geostrategie


 
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Bekanntlich meide ich Postings zu allem, was Israel betrifft, weil ich als Nazienkel keine Meinung dazu haben muss. In knapp 200 Ländern der Erde gibt es kluge Leute, die ungetrübt ihren Senf dazugeben können. Allerdings gibt es da einen Komplex, wo die Nazienkelkollegen geifernd ein "Existenzrecht Israels" einfordern und damit dessen Existenz infrage stellen.

Die Politik der Regierungen Netanjahu, ihre Ideologie und die Mordmaschine, die sie dazu einsetzen, würden jedem Staat der Welt außer Israel und den USA als Faschismus ausgelegt. Das ist ein ideologisches Problem, zu dem ich keine Meinung haben muss, aber im Zusammenhang mit der Existenz des nämlichen Staates provoziert sie den Rest der Welt zu Reaktionen, die dazu führen können, dass er in Kürze aufhören wird zu existieren.

Die Claqueure unter den Nazienkeln stützen mithin ideologisch eine Entwicklung, die das vollendet, was ihre Großeltern begonnen haben. Das widert mich nicht weniger an als die Kriegsgeilheit Bibis, des Lieblings aller blutrünstigen Think Tanks, und seiner Hintermänner. Bei der Gelegenheit sei ein Hinweis erlaubt auf das Netzwerk von Kriegsplanern, die an den Aktionen der Militärmaschinerie beteiligt sind.

Gottundvaterland

Im Falle Netanjahus genügten ein paar Minuten Recherche, um zum Beispiel diese hier ausfindig zu machen: Institute for Advanced Strategic and Political Studies, Misgav Institute for National Security and Zionist Strategy, Kohelet Policy Forum, Jonathan Institute, Foundation for Defense of Democracies, Chatham House, Brookings Institution. Wohlgemerkt sind das nur solche, die dem Kriegsherrn oder Nützlichen Idioten persönlich eine relevante Rolle zugedacht haben.

Was derzeit geschieht, der Krieg Israels mit beinahe allen anderen Staaten der Region, kann nur fanatischen Zionisten oder Neocons gefallen. Beiden ist nämlich vollkommen egal, ob am Ende noch irgendwer lebt in der Region. Beiden Fraktionen ist gemein, dass sie sich für gottgewollte Herren und unbesiegbar halten.

Spätestens, wenn sich ein regionaler Bodenkrieg entfalten sollte, wird Israel schlicht überrannt werden. Dann wird der Überfall der Hamas auf die Grenzregion wie ein Kindergeburtstag aussehen. Das ist das absehbare Ende eines Existenzrechts Israels auf Kosten seiner Nachbarn. Feiern werden dann die fanatischen Muslime, unsere neuen Freunde in Syrien zum Beispiel, und die alten wie neuen Nazis wie unsere Freunde in der Ukraine. Das ist aber offenbar moralisch alternativlos, denn wir sind ja die Guten.

 
cw

Unsere Freunde von der RAND-Corporation haben ein Interview mit einem ihrer Denkpanzerfahrer veröffentlicht, das wie immer tief blicken lässt. Diese Leute verharren in ihrem mechanistischen Weltbild und betrachten Geopolitik in militärischen Kategorien, sprichwörtlich als ein Spiel, in dem man sich stets die beste Ausgangsposition sichern und im Großen die Regeln vorgeben muss.

"Wargaming" heißen dabei Planspiele, in denen sie Konflikte simulieren und sich dabei anschauen, wo sie womöglich auf nicht vorhergesehene Ereignisse reagieren und wie sie am besten das eigene Militär den Anpassungen der Feinde anpassen. Nicht überraschend ist der Ukrainekrieg dafür ein schönes Freiluftexperiment.

Interessant ist aber vor allem die Denkweise, die sich da eröffnet. Das beginnt damit, dass der Feind stets als "Aggressor" gedacht wird, obwohl die Beispiele für US-Kampfeinsätze, die David Ochmanek nennen kann, allesamt aus Konflikten stammen, in denen die USA Angriffskriege geführt haben.

Kriegsspiele

Und selbst die Szenarien, die ihm sonst einfallen, sind zumindest zweifelhaft, wie in dem der "Bedrohung der NATO im Baltikum". Was will die denn da, wenn sie nicht bedroht werden möchte? Wer rüstet dort gerade auf? Wer bedroht also wen? Völlig eindeutig ist derweil die "Bedrohung der Partner in Taiwan". Are you kidding me?

Selbst die USA betrachten, wie fast alle anderen Staaten der Erde auch, Taiwan als Teil der Volksrepublik China. Die US "verteidigen" dort völkerrechtlich also ungefragt China gegen sich selbst. Jeder Depp weiß hingegen, dass die USA dort faktisch eine Sezession betreiben und ein souveränes Land für den Fall bedrohen, dass es wirksame Maßnahmen dagegen trifft.

Ochmanek stellt fest, dass der Rest der Welt inzwischen kooperiert, und zwar ohne die USA zu fragen, ob sie das dürfen. Dies wiederum betrachtet er als Verstärkung der Bedrohung. Es gilt also nach wie vor, obwohl er richtig feststellt, dass der Wertewesten aktuell (und vermutlich auch für alle Zukunft) nicht mehr unangefochten ist, jede Abweichung von der Hegemonie der NATO als "Bedrohung" zu labeln.

Finale Vorwärtsverteidigung

Diese abzuwehren, egal wie, ist demnach Verteidigung, was den Feind wiederum automatisch zum Aggressor macht. Da man den in aller Regel nicht mehr beliebig in die Wehrlosigkeit bomben kann, soll die Lösung künftig darin liegen, schneller reagieren zu können, die Vorwarnzeit jeglicher Kriegshandlungen also zu verkürzen.

Leute wie Ochmanek sind dabei offenbar wirklich so dämlich, dass ihnen jede Vorstellung dafür fehlt, die NATO könne ihrerseits als Bedrohung betrachtet werden, womit das Potential beschleunigter Eskalationen zwangsläufig in weitere Kriege führen muss. Das sind die Experten, auf denen die Neocons ihre Geostrategie stützen.

 
kre

Nach dem Putsch am Maidan wurde das Minsker Abkommen geschlossen, begleitet von Russland, Deutschland und Frankreich. Später sagte Merkel dazu, was Hollande wiederum bestätigte:

"Und das Minsker Abkommen 2014 war der Versuch, der Ukraine Zeit zu geben." Beide machten deutlich, dass weder Frankreich noch Deutschland (und schon gar nicht die USA, die deren Außenpolitik und die Regierungsarbeit der Ukraine bestimmten) die Absicht verfolgten, dass es auch umgesetzt würde. In dieser Zeit wurden vor allem die Milizen der ukrainischen Faschisten von US-'Militärberatern' zu den schlagkräftigsten Einheiten des dortigen Militärs ausgebildet.

Der völkerrechtlich verbindliche Vertrag wurde dementsprechend von Kiew in keinem Detail umgesetzt. Dessen Inhalte sind es, die Russland bei dem Friedensverhandlungen in Istanbul 2022 erneut eingefordert und zu den Zielen der SMO gemacht hat. Inzwischen reicht Russland das nicht mehr, denn durch die aggressive Politik der US-Neocons und der führenden EU-Staaten hat es keinerlei Vertrauen mehr in diese. Den Schutz der russischen Bevölkerung des Donbas und die Sicherung seiner Grenzen kann es nur noch durch militärische Stärke durchsetzen.

Konkrete Bedrohungslage

Dies, zumal 2019 die RAND-Corporation den Plan entworfen hat, (damals noch völlig unbegründet) Russland durch Sanktionen, einen Konflikt in der Ukraine und weitere äußere Einflüsse zu stressen, zu schwächen und möglichst einen Regime Change herbeizuführen. Radikalere Kräfte des US-Ukrainischen Konglomerats um die US-Neocons würden Russland sogar gern in Kleinstaaten zerschlagen.

Vor diesem Hintergrund musste zunächst der Donbas befreit und das ukrainische Militär trotz NATO-Unterstützung kampfunfähig gemacht werden. Die Demilitarisierung muss abgeschlossen und die Regierung vom maßgeblichen Einfluss der Faschisten befreit werden. Um zu verhindern, dass die Aggression der NATO Russland weiterhin bedroht, muss die Ukraine kurzfristig vollständig unter russischer Kontrolle stehen.

Sollte es darüber hinaus nicht gelingen, international kontrollierte Abkommen über die Stationierung von Truppen und Waffen der NATO an Russlands Grenzen zu verhindern, werden weitere Operationen wie die Kontrolle des Baltikums nötig werden. Die NATO ist ein extrem aggressives feindliches Militärbündnis, dem nur militärisch Einhalt geboten werden kann.

 

… lässt sich in zwei Grafiken zusammenfassen:

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Russland steht an vierter Stelle bei den Rüstungsausgaben (in Milliarden Dolllar), obwohl es das größte Land der Erde ist, mit einer Grenzlänge von mehr als 20.000 km, und eine entsprechend große Armee unterhält. Unsere islamistischen Freunde im Kampf gegen den Terror, das Steinzeitregime Saudi-Arabiens, gibt mehr aus und macht reichlich Gebrauch davon. Da dies in Absprache mit der NATO bzw. den USA geschieht, sind sie aber die Guten®. Schwulenfeindlich sind sie auch nicht, denn dort gibt es keine Homosexualität. Jedenfalls nicht lange, da Hinrichtungstermine sehr kurzfristig anberaumt werden.

China als aufstrebende Großmacht gibt mehr als dreimal so viel aus und unsere Friedensfreunde aus den USA können sich 9 Armeen von der Größe der russischen leisten.

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Der jüngst gestorbene Verhandlungsmeister Genscher hatte Gorbatschow bei den 2+4-Verhandlungen versprochen, die NATO werde sich keinen Meter in Richtung Osten ausdehnen. Die Karte zeigt (rot) die Staaten, die seitdem dazugekommen sind, die bald dazu kommen werden (hellblau) und denen es angeboten wurde (blassblau). Nachdem Poroschenko mithilfe der EU, der USA und der Faschisten an die Macht gekommen war, hat Russland bekanntlich seine Präsenz auf der Krim verstärkt und eine offenbar manipulierte Volksabstimmung durchführen lassen, die in den Anschluss der Krim an Russland mündete. Die Zustimmung wäre freilich auch ohne die Manipulationen sicher gewesen. Das Ganze wird als "Imperialismus" bezeichnet und führt dazu, dass Russland wirtschaftlich sanktioniert wird. Außerdem verlagert die NATO massiv Truppen nach Osteuropa; ein Akt des Anti-Imperialismus, versteht sich.

Ich schreibe das hier einmal auf, damit ich einfach einen Link setzen kann, wenn mir wieder jemand mit dem Thema auf die Eier geht. Bei der Gelegenheit noch ein paar Spitzen: Was ist das russische Wort für "Investor", "Großaktionär" oder "Milliardär"? Richtig: "Oligarch", allerdings nur in westlichen Medien.

Wie heißt das größte Land, das aus der Sowjetunion hervorging? Richtig: "Putin". Was immer in Russland geschieht, was immer ein Russe tut oder lässt, es ist "Putin" (es sei denn, es gilt als gut®, dann ist es die Opposition® gegen Putin. Wenn eine drogensüchtige Asikapelle einen Striptease auf dem Altar hinlegt zum Beispiel, dann muss sie nur "Putin" sagen und ist damit gut®, weil eben Opposition®).

Diese Beispiele sind beliebig. Es gibt hunderte. Wer sie nicht findet, will sie nicht sehen, und wer mir jetzt damit kommt, ich fände irgend etwas gut an Putin oder verteidigte ihn für etwas, ist ein Idiot. Ja, du bist ein Schwachkopf und verstehst die einfachsten Regeln der Logik nicht (siehe "Umkehrschluss"). Halt' einfach die Klappe. Geh weg!

April 2016

 
dt

Quelle: Pixabay

In Deutschland, Europa und den angeschlossenen Irgendwasmitmedien wird man nichts hören und lesen über geopolitische Zusammenhänge. Die Propaganda kennt die Guten, die gegen die Bösen kämpfen. Ökonomie? Interessen? Strategien? Notwendigkeiten? Das kennen die Märchenerzähler alles nicht. Daher im Folgenden einmal ein kurzer grober Rundumschlag:

Die ehemaligen "Entwicklungsländer" oder "Schwellenländer", u.a. Indien, China Brasilien usf., sind nicht nur in der Lage, selbst die Produkte herzustellen, die sie und andere brauchen, sie können das inzwischen besser oder billiger als das ehemalige Monopol in diesem Bezug, der Wertewesten. Besonders ärgerlich: Nicht nur sind diese Undankbaren der ehemaligen Kolonien längst zumindest als Gesamtheit überlegen, auch vom ehemaligen Ostblock hat der mächtigste Player überlebt und lehrt uns das Fürchten.

Aufstand der Unfreien

War die Sowjetunion noch unter der westlichen Produktivität militärisch eingeknickt, ist Russland allein inzwischen fähig, die gesamte NATO an die Wand zu produzieren. Geradezu unerträglich: Die Russen können das quantitativ wie qualitativ. Gern hätten vor allem die USA das verhindert; sie konnten es aber nicht und können es heute noch viel weniger.

Dies wiederum veranlasst die US Neocons und ihre dümmlichen europäischen Vasallen nicht dazu, die neuen Verhältnisse anzuerkennen und sich darin einzurichten. Nein, für sie gibt es keine Alternative zur Hegemonie, wie es etwa Boris Johnson wörtlich zu Protokoll gab, oder zum "Sieg", wie es Annalena "360 Grad" unablässlich in die eigentlich für Diplomatie eingerichteten Kanäle plapperte.

Die treibende Kraft hinter dem Globalismus der letzten Jahrzehnte, die Neocons, nehmen das schlicht nicht zur Kenntnis und sind deshalb mit Joe Biden und ihren europäischen Vasallen baden gegangen. Trumps Zirkus ahnt das zumindest, erliegt aber ob des Narzissmus des großen Führers derselben Hybris. Zur Strafe isoliert dieser die Welt von den USA. Die Folgen sind vermutlich verheerend, vor allem aber unberechenbar.

Derweil wird militärisch weiter gezündelt. Gezielt wird auf Taiwan, der Feind ist China und das nächste unprovozierte Opfer wahrscheinlich die Philippinen, das Muster dasselbe wie in der Ukraine, die bereits ökonomisch, politisch und demografisch zerstört ist. So sehen Siege aus, wenn der Wertewesten marschiert.

Tektonik

Afrika wirft seine Kolonialmächte aus ihren Ländern, wo ihnen das gelingt. In den BRICS findet eine neue ökonomische Weltmacht zusammen, welche die große Mehrheit der Weltbevölkerung repräsentiert. Sprichwörtlich alles ist in Bewegung. Der Westen reagiert darauf mit reaktionärem Starrsinn und lastet die selbst erzeugten Krisen fremden Dämonen an.

In einer solchen Zeit kommt es mehr denn je auf feine Diplomatie an; Europa verzichtet seit einigen Jahren vollständig darauf. Seitdem sie mit dem vermeintlich unbesiegbaren Verbündeten in den heiligen Kreuzzug gegen das Böse zogen, gelten nur mehr Phrasen und Parolen – nach außen infantile Schmähungen und nach innen Durchhalteparolen.

Ein ökonomisches Konzept gibt es ebenso wenig wie eine Analyse des aktuellen Niedergangs oder eine Abwägung möglicher Optionen. Russisches Gas war Europas Lebensexilir. Das aber darf nicht sein, also gilt jeder, der darauf hinweist, als Agent des Feindes. Auf diesem intellektuellen Niveau wird Politik gemacht. Lasciate ogni speranza.

 
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Abb.: Amerikaner und Ukrainer üben sich in Diplomatie

Deutschland, als Prototyp eines Vasallenstaates, lässt sich von den Paten aus D.C. nicht nur nach deren Gusto rannehmen und demütigen, es sagt auch noch artig danke und bettelt um mehr. Wenn Joe sagt, um diese Pipeline werde er sich kümmern, hat seine Schlampe dazu noch zu lächeln. Ihr kauft jetzt unser Frackinggas. Ja, Herr! Danke Herr!

Damit aber nicht genug. Das Verbot, beim Russen zu kaufen, gilt für den neuen Paten nicht mehr. Also nimmt er sich jetzt das, was von der Pipeline übrig ist, und verkauft den Deutschen das Gas, das sie nicht kaufen durften, solange die Röhren noch ihnen gehörten. Derweil ist den Europäern nach wie vor verboten, ihrerseits beim Russen zu kaufen.

Kauft nicht bei Russen

Das dürfen sie selbstverständlich reichlich beim Amerikaner. Vor allem Kriegsgerät. Da erging der Befehl, ein Viertel des Bundeshaushalts für solches aufzuwenden. Ja, Herr! Und jetzt sag, dass es dir Spaß macht! Es macht mir Spaß, Herr.

Es ist bizarr. Die europäischen Zombies, Lemminge, Kriecher gehorchen den absurdesten Befehlen; am Ende ist ihnen noch egal, ob es überhaupt welche gibt, Hauptsache sie bücken sich tief und irgendwer gibt es ihnen. Es gibt keine Ziele, von Sinn und Zweck ganz zu schweigen, und die Struktur löst sich vor aller Augen auf.

Frankreich und Großbritannien stolpern weiter voran in Richtung eines Krieges, der eine völlig neue Dimension der Aussichtslosigkeit definiert. Dabei sind die Briten nicht einmal in der EU, deren Führungsmacht gar nicht erst gefragt wird. Jene EU, die an den Rändern ausfasert, obwohl ihr autoritäres Zentrum alle illegalen Mittel einsetzt, um Opposition zu unterdrücken.

Morgenbräune

Welche Freude für alle die, die schon warten. Allüberall Nationalisten, die mit den Hufen scharren, deren erste Erste vermutlich Marine Le Pen sein wird, die dann wie ihre Vorgänger mit Ausnahmezustand, Zensur und Überwachung das tun kann, was der Kapitalismus in dieser Phase erwartet: rücksichtslos herrschen.

Und hierzulande? Es erinnert ein wenig an die Kinderläden der 70er Jahre, in denen ein Mädchen einst die berühmte Frage stellte: "Müssen wir heute wieder tun, was wir wollen?" Diese Phase überspringen wir hier sicher. Eine Autoritätslücke wird es in diesem Land nicht geben.

 
dt

"Der Anblick der europäischen Staats- und Regierungschefs, die Donald Trump anflehen, Vasallen der USA bleiben zu dürfen, ist erbärmlich", sagt Yanis Varoufakis, und ich hatte schon im Vorlauf notiert: "Bitte beherrscht uns wieder total", flehen die europäischen Atlantiker den Hegemon an. Der hat aber gerade keine Lust.

In Europa hat niemand einen Plan, es gibt keine Institutionen, keine Kompetenz, nicht einmal organisierte Inkompetenz in Sachen Außenpolitik, Militär oder strategische Ziele. Das Funktionsmobiliar hat sich seit Jahrzehnten dergleichen soufflieren lassen; von ihren Geheimdiensten, die im Sack der US-Chefs stecken, von Think Tanks, die allesamt in den USA sitzen, oder gleich aus Oval Office oder Pentagon.

Abhängige abgehängt

Europas Speerspitze der diesbezüglichen 'Kompetenz' ist mit dem GCHQ ein Haufen, der sich inzwischen als Mix aus Journal und Außenministerium aufspielt, und sich dabei täglich mit unsinnigen Behauptungen blamiert oder gleich mit Prognosen, die niemals eintreffen. Sie liefern Aufgüsse dessen, was die Erwachsenen übern großen Teich wenigstens halbwegs ernsthaft betreiben. Was sie sehr gut können: deren Propaganda übernehmen. Mangelhaft derweil: alles Inhaltliche.

Die USA machen gar nichts Überraschendes, im Gegenteil. Nicht nur war Trumps Motto bekannt; es folgt obendrein der Strategie, die schon immer klug war und weltweit derzeit verfolgt wird: die je eigenen Interessen verfolgen und auf dieser Basis Diplomatie pflegen. Europa hat das so gründlich verlernt, dass es hier kaum mehr wen gibt, der weiß, wovon da die Rede ist. Dabei reichte ein Blick aus dem Fenster.

Aber es gibt ja jetzt eine Erklärung für alles: Putin ist schuld. Die Infrastruktur verrottet, Obdachlosigkeit grassiert, keine Rente, von der irgendwer leben kann, kein Arbeitslosengeld, von dem irgendwer leben kann, keine Aussichten, dass sich das je bessert. Die Lösung für alle diese Probleme ist wie immer am Rand des Abgrunds: Krieg.

Last Exit

Man kann und will nichts daran ändern, also zeigt man einfach mit dem Finger auf den Bock: Putin, Ozeanien oder Afrika. Orwells Konzept geht in jeder Hinsicht auf. Der Clou ist nur, dass der Große Bruder mal Urlaub macht. Haut auf die Kacke wie nichts und verzichtet gänzlich darauf, sich die Liebe aller Menschen herbeifoltern zu lassen. Trump liebt sich selbst genug; sollen die Idioten aus der dritten Liga ihn doch hassen.

Also rennen jetzt erst einmal die Vasallen herum wie Ameisen nach Entzug des Zuckerwassers. Einiges wird sich ändern, wenn sie teils aufeinander losgehen, teils neue Koalitionen schmieden und teils verzweifelt an den alten festzuhalten versuchen. Nur eines wird sich nicht ändern: die Richtung. Unten wartet ein harter Einschlag. Es herrscht derweil die Hoffnung, dass der braune Matsch ihn dämpft. Hat ja schon immer prima funktioniert.

 
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Schinken der Hoffnung | Quelle: Pixabay

Etwa 27.000 Personen, so sagen es nicht ganz brandaktuelle Quellen, arbeiten für das Pentagon – damit die US-Armee und ihre politische Vertretung einen guten Eindruck in den Medien machen. Noch mehr arbeiten, wenn auch hier eher nachvollziehbar, zu diesem Zweck für das US-Außenministerium. Dann haben wir eben noch Think Tanks, die Clubs der Atlantiker und all diejenigen, die aus diesen Strukturen in die Medien selbst sickern.

Man muss sich nur anschauen, welche hochrangigen deutschen Journalisten dort geschult wurden, wenn sie irgendetwas mit Außen- oder Sicherheitspolitik zu tun haben. Kurzum: Das Medienkonglomerat, das am wertewestlichen Meinungskanon arbeitet, ist keine Verschwörung im Hinterzimmer, es ist eine Armee.

Geowas?

Gleichwohl erfahren wir von ihnen und den von ihnen wiederum rekrutierten Lohnschreibern nichts über Hegemonie, Geostrategie oder nationale Interessen. Letzteres kann man vielleicht noch verstehen, wurden diese doch äußerst erfolgreich durch das stärkste Machtmittel der USA untergraben: Ihre Macht über Medien und sogenannte (inzwischen meist von den USA als Staat finanzierte) 'NGOs'.

Zum Thema "Hegemonie" ist es ganz erstaunlich, dass Boris Johnson es sogar offen ausgesprochen hat, dass es im Ukraine-Krieg um die "westliche Hegemonie" geht, die "unwiederbringlich verloren" sei, wenn man ihn verlöre. Die Reaktion der Medien? Mir ist keine bekannt. Geostrategie, wie sie durch die USA in Reinform auf allen denkbaren Ebenen geplant und hemmungslos exekutiert wird, ist in Europa eine völlig unbekannte Vokabel.

Derart von keiner relevanten Realität beeinflusst, ist jede Basis der Diplomatie zerstört. Die Wahrnehmung der Interessen anderer – auch und gerade des Gegners, Rationalität, Kenntnisse gleicher und gegensätzlicher Interessen, ein Hinwirken auf gemeinsame Vorteile und das Vermeiden von Nachteilen, werden zugunsten einer kruden Erzählung von Freiheit®, Menschenrechten®, den Guten und den Bösen geopfert.

La Le Lu

Dabei ist die Erzählung der US-Neocons, die schon seit Reagan die Regierungen begleiten, seit den Zeiten von Wolfowitz und Cheney, bis hin eben zu Nuland, Blinken, Sullivan und Konsorten, so durchsichtig, dass einem der Kaffee gefriert. Aber sie haben eben die mediale Macht gebündelt, mit der sie jeden Stuss so lange wiederholen können, dass wenigstens der Kern der Mittelschichten daran glaubt.

Wo früher Diplomatie war, plappern heute Gestalten wie Borbeck aus einem Bunker unterhalb der Bodenlosigkeit. Während Infrastrukturen wie die NED (National Endowment for Democracy) und ähnliche philanthropische Mächte überall auf der Welt für Krieg und Chaos sorgen und dafür, dass gepäppelte Minderheiten gegen die Interessen der jeweiligen Bevölkerungen US-Interessen durchsetzen, erfahren wir hier nur mehr, was Held Selenski sagt und was Dämon Putin entgegen eigenen Worten wirklich in Echt denkt.

Übrigens wusste etwa der "Spiegel" 2008 noch, dass das Pentagon Meinung "gekauft" hat und nannte das Ergebnis "Pseudo-Journalismus". In Frühzeiten eines Journalismus wusste man auch noch, dass es auf Produktionskapazitäten, Ausrüstung, Entwicklung und strategische Aufstellung ankommt, um Machtverhältnisse einzuschätzen. Heute wird uns nur noch erzählt, wer angeblich was will und warum sich allein daraus ergebe, was politisch zu tun sei. Politik als Gutenachtgeschichte.

   
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Da der Drohnenkrieg sich der aufklärerischen Errungenschaft eines modernen Rechtssystems entledigt, kann hier sprichwörtlich jeder machen, was er will. Es sind ja nur ‘Maßnahmen’, die daheim als militärisch verbrämt werden, damit sie nicht dem Strafrecht unterliegen, das Verdächtige als Unschuldige bis zum Beweis des Gegenteils behandelt, und auf fremdem Territorium als eine Art Strafvollstreckung gelten. Es ist absehbar, dass dieses Vorgehen in Konflikte führt, die als kriegerisch betrachtet werden. Wo die Interessen von Atommächten davon betroffen sind, ist dieses Spiel geeignet, der Schöpfung die Krone vom Kopf zu blasen.

Ein politisches Korrektiv ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil. Ergänzt wird dieses Szenario durch eine schlicht infantile Haltung der Verantwortlichen in Europa, vor allem in Deutschland. Der Staat, dessen Exekutive in den vergangen Jahrzehnten für Dutzende Angriffsriege, willkürliche Morde, Folterung und den sehr gründlichen Abschied von einer aufgeklärten Rechtsauflassung verantwortlich ist, wird durchgängig als “Freund” apostrophiert. Dumm genug, dass ein Staat kein Freund sein kann und auch “Freundschaft” zwischen den Vertretern von Staaten bestenfalls irrelevant, wo nicht unmöglich ist, besteht in diesem kindlichen Konstrukt eines Verhältnisses die Unterwerfung des Grundschülers unter den Schulbully.

Der Freund

Wenn er befiehlt, marschieren wir. Seine Feinde sind unsere Feinde. Sein Urteil wird niemals in Zweifel gezogen. Was gestern noch galt, ist morgen hinfällig, wenn es ihm einfällt. Sein Kampf ist unser Kampf, sein Wohl ist unseres. Das ist kein Denken mehr, das ist blinder Gehorsam. Nun wird unser ‘Freund’ aktuell aber von innen angegriffen. Das Establishment, das bislang die Hierarchie angeführt hat, wurde ausgetrickst, und ein Unbefugter – Trump – hat den Platz des ‘Freundes’ eingenommen. Da es bislang eben kein Denken gibt, kein Mittel der Kritik, mit dem sich die Beziehung zu den USA im Narrativ beschreiben ließe, herrscht Hilflosigkeit. Selbst das Feindbild Russland/Putin kommt damit ins Wanken.

Letzteres ist der einzige Lichtblick des Ganzen, denn die Aufrüstung gegen die tödliche Atommacht hat bereits die Dimension einer konkreten Kriegsvorbereitung angenommen. Wenn man weiß, dass die transatlantischen Pläne im Kalten Krieg teils vorsahen, ganz Europa zu opfern, um den Sieg des Freien Westens® zu erringen, sollte man Angst haben. Fürwahr, wir leben in interessanten Zeiten.

Dezember 2016

 
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Wer versucht eigentlich, den sogenannten "Islamismus", insbesondere die Kämpfe im Nahen und Mittleren Osten, zu verstehen? Die einen nennen ihn "Terror" und nehmen ihn zum Anlass, Bürgerrechte zu vernichten und Menschen zu töten. Sie haben eine alliierte Medienlandschaft auf ihrer Seite, welche die Massen mit passender Propaganda zur Übernahme der Stereotypen bewegen. Für die so 'Informierten' sind Islamisten Feinde, denen man außer Fanatismus keine weitere Eigenschaft zuordnen kann. Auch kein anderes Motiv als eben 'religiösen Fanatismus'.

Für die anderen sind sie Glaubensbrüder oder konfessionelle Gegner, sofern sie – Muslime – den gebührenden Abstand zu dem Geschehen halten können. An den Orten des Geschehens verdichten sich diese Alternativen zu Kampfgenossen bzw. Feinden.

Was sich in den vor allem durch den Einfluss der NATO und Israels destabilisierten Regionen von Nordwestafrika bis zum Kaukasus abspielt, in Syrien, Libyen, Irak, Iran, Afghanistan, Palästina und anderen Ländern, will der sich zivilisiert-überlegen wähnende Fernsehzuschauer gar nicht wissen. Der Tod ist allgegenwärtig, Kämpfe, Kriege, Drohnenmord und Totschlag sind ein Alltag wie potenzierter Terror. Wenn und wo also "Terroranschläge" verübt werden, tragen die Täter aus dem Kreis der Opfer von Weltpolitik ihren Alltag in die Metropolen der Verursacher solcher Politik.

Teufelskreis des Todes

Sie bleiben Täter, ihre Opfer sind Opfer, aber sie verüben nicht mehr Terror als diejenigen, deren Peripherie sie angreifen. Sie sind Gegen-Täter, und ausgerechnet von ihnen zu erwarten, deren Völker tausendfach das Leid erleben, vor dem wir gerade einmal Angst haben dürfen, dass sie den Teufelskreis durchbrechen, ist absurd.

Dabei sind sie nicht bloß Opfer der Gewalt einer losgelassenen Militärmacht, sondern ebenso eines Weltkapitalismus, der ihnen die Verliererrolle zugedenkt, mit allen Konsequenzen. Selbst wo der "Antiterrorkampf" ernst gemeint ist oder wäre, sorgt er noch dafür, dass die militärische Knute gleichzeitig eine ökonomische ist. Höchstens als Arbeitssklaven dürft ihr mitmachen; ja und natürlich auch bei euch eine schmale Elite, ohne deren Mittun die Unterdrückung nirgends in der Welt Erfolg hätte.

Gegen all dies richten sich auch Isis, al Qaeda oder wie auch immer Spuk und Terrorhorden genannt werden. Ein selbsternannter "Kalif" sammelt derzeit alles hinter sich, was sich aus den oben genannten Gründen gedemütigt fühlt. Sie richten sich gegen die Kollaborateure der NATO und diese selbst, gegen Glaubensbrüder der falschen Konfession, gegen alles, was ihnen im Weg steht, für Macht, Einfluss, Rache und selbstverständlich auch für Geld und Rohstoffe. Die Koalition alter Dschihadisten, diverser Warlords, Saddams alter Armee, versprengter Syrer, Libyer und sonstiger Interessenten, deren Einfluss durch das Chaos verschwunden ist, im Bunde mit Kämpfern, die nichts mehr zu verlieren haben. So sieht sie aus, die aktive Sicherung unserer Handelswege.

Brandstifter

Die von Todenhöfer verbreitete Karikatur des Bundespräsidenten mit Turban und Kalaschnikow ist daher nur zu passend, die von dem und anderen Kriegshetzern verbreitete Mär von der "Verantwortung" durch Angriffskriege ist unmittelbar die Förderung von Islamismus und dem, was dann als "Terror" bezeichnet wird. Terror, der wiederum sehr willkommen ist, um im freien Westen® eine supranationale Diktatur zu errichten, wo die Flagge der NATO weht und die Interessen westlichen Kapitals militärisch durchgesetzt werden.

Das sind dann die Alternativen, und wir erleben Anschauungsansicht in drei Entwicklungsstufen: Hier die noch stabilen Staaten des Westens, die sich durch diktatorische Mittel einigeln, in Südeuropa Verelendung, die noch kürzlich blühende Staaten zerreißt zwischen NATO-Gefolgschaft und ersten Unruhen, am unteren Ende riesige Regionen ohne zivile Ordnung, in denen jener Terror des chaotischen Krieges floriert. Während die Betroffenen außen den Tod als Alltagserscheinung erleben, in jeder brutalen Variante, und ihn selbst zelebrieren, feiern wir unsere Unsterblichkeit und erklären die Resultate unserer eigenen unfassbaren Dummheit zum teuflischen Plan einiger Fanatiker.

Das Einzige, was dagegen einmal hätte helfen können, wäre ein Durchmarsch der Vernunft gewesen. Hätte die westliche Zivilisation je wirklich verteidigt, was sie sich stolz auf die Fahnen schrieb – Rechtsstaat, Demokratie, Vernunft, Freiheit, Gleichheit aller Bürger und die Kontrolle der Macht – sie wäre nie so heruntergekommen. Stattdessen entschied sich der Westen immer wieder für das Kapital und opferte seine Zivilisation, ehe je ein Terrorist ihr nahe gekommen wäre. Der Terror, den sie selbst säen, wird freilich eine reiche Ernte liefern.

Juli 2014

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