kollateralschaden


 
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Es mag ja durchaus sein, dass meine frühen Versuche, mich öffentlich mit Politik zu beschäftigen, die Möglichkeiten von Veränderung innerhalb des System nicht völlig ausgeschlossen haben. Das aber ist eine exakt akademische Frage, denn Vorschläge wie "100% Erbschaftssteuer" haben doch durchaus illustriert, wie realistisch solche Möglichkeiten sind. Die Absicht des Betrachters war es hier in der Tat, nicht weniger als das Unmögliche zu fordern, um zu zeigen, dass es – sehr theoretisch – möglich wäre, sich aber keine Kraft dafür finden ließe, die das wollte und durchsetzte.

Dementsprechend kann ich mich nach weiteren Jahrzehnten, in denen uns doch sehr eindrücklich demonstriert wurde, wer hier was verfolgt, wo die Prioritäten liegen und was dann noch für andere Ziele übrigbleibt, nur wundern. Es steht wie folgt: Profite hundert; Menschen null. Ich habe das im Zusammenhang mit der Kleberjugend bereits durchexerziert, aber wer es wirklich wissen will, kennt noch Krasseres. Keine Stromtrassen, Märchen gegen Windkraft, Denkmalschutz gegen Solaranlagen.

Glauben

Überhaupt: Wer unseren Regierungen glaubt, sie wollten irgendetwas für die Umwelt tun, hat den Schuss nicht gehört. Umweltschutz ist ein Vehikel, etwa um Kriege zu führen. Putins böses Gas wurde ausgetauscht gegen das Gas der Guten. LNG, Frackinggas, die gröbste Sauerei jetzt mit Umweltengel. Interessantes Detail am Rande: Offenbar haben die Grünen ihre Umwelt-PR geopfert, um ihre Friedens-PR opfern zu können. "Mich interessiert nicht, was meine deutschen Wähler denken". Ich weiß, wem ich meine Karriere verdanke und verteidige meinen Platz in diesem Darm bis zum letzten Ukrainer. Läuft!

Wie bescheuert muss man dann wohl sein, eine "Übergewinnsteuer" zu verlangen? Was oll das sein? So etwas wie "Über-Troll" oder "Übergun"? Ihr redet von Profiten. Hohen Profiten. Das Ziel jeder 'Investition'. Wer das besteuert – da haben die Kapitalisten völlig Recht – bestraft Erfolg. Das ist Staatssozialismus. Das. Will. Niemand. Es würde bedeuten, den Kapitalismus zu negieren. Sollen wir also endlich mal darüber reden?

Geschichte reimt sich

Derweil streiken die Autoren und Schauspieler in Hollywood; hier gibt es bald niemanden mehr, der noch streikt. Diese Inflation der Machs-dir-selbst-Kassen in den Supermärkten macht mich zittern. Ich mache jetzt die Arbeit der Kassiererin, damit die Schlampe endlich hartzen geht und ich sie dafür bespucken kann, ja? Was sagst du, Reaktionär? Ich kann den Fortschritt nicht aufhalten? Nun, nicht allein. Auch eine Guillotine bedient man besser zu zweit.

Und so zieht sich das durch alles und jedes. Was haben einige Lauterbach zum Buhmann gemacht, als er noch halbwegs Vernünftiges von sich gab. Jetzt, wo er als Totengräber ganzer Berufsstände zu Werke geht, ganz im Geiste des Schrödergerd, sind sie nicht halb so laut. Und das, Freunde, ist nebenbei nach wie vor der Beleg für die Notwendigkeit des Systemwechsels: Die rotgrünen Linksradikalen waren es, die die Besteuerung der Reichen in historischem Maß verringert haben. Und ihr kommt denen mit "Übergewinnsteuer"? Echt jetzt?

 
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Gendermarie

Diether Dehm ist Unterhaltungskünstler und unterhält uns. Ist Gender Nazi, muss man*innen Nazi gendern und sind bärtige Frauen mit Dingdong in der Frauensauna die kulturelle Atombombe? Fragen, die sich stellen, wenn man sonst nichts zu tun hat, was Aufmerksamkeit erregt.

Man könnte sich vielleicht ja auch nackt ans Rednerpult des Bundestags ketten und fordern, dass die durchgeknallten Hausbewohner aufhören, Ukrainer zum gegenseitigen Massakrieren auszurüsten. Btw: Mein zum Knutschen feines Schreibprogramm kennt das Wort "Gender" nicht. Es gibt noch Schönes im Leben. Nicht alles ist wie beim ÖRR.

Wenn der Starke Mann kommt

Zu den "Bekenntnissen" von neulich ein kleiner Nachschlag; vergessen, vergessen: Da die Lunte gelegt ist, braucht es nur noch wen, der sie zündet. Die Moralisierung der Diskurse, das ganze Empörungstheater vonseiten der Medien und des politischen Mobiliars, wartet auf den größten Troll, der auf den Misthaufen springt und erntet. Das wird keiner von euch sein, Freunde, sondern einer, der wirklich keine Hemmungen mehr kennt.

Gefühlter Kapitalismus

Derweil ist die gefühlte Inflation® das Problem der Zeitenwende. Was können wir nur tun, um den unteren Rand unseres Sichtfeldes – den abschmelzenden Teil der Mittelschicht, der "Trickle Down" ganz neu definiert – davon zu überzeugen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt? Gebt einfach nicht das, was ihr nach der Mietzahlung noch übrig habt, komplett für Nahrung aus; das kann doch nicht so schwer sein!

Verkauft, verkitscht, verbraucht

Mir fiel neulich noch ein anderes Symptom auf, das kein Mensch auf dem Schirm hat. In einer Fernsehserie gehen Leute in eine Londoner Kneipe, in einer dieser typisch gemütlichen britischen Gässchen gelegen. Normale Leute. Haha. Hahahaha! Von dem, was die zahlen können, soll also ein Wirt eine Kneipe mitten in London betreiben. Interessante These.

Das ist übrigens mit der Kategorie "Kollateralschaden" gemeint. Nehmen wir hin. Kann man ja nichts machen. Was nett und schön ist, muss monetarisiert werden. Was gebraucht wird, erst recht. Das machen wir, bis alle bluten, und dann kann man von vorn anfangen.

Glückwunsch!

p.s.: Der muss auch noch raus: Wir haben es geschafft, unter optimalen Bedingungen – billige Energie, Exportüberschüsse ohne Ende – ein Proletariat abzuhängen, das nicht mehr in der Lage ist, seine Lebenshaltungskosten aufzubringen – und jetzt kommen Rezession und Inflation. Da muss dringend in Rüstung investiert werden. Zeitenwende®.

 
ds

Wenn du diesen Spruch aufsagst, sind dir die Sympathien vieler sicher, vermutlich der Meisten. Ja, ne? Wie sie uns in der Schule gequält haben damit, und nur die Streber und Nerds konnten das. Mathe ist nichts für normale Leute. Und überhaupt: Es gibt ja Taschenrechner und Computer.

In einer Welt, in der du stolz sein darfst und das auch zeigst, weil du ganz moralfest und nach Bauchgefühl dein Amt ausfüllen darfst, da darfst du auch das dröhnende Echo aus dem Grand Canyon deiner Bildungsschluchten ertönen lassen. Da muss sich dann schon mal einer "um 360 Grad" drehen für deine Zeitenwende. Außenminister, ich bin Außenminister! Scheiß auf Bildung und Intelligenz!

Diagnose: Dummheit

Dabei ist dieser Satz eine furchtbare Diagnose. Erschreckend, wie viele derer, die ein sogenanntes "Abitur" spazieren tragen, nicht einmal den Dreisatz beherrschen. Noch müssen sie derweil sogar Ableitung und Integral ehrfürchtig kennenlernen und ein bisschen nach Anleitung dazu rechnen, ohne die geringste Ahnung, wozu das gut sein soll.

Am Ende, so steht es in der Bibel, war der Fachkräftemangel. Das, was sie Arbeitsmarkt nennen, ist nämlich gar keiner. Sie sparen nur erst an der Bildung, dann an der Bezahlung und wundern sich schließlich, dass die durchs Abi getragene Mittelschichtsmischpoke lieber in obszön vergüteten Bullshitjobs posiert, anstatt etwas Nützliches zu tun. Ihr sucht Ingenieure? Bezahlt sie gefälligst wie die Raritäten, die sie sind.

Von Schwestern und Erzieherinnen wollen wir da mal gar nicht reden. Übrigens ist mir unter den Ärzten, mit denen ich jüngst zu tun hatte, und die es hätten können müssen, auch kein einziger begegnet, der mal eben den Dreisatz am Diffusor souverän hätte anwenden können. Es ging noch, aber es holperte gewaltig. Das sind derweil die Besten der Besten.

Ursachen und Folgen

Der Satz da oben sollte nicht dazu taugen, Sympathien einzuheimsen, sondern Grund zu Scham und Zorn sein. Weil wir es nicht gebacken kriegen, unsere Schüler in der wichtigsten wissenschaftlichen und technischen Fähigkeit erfolgreich zu unterrichten. "Saustall Deutschland: Wir können kein Mathe!" So sollte der Boulevard einmal titeln.

Nein, aber hier sind wir stolz. Auf Unfähigkeit, Selbstbezogenheit, Geiz, Nation und Skrupellosigkeit. Auf deutsche Panzer in Russland. Sowas kommt nämlich von sowas. Wenn man Kretins das Management überlässt, zum Beispiel.

 
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Putin und seine schwarze Bestie (Symbolfoto)

143 Staaten haben die Annexion der russischen Gebiete in der Ostukraine verurteilt. Friss das, Russe! Der Russenversteher als solcher trübt die Freude. Warum? Weil er versteht, was die Russen interessiert. Und das wäre?

Erstens: Sie können die annektierten Gebiete nicht verlassen, weil dann ukrainische Truppen, die noch immer von Nazis angeführt werden, dort säubern. Wer es wissen will und nicht bloß Tagesschau glotzt, weiß, was das bedeutet.

Zweitens: Putin und Lawrow haben es geschafft, die Repräsentanten der wichtigsten nichtwestlichen Staaten hinter sich zu bringen. Diese repräsentieren nicht nur die neue ökonomische Weltmacht BRICS, sondern auch mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung.

Drittens: Der russische Antrag auf geheime Abstimmung wurde abgelehnt. Wie bitte? Eine solche Abstimmung ist offen, damit jeder potentielle Sanktioneur sich angucken kann, wer da wie stimmt? Feine Demokratie hab ihr da in der UNO!

Viertens: Die Russen haben vorher gewusst, dass es für die meisten Länder Gründe gibt, Annexionen ungut zu finden. Sie haben dennoch so entschieden. Kurzum: Symbolpolitik des Westens für den Westen und alle, die ihn nicht vor der Tür haben wollen.

Triumphal

Dazu passt auch solche Symbolpolitik. Das erinnert mich irgendwie an die Experten im Internet, denen es um nichts anderes geht als die Triumphpose, wenn sie sich an ihren vermeintlich dummen Feinden abarbeiten. Beispiel: Der Ausweis des Attentäters.

Angeblich hat 'Russland' den Ausweis eines Attentäters präsentiert, der wiederum angeblich eine Bearbeitung des Ukraine-Musterausweises aus der Wikipedia sei. Als Beweis wird einer präsentiert, der selbst schon bearbeitet ist und eben nicht das Muster aus der Wiki. Haha, so blöd sind die Russen! Haha, so blöd sind die Russenversteher! Ein Spiel von Trollen für Trolle.

Will uns sagen was? Gegenbeispiel: Ich nutze Quellen, u.a. Youtubekanäle, die sich wiederum auf Telegram beziehen, um mir ein Bild der Lage zu machen. Warum? Weil deren sachlich begründete Prognosen bislang präzise und zutreffend waren. Der eine braucht halt das große Gefühl, der andere will wissen, was ist. So einfach.

 
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Die hiesige Kriegspropaganda zitiert unablässig Selenski und vor allem die Briten, die der Öffentlichkeit die extremste Kriegshetze und Schönfärberei überhaupt bieten. Wenn man die zur Verfügung stehenden Kanäle aller Seiten auswertet und die je aktuellen Meldungen mit der später ersichtlichen Entwicklung abgleicht, erkennt man, dass deutsche Massenmedien eine Parallelwirklichkeit konstruieren.

Ein gutes Beispiel war der Fall von Sjewjerodonesk und Lyssychansk. Für Beobachter, die sich aller Quellen bedienen, war der lange offensichtlich und das Resultat einer klaren Kriegsstrategie sowie der wirklichen Kräfteverhältnisse. Als es dann soweit war, wurde hier der Blödsinn eines taktischen Rückzugs in den Nachrichten verklappt.

Wunderwaffe bringt die Wende

Jetzt die große Offensive der Ukraine. Wem am Leben der Ukrainer wirklich etwas liegt, hat schon vorher die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Derselben ausgelaugten Armee mit ihrer weitgehend zerstörten Ausrüstung und immer weniger tauglich ausgebildeten Leuten, die in der südwestlichen Ecke die Stellung mühsam halten konnte, wurde ein Angriff befehligt. Nun liegt den Russen nicht viel an der Gegend – ihre Hauptmacht liegt hunderte Kilometer entfernt – aber es war dennoch ein Himmelfahrtskommando.

Ein Feindsender beschreibt korrekt den Ablauf: "Die Wahrheit über die "Offensive" von Cherson ist für alle sichtbar in die Karten geschrieben: Die ukrainischen Streitkräfte greifen an, Russland schlägt sie hart und zieht sich zurück. Die Ukrainer dringen vor, Russland schlägt sie wieder, aber zieht sich weiter zurück. Die Ukrainer schicken zusätzliche Truppen in den Kessel, Russland umzingelt sie endgültig und schneidet den Rückzug ab. Falle zu, Abschlachten."

Für eine Offensive braucht es viel mehr Ressourcen als um eine Stellung zu halten. Selenski und seine NATO-Berater haben die ukrainischen Kräfte aus ihren Befestigungen hinaus befehligt und noch untaugliche Verstärkung geschickt, um sie unter die russische Walze zu werfen. Als das erwartungsgemäß schiefging, wurde die "Offensive" in irgendeine strategische Maßnahme umgedichtet, die Eroberung von ein paar Dörfern als Riesenerfolg gefeiert. Russland hat sich einige von denen bereits zurückgeholt.

Verkaufsshow

Es ging um einen politischen Erfolg, den man verkaufen kann, und selbstverständlich um die ganzen Kollateralnutzen für die USA. Was in den hiesigen Medien immer und immer wieder zu lesen ist: HIMARS, die Wunderwaffe! Eine Handvoll Raketenwerfer, von denen Russland hunderte am Start hat. Das Ganze ist eine Verkaufsshow. Derweil führen die Sanktionen und Kriegsfolgen zu einem Gaspreis, der endlich das US-Frackinggas konkurrenzfähig gemacht hat, ohne einen einzigen toten US-Soldaten. Win-win-win.

So sieht sie aus, die große Hilfe des Wertewestens, der die Ukrainer so liebt und ihre Freiheit verteidigt. Tatsächlich werden sie zu Zigtausenden abgeschlachtet, weil ihre marode Restarmee der stärksten Militärmacht der Welt zum Fraß vorgeworfen wird. Im Inneren herrscht längst eine Diktatur; deren Regeln bestimmen jene Nazis, die es ja gar nicht gibt. Ein Albtraum für die Menschen in einem Land, das ohnehin schon unter grenzenloser Korruption leidet.

Update2: Ich hatte in ersten Update einen Link zum Interview mit Jaques Baud verlinkt. Obwohl ich das inhaltlich nach wie vor für richtig halte, fällt der Herr als Referenz leider wegen seines Hangs zur Verbreitung von Falschmeldungen aus.

 
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Treffen sich zwei Diplomaten, sagt der eine: "Ich muss Ihre Regierung sehr loben für alles, was sie bis vorgestern beschlossen hat." Darauf der andere: "Die kreative Politik Ihrer Regierung hat uns Impulse gegeben, selbst originelle Entscheidungen zu treffen."

Kommt einer aus dem Wertewesten rein und meint: "Na, ihr saublöden Fotzen? Was habt ihr heute wieder für eine Scheiße vor?"
Was sagt man einem wie Christian Schmidt? "Ihre Vorvorgänger waren oft sympathische Menschen"? Oder vielleicht: "Halt die Fresse, du schwuler Nazisohn!"?

Not True

Der hier kann es auch nicht lassen, Menschen, die den Posten ehemaliger Rechercheure bekleiden, an ihre ehemalige Stellenbeschreibung zu erinnern. Journalisten sollten … ? Nein, inzwischen, das musste ich auch endlich schmerzhaft lernen, sind sie gedungene Propagandisten, sonst nichts. Bislang nur für Produkte und ihr Kapital, nunmehr auch für den Militärisch-Industriellen-Komplex aka NATO. "Nicht wahr"? Wen interessiert das? Wahrheit zahlt mir kein Gehalt.

So schlecht gelogen, so leicht zu durchschauen. Wie kann das funktionieren? Indem hier Newsweek einen "Experten" zitiert und dessen Gewäsch auf Twitter. Und wenn ein Experte im Internet etwas sagt, ist das ja Expertise. Kommt euch das Muster bekannt vor? Obacht: Wo "Experte" draufsteht, ist regelmäßig Schwachsinn drin, siehe auch P wie "Propaganda".

Die Dunkle Seite

Und so kommt es in diesen Zeiten, dass die dümmsten Trolle Recht haben können. Wer soll sich da noch auskennen? Ausgerechnet Orban erkennt, dass die 'Sanktionen' nach hinten losgehen, und zwar nur nach hinten. Na, wenn der das sagt, muss es ja Putinismus sein. Ebenso wie …

… das, was aus dem dunklen Osten kommt. Hatte ich mich längst gefragt, wo denn der Aufschrei des europäischen Kapitals bleibt, das sich gerade willig unter den Bus werfen lässt (und frage mich das noch immer), prescht das Wuthandwerkertum vor und kritisiert den Kommandierenden im Krieg. Wegsperren, das Lumpenpack, das defätistische!

 
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Quelle: Pixabay

Europa stürzt sich allen voran in die Wirtschaftskrise: erschreckende Inflation, nicht zuletzt bei Gütern des täglichen Gebrauchs, Rezession, Einbruch der Exporte, schwächelnder Euro, Energiekrise. Da kann man nichts machen. Daran ist ganz allein Vladimir Putin schuld.

Die Energiekrise bedeutet nicht nur, dass die Kosten explodieren. Ob überhaupt annähernd genug Energieträger zur Verfügung stehen, ist zweifelhaft. Sehr ernsthaft ist die Rede von einem "kalten Winter". Die Menschen sollen frieren. Stromausfälle drohen. Man bereitet sich auf Situationen vor, die bislang nur aus Drittweltländern bekannt sind. Da lacht Putin.

Höhere Moral

Soziale Verwerfungen scheinen unvermeidlich. Schon jetzt kommt der Unmut der Fleißigen und Geizigen auf: Langzeitarbeitslose bekommen die Warmmiete vom Amt. Noch. Es ist zu erwarten, dass die Kosten gedeckelt werden. Mehrkosten können aber unmöglich vom Bedarfssatz geleistet werden. Zahlungsausfälle, Sperren und bittere Armut sind zu erwarten. Soziale Unruhen in nie gekannter Weise drohen. Putin reibt sich die Hände.

Das ausbleibende Gas gefährdet die Chemieindustrie in Deutschland. Produkte, Exporte, Arbeitsplätze schwinden. Man kann das russische Gas nicht ersetzen. Das wussten wir nicht. Auch das russische Öl hat eine besondere Qualität, die man nicht durch anderes ersetzen kann. Schwedt ist pleite. Das ist halt der Preis der Freiheit.

Düngemittel aus und über Weißrussland, Weizen und Getreide aus Russland haben bislang die Welt ernährt. Wer hätte das wissen können? Die Ermutigung zum Krieg statt zu Verhandlungen führen zur Verminung von Häfen, die Getreideexporte auch aus der Ukraine extrem erschwert. So geht Putins Hungerkrieg.

Nicht beirren lassen

Geschäfte mit dem Mörder von Riad, Kotau vor dem Sklavenemir von Katar, Abhängigkeit von fanatischen Islamisten. Was soll man machen? Putin hat es so gewollt. Umstieg auf LNG-Gas: Nicht nur eine Kostenexplosion. Die neue Konkurrenz um das schlechtere, weil erst verflüssigte und aufwendig transportierte Gas führt zum Hauen und Stechen. Eines der ersten Opfer: Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Erde, hält nicht mehr mit. Danke, Putin!

Die Sanktionen sind alternativlos. Putin muss bestraft werden, alles andere ist Unmoral. Man macht keine Geschäfte mit Russen mehr. Sie hassen unsere Freiheit. Wir brauchen jetzt keine Kriegsmüdigkeit oder Defätismus, wir brauchen Heldenmut und Stehvermögen. Koste es, was es wolle.

 
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Wenn religiöse Fanatiker einmal die Methoden und den Weg zur Erlangung des Seelenheils festgelegt haben, gilt das als unveränderliches Schicksal. Die Vokabel "alternativlos" entstammt dieser Geisteshaltung und ist im politischen Betrieb so erfolgreich, weil sie beides bedient: religiösen Wahn und bedingungslose Verteidigung der Herrschaft.

Nur Religion marschiert so unbeirrt ins Verderben und so ungerührt über Leichen. Es muss so sein, es kann nicht anders. Es ist Gottes Fügung (oder die des Marktes, des Führers oder der Westlichen Wertegemeinschaft). Das macht in derselben Weise Juden, Arbeitslose und Russen zu Parasiten, mit denen man jeden Kontakt meidet und, wo das nicht reicht, sie vernichtet.

TINA

Der Kern des aktuellen Credos des Westens ist die Sanktion, wie begrifflich passend! Egal, wen man hört oder liest aus den Propagandaabteilungen der Atlantiker, in allen(!) Texten werden die Sanktionen ob des Krieges wie ein Naturgesetz dargestellt. Als tue sich die Erde auf, wenn man über Alternativen auch nur nachdenkt, und damit diese auch unmöglich bleiben, wird selbst der Dialog mit dem Feind, dem Dämon, unter Acht und Bann gestellt.

Flankiert wird das hier und da, wo der Übereifer auf komplette Inkompetenz trifft, mit der Behauptung von Zusammenhängen. Die Sanktionen würden als Strafe gegen kriegerische Handlungen verhängt, besser noch: Sie würden aufgehoben, sobald diese Handlungen stoppen. Das Problem solcher Behauptungen ist nicht, dass sie nachweisbar gelogen sind und Sanktionen einem ganz anderen Zweck dienen. Das Problem ist, dass jede Begründung ihr religiöses Fundament untergräbt.

Ultima Ratio

Die Abkehr von den Anteilen der Vernunft, die einmal die abendländische Kultur mit geprägt hat, folgt der verdrängten Einsicht des Kontrollverlusts. Gefühle von Ohnmacht, narzisstische Kränkung, wo der Wertewesten nach dem Überschreiten des Zenits in die rasende Talfahrt übergeht. Die Welt gehört uns nicht mehr. Rohstoffe, Ansprüche, Arbeitssklaven entziehen sich unserer Herrschaft.

Die Führer der Freienwelt reagieren mit kindischer Wut. Sie schlagen um sich, unterdrücken, überwachen. Beispiel: Der Hanswurst im Wirtschaftsministerium dementiert schon einmal, dass bald die Energiepolizei auf der Matte steht, wenn du dich nicht ans Spardiktat der Kriegswirtschaft hältst. Von der Übernahme von Warmmieten für Sozialschmarotzer ist da noch gar keine Rede. Die andere grüne Uschi bat jüngst sogar um "Volksaufstände", um ihren Katechismus zu korrigieren. Nun, das ist akzeptabel.

 
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Ist das Futur zwei? Oder anders: Woran erkennt man einen Radprofi, der dopt? Er trägt eine Startnummer. Hat sich etwas geändert in den letzten 15 Jahren? Lesen wir kurz nach:

"Wie ich bereits in meiner Serie zum Doping im Radsport ausgeführt habe, ist die Zerlegung des Problems in immer neue "Einzelfälle" an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Aktuell ist es Sinkewitz, der erwischt wurde, was wiederum ARD und ZDF zu einem scheinheiligen Ausstieg aus der Berichterstattung bewegt.

Es schickt sich mit Valverde gerade jemand an, die Tour de France zu gewinnen, der ein guter Kunde bei Fuentes war und somit beweisbar gedopt hat. Aber auch das ist ein Einzelfall, der nicht ins Gewicht fallen sollte. Die Heuchelei hat mit der hundertsten Auflage des “sauberen” Radsports einen weiteren Alpenpaß der Bigotterie im Visier. Das T-Mobile-Team war schon wieder sauber. Es ist sehr zu begrüßen, daß sie so schnell auf dem Boden der Tatsachen gelandet sind, denn nur so bewegt sich die Szene millimeterweise auf die unumgängliche Wahrheit zu: Alle dopen, und Doping ist unvermeidlich.

Die unmoralische Lösung

Ceterum censeo: Laßt sie dopen! Die Abwehrschlachten gegen leistungssteigernde Mittel sind ähnlich dumm wie weiland der Versuch, Spitzensportler als Amateure zu halten. Die Frage kann nicht mehr sein, wie man Doping verhindert. Wenn man die bereits eingetretene totale Unglaubwürdigkeit rückgängig machen will, wenn nicht nur noch diejenigen in den Siegerlisten stehen sollen, die zufällig nicht erwischt wurden, gibt es nur eine Möglichkeit: Eine Liste erlaubter leistungssteigernder Mittel, die verbotenes Doping unattraktiv machen. Und wenn man schon dabei ist, etwas zu verändern, sollte man alle diejenigen rausschmeißen, die seit Jahren und Jahrzehnten mit ihrer Dummheit und Heuchelei den Sport ruiniert haben. Fangt am besten mit dem Vollhorst Scharping an. Er ist das Paradebeispiel für einen, bei dem auch Hirndoping nicht mehr hilft."

Okay, Scharping zeckt sich nicht mehr bei beliebten Profis wie Jan Ullrich ein, um sie zu bespucken, sobald der Glanz verflogen ist. Das machen aber weiterhin fröhlich die Wegglotzer vom Fernsehen und alle anderen, die von den aktuell rollenden Apotheken profitieren. Die Geier kreisen müde derzeit. Wenn es aber soweit ist, werden dieselben Schleimer, die heute jubeln, es einmal mehr schon immer gewusst haben und in ihrer blöden Enttäuschung den Lynchmob anführen.

 
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Bildquelle: Pixabay

Diana Kinnert ist eine ganz normale junge Karrieristin, die einen Fehler gemacht hat, der nur im Falle des von allen gesuchten 'Erfolgs' passieren kann: Sie hat nicht einmal kapiert, dass man auf ganz großer Bühne nicht nur gesehen wird, sondern auch hinterfragt. Sich durchzupfuschen trägt nur so weit. Du kannst nicht zu Hoffmann und Campe gehen und zusammenkopiertes Zeugs veröffentlichen.

Es wäre ein Coup gewesen, hätte sie selbst die Veröffentlichung gestoppt und die skandalöse Schlamperei im Verlagswesen aufgedeckt. Selbst diese Möglichkeit entging ihr freilich, weil sie eben ganz normal ist und sich für den Mittelpunkt der Welt hält. Ihr Erfolg ist ihr Erfolg. Sie hat es sich verdient, denn sie wird ja wahrgenommen. Mit 17 in die CDU; Anfang zwanzig Saftschubse von wem Wichtigen. Jetzt noch einen Guttenberg pullen und ganz nach oben!

Symptome

Kinnert ist ein Symptom. Der Gesellschaft mit ihrem psychotischen Individualismus allemal, aber dazu hier nicht mehr als nötig. Ein Produkt, das sich als solches anpreist: "Jung, Lesbisch, konservativ". Selbstverständlich schon "Beraterin" und "Unternehmerin". Fehlt noch "self-made". Und zweifellos dummdreist.

Sie ist auch und gerade eines der Dekadenz eines Publizismus, der für sich Leistungen reklamiert, die er nicht erbringt, der sich Rechte nimmt, die ihm nicht zustehen, und der fleißig die Substanz zersetzt, von der er lebt. Hoffmann und Campe – wir sind noch zu doof zum Googeln. Haben wir auch nicht nötig. Wir sind nämlich wer.
Gewesen.

Diese Gesellschaft ist von der neoliberalen Dekadenz des Endzeitkapitalismus kulturell völlig zerstört worden. Journalisten sind Propaganda-Agenten und Kampagnenfahrer. Wo "Leistung" draufsteht, ist Protektion drin. Seilschaften und Familienbande entscheiden darüber, wer einer ist; derweil werden komplett produzierte Karrieren von hirntoter PR stets als großartige Eigenleistung angepriesen. Dasselbe gilt für geerbtes Eigentum.

Ideologiekollaps

Es ist ein einziger Rückfall in finstere Zeiten, wobei der Absolutismus und seine feudalen Vorläufer wenigstens noch ein quasi offizielles Gottesgnadentum im Wappen trugen und jeder wusste, dass man eben hochwohlgeboren war oder selbst Eigentum. Heute muss das alles mit noch üblerem Schwachsinn verkitscht werden.

Selbst die Kirchen, die schon immer auf Seiten der Reichen und Mächtigen standen, kugeln sich beim Spagat beide Beine aus, um Genderqueerquatsch und Militarismus mit steinzeitlichem Omm-omm zu Modernität zu verquirlen. Katholikentag 2022, my ass! Man könnte das alles lustig finden, aber solche Zeiten werfen ihre Schatten voraus – wo sie nicht bereits angekommen sind.

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