2024
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kollateralschaden[4] Comments 09. Sep 2024 15:43
Reingefallen, mal wieder. Fehleingeschätzt, wie alte Männer das so zu tun pflegen. Ihr wisst schon, die Jungs, die immer noch alles taxieren, was nicht bei drei auf dem Baum ist und für die es zwei Definitionen von "alt" gibt: Erstens Frauen, die nicht mindestens zehn Jahre jünger sind und Zweitens können wir ein anderes Mal besprechen. Eigentlich wusste ich das ja und hatte bereits vor Jahren gesagt, das sei das letzte Mal, aber ich bin ja fit. Wer vierstellige Kilometerzahlen pro Jahr und zehn Prozent Steigung zum Frühstück frisst, kann ja wohl ein paar Treppen hoch und runter laufen.
Ich gestehe: Ich habe schon wieder jemandem beim Umzug geholfen. Alles richtig gemacht und wegen ewig Rücken wirklich in jeder Höhe alles fein aus den Beinen gehoben. Ich hatte seit dreißig Jahren, wenn überhaupt jemals, nicht mehr einen solchen Muskelkater. In den Beinen. Ich. Scheiße, ich bin wirklich zu alt für so etwas. Seid so gut und erinnert mich gelegentlich daran.
Alles so schön bunt
Ich frage mich manchmal, ob diese Form der Verblödung unvermeidlich ist und selbst unsereiner am Ende noch eingefangen wird von der Bilderproduktion, die einem ständig vorgaukelt, man müsste und wäre. Jung, dynamisch, bescheuert. Der Kollateralschaden, den schon das frühe Wirtschaftswunder® derbe ausgelebt hat, die Lüge von der ewigen Party, unendlichem Komfort, Lust ohne Reue, weiß und weich zugleich. Das Lenorgewissen strahlt, und Mutti greift zu, weil alles gut ist. Ein Glasreiniger warb vor Jahrzehnten mit dem Spruch "Mit Super Salmiak", um nach der Grünen® Gehirnreinigung mit der Riesenwaschkraft den Slogan "Ohne Salmiak!" der nächsten Generation um die doofen Ohren zu hauen.
Ich bin so frei, Dingscafé ist dabei, ich will so bleiben wie ich bin, da weiß man, was man hat, Blabla muss mit, Tilly spült ihre Hände in Quietschsauber, während Villarriba schon wieder Ex und Hopp sexy mini top hop, aber hallo Herr Kaiser! Der freundliche Tankwart empfiehlt wie immer Egal, Hauptsache den Schwanz versichert – Sicherheit mit Dividende! Noch nicht genug? Dann hört euch doch das Gewäsch der Kapitalsauger von Banken und Versicherungen an, denen offenbar keine Slogans mehr einfallen und die deshalb das wehrlose RTL-Opfer minutenlang vollschwallen. Tenor: Du Bank, du, sag' mir doch mal, warum ich dir ganz dolle vertrauen darf, du, und wie supi du mein Partner bist und dich um mich kümmerst und gäähn …, da lobt man sich am Ende noch die Ficksimulationen der Stinkstofflabore, in denen bis zur Unkenntlichkeit entkleidetes abgemagertes Jungvolk die hervorstehenden Beckenknochen ineinander verhakt, dass es knirscht. Sexy!
So ist das Leben
Wir nehmen das alles hin. Nicht nur das, allen ist bekannt, dass die offizielle Lügenindustrie ganz selbstverständlich die Nachrichtenproduktion finanziert. Kein Verlag, der nicht am Tropf der Werbung hängt. Kein Problem, oder? Tatsächlich haben diese Medien allein deshalb schon den Titel "Lügenpresse" verdient, weil es ihr Job ist: Lügen über Waren zu verbreiten. Lügen, die mit jedem denkbaren Aufwand so gesponnen werden, dass sie wirken, dass niemand merkt, wie alle betrogen werden. Die Zitate da oben kullern mir am Band aus dem Kopf, ich habe hunderte, wenn nicht tausende Slogans verinnerlicht. Ist das kein Schaden? Muss ich das hinnehmen? Ich will jemanden verklagen!
Gegen diesen Clusterfuck ist eine Gemüsezwiebel Kernobst. Lügen finanzieren die gängige Erzählung, die als Wahrheit gehandelt wieder aufgenommen wird. Dabei kommt alles zur Sprache, wird jede Intimsphäre einmal mit dem Bagger durchgewalkt, nur nicht das Eine: Die Notwendigkeit, der die Lügen entspringen, seien sie als "Werbung" oder "redaktioneller Anteil" oder gar nicht mehr deklariert. Im Gegenteil ist es sogar gelungen, nachdem ganz selbstverständlich die politischen Wahrheiten direkt von der Lügenindustrie vorformuliert werden, den Deppen, an die sie adressiert sind, unbemerkt die Eselsmütze aufzusetzen.
Die große Psychose wurde erfolgreich so kalibriert, dass sämtliche Probanden sich nach dem Schleudergang und dem anschließenden All-You-Can-Eat am Halluzinogenbuffet für total souverän halten. "Werbung? Davon lasse ich mich nicht beeinflussen!". Findet mir zwei Menschen, die sich anders einschätzen. Ergo: Werbung findet gar nicht statt, hat keinen Effekt, schadet niemandem. So muss man das sehen. So ist die Welt halt. So dumm sind die Menschen nämlich nicht. Die wissen doch, dass das ein klitzekleines bisschen geflunkert ist, und solange es nicht wehtut, ist es doch okay, oder?
p.s.: Das Ganze gibt's auch in der Kurzversion. Die gefällt mir eigentlich noch besser.
September 2015
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politik[89] Comments 05. Sep 2024 13:19
Seit 1982 schnallen und schnallen wir. Tiedmeyer hat es uns im Auftrag Lambsdorffs befohlen, Schröder und Blair haben es Europas Arbeiterklasse befohlen, es wurde immer und wieder verlangt und aktuell befiehlt uns der Chefversager der Deutschen Bank, "mehr und wieder härter zu arbeiten".
"Wieder" soll hier ganz offenbar suggerieren, 'wir', die Arbeiterklasse, hätten uns zuletzt einen lauen Lenz gemacht, was auch sonst? Nach einzwei Jahren ohne Reallohneinbußen muss der Stiefel wieder hart ins Genick gedrückt werden, denn nach dem Suizidversuch durch Sanktionen gegen Russland, verkommen Lassen der Infrastruktur und Dilettantismus in den Vorständen ist das Blut der Arbeiter die letzte Ressource, die sich noch anbietet.
Bis aufs Blut
Das fließt nicht nur in Strömen in den Kriegen des Wertewestens. Am liebsten wäre ihnen wohl, es würde wieder direkt an der Peitsche kleben – oder was soll "härter arbeiten" eigentlich bedeuten? Das war einmal der Ausdruck für schwere körperliche Arbeit, die durch den Einsatz von Maschinen schon seit Jahrzehnten unnötig ist. Gemeint ist damit: Mehr und noch billiger. Weniger für mehr Arbeit.
Der faschistische Stamokap im Endstadium des Kapitalismus braucht drei Dinge, um die finale Konkursverschleppung auf Kosten der Arbeiterklasse zu organisieren: Ungehemmte Ausbeutung, innere und äußere Aufrüstung bzw. Kriegszustand. Das "Supergrundrecht Sicherheit" wurde bereits vor 12 Jahren ausgerufen; heute fahren deutsche Panzer zur Zeitenwende® nach Russland und die letzte Industrie, die noch boomt, ist die Rüstungsproduktion.
Die Gewehre werden sich aber gegen das eigene Volk wenden, denn wie der Ukrainekrieg zeigt, ist der Wertewesten, zumal dessen Resterampe Europa, gar nicht in der Lage, irgendwen nichtnuklear zu bedrohen. Das wird sich bei aller Hysterie und bösem Willen auch in Jahrzehnten systembedingt nicht ändern.
Verdammte dieser Erde
Was bleibt, ist eine hohle Dystopie als in Politik gekleidete Depression. Keine Aussicht auf irgendetwas Gutes, also muss man sich von Feindbild zu Feindbild hangeln, aufwiegeln, die Menschen aufeinander hetzen. Daueralarm im Spiel des divide et impera ist die letzte Option politischer Versager und devoter Handlanger des Imperialismus.
Die Wut ist längst sichtbar, die Wütenden gehen allerdings leider dem eben genannten Kalkül auf den Leim. Selbstverständlich gilt es inzwischen als freiheitlich-demokratisch, wenn die ganze Mischpoke gegen Ausländer hetzt und auf Menschenrechte pfeift, wenn es um Abschiebungen geht – in die Trümmerwüsten, die man selbst produziert hat. Das Einzige, das dagegen hilft, ist Klassenbewusstsein, und zwar noch um einen wichtigen Schritt weiter als das eines Jeremy Corbyn.
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journalismus ,
politik[71] Comments 02. Sep 2024 14:00
Migrationsursache Nummer eins
In meiner ersten Reaktion auf das Wahlergebnis sagte ich gestern u.a.: "Putin hat manipuliert", und prompt liefert heute der Kuhjournalismus: "Sieg für Putin". Zwar ist die Quelle la Repubblica, aber der Tagesschaum ließ es sich nicht nehmen, das mit Freuden zu zitieren. Was der extremen Mitte nicht passt, ist eben Putin. So denkt man halt, wenn man aus dem Mittelalter nicht herauskommt.
Die Verblödung ist vollständig, wenn man an die eigene Propaganda glaubt. Das, was als "KI-Demenz" bezeichnet wird, wenn Large Language Models mit ihren eigenen Auswürfen gefüttert werden, ist dasselbe. Man rotiert um ein Nichts aus hohlen Phrasen. Wo das zum Weltbild wird, ist man in der Chefredaktion herzlich willkommen.
Propagandademenz
Ich wiederhole aus den Kommentaren ein paar Bemerkungen zu den Wahlen: Es ist keine Revolution, es ist Rebellion, und die ist primitiv, mithin politisch tendenziell 'rechts'. Aber die unreflektierte Ablehnung des Bestehenden ist immer noch Ablehnung. Auch wenn sie nicht wissen, dass es der Kapitalismus ist, lehnen sie diesen m.E. ab – wenn auch unbewusst. Konkrete Negation auf diesem fatalen emotionalen Niveau. Aber war es je anders?
Sie benörgeln den Ist-Zustand, und der ist ein Kapitalismus. Die Ideen in ihrem Programm, vertreten durch einen Teil ihrer Funktionäre, so sie durchgesetzt würden, würden keinen ihrer Wähler zufriedener machen. Dass sie nicht wissen, dass sie mit dem Kapitalismus als solchem unzufrieden sind, ändert das nicht.
Man stelle sich vor, die Funktionäre der AfD würden ihre neoliberalen und umfassend diskriminierenden Pläne umsetzen. Wie würde sich das wohl aufs Wahlverhalten auswirken? Das gilt ähnlich für das BSW: Die versprechen, sozialer zu sein, würden mit ihrem Firlefanz aber gar nichts ändern. Sie sind ja eine SPD. Man betrachte nur deren Versprechungen, deren Handeln und das Resultat bei den Wahlen.
Verbrennt die Hexe!
Wer mit den Zuständen im Endstadium des Kapitalismus unzufrieden ist, ist eben mit diesem unzufrieden. Weil sie es aber nicht verstehen, rebellieren die Wähler auf unterschiedliche Weise. Sie wenden sich intellektuell nicht explizit und konkret gegen das System, sondern gegen ihre Lage, ihr Gefühl und vermeintlich Schuldige.
Das wäre mein Alternativangebot zu den Modellen "Putin ist schuld", "alles Nazis", "Hassbotschaften härter betrafen" und "die Ukraine muss gewinnen". Mithin das eines Putinverstehers, der so linksextrem ist, dass er als Nazi auf der anderen Seite wieder herauskommt. Ich plädiere für eine Internetsperre.
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journalismus[68] Comments 30. Aug 2024 17:08
Qualitätsjournalismus ist Kopfsache.
Ich gebe bekanntlich nicht allzu viel auf Umfragen, nicht zuletzt, weil diejenigen, die sie noch beantworten, durch ihre Willigkeit bereits einen Filter bilden, der das Weltbild der extremen Mitte, um das es in der Regel geht, schon dadurch bestätigt. Radikale Kritik oder Abwendung vom politischen und medialen Theater wird dadurch schwer messbar.
Umso lauter schlägt eine Granate ein, die der gemeine deutsche Medienkonsument seinen Lieferanten ins Dach geschossen hat. Ich gehe davon aus, dass der Trend sich fortsetzen und verstetigen wird, denn die Einzigen, die den Sturzflug einer schon lange erbarmungswürdigen Qualität nicht bemerken, sind diejenigen, die dafür verantwortlich zeichnen. Die Reaktion der Staatsfunker auf die Nachricht fällt erwartungsgemäß danach aus:
Der Makel der Anderen
"ARD-Chefredakteur Oliver Köhr findet die Zahlen erschreckend – auch wenn er betont, dass deutsche Medien als Ganzes beurteilt wurden, nicht allein der öffentlich-rechtliche Rundfunk. "Insgesamt ist es aber tatsächlich beängstigend, dass so viele Menschen kein Vertrauen in die Berichterstattung haben."
Ich habe das in den Kommentaren bereits wie folgt gewürdigt:
Speichel-Chefredakteur Markus Mumps findet die Zahlen erschreckend – auch wenn er betont, dass deutsche Medien als Ganzes beurteilt wurden, nicht allein der Speichel.
FAX-Chefredakteur Michi Masern findet die Zahlen erschreckend – auch wenn er betont, dass deutsche Medien als Ganzes beurteilt wurden, nicht allein die FAX.
Die Bewohner der Blase können gar nicht mehr erkennen, wo das Problem liegt, denn sie verkörpern es. Ihr Glaube, ihr Lebensstil, ihre vermeintlichen Werte, ihre Umgangsformen, ihre Statussymbole, ihre auf einen Schlitz verengte politische Perspektive, die Anpassungsstrategien an ihre Peergroup, das alles ist unsichtbar für sie, gerade weil es den Inhalt ihrer Produkte ausmacht. Sie verwechseln die Welt mit ihrem Weltbild, weil sie keine Prozeduren mehr haben, die den Unterschied offenlegen.
Die Selbstkontraktion ist schon mindestens in der zweiten Generation in ihre Bildungssysteme übergegangen; die Filter bestehen noch viel länger, sodass es keine objektiven Kriterien für Kompetenz mehr gibt, sondern stets und immer nur die reaktionäre Bestätigung des Status Quo, ideologischer Beton.
Krise? Welche Krise?
Deshalb folgt der komplette Betrieb einer routinierten und gut geölten Meinungsproduktion – wohlgemerkt innerhalb der Blase der Medienproduzenten. So ist es auch zu erklären, dass die durchaus vorliegenden Informationen wie Strategien aus Think Tanks, nicht-westliche Medien oder schlicht die allerjüngste Geschichte im Nu so feingefiltert werden, dass die absurdesten Konstrukte als einzig wahre Wahrheit Verbreitung finden und sich offenbar niemand mehr findet, der etwa die merkwürdige Übereinstimmung mit den Verlautbarungen des Weißen Hauses zur Kenntnis nimmt.
Im Gegenteil werden ausgerechnet Abweichler, die jene Diskursverengung und Einseitigkeit kritisieren oder Kriterien heranziehen, die in den Filtern der extremen Mitte hängen bleiben., reflexhaft als Verschwörungstheoretiker markiert – nicht wegen der Qualität ihrer Äußerungen, sondern wegen abweichender Wertungen.
Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass da absolut nichts mehr zu retten ist. Das muss bis auf die Grundmauern abbrennen und von der nächsten Flut davongeschwemmt werden. Tröstlich, dass sie sich konsequent selbst einmauern und das Gros ihres orthodoxen Gemurmels hinter Paywalls sperren. Auch, wenn ich dann nie erfahren werde, warum ein Orgasmus Kopfsache ist. Na immerhin der.
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politik[48] Comments 26. Aug 2024 17:41
Dieser Artikel von² der Schulenburg ist lesenswert und stellt den Zustand der EU und der Ruinen ihrer Außenpolitik korrekt dar. Dass sie eigentlich in vorauseilendem Gehorsam und zum Gefallen ihres Hegemons jegliche Diplomatie ad acta gelegt hat, war hier schon mehrfach deutlich gemacht worden. Mein Money Quote aus einer anderen Perspektive ist dieses hier:
"Das Problem der Ukraine-Resolution ist, dass die EU weder die Macht noch den Einfluss hat, auch nur eines der darin enthaltenen Ziele durchsetzen zu können."
Auch die dazugehörige Alltagsweisheit sei noch einmal zitiert: "Der Dumme fragt: 'Ist es so recht?', der Kluge fragt: 'Was passiert dann?'" Die Vasallenmoral, die gleich doppelt wirksam den Verstand unterdrückt, weil sie es erstens dem Herrn Recht machen muss und zweitens eben ihre Werte, sprich: ihr Feindrecht über jede Rationalität stellt, schert sich nicht um Möglichkeiten oder Unmöglichkeit.
Wat mutt
Sie stellt Forderungen auf ohne Rücksicht auf Petitessen wie Wahrscheinlichkeit, Wirklichkeit oder Naturgesetze. Sie sagt einfach: "Es muss", wenn sie etwas will, und damit ist die Realität keine relevante Alternative mehr. Der strunzdumme Satz: "Die Ukraine muss gewinnen" ist das Fanal dieser Zeit mit ihrem mittelalterlichen Verständnis von Politik, nicht zufällig prominent ausgesprochen von der wandelnden Karikatur im Ministeramt.
Das zieht Kreise, man gewöhnt sich daran, einfach was rauszuhauen, die Welt als Willy und Vorstellung halt. Da fordert ein Kanzlerdarsteller; "Der Täter muss rasch gefasst werden". Aha. Welche Folgen hat es, wenn nicht? Wie macht man das? Was braucht man dazu? Gibt es ggf. jemanden, der dagegen wäre, womit der Satz wenigstens irgendeinen Sinn ergäbe? Wie gut, dass es im Vakuum kein Echo gibt.
Eat this
Derweil zeigt sich an interessanten Beispielen, wie großartig die Moral und Politik verfängt in Volk und Wählerschaft, nämlich eher so überhaupt nicht. Schönes Beispiel: Die Fans des BVB, die sich unmissverständlich dazu geäußert haben, dass der Klub Werbung für einen Rüstungskonzern macht.
Das sind weder AfD-Nazis, noch Putintrolle oder Linksextremisten, sondern es ist vermutlich ein Querschnitt der Bevölkerung, eventuell repräsentativer als diejenigen, die noch blöde Umfragen beantworten. Fick dich, Rheinmetall, wir wollen keinen Krieg, keine Tüchtigkeit und keine Werbung für Leute, die sich am massenhaften Tod dumm und dämlich verdienen. Got the message?
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interna[51] Comments 23. Aug 2024 14:35
Ich bin in den letzten Wochen aus unterschiedlichen Gründen oft müde und daher recht uninspiriert. Es ist ja ohnehin schwierig, sich angesichts des allgemeinen Irrsinns im Wertewesten noch über Aktuelles auszulassen.
Andere haben es vermeintlich einfacher, ich kann aber keine Freude darüber empfinden, wenn sich für ihr Geschwätz noch Leser finden. Das gilt selbstverständlich für die gleichgerichteten Massenmedien, kaum weniger aber auch für sogenannte alternative. Hier gibt es noch immer – gern auch monothematisch – den Gassenhauer Corona, wie schon immer in Abwesenheit von Verstand und inzwischen völlig ausgelutscht.
Shut the fuck up
Nur ein Beispiel für ein vermeintliches Argument der selbsternannten Aufarbeiter: Es sei der Beweis (man stelle sich das Wort getrost in Versalien vor) für die Nutzlosigkeit von Masken in der Pandemie, dass Leute, die selbst nicht von deren Nutzen überzeugt waren, der Maskenpflicht zugestimmt haben. Wer nicht erkennt, wie denkwürdig dämlich dieses 'Argument' ist, möge sich bitte aus derlei Themen künftig heraushalten.
Zu dem anderen, sicher wichtigeren Thema, dem Proxywar in der Ukraine, mag ich auch keine täglichen Updates geben. Dazu machen vor allem Alexander Mercouris und Brian Berletic einen guten Job. Selenskis Ardennenoffensive ist das jüngste Highlight, das grell die Absichten der Amerikaner und ihrer Vasallen beleuchtet.
Diesen freundlichen Völkermord eine "Hilfe" zu nennen, ist der braunste Zynismus seit den Tagen von Göbbels und Himmler. Hunderttausende – allein Ukrainer – werden nur zu einem Zweck in die Hölle geschickt, nämlich Russland zu schaden.
Danke!
Der erhoffte Nutzen, die Zerschlagung Russlands oder wenigstens ein Regierungswechsel in Moskau, hat sich längst als Illusion erwiesen. Vom "Overextending and Unbalancing Russia" ist nur noch die Selbstzerstörung Europas durch Sanktionen und die der Ukraine durch den Krieg geblieben. Friss das, Putin!
Ansonsten ist einmal ein Dank fällig, verbunden mit dem Hinweis an diejenigen, die sonst nur die Opener lesen: Das hiesige Kommentariat macht so manchen neuen nachgerade überflüssig. Informationsdichte und Kommentarqualität sind von der Art, dass der säzzer stolz den Finger in die Nase steckt, mit dem er hier so manchem Schwätzer die Tür gezeigt hat. Danke an die Anderen für den Nachweis, dass es noch Verstand und Benimm gibt.
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journalismus ,
politik[30] Comments 19. Aug 2024 19:30
Abb.: Rechte schlagen auf ein Opfer ein.
Im Vereinigten Königreich sind die Knäste voll. Resultat: zu wenig Platz für Rechtsradikale®. Wir erinnern uns: Das sind die, die im wohl unsozialsten Staat Europas Randale machen. Einem Staat, dessen Auswahl politischer Charaktermasken gleich welchen Schnitts die Steuern für Reiche und ihre Unternehmen nicht niedrig genug sein kann.
Leute, die seit Thatcher und Blair nur die Armen mehr hassen als ihre Armut und die für den Rest Milliarden verschenken, um Ukrainer bis zum Völkerselbstmord in einem Stellvertreterkrieg Hegemonie des Wertewestens vs. Russland verbluten zu lassen, erklären alle, die gegen die Wirklichkeit in ihrem hässlichen Staat rebellieren, zu Rechtsradikalen. Im Zweifelsfall ist es ihnen auch nicht zu peinlich, wen auch sonst, Putin dafür verantwortlich zu machen.
Das Böse ist überall
Woher kommen die ganzen Nazis eigentlich so plötzlich? Überhaupt: Diese Erklärungen, die tagesaktuell aus dem Nichts geschöpft werden, Kräfte, die nie wer hat kommen sehen, Akteure wie Ereignisse, die geradezu darauf angewiesen sind, einem mystischen Bösen (Rechte/Putin) zu entstammen, das sie nach Gusto erscheinen und auch wieder verschwinden lassen kann – das müssen wir dann glauben?
Das letzte Aufgebot der, von Boris Johnson ausdrücklich beklagt, schwindenden Hegemonie hat eines vermeintlich richtig gemacht: Sie beherrschen die Medien des ganzen Westens wie keine Elite zuvor. Was gedruckt und gesendet wird – ich empfehle, dies sporadisch zu prüfen – kann man wortgleich auf den Seiten des Weißen Hauses lesen, wo es nicht Regierungspropaganda der Vasallen, ihrer Geheimdienste oder das Geplapper der PR-Bude ISW, Eigentum der Familie Nuland, ist.
Täglich frisch
Das Erstaunliche an diesem journalistischen Ödland, das sich bis in die Sportberichte erstreckt, ist, dass es überhaupt noch existiert. Niemand will dafür zahlen. Das Gros der Abonnenten stirbt sprichwörtlich aus, keine neuen in Sicht. Derweil kommen sie uns mit Plus-Content, in dem alte Schinken in vierter Auflage erscheinen, weil damals etwas los war, das sogar noch wer aufgeschrieben hatte, der etwas davon verstand.
Allerdings unterliegt auch das noch der Einschränkung, dass es in die täglich frische Geschichtsschreibung passen muss. Das dürfte derweil noch das Spannendste sein an dem ganzen exjournalistischen Gammelfleisch: die Frage, welche hirnpürierende Geschichtsklitterung sie sich als nächste aus dem Rektum ziehen.
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journalismus[46] Comments 16. Aug 2024 14:05
Ich hatte dieser Tage einige Gespräche mit jemandem, der sich erklärtermaßen nicht sonderlich "für Politik interessiert". Der Mann hat hier und da seltsame Ansichten, und als ich jung war, hätte ich ihm vermutlich Tiernamen gegeben und ihn für hoffnungslos unwürdig erklärt. Stattdessen nahm ich seine Erlaubnis über uninteressante Dinge zu sprechen wahr, um ihm einige interessante Informationen zu geben; prüfbare Informationen, die er dann tatsächlich auch ganz interessiert aufnahm.
Derselbe sprach mich heute ganz von selbst auf das Thema Ukraine und Konvoi an; da hatte ich noch gar nicht zur Kenntnis genommen, was gleich noch folgen wird. Ehrlicherweise sagte ich, dass ich nur zwei Quellen hätte, aus denen ich Informationen dazu hätte, nämlich das, was die versammelte Journaille so recherchiert hatte: Die Ukrainische Regierung und Ria Novosti. Was soll ich mit solchen 'Informationen'? Die meisten benennen dabei nicht einmal Poroschenkos Kriegspartei, und im Internet Zeitung lesen kann ich eh selber. Dazu brauche ich keine Zweitverwerter.
Abschreiben, verkünden, vollstrecken
Einen Schritt zurück kurz: Ich hatte mir eh gestern schon folgendes notiert:
"In Spanien gibt es einen Ebola-Verdachtsfall", meldete die FR. Soso, einen "Verdachtsfall", und das ist dann eine Meldung? Wieso? Es kann nur einen Grund geben: Klingt gefährlich, erregt Aufmerksamkeit. Hat aber null Inhalt. Kann man da nicht warten, bis sich das bestätigt hat oder eben nicht? So geht Qualitätsjournalismus.
Die nächste: "IS-Miliz soll 700 Stammesangehörige getötet haben", steht in der Sueddeutschen und einem Dutzend anderer Medien, wird auch im Radio erzählt. "Soll", könnte, hat vielleicht, vielleicht auch nicht. Ist das eine Meldung? Und was habt ihr für mich dahinter? Waren es vielleicht mehr oder weniger als 700? Vielleicht hat das gar nicht stattgefunden? Oder es hat etwas stattgefunden, man weiß aber nicht, wer, wo und was genau? Q-Journalismus halt.
Derweil hört man nach der gespielten Empörung der Propaganda überhaupt nichts mehr vom Flugzeugabsturz in der Ukraine. Nicht einmal Fragen. Der "Spiegel", das Hetzblatt für transatlantische Gemütlichkeit, hatte doch so auf die Trommel gehauen. Was ist denn nun, ihr Superreporter? Kuhjournalismus ist, und die Viecher wieder im Stall. Auf jedem Dorf kriegst du Watschen, wenn du so einen Mist verzapfst und dann so tust, als hättest du nie etwas gesagt.
Suche nach dem Tiefpunkt
So ist es auch derselbe Stall, aus dem ernsthaft ein zweifelnder Leser, der nach Belegen für Behauptungen fragt, abgespeist wird mit der Gegenfrage: "Gibt es eigentlich konkrete Belege, dass dem nicht so ist?"
So denken sie da. Es wird etwas verkündet, in der Regel auf Befehl aufgeschrieben oder stumpf abgeschrieben, und daran hat man gefälligst nicht zu zweifeln, bis das Gegenteil bewiesen ist. Der Leser ist hier dummer Untertan, sonst nichts.
In Grunde kann man sich solche Beispiele schon schenken, denn es gibt keinen Journalismus mehr. Wahrscheinlich wird dieser Nützliche Idiot noch einen Preis verliehen bekommen für seine treuen Dienste, so wie Obama den Friedensnobelpreis und Kleber den Hans-Joachim-Friedrichs-Preis. Diese Farce kann nämlich kein Ende finden, solange kulturell und intellektuell noch ein Stein auf dem anderen steht. Da gibt es immer etwas, das man noch nicht ganz ruiniert hat. Am Montag. Am Kiosk.
August 2014
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kunstlyriklamauk[26] Comments 12. Aug 2024 12:52
Ein Produkt der Speichel Plus Redaktion
Satte 80 Prozent der Deutschen haben in einer Umfrage von Speichel Plus Richard Nixon zum größten Staatsmann aller Zeiten erkoren.* Damit beweisen unsere Leser einmal mehr, dass sie sich nicht von Fake News und Desinformationskampagnen in die Irre führen lassen.
Nixon wurde vor allem durch unkonventionelle und daher umstrittene Entscheidungen zur Sicherheitspolitik im Inneren kritisiert, gar zum Rückzug gezwungen. Die von ihm visionär verfügten Maßnahmen gelten heute als Standard in allen freiheitlichen Demokratien.
Bahnbrechend
Der Friedensnobelpreis, mit dem Henry Kissinger und Lê Đức Thọ bedacht wurden, gebührt eigentlich ihm, der als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika den Frieden ausgehandelt und durch seine Befehle erst möglich gemacht hatte. Der Sieg der Amerikaner in Vietnam war es vor allem, der sowjetische und später russische Spezialisten für Desinformation auf den Plan rief, um Nixons Ruf für Jahrzehnte in Misskredit zu bringen.
Ebenso bahnbrechend wie seine konkreten Entscheidungen in Krieg und Frieden war Nixons Entschluss, statt aus falscher Rücksicht auf einen offiziellen Stab oder gewählte Abgeordnete seine Entscheidungen verwässern zu lassen, auf einen selbst erwählten Beraterstab zu setzen. Dies bis heute gängige Praxis ermöglichte erst eine Kontinuität in der US-Politik, die sich durch die Launen der Wähler nicht erschüttern ließ.
Mit Recht haben also die Leser*_:Innen von Speichel Plus daran erinnert, wer dieser große Staatsmann wirklich war, und dass ihm die höchsten Ehren und der größte Respekt zuteil werden müssen. Richard Nixon ist nicht bloß "rehabilitiert". Der Schmutz, mit dem er von Putin und Konsorten in ihren Hassbotschaften beworfen wurde, fällt auf diese selbst zurück. Speichel Plus – Sagen, wer gut ist!
* Gefragt wurde: Wen halten Sie für den größten Staatsmann aller Zeiten? Zur Auswahl standen
Richard Nixon und Alexander Haig.
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politik[47] Comments 07. Aug 2024 18:14
Es wird Verfolgung geben und Verhaftungen geben, es wird Urteile geben und Polizeiaktionen. Und Blaulicht. Und Uniform. Und Schlagstock. Und Handschellen und Lalülala. Außerdem auch "online". Weil das nämlich fiese Schurkerei ist, und Herr Starmer ist der Staat, der jetzt durchgreift. Britannien ist beeindruckt. Die Welt ist beeindruckt. Meine Frau und ich sind beeindruckt. Alle lieben jetzt Keir Starmer.
Wir werden diesen und jeden anderen Pöbel finden, aufspüren, festsetzen und ausschalten. Diese kriminellen Elemente der radikalen Rechten und ihrer schmutzigen Unterschichtskreaturen gehören in einen Zoo, und wir werden ihnen einen bauen. Kurzer Prozess, lange Haftzeit, und wenn das nicht reicht, gibt es in den Traditionen der großen europäischen Nationen noch eine ganze Reihe anderer Maßnahmen, die sich wieder bewähren können.
Abgekürzte Prozesse
Die demokratisch gewählten Vertreter der freiheitlichen Zivilisationen sind bei Demokraten und verantwortungsvollen Bürgern so beliebt wie nie zuvor. Dies wollen die Chaoten und Staatsfeinde von rechts und links nicht akzeptieren und tun daher alles, um unsere großartigen Errungenschaften in den Dreck zu ziehen. Der einzige Grund dafür – und wer etwas anderes behauptet, ist ein Teil dieses Mobs – ist ihr Neid und ihr Hass. Es gibt keinen anderen.
Niemals waren die Menschen in den entwickelten Staaten des Westens so reich und sicher, aber von überall her kommen die Feinde und Unruhestifter, um uns zu destabilisieren. Sie manipulieren und drohen, bestechen und hetzen jeden auf, der sich dazu verführen lässt, ihre finsteren Pläne zu unterstützen. Mit Cyberkraft, KI und Spionage. Aber wir werden sie kriegen, ihre Marionetten, die unsere Straßen in Schlachtfelder verwandeln.
Arm in Arm werden unsere Autoritäten, die ihre schützende Hand über uns halten, wie Keir Starmer und Nancy Faeser, Europa immer sicherer und sicherer machen. Unser Supergrundrecht wird geschützt, wofür wir auf das eine oder andere freilich verzichten müssen. Da muss man sich schon mal entscheiden zwischen den Grundrechten. Und da die Zeiten hart sind und das Brot härter wird – Putin ist schuld – kann es nie sicher genug zugehen.
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