Neunzehn Jahre ist mein Blog jetzt schon Opfer meiner gemeingefährlichen Tiraden, gebe ich mich ganz meinem Hass hin und ziehe immer mehr Verführte in den Bann meiner irrelevanten, aber magischen Texte, die zu lesen als nicht weniger gefährlich gilt, denn ein Bad im Abklingbecken bei Tepcos unterm Sofa. Dieses Jahr gebe ich einen aktualisiserten Einblick in die Geschichte des Blogs, mit bunten Sammelbildern und schrecklichen Geständnissen:
2002 habe ich meinen ersten Gehversuch in Sachen Homepage gemacht, in der Absicht, eine Art satirisches Tagebuch zu führen. Hätte ich damals schon gewusst, dass es "Blogs" gibt, wäre ich heute sicher berühmt und würde angerufen. Andererseits müsste ich eine doofe Frisur spazieren tragen und mich dauernd am Sack kratzen. Mir ist also einiges erspart geblieben.
Schon damals war mein Charme betörend, und ich lege seit jeher größten Wert darauf, everybody's Darling zu sein. Damals war das aber eh wurscht, denn da ich keine Ahnung hatte (und offenbar auch nicht so furchtbar motiviert war, mir eine draufzuschaffen), wie man sich vernetzt, um nicht sein einziger Leser zu bleiben, habe ich ein paar Texte und Bilder eingestellt und sie verrotten lassen.
Bis ich dann 2005 erfuhr, was ein Blog ist, mich schlagartig erinnerte, dass das genau das war, was ich schon immer machen wollte und loslegte, zunächst bei blogg.de.
Der Laden ging mir aber schon bald ziemlich auf die Murmeln, sodass ich die damals schon gut 300 Artikel von Hand kopiert und mit in die neue Domain genommen habe. Dabei gingen leider sämtliche Kommentare flöten. So irrsinnig viele waren das allerdings auch nicht.
Dem folgten bekanntermaßen inzwischen in Addition mehr als 3500 Artikel und über 100.000 Kommentare. Ich hatte 2010, als ich die Gelegenheit hatte, ein Jährchen ohne Lohnarbeit zurecht zu kommen, den bislang höchsten Output und mir dadurch die Basis für eine Menge Arbeit geschaffen. Einige Artikel haben mehrere hundert Kommentare bewirkt, was mir große Freude bereitet hat, an einigen Tagen aber auch puren Stress. Seit geraumer Zeit schreibe ich deutlich weniger, weil mir zur aktuellen Lage nur noch selten etwas einfällt, das nicht bloß Depressionen vertieft.
Bis hierher ist der Text von einem aus 2013 abgekupfert. Seitdem ist einiges Passiert. Uena ist morgen schon acht Jahre tot. Überhaupt haben uns einige verlassen. Jochen Hoff, Vera Bunse, Mechthild Mühlstein, Klaus Baum – um nur die zu nennen, die auf meiner Blogroll standen. Das Leben endet meist tödlich.
Ich kann mich tatsächlich an manches nur schlecht erinnern, zumal mir die Aktualisierung meiner damaligen Tätigkeit fehlt. Politik? Da wird mir übel. Aber nicht zuletzt dafür habe ich diese Chronik angelegt. Deshalb heißt es ja "Log", wie in "Tagebuch".
Nicht verschweigen kann ich auch – und wehe, einer schlägt jetzt auf und hält das wieder für eine Aufforderung, das 'Thema' zu besetzen – das Corona. Es hat zu großen Verwerfungen geführt, weil viele nicht kapieren, dass es nie um die Richtung ihrer 'Meinung' ging, sondern um Dimensionen der Dummheit, die mir unerträglich sind. Wir haben uns getrennt, das Leben geht weiter.
Einige von euch haben mir den Arsch gerettet, als es mir in jeder Hinsicht dreckig ging, andere wenden mir nach wie vor zu, damit ich weiterhin in Luxus und Prasserei schwelgen kann. Gold sind mir eure Kommentare, auch wenn ich mal gar nicht derselben Meinung bin, vor allem dafür: Danke! Ich vermisse auch einen hier, der mir ein sehr wichtiger Begleiter war. Ich grüße dich hiermit. So, genug Nostalgie. Wir haben eine Zeitenwende zu schlagen.
September 26th, 2024 at 14:47
Danke für den interessanten Blog. Danke auch ans Kommentariat.
Wollen mal schauen, dass die Zeitenwende nicht zum Zeitenende wird.
September 26th, 2024 at 18:56
Achje, unsere Websites haben um 2000 herum alle scheußlich ausgesehen. Da fühle ich mich direkt seelenverwandt.
September 26th, 2024 at 20:16
flatter, ich gratuliere dir zu den 19 Jahren Durchhaltevermögen und deinem hervorragenden Blog. Du und die Kommentatoren haben mich in den letzten 12 Monaten aufbauend begleitet und mir sehr, sehr geholfen. Klingt emotional, ist aber so!
Besonders durch @R@iner, der neulich meinte, seit 14 Jahre für schlechte Laune zu sorgen, konnte ich viel lernen aber auch Tränen lachen.
Ich meine, wir sollten einfach weiter machen, dann schlagen wir auch die Zeitenwende und kommen zu einem guten Ende, "Wir schaffen das!" ;-)
Ganz großes Dankeschön an alle!
September 26th, 2024 at 22:13
Ja Peinhart vermisse ich auch hier.
September 26th, 2024 at 22:41
Puh, das klingt ja schon fast nach Memoiren. Gib Gummi alter Schrottranzen, deppressiv darfste nach dem Abnippeln noch zur Genüge sein.
Bin erst vor wenigen Jahren auf diesen erfrischend undogmatischen Blog gestoßen. Nicht aus Altersgründen, sondern weil du wie alle ein kleines Licht in diesem großen ganzen Brei (das nennt sich heute glaub Inet) bist. Nur die Haltung sich dessen bewusst zu sein, nicht die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben, hat letztendlich überzeugt. Eine Spezies mit Seltenheitswert! Von daher entschied ich, mehr lesend als kommentierend, zu bleiben.
Das heist jetzt aber nicht, daß Ausfallerscheinungen einfach hingenommen werden. ;)
*Küsschenemoji*
September 27th, 2024 at 07:02
Jede dumme Zeitenwende
Findet irgendwann ein Ende.
Möge dieses Blog dazu beitragen. Augen auf und durch auch weiterhin, Dank und Glückwunsch an den Betreiber und: Banzai!
September 27th, 2024 at 10:02
Venceremos.
In meiner Erinnerung sind nicht nur die verstorbenen Blogger und Bloggerinnen verankert, sondern auch so einige feynsinn-Schmankerl jenseits der politischen Hardline. Ich denke da an die Themen Vegetarismus, Rauchen und die "Laupendahler Höhe" (https://archiv.feynsinn.org/?p=18973#comments).
Zum Vegetarismus hat sich meine Position enorm radikalisiert. Hängt mit der Klimakatastrophe und dem Film DOMINION zusammen.
Die Laupendahler Höhe würde aus der Perspektive des heutigen E-Bike-Hypes andere Kommentare im Schlepptau haben. Habe vor zwei Jahren im Allgäu mit meiner Carbon-Feile im 27. Maria-Hilf-Gang eine 16-18 %ige Steigung erst im 2. Versuch geschafft, überholt von quasselnden E-Bikern in Cordhose und Karohemd.
https://www.loslachen.ch/20081028/nie-aufgeben/
September 27th, 2024 at 11:31
@7: "Zum Vegetarismus hat sich meine Position enorm radikalisiert."
Das ist schade. Momentan wird deswegen die Nutzierhaltung in D abgeschafft. Die Landwirtschaft wird quasi "deindustrialisiert".
Das heißt natürlich noch nicht, dass wir hierzulande hungern müssen, aber tendenziell werden netto zunehmend Nahrungskalorien importiert.
Wie diese erzeugt wurden, darauf haben wir dann keinen Einfluss mehr.
So, jetzt hab ich mich als "Fleischproll" und Befürworter der "Tierquälerei" geoutet.