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Neunzehn Jahre ist mein Blog jetzt schon Opfer meiner gemeingefährlichen Tiraden, gebe ich mich ganz meinem Hass hin und ziehe immer mehr Verführte in den Bann meiner irrelevanten, aber magischen Texte, die zu lesen als nicht weniger gefährlich gilt, denn ein Bad im Abklingbecken bei Tepcos unterm Sofa. Dieses Jahr gebe ich einen aktualisiserten Einblick in die Geschichte des Blogs, mit bunten Sammelbildern und schrecklichen Geständnissen:

ff022002 habe ich meinen ersten Gehversuch in Sachen Homepage gemacht, in der Absicht, eine Art satirisches Tagebuch zu führen. Hätte ich damals schon gewusst, dass es "Blogs" gibt, wäre ich heute sicher berühmt und würde angerufen. Andererseits müsste ich eine doofe Frisur spazieren tragen und mich dauernd am Sack kratzen. Mir ist also einiges erspart geblieben.
 

Schon damals war mein Charme betörend, und ich lege seit jeher größten Wert darauf, everybody's Darling zu sein. Damals war das aber eh wurscht, denn da ich keine Ahnung hatte (und offenbar auch nicht so furchtbar motiviert war, mir eine draufzuschaffen), wie man sich vernetzt, um nicht sein einziger Leser zu bleiben, habe ich ein paar Texte und Bilder eingestellt und sie verrotten lassen.

frdwBis ich dann 2005 erfuhr, was ein Blog ist, mich schlagartig erinnerte, dass das genau das war, was ich schon immer machen wollte und loslegte, zunächst bei blogg.de.
 

Der Laden ging mir aber schon bald ziemlich auf die Murmeln, sodass ich die damals schon gut 300 Artikel von Hand kopiert und mit in die neue Domain genommen habe. Dabei gingen leider sämtliche Kommentare flöten. So irrsinnig viele waren das allerdings auch nicht.
 
 
org1Dem folgten bekanntermaßen inzwischen in Addition mehr als 3500 Artikel und über 100.000 Kommentare. Ich hatte 2010, als ich die Gelegenheit hatte, ein Jährchen ohne Lohnarbeit zurecht zu kommen, den bislang höchsten Output und mir dadurch die Basis für eine Menge Arbeit geschaffen. Einige Artikel haben mehrere hundert Kommentare bewirkt, was mir große Freude bereitet hat, an einigen Tagen aber auch puren Stress. Seit geraumer Zeit schreibe ich deutlich weniger, weil mir zur aktuellen Lage nur noch selten etwas einfällt, das nicht bloß Depressionen vertieft.

org2 Bis hierher ist der Text von einem aus 2013 abgekupfert. Seitdem ist einiges passiert. Uena ist morgen schon acht Jahre tot. Überhaupt haben uns einige verlassen. Jochen Hoff, Vera Bunse, Mechthild Mühlstein, Klaus Baum – um nur die zu nennen, die auf meiner Blogroll standen. Das Leben endet meist tödlich.

orgaltIch kann mich tatsächlich an manches nur schlecht erinnern, zumal mir die Aktualisierung meiner damaligen Tätigkeit fehlt. Politik? Da wird mir übel. Aber nicht zuletzt dafür habe ich diese Chronik angelegt. Deshalb heißt es ja "Log", wie in "Tagebuch".
 

org2Nicht verschweigen kann ich auch – und wehe, einer schlägt jetzt auf und hält das wieder für eine Aufforderung, das 'Thema' zu besetzen – das Corona. Es hat zu großen Verwerfungen geführt, weil viele nicht kapieren, dass es nie um die Richtung ihrer 'Meinung' ging, sondern um Dimensionen der Dummheit, die mir unerträglich sind. Wir haben uns getrennt, das Leben geht weiter.

Einige von euch haben mir den Arsch gerettet, als es mir in jeder Hinsicht dreckig ging, andere wenden mir nach wie vor zu, damit ich weiterhin in Luxus und Prasserei schwelgen kann. Gold sind mir eure Kommentare, auch wenn ich mal gar nicht derselben Meinung bin, vor allem dafür: Danke! Ich vermisse auch einen hier, der mir ein sehr wichtiger Begleiter war. Ich grüße dich hiermit. So, genug Nostalgie. Wir haben eine Zeitenwende zu schlagen.

 
ss

Ich bin in den letzten Wochen aus unterschiedlichen Gründen oft müde und daher recht uninspiriert. Es ist ja ohnehin schwierig, sich angesichts des allgemeinen Irrsinns im Wertewesten noch über Aktuelles auszulassen.

Andere haben es vermeintlich einfacher, ich kann aber keine Freude darüber empfinden, wenn sich für ihr Geschwätz noch Leser finden. Das gilt selbstverständlich für die gleichgerichteten Massenmedien, kaum weniger aber auch für sogenannte alternative. Hier gibt es noch immer – gern auch monothematisch – den Gassenhauer Corona, wie schon immer in Abwesenheit von Verstand und inzwischen völlig ausgelutscht.

Shut the fuck up

Nur ein Beispiel für ein vermeintliches Argument der selbsternannten Aufarbeiter: Es sei der Beweis (man stelle sich das Wort getrost in Versalien vor) für die Nutzlosigkeit von Masken in der Pandemie, dass Leute, die selbst nicht von deren Nutzen überzeugt waren, der Maskenpflicht zugestimmt haben. Wer nicht erkennt, wie denkwürdig dämlich dieses 'Argument' ist, möge sich bitte aus derlei Themen künftig heraushalten.

Zu dem anderen, sicher wichtigeren Thema, dem Proxywar in der Ukraine, mag ich auch keine täglichen Updates geben. Dazu machen vor allem Alexander Mercouris und Brian Berletic einen guten Job. Selenskis Ardennenoffensive ist das jüngste Highlight, das grell die Absichten der Amerikaner und ihrer Vasallen beleuchtet.

Diesen freundlichen Völkermord eine "Hilfe" zu nennen, ist der braunste Zynismus seit den Tagen von Göbbels und Himmler. Hunderttausende – allein Ukrainer – werden nur zu einem Zweck in die Hölle geschickt, nämlich Russland zu schaden.

Danke!

Der erhoffte Nutzen, die Zerschlagung Russlands oder wenigstens ein Regierungswechsel in Moskau, hat sich längst als Illusion erwiesen. Vom "Overextending and Unbalancing Russia" ist nur noch die Selbstzerstörung Europas durch Sanktionen und die der Ukraine durch den Krieg geblieben. Friss das, Putin!

Ansonsten ist einmal ein Dank fällig, verbunden mit dem Hinweis an diejenigen, die sonst nur die Opener lesen: Das hiesige Kommentariat macht so manchen neuen nachgerade überflüssig. Informationsdichte und Kommentarqualität sind von der Art, dass der säzzer stolz den Finger in die Nase steckt, mit dem er hier so manchem Schwätzer die Tür gezeigt hat. Danke an die Anderen für den Nachweis, dass es noch Verstand und Benimm gibt.

 
Als ich neulich durch die Archive surfte, fiel mir auf, dass man doch mal die Kommentare ehren sollte, also habe ich ein paar gesammelt. Das da unten Ist allein die Ausbeute einer spontanen Sammlung, alle aus einer Kategorie aus 2013 und aus dem Haus, in dem ich hocke:

xxDer nächste, der hier ein Gedicht einstellt ohne Metrum und mit schiefen Endreimen, wird erschossen.

Man muss schon ein äußerst submissiver Sklave des Konsums sein, um sich von unterbezahltem Personal einer Fabrik für labberige Brötchen dazu zwingen zu lassen, jede überteuerte Komponente einzeln zu benennen, um nachher den Preis eines 4-Sterne Menüts dafür zu latzen. Ich steche mir inzwischen gern Nadeln unter die Fingernägel als Vorbereitung auf einen Besuch dort.

Ich fand Filme mit Tom Cruise schon scheiße, bevor ich sie scheiße fand, weil Tom Cruise mitspielt.

Wenn man schon beim Töten die Ästhetik derart vernachlässigt, muss man sich nicht über kulturelle Dekadenz beschweren.

Keule? Das waren die Samthandschuhe.

Na siehste, das hab ich schon dunnemals mit meinem ersten und einzigen Tagebucheintrag zusammengefasst:
“Aschgeigen, Aschgeigen, alles Aschgeigen”
Danach gab’s nix mehr zu sagen.

Ich weiß nicht wie oft du das erleben musst, dass die ganzen Dummköpfe in die andere Richtung fahren, bis du wenigstens mal den Ball flachhältst.

Katholizismus ist ein Arschloch, aber es ist vollkommen sinn-und zwecklos, das zu thematisieren, deshalb mache ich das auch nicht.

Wer auf ordentlich Hokuspokus steht, wird ja gut bedient. Da wird an nix gespart. Kerle in Kleidchen, schmutzige Nuschelgespräche hinterm Vorhang im Beichtstuhl, Drogen und Alkohol, Pseudokannibalismus in Form von “Leib-Christi-Oblaten”, Held und Anti-Held, finstre Orgel-Mucke, etc. Und das ganze Spektakel dann vor nem überlebensgroßen Kerl, der zu Tode gequält an einem Kreuz hängt… Grade Kinder bringt das stimmungsmäßig ganz weit nach vorne und sorgt für eine solide Grundlage, auch jeden anderen Bockmist mitzumachen.

Brüderle ruft zum Mord an Sozialliberalen auf:
“Wir werden einen Wahlkampf hinlegen, da brennt der Baum“.

Übrigens, sind echt moderne Zeiten, oder? Wo se lauter alte Männer in ner Kapelle einsperren, die dann Lagerfeuer machen. Hogwarts-Hokuspokus ist ja in derzeit.

Nö, passt schon. Ist doch alles drin, Porno-Stroh, Tränensäcke und Gesellschaftskritik. Und natürlich der First-Level Endgegner! Der wär beim literarischen Quartett bestimmt ne ganz große Karte!

Was das deprimierend finden angeht, bin ich sicher kein Maßstab. Ich fand auch Dick und Doof, Charlie Chaplin, Pan Tau und Boomer der Streuner deprimierend. ;o) Pan Tau aber wenigstens schön deprimierend. Dafür konnte ich damals wenigstens noch ohne Schmerzen Tagesschau gucken!
Wenn man das so liest, klingt das nach einer sehr munteren Kindheit… xx

 
Inspiriert hat mich aber ein Kommentar, den ich zeitlich nicht mehr zuordnen kann:

Ein System ist ein Ding, in dem die Strippen sich selber ziehen. Die Drecksäcke werden quasi automatisch an die freien Plätze geführt und die freien Plätze machen die Personen zu Drecksäcken. Insofern gibt es nicht die “falschen Leute”. Das Potential dazu haben milliarden Menschen. Und wen du heute noch für “richtig” hältst, der ist morgen “falsch”. Guck dir mal die Karrieren der Grünen an.

Und dann noch einen außerhäusigen, mithin womöglich ein Verstoß gegen das Urheberrecht, aber einer, der mir sofort in den Kopf schießt (auaa!), wenn ich daran denke, wofür ich Fenysinn gemacht habe:

Ich aber wollte ‘schon immer mal’ eine Diele des Schreckens aufsetzen, mit ebenfalls floral geprägten aufblasbaren Kleiderbügeln an schmiedeeiserner Garderobe, Brokatimitat mit üppiger Goldkante auf dem Plasikwählscheibentelefon, der Katze mit dem wetteransagenden Wollknäuel und dem Seerosenblatt mit den verschmitzten skatkloppenden Fröschen aus keramikähnlichem Kunststoff.

Ich arbeite noch heute daran.

 
xx

Da ich stetig genötigt werde, anderen Menschen zu Willen zu sein – nichts als dieser Altruismus treibt mich an; ich nenne das auch "dienende Führung" – verweise ich an dieser Stelle noch einmal auf ein Gespräch mit Friederike Spiecker. Wenn ich so etwas höre oder lese, erinnert mich das an die Anfangszeiten, die ich auch im Rahmen meiner geistlichen Tätigkeit "das grüne Blog" nenne. Zum Beispiel der hier, fast genau vor 18 Jahren der dritte Opener ever:

"Der Dummquatsch dieser Tage aber verkauft immer wieder Kostenminderung als “Sparen”. Stellen Sie sich vor, wie herrlich es sein muß, alle Mitarbeiter zu entlassen! Was könnte man damit sparen! Nichts, denke ich Naivling, hege ich doch die Vorstellung, Mitarbeiter hätten die Aufgabe, durch ihr Wirken Produkte herzustellen, mit denen erst Gewinne erzielt werden können, mit denen man dann erst das Sparschwein füllen könnte. Aber es ist wohl anders. Die globalen Sitten werden rauher, und offenbar werden zunehmend Menschen in Schweine gesteckt. Mal sehen, was passiert, wenn man sie da wieder herausholt."

Der Kerngedanke findet sich in den Ausführungen Spieckers wieder. Überhaupt war bei Weitem nicht alles falsch, was wir in den Jahren schrieben und diskutierten, auch wenn mir hier und da nachgesagt wird, ich hätte so eine Art heimliche Wende vollzogen quasi vom Reformisten hin zu einer deutlich radikaleren Position. Ich versuche, das mit einem publizistischen Ansatz zu erklären, der nicht von außen kommt und vom Neuen kündet, sondern aus der bestimmten Negation des bestehenden die Analyse betreibt. Mein Lieblingsbeispiel dafür sind die 100% Erbschaftssteuer aus 2009.

Seid realistisch, fordert das, was nur unmöglich ist, weil es am System scheitert. Wir haben das hier in den Folgejahren durchdekliniert, über Besteuerung, Alternativmodelle, Analysen der politischen Landschaft bis hin zu so etwas wie Philosophie.

Am meisten Spaß hatte ich freilich an Texten, die zunächst unter "Hintergrund" und später "kunstlyriklamauk" firmiert haben. Vielleicht die wichtigste Ressource einer schrumpfenden Therapiegruppe. Es lesen nach wie vor viele mit, aber es scheint in einigen Bereichen alles gesagt zu sein. Sicher sind wir jetzt austherapiert und fit für die Front.

Wie dem auch sei; Feynsinn ist 18. Da wundert man sich, wenn man seine Kinder anguckt und denkt: Hey, die sind ja älter als ich! In den letzten Wochen und Monaten war ich bekanntlich recht müde und frage mich oft, wie lange ich noch muss. 25 hatte ich mal angepeilt, das ist noch ein langer Weg. Vom Rand winken Uena und Ani, die eine 7 Jahre, die andere sieben Monate nicht mehr da. Ich sichere von daher zu, auf jeden Fall die nächsten sieben Monate noch zu machen. Danach können wir ja den Rest angehen.

 
xx

Während die üblichen Verdächtigen bei den üblichen Verdächtigen das üblich Verdächtige ablassen (die Corona-Diktatoren werden alle an die Wand gestellt [wo ist eigentlich Merkel?]), herrschen bei halbwegs besonnenen Zeitgenossen Frust und Depression. Wo der Faschismus zum Weltkrieg übergeht, ist der Spaß limitiert. Wenn die besten Kabarettisten das Handtuch werfen, ist das kein Symptom mehr, sondern eine Diagnose.

Weitermachen hat in solchen Zeiten etwas Reaktionäres. Ist es noch trotzig, schon stur oder bereits borniert? Vor knapp zehn Jahren schrub ich: "Inmitten der Trümmerlandschaft eines Parlamentarismus, der sich erst von der Demokratie und dann vom Rechtsstaat getrennt hat, diskutieren sie über die Farbe der Gardinen." Inzwischen haben sie den Sinn ihres Handelns wiedergefunden: Endsieg für die Guten!

Nichts zu berichten

Persönlich bin ich drei Tote weiter, meine zwei Liebsten und mein bester Freund haben den Planeten verlassen. Man soll vielleicht gehen, bevor es nur noch hässlicher wird, von daher nicht die schlechteste Wahl, hätten sie sie denn selbst getroffen. Man weiß halt nicht, wann die Geufel einen holt.

Im Austausch mit den Verbliebenen bin ich voller Respekt, dass man auf diesem Niveau immer noch weiter verblöden kann, tue mich selbst aber schwer, da mitzuhalten. Wenn man sich hier derweil die Kommentarquote anguckt – außer der üblichen Sommerflaute lesen hier nicht weniger als vorher – spricht das auch Bände. Sprachlosigkeit breitet sich aus.

Am Arsch die Räuber

Meinen Blogblues befeuert das noch weiter. Seit Jahren denke ich in immer höherer Taktung, dass ich keinen Bock mehr habe. Ich bin derweil auf den netten Nebenverdienst, den mir dieser Auftritt bietet, nicht angewiesen. Immerhin scheidet das niedrigste der Motive damit aus. Ich hätte mir aber in meinen phantasievollsten Albträumen nicht ausgemalt, dass ich einmal Kriegsanalyst am äußeren Rand des Imperiums werden würde. Wenck und Steiner sind weit, Tano und Bridger sind auch noch nicht aufgetaucht.

Müdes Gewitzel läuft mir übers Kinn. Wenn wir eine Revolution brauchen, müssen wir mit dem arbeiten, was wir haben. Wo sind genügend Wut, Zusammenhalt, Organisationsgrad und Militarismus? Richtig: bei Ultras und Hooligans. Holen wir uns die wahrhaft Herrschenden® und starten den Marsch auf den Kölner Keller! Die Bullerei sperrt die Innenstadt ab und wir rücken, von Norden kommend, stattdessen auf Chorweiler vor. Jungs, das da ist der Verfassungsschutz. Da liegen eure Akten!

 
xx

Es ist Zeit über Antiamerikanismus zu sprechen. Nicht über den Popanz der Kalten Krieger oder der Broders, die diese Vokabel als rhetorische Baseballkeule benutzen, wenn ihnen das Talent ausgeht, sondern über einen, der sagt, was er bedeutet: Die Haltung, die (tunlichst mit aller Konsequenz) den Amerikanismus ablehnt und sich ihm entgegenstellt. Jenem Amerikanismus, der sich derzeit anschickt, die Welt als erweitertes Staatsgebiet der USA zu betrachten oder wahlweise als Feindesland, in dem zu zerstören ist, was dem eigenen Herrschaftsanspruch nicht gerecht wird.

Volker Pispers sagte einmal, sein Antiamerikanismus sei gar nicht oberflächlich. Er konnte auch noch nie so undifferenziert sein wie der Proamerikanismus, die Vasallentreue, der Anspruch der Unkritischen, "unser Partner" stünde außerhalb jeder Kritik. Was sich nunmehr bewahrheitet, ist dass die eigentlich Klügeren unter den Kritikern, die es sich nicht haben nehmen lassen, die USA für alles zu kritisieren, was eben kritikwürdig war, am Ende zu zaghaft waren. Es sollen tatsächlich diejenigen zu ihrem Recht kommen, die immer das Schlimmste angenommen und das Übelste unterstellt haben. Grandioser Imperialismus, totale Rücksichtslosigkeit im Eigeninteresse, das Auftreten einer völlig ignoranten Besatzungsmacht und die sklavische Unterwerfung der sogenannten "Bündnispartner", das ist Amerikanismus.

Amerikanismus

Die Sowjetunion als Zentralmacht des Ostblocks und seines Warschauer Vertrages musste immerhin mehrfach die Panzer rollen lassen um zu verdeutlichen, was sie unter "Völkerfreundschaft" verstand – gegen ihre Freunde wohlgemerkt. Hässlich, dieser Staatssozialismus, das können wir allerdings besser, zumindest das Design ist um Längen cooler. Es gibt nicht einmal ein Kommando, dem irgendwer folgt. Es passiert einfach. Die politischen Platzhalter in Europa stecken sämtlich im Gedärm der nordatlantischen Korruptionsanstalten. Ich hatte dieser Tage bereits ein Beispiel dafür gegeben.

Da sitzen Leute wie Özdemir, von Klaeden, zu Guttenberg, Koch-Mehrin, Thomas de Maizière und Kai Diekmann in einem Club, in dem alte Atlantiker ihnen das Gefühl geben, wichtig zu sein und ihnen die Karrieretüren weit aufstoßen. Sie haben sich noch alle angemessen bedankt. Jahre später sitzen solche Figuren, getragen von den Netzwerken des Kapitals und seiner NATO, in den Positionen, in denen Entscheidungen getroffen werden.

Prioritäten

Wenn es um die Frage geht, ob zum Beispiel auch nur die allermindesten diplomatischen Standards aufrecht erhalten werden oder die Interessen der Führung der USA durchgesetzt werden, zählt Diplomatie nichts mehr. Wenn die totale Überwachung eine Option ist, was zählt dann noch das Recht der Bürger? Nichts. Wer das durchsetzt, sind übrigens die von 'uns' demokratisch gewählten Volksvertreter®, die ihre Bürger an die Amerikanisten ausliefern.

Dieser Amerikanismus gehört bekämpft. Er ist antidemokratisch, tritt die Verfassungen und das Völkerrecht mit Füßen und hat mit "Partnerschaft" absolut nichts zu tun, es sei man verstünde unter "Freundschaft" die bedingungslose Unterwerfung unter einen Weltherrscher. Wenn diese Usurpatoren also Europa beherrschen wollen, dann sollen sie gefälligst die Panzer auffahren, damit man weiß, wo man dran ist.

Für die Menschen in Europa bedeutet die aktuelle Offenbarung allerdings zuerst eines: Wir müssen uns der Marionetten entledigen, die sich weder für ihre Verfassungen interessieren noch für die Bürger, von denen sie sich haben wählen lassen. Dieses Pack hat keinerlei Legitimation.

03.07.2013

 
xx

Der Umgang dieser Kultur mit Sterberei ist unsäglich. Ich muss dazu ein paar Takte sagen; das ist einerseits sicher auch Trauerarbeit, anderseits aber mitten drin in dem Desaster, das sich hier noch Gesellschaft nennt.

Zum Beispiel die konkrete Trauerei. Wenn ich haltlos flennen will, das geht ja mit dieser modernen Technik, gucke ich mir zum Beispiel ein YT-Video an, in dem meine Frau "Angel of Music" singt. Mache ich aber eigentlich nicht. Bin zu wenig maso. Jedenfalls ist das schon mal eine gute Alternative zum Abstellen von Müllfunzeln auf sogenannten Gräbern, die ich einmal einzurichten und dann zu meiden pflege. Vermutlich bin ich das Gespött des sogenannten Friedhofs.

Keine Kultur

Das Ganze fängt meist damit an, dass sich ein Typ in Frauenkleidern oder mit komischem Kragen, der den Toten kein Stück kannte, vorn hinstellt und etwas von Fabelwesen schwätzt. Ich wusste das zu vermeiden, indem ich in beiden Fällen die Rede selbst gehalten habe. Das war Notwehr. Ich hätte da lieber etwas irgendwie Kollektiveres, aber außer meiner Tochter und mir hatte keiner die Eier, etwas zu sagen. Offenbarungseid.

Diese Unfähigkeit, Tod auch nur zu denken, fängt ja schon beim Wort "Unfall" an, der nichts ist als ein fucking Fall. Findet statt, doch. Wenn wer vor sich hin stirbt, ziehen die meisten Leute den Schwanz ein und lassen sich nicht mehr sehen. Dafür gucken sie sich jeden Tag in Film und Serie an, wie hunderte gutaussehender Leichen nach Schüssen ins Gesicht noch den Bildschirm schmücken. Wen du mal wen gesehen hast, der tot ist, findest du das sehr sehr albern.

Wenn du sichtbar trauerst, versuchen sie, dich zu 'trösten', indem sie Schwachsinn labern oder dich ungefragt anfassen. Nicht für dich, sondern weil sie die Situation nicht aushalten. Warum lernt hier niemand, sich ganz normal zu verhalten? Mach meinetwegen nen Witz drüber, dammit, aber guck mich nicht an, als wäre ich ein Zootier mit Knopfaugen.

Womit wir beim letzten und wichtigsten Teil der Veranstaltung sind: Beim Tod handelt es sich um Tod. Wie in "lebt nicht mehr, kommt nicht wieder". Das hat alle möglichen Implikationen, die teils unbegreiflich sind, aber zum Alltag gehören. Im Einzelfall. Das ist der Fall, der den Meisten schon zu schwierig ist, um sich dazu bewusst zu verhalten.

Lasst die Löwen raus

Etwas völlig anderes ist es freilich, wenn man souverän über Tausende von Menschenleben richten kann. Da kann man halt nichts machen, wenn die Leute ersaufen. Haben sie ja selbst riskiert. Da kann man nicht zurückweichen, wenn der Böse Krieg führt, dann muss man die Jungs zu Tausenden verbrennen und zerfetzen lassen, sonst lernt der Böse seine Lektion nicht. Mehr Waffen®, da lebt noch was!

Das sind dieselben, die es nicht aushalten, mir in die Augen zu gucken oder sich mal blicken zu lassen, wenn sie wissen, dass hier wer unschön siecht. Sie haben gemeinhin kein Problem damit, das unzähligen Unbekannten zuzumuten, aus politisch-moralischen Gründen.

Deshalb stehen sie auch über diesen feigen Pazifisten und schicken gar so ein unfassbares Arschloch vor und lassen uns als "Lumpen" beschimpfen. Ist das eigentlich keine Hassrede? Oder fängt die erst hier an, wo ich bekunde, dass ich diesem Hanswurst ohne mit der Wimper zu zucken in die Fresse schlagen könnte?

 
ds

Eigentlich gehört es nicht wirklich hierher, aber es gibt doch einen klaren Bezug zum Blog: Ende 2020 kommentierte hier jemand, die meine Texte korrigierte. Profunde Kenner werden erkannt haben, dass das schließende Komma vor dem "und" zuvor eine Schwäche war und seitdem bis vor Kurzem stand wie eine Eins.

Sie hat jeden meiner Artikel korrigiert, mir hier und da ein Kompliment gemacht und so kamen wir etwas schlingernd zu einem Mailkontakt, der zu einem Treffen führte. Wir haben uns dabei nicht kennengelernt. Wir sind kollidiert.

Ich war völlig fassungslos, dass es einen solchen Menschen auf diesem Planeten gibt, zudem eine Frau, die mir auch noch zugeneigt war. Umgekehrt war es ähnlich – zwar nicht so schön und Frau, aber das Andere. Wir nannten es Liebe, eine große.

Ehe wir völlig die Fassung verlieren konnten über unser Glück, kam nach zehn Wochen die Diagnose. Krebs, metastasiert, das ganze Programm. Chemo, Bestrahlung, es sah mal ganz gut aus zwischendurch, dann ist der Scheiß explodiert.

Wir haben so gut es ging gelebt und geliebt, und es ging gut, bis es allmählich eben nicht mehr ging. Und weil wir füreinander waren und sowieso schon in einem sehr merkwürdigen Gespräch in einer der ersten Wochen zu dem Schluss gekommen waren, dass Heiraten eigentlich ziemlich bescheuert ist, außer, wenn wir jetzt zum Beispiel, haben wir das im Februar 2022 auch gemacht.

Sie war die klügste, vernünftigste, liebenswürdigste, großartigste Erscheinung in meinem kleinen Leben. Meine liebe Frau Ani ist gestern Mittag gestorben.

 
Ich danke mir. Und euch.

 
xx

Also jedenfalls halb Podcast. Die andere Hälfte besorgt mein Kompagnon Ollo, mit dem ich über dies und das plaudere in der Absicht, aus Fragen mehr Fragen zu machen. Was uns qualifiziert? Nun, wir tun nicht so, wir sagen's offen: Wir haben

Keine Ahnung.

Wenn es euch gefällt, empfehlt uns weiter, rotzt die Sozialemedien® damit voll und zwingt Freunde und Bekannnte, dasselbe zu tun. Für eine bessere Welt und gerechten Wohlstand für alle. Und schönes Wetter.

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