden Dolllar), obwohl es das größte Land der Erde ist, mit einer Grenzlänge von mehr als 20.000 km, und eine entsprechend große Armee unterhält. Unsere islamistischen Freunde im Kampf gegen den Terror, das Steinzeitregime Saudi-Arabiens, gibt mehr aus und macht reichlich Gebrauch davon. Da dies in Absprache mit der NATO bzw. den USA geschieht, sind sie aber die Guten®. Schwulenfeindlich sind sie auch nicht, denn dort gibt es keine Homosexualität. Jedenfalls nicht lange, da Hinrichtungstermine sehr kurzfristig anberaumt werden.

China als aufstrebende Großmacht gibt mehr als dreimal so viel aus und unsere Friedensfreunde aus den USA können sich 9 Armeen von der Größe der russischen leisten.

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Der jüngst gestorbene Verhandlungsmeister Genscher hatte Gorbatschow bei den 2+4-Verhandlungen versprochen, die NATO werde sich keinen Meter in Richtung Osten ausdehnen. Die Karte zeigt (rot) die Staaten, die seitdem dazugekommen sind, die bald dazu kommen werden (hellblau) und denen es angeboten wurde (blassblau). Nachdem Poroschenko mithilfe der EU, der USA und der Faschisten an die Macht gekommen war, hat Russland bekanntlich seine Präsenz auf der Krim verstärkt und eine offenbar manipulierte Volksabstimmung durchführen lassen, die in den Anschluss der Krim an Russland mündete. Die Zustimmung wäre freilich auch ohne die Manipulationen sicher gewesen. Das Ganze wird als "Imperialismus" bezeichnet und führt dazu, dass Russland wirtschaftlich sanktioniert wird. Außerdem verlagert die NATO massiv Truppen nach Osteuropa; ein Akt des Anti-Imperialismus, versteht sich.

Ich schreibe das hier einmal auf, damit ich einfach einen Link setzen kann, wenn mir wieder jemand mit dem Thema auf die Eier geht. Bei der Gelegenheit noch ein paar Spitzen: Was ist das russische Wort für "Investor", "Großaktionär" oder "Milliardär"? Richtig: "Oligarch", allerdings nur in westlichen Medien.

Wie heißt das größte Land, das aus der Sowjetunion hervorging? Richtig: "Putin". Was immer in Russland geschieht, was immer ein Russe tut oder lässt, es ist "Putin" (es sei denn, es gilt als gut®, dann ist es die Opposition® gegen Putin. Wenn eine drogensüchtige Asikapelle einen Striptease auf dem Altar hinlegt zum Beispiel, dann muss sie nur "Putin" sagen und ist damit gut®, weil eben Opposition®).

Diese Beispiele sind beliebig. Es gibt hunderte. Wer sie nicht findet, will sie nicht sehen, und wer mir jetzt damit kommt, ich fände irgend etwas gut an Putin oder verteidigte ihn für etwas, ist ein Idiot. Ja, du bist ein Schwachkopf und verstehst die einfachsten Regeln der Logik nicht (siehe "Umkehrschluss"). Halt' einfach die Klappe. Geh weg!

April 2016

 
dt

Quelle: Pixabay

In Deutschland, Europa und den angeschlossenen Irgendwasmitmedien wird man nichts hören und lesen über geopolitische Zusammenhänge. Die Propaganda kennt die Guten, die gegen die Bösen kämpfen. Ökonomie? Interessen? Strategien? Notwendigkeiten? Das kennen die Märchenerzähler alles nicht. Daher im Folgenden einmal ein kurzer grober Rundumschlag:

Die ehemaligen "Entwicklungsländer" oder "Schwellenländer", u.a. Indien, China Brasilien usf., sind nicht nur in der Lage, selbst die Produkte herzustellen, die sie und andere brauchen, sie können das inzwischen besser oder billiger als das ehemalige Monopol in diesem Bezug, der Wertewesten. Besonders ärgerlich: Nicht nur sind diese Undankbaren der ehemaligen Kolonien längst zumindest als Gesamtheit überlegen, auch vom ehemaligen Ostblock hat der mächtigste Player überlebt und lehrt uns das Fürchten.

Aufstand der Unfreien

War die Sowjetunion noch unter der westlichen Produktivität militärisch eingeknickt, ist Russland allein inzwischen fähig, die gesamte NATO an die Wand zu produzieren. Geradezu unerträglich: Die Russen können das quantitativ wie qualitativ. Gern hätten vor allem die USA das verhindert; sie konnten es aber nicht und können es heute noch viel weniger.

Dies wiederum veranlasst die US Neocons und ihre dümmlichen europäischen Vasallen nicht dazu, die neuen Verhältnisse anzuerkennen und sich darin einzurichten. Nein, für sie gibt es keine Alternative zur Hegemonie, wie es etwa Boris Johnson wörtlich zu Protokoll gab, oder zum "Sieg", wie es Annalena "360 Grad" unablässlich in die eigentlich für Diplomatie eingerichteten Kanäle plapperte.

Die treibende Kraft hinter dem Globalismus der letzten Jahrzehnte, die Neocons, nehmen das schlicht nicht zur Kenntnis und sind deshalb mit Joe Biden und ihren europäischen Vasallen baden gegangen. Trumps Zirkus ahnt das zumindest, erliegt aber ob des Narzissmus des großen Führers derselben Hybris. Zur Strafe isoliert dieser die Welt von den USA. Die Folgen sind vermutlich verheerend, vor allem aber unberechenbar.

Derweil wird militärisch weiter gezündelt. Gezielt wird auf Taiwan, der Feind ist China und das nächste unprovozierte Opfer wahrscheinlich die Philippinen, das Muster dasselbe wie in der Ukraine, die bereits ökonomisch, politisch und demografisch zerstört ist. So sehen Siege aus, wenn der Wertewesten marschiert.

Tektonik

Afrika wirft seine Kolonialmächte aus ihren Ländern, wo ihnen das gelingt. In den BRICS findet eine neue ökonomische Weltmacht zusammen, welche die große Mehrheit der Weltbevölkerung repräsentiert. Sprichwörtlich alles ist in Bewegung. Der Westen reagiert darauf mit reaktionärem Starrsinn und lastet die selbst erzeugten Krisen fremden Dämonen an.

In einer solchen Zeit kommt es mehr denn je auf feine Diplomatie an; Europa verzichtet seit einigen Jahren vollständig darauf. Seitdem sie mit dem vermeintlich unbesiegbaren Verbündeten in den heiligen Kreuzzug gegen das Böse zogen, gelten nur mehr Phrasen und Parolen – nach außen infantile Schmähungen und nach innen Durchhalteparolen.

Ein ökonomisches Konzept gibt es ebenso wenig wie eine Analyse des aktuellen Niedergangs oder eine Abwägung möglicher Optionen. Russisches Gas war Europas Lebensexilir. Das aber darf nicht sein, also gilt jeder, der darauf hinweist, als Agent des Feindes. Auf diesem intellektuellen Niveau wird Politik gemacht. Lasciate ogni speranza.

 
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Abb.: Amerikaner und Ukrainer üben sich in Diplomatie

Deutschland, als Prototyp eines Vasallenstaates, lässt sich von den Paten aus D.C. nicht nur nach deren Gusto rannehmen und demütigen, es sagt auch noch artig danke und bettelt um mehr. Wenn Joe sagt, um diese Pipeline werde er sich kümmern, hat seine Schlampe dazu noch zu lächeln. Ihr kauft jetzt unser Frackinggas. Ja, Herr! Danke Herr!

Damit aber nicht genug. Das Verbot, beim Russen zu kaufen, gilt für den neuen Paten nicht mehr. Also nimmt er sich jetzt das, was von der Pipeline übrig ist, und verkauft den Deutschen das Gas, das sie nicht kaufen durften, solange die Röhren noch ihnen gehörten. Derweil ist den Europäern nach wie vor verboten, ihrerseits beim Russen zu kaufen.

Kauft nicht bei Russen

Das dürfen sie selbstverständlich reichlich beim Amerikaner. Vor allem Kriegsgerät. Da erging der Befehl, ein Viertel des Bundeshaushalts für solches aufzuwenden. Ja, Herr! Und jetzt sag, dass es dir Spaß macht! Es macht mir Spaß, Herr.

Es ist bizarr. Die europäischen Zombies, Lemminge, Kriecher gehorchen den absurdesten Befehlen; am Ende ist ihnen noch egal, ob es überhaupt welche gibt, Hauptsache sie bücken sich tief und irgendwer gibt es ihnen. Es gibt keine Ziele, von Sinn und Zweck ganz zu schweigen, und die Struktur löst sich vor aller Augen auf.

Frankreich und Großbritannien stolpern weiter voran in Richtung eines Krieges, der eine völlig neue Dimension der Aussichtslosigkeit definiert. Dabei sind die Briten nicht einmal in der EU, deren Führungsmacht gar nicht erst gefragt wird. Jene EU, die an den Rändern ausfasert, obwohl ihr autoritäres Zentrum alle illegalen Mittel einsetzt, um Opposition zu unterdrücken.

Morgenbräune

Welche Freude für alle die, die schon warten. Allüberall Nationalisten, die mit den Hufen scharren, deren erste Erste vermutlich Marine Le Pen sein wird, die dann wie ihre Vorgänger mit Ausnahmezustand, Zensur und Überwachung das tun kann, was der Kapitalismus in dieser Phase erwartet: rücksichtslos herrschen.

Und hierzulande? Es erinnert ein wenig an die Kinderläden der 70er Jahre, in denen ein Mädchen einst die berühmte Frage stellte: "Müssen wir heute wieder tun, was wir wollen?" Diese Phase überspringen wir hier sicher. Eine Autoritätslücke wird es in diesem Land nicht geben.

 
dt

"Der Anblick der europäischen Staats- und Regierungschefs, die Donald Trump anflehen, Vasallen der USA bleiben zu dürfen, ist erbärmlich", sagt Yanis Varoufakis, und ich hatte schon im Vorlauf notiert: "Bitte beherrscht uns wieder total", flehen die europäischen Atlantiker den Hegemon an. Der hat aber gerade keine Lust.

In Europa hat niemand einen Plan, es gibt keine Institutionen, keine Kompetenz, nicht einmal organisierte Inkompetenz in Sachen Außenpolitik, Militär oder strategische Ziele. Das Funktionsmobiliar hat sich seit Jahrzehnten dergleichen soufflieren lassen; von ihren Geheimdiensten, die im Sack der US-Chefs stecken, von Think Tanks, die allesamt in den USA sitzen, oder gleich aus Oval Office oder Pentagon.

Abhängige abgehängt

Europas Speerspitze der diesbezüglichen 'Kompetenz' ist mit dem GCHQ ein Haufen, der sich inzwischen als Mix aus Journal und Außenministerium aufspielt, und sich dabei täglich mit unsinnigen Behauptungen blamiert oder gleich mit Prognosen, die niemals eintreffen. Sie liefern Aufgüsse dessen, was die Erwachsenen übern großen Teich wenigstens halbwegs ernsthaft betreiben. Was sie sehr gut können: deren Propaganda übernehmen. Mangelhaft derweil: alles Inhaltliche.

Die USA machen gar nichts Überraschendes, im Gegenteil. Nicht nur war Trumps Motto bekannt; es folgt obendrein der Strategie, die schon immer klug war und weltweit derzeit verfolgt wird: die je eigenen Interessen verfolgen und auf dieser Basis Diplomatie pflegen. Europa hat das so gründlich verlernt, dass es hier kaum mehr wen gibt, der weiß, wovon da die Rede ist. Dabei reichte ein Blick aus dem Fenster.

Aber es gibt ja jetzt eine Erklärung für alles: Putin ist schuld. Die Infrastruktur verrottet, Obdachlosigkeit grassiert, keine Rente, von der irgendwer leben kann, kein Arbeitslosengeld, von dem irgendwer leben kann, keine Aussichten, dass sich das je bessert. Die Lösung für alle diese Probleme ist wie immer am Rand des Abgrunds: Krieg.

Last Exit

Man kann und will nichts daran ändern, also zeigt man einfach mit dem Finger auf den Bock: Putin, Ozeanien oder Afrika. Orwells Konzept geht in jeder Hinsicht auf. Der Clou ist nur, dass der Große Bruder mal Urlaub macht. Haut auf die Kacke wie nichts und verzichtet gänzlich darauf, sich die Liebe aller Menschen herbeifoltern zu lassen. Trump liebt sich selbst genug; sollen die Idioten aus der dritten Liga ihn doch hassen.

Also rennen jetzt erst einmal die Vasallen herum wie Ameisen nach Entzug des Zuckerwassers. Einiges wird sich ändern, wenn sie teils aufeinander losgehen, teils neue Koalitionen schmieden und teils verzweifelt an den alten festzuhalten versuchen. Nur eines wird sich nicht ändern: die Richtung. Unten wartet ein harter Einschlag. Es herrscht derweil die Hoffnung, dass der braune Matsch ihn dämpft. Hat ja schon immer prima funktioniert.

 
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Schinken der Hoffnung | Quelle: Pixabay

Etwa 27.000 Personen, so sagen es nicht ganz brandaktuelle Quellen, arbeiten für das Pentagon – damit die US-Armee und ihre politische Vertretung einen guten Eindruck in den Medien machen. Noch mehr arbeiten, wenn auch hier eher nachvollziehbar, zu diesem Zweck für das US-Außenministerium. Dann haben wir eben noch Think Tanks, die Clubs der Atlantiker und all diejenigen, die aus diesen Strukturen in die Medien selbst sickern.

Man muss sich nur anschauen, welche hochrangigen deutschen Journalisten dort geschult wurden, wenn sie irgendetwas mit Außen- oder Sicherheitspolitik zu tun haben. Kurzum: Das Medienkonglomerat, das am wertewestlichen Meinungskanon arbeitet, ist keine Verschwörung im Hinterzimmer, es ist eine Armee.

Geowas?

Gleichwohl erfahren wir von ihnen und den von ihnen wiederum rekrutierten Lohnschreibern nichts über Hegemonie, Geostrategie oder nationale Interessen. Letzteres kann man vielleicht noch verstehen, wurden diese doch äußerst erfolgreich durch das stärkste Machtmittel der USA untergraben: Ihre Macht über Medien und sogenannte (inzwischen meist von den USA als Staat finanzierte) 'NGOs'.

Zum Thema "Hegemonie" ist es ganz erstaunlich, dass Boris Johnson es sogar offen ausgesprochen hat, dass es im Ukraine-Krieg um die "westliche Hegemonie" geht, die "unwiederbringlich verloren" sei, wenn man ihn verlöre. Die Reaktion der Medien? Mir ist keine bekannt. Geostrategie, wie sie durch die USA in Reinform auf allen denkbaren Ebenen geplant und hemmungslos exekutiert wird, ist in Europa eine völlig unbekannte Vokabel.

Derart von keiner relevanten Realität beeinflusst, ist jede Basis der Diplomatie zerstört. Die Wahrnehmung der Interessen anderer – auch und gerade des Gegners, Rationalität, Kenntnisse gleicher und gegensätzlicher Interessen, ein Hinwirken auf gemeinsame Vorteile und das Vermeiden von Nachteilen, werden zugunsten einer kruden Erzählung von Freiheit®, Menschenrechten®, den Guten und den Bösen geopfert.

La Le Lu

Dabei ist die Erzählung der US-Neocons, die schon seit Reagan die Regierungen begleiten, seit den Zeiten von Wolfowitz und Cheney, bis hin eben zu Nuland, Blinken, Sullivan und Konsorten, so durchsichtig, dass einem der Kaffee gefriert. Aber sie haben eben die mediale Macht gebündelt, mit der sie jeden Stuss so lange wiederholen können, dass wenigstens der Kern der Mittelschichten daran glaubt.

Wo früher Diplomatie war, plappern heute Gestalten wie Borbeck aus einem Bunker unterhalb der Bodenlosigkeit. Während Infrastrukturen wie die NED (National Endowment for Democracy) und ähnliche philanthropische Mächte überall auf der Welt für Krieg und Chaos sorgen und dafür, dass gepäppelte Minderheiten gegen die Interessen der jeweiligen Bevölkerungen US-Interessen durchsetzen, erfahren wir hier nur mehr, was Held Selenski sagt und was Dämon Putin entgegen eigenen Worten wirklich in Echt denkt.

Übrigens wusste etwa der "Spiegel" 2008 noch, dass das Pentagon Meinung "gekauft" hat und nannte das Ergebnis "Pseudo-Journalismus". In Frühzeiten eines Journalismus wusste man auch noch, dass es auf Produktionskapazitäten, Ausrüstung, Entwicklung und strategische Aufstellung ankommt, um Machtverhältnisse einzuschätzen. Heute wird uns nur noch erzählt, wer angeblich was will und warum sich allein daraus ergebe, was politisch zu tun sei. Politik als Gutenachtgeschichte.

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