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Als Schuldmanagement der Einzelnen, einem der wichtigsten Herrschaftsinstrumente, setzt Moral auf Vereinzelung, Bewertung und damit Konkurrenz. Sie ist wichtig, um die Hierarchien zu rechtfertigen und um als Machtmittel zu bestehen. Nur in gegenseitiger Bewertung, Aufwertung und Abwertung kann Moral ihre volle Wirkung entfalten.

Die Mitglieder von Gruppen, in der eine Moral als gültig anerkannt wird, müssen diese verinnerlichen und sie im Wirken ihrer selbst und anderer wiedererkennen. Jeder persönliche Erfolg korrespondiert mit Tugenden, Eigenheiten und Identitäten. In der extremsten Ausprägung ist unter solcher Moral jeder "seines Glückes Schmied". Jeder kriegt, was er verdient.

Eine auf Solidarität und gemeinsamen Erfolg ausgerichtete Gesellschaft hingegen kann solche Konkurrenz, Individualisierung und Hierarchiebildung nicht gebrauchen. Unmittelbar kontraproduktiv wirken sich Hierarchien aus, die auf verkrusteten Strukturen beruhen, deren Ursache wiederum in einer Moral zu finden ist, die es sich zur Aufgabe macht, das Bestehende je zu rechtfertigen.

Korrupte Hierarchien

Auf Kompetenz beruhende, temporäre Hierarchien ermöglichen starke Organisationsstrukturen. Wo aber solche Hierarchien, die funktional eben auf Kompetenz angewiesen sind, durch Erbfolgen und Seilschaften ersetzt werden, gerät der Vorteil der Hierarchie zum Nachteil. Hier wirkt Moral unmittelbar kontraproduktiv, weil sie eben bar aller vernünftigen Kriterien wertet. Nicht Wissen und Können bestimmen hier, sondern der Platz, den jemand aufgrund seiner Identität einnimmt.

Es bilden sich 'Eliten' ohne Kompetenz, die sich schlimmstenfalls nicht aufbrechen lassen, weil es keine Selbstbestimmung aller gibt, am Ende nicht einmal reale Mitbestimmung. Wenn die große Mehrheit nur mehr aus den verkrusteten Eliten auswählen darf, hat sie keinen Einfluss mehr. In Arbeitsprozessen hatte sie ohnehin nie ein Recht auf Selbstbestimmung, und selbst die schwache Mitbestimmung, die ihr teils zugebilligt wurde, wurde längst weitgehend wieder abgebaut.

Unter solchen Bedingungen wird es langfristig schwer, auch nur Profite zu generieren, weil Kompetenz in solchen Systemen zwar noch möglich ist, aber immer unwahrscheinlicher wird. Umso unwahrscheinlicher, je mehr Moral und PR-Sauce über den Status Quo gekippt werden, um wenigstens den Schein eines gesellschaftlichen Zusammenhalts zu wahren. Wo auch das scheitert, wird dieser umso lauter eingefordert, am Ende mit Gewalt.

   
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Ich habe zu Weihnachten ein T-Shirt geschenkt bekommen, auf den zu lesen ist:
"I don’t argue. I explain why I’m right." Der reale Hintergrund ist hier nicht wichtig, aber es ist auf eine ganz andere Weise etwas daran.

In 'Diskussionen', in denen ich mich nicht zu Scharmützeln hinreißen lasse – diese sind längst sehr selten – gebe ich ein Statement ab, sehe zu, dass es verstanden wird, und lasse mich nicht auf den Austausch von Lametta ein, unter dem der Baum, um den es geht, begraben wird.

Dies bedeutet zweierlei: zweitens, dass eine Sicht der Dinge nicht klüger, besser oder zutreffender wird, wenn man dazu noch Diplome vorzeigt oder versucht, sich gegenseitig zu manipulieren. Erstens, dass ich nicht versuche, eindringlich zu werden, und sei ich noch so überzeugt, denn beim Erwachsenwerden habe ich gelernt, dass das kontraproduktiv ist.

Zwingende Dummheit

Der Vollständigkeit halber sei auch das Drittens noch erwähnt, dass ich nämlich nicht versuche, zu gewinnen, womöglich ohne Rücksicht darauf, was eigentlich wahr ist und was falsch.

Die Steigerung dieses Reifeprozesses besteht darin, andere zu lassen. Meisterprüfung: jemanden, der einem wirklich am Herzen liegt, nehmen wir mal eine meiner Töchter, Entscheidungen treffen zu lassen, die man selbst für falsch hält, und sie dann nicht mit der Macht der eigenen Weisheiten zu überrollen. Klar sage ich, was ich denke, aber damit endet mein Einfluss.

Wie alles Private hat auch diese Handlungsweise eine politische Dimension. Dass der Staat nicht einmal annähernd das Recht hat, nach Aneignung des Gewaltmonopols die Bürger zu gängeln, ist nur die Spitze des Eisbergs. Was sich heute aber dazu berufen fühlt, die Stellvertretung aller Menschen zu mimen, will uns inzwischen geradezu aufzwingen, was wir gefälligst zu denken hätten. Dieses Maximum der Anmaßung geht nicht zufällig mit dem Ruin jeder Kompetenz einher.

   
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Kompetenz gilt als aus der Mode gekommen. Überhaupt ist die Moderne im Endkapitalismus nur mehr Fashion. Diskurse, die dereinst von Intellektuellen angestoßen und beeinflusst wurden, sind heute Meinungssphären unter der Leitung sogenannter Influencer.

Tragisch daran ist nicht nur der allgemeine Niveauverlust, sondern ebenso die Trümmerlandschaft dessen, was einmal Sozialverhalten war. In ihr gedeiht der Autoritarismus, denn wo Meinungen – auch und vor allem politische – ein Produkt der medialen Mode sind, kann beliebiger Inhalt zugeführt werden, der vom Mob gierig aufgenommen wird wie alles, was in Fashion ist, um sogleich Jagd auf diejenigen zu machen, die out sind.

Mobbing wird folgerichtig und zwangsläufig das Medium der politischen Auseinandersetzung, wo die Landschaft sich teilt in diejenigen, die zustimmen, tragen, was alle tragen, gut, schön und wahr finden, was eben en vogue ist, und die Anderen, die halt nicht dazugehören. Das sind eben die Parias.

Circenses

Das Spiel ist fürchterlich durchschaubar, niemand bleibt unentdeckt, der nicht mit den Wölfen heult. Moral will es so und nicht anders, ist sie doch im Kern immer das Mittel der Diskriminierung. Wir sind die Guten. Wer nicht für uns ist, ist der Feind. Jenseits eines intellektuellen Diskurses, in dem es um Inhalte geht, immer unabhängig von Personen, ist jedes Argument nur simuliert, denn es zählt nur das des Mobs und niemals eines der Parias.

Als mediale Verkaufsschau ist eine Diskussion die Metasimulation dessen, was einmal der Wahrheitsfindung diente. Die Regeln wurden insgeheim durch totale Moralisierung ersetzt, der Ablauf so orchestriert, dass, was einmal Moderation war, durch eine Aufsichtsperson ersetzt wurde, die für das nötige Ungleichgewicht sorgt, sollte doch einmal ein Paria überzeugend zu Wort kommen.

Das ganze Brimborium markiert das Endstadium des Parlamentarismus, in dem das Parlieren zum Selbstzweck mutiert, dessen letzter Zweck eben in der dumpfen Reproduktion des Bestehenden liegt. Wer die Medien kontrolliert, ihre Agenda und die moralische Wertung, herrscht total. Den Rest besorgt der Mob, der keinen Diktator braucht und keine Todesdrohung, um eifrig jeden Abweichler vom aktuell Guten zu eliminieren.

   
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Der Wertewesten ist liberal®, mithin neoliberal, neokonservativ, atlantisch und fest in den Krallen der extremen Mitte. Die Mittel dieser Mitte sind autoritär – eim Begriff im Übrigen, den ihre Medien strikt meiden. Das Böse ist nämlich ein machthabender Diktator. Die Demokratie® hingegen ist per se gut; umso besser, wenn sie sich schützen muss.

Wagen wir einen Blick nach Frankreich. Schon Hollande fand großen Gefallen am Ausnahmezustand, der unter seiner Verantwortung verhängt wurde wegen eines 'Terrorismus', der ebenso schnell verschwand, wie er aufgetaucht war. Schon lange hat kein Mordbube mehr im Wertewesten seinen Ausweis hinterlassen, um zu beweisen, dass 'sie' es waren.

Wehrhaft

Inzwischen wird aus der Finanzierung der furchtbaren Gefährder, Schläfer und LKW-Fahrer kaum mehr ein Hehl gemacht, und in Damaskus tauchten sie jüngst wieder gemäßigt rebellierend auf. Danke so weit für die guten Gründe, das Nötige zu tun. Der Russe kann ja nicht überall sein.

Auch Macron liebt die Gefahr und die Optionen, die in ihr liegen. In den Kolonien geht Kriegsrecht auch. Sie wollen Unabhängigkeit? Das ist Terror. Wie es scheint, aber alles wieder im Griff, vorläufig.

Demokratie ist eben siehe oben. Sie muss in der aktuellen Ausbaustufe ihres Verfalls vor allem eines: verhindern. Rechts® verhindern ist dabei ganz weit vorn, aber auch Links ist nicht erwünscht, das würde ja immer extremer, ist ungewaschen und riecht schlecht. Also geht der Große Präsident hin und beauftragt, weil es in seiner Macht steht, Vertreter immer kleiner Minderheiten mit der Bildung einer Regierung.

Überbewertet

So geht Demokratie. Nicht so wie in Rumänien, wo sie komplett falsch gewählt haben oder in Georgien oder Venezuela oder eben überall da, wo es Hauptstädte gibt, in denen die NGOs der Guten die amtliche Demokratie beaufsichtigen oder sich ein heroischer Funktionär findet, der Wahlen annuliert wegens unfrei, illiberal und am Ende sowieso desinformiert aus dem Reich des Wiedergängers.

Denn merke: Die irrige Vorstellung, Demokratie hätte etwas mit Volk zu tun, wurde bereits bei deren Erfindung chirurgisch entfernt. Stellt sich raus, dass diese Maßnahme aka Stellvertretung nicht hinreichend war. Leider mussten wir das mit der Mehrheit daher auch korrigieren. Wegen akuter Gefahr und öffentlicher Beunruhigung. Es herrscht nämlich Krieg. Immer und überall.

   
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Wir sprechen nicht mehr von Theorien oder Dystopien, wir sprechen von der nackten Realität. Die sich für die Elite halten, weil immer noch massenhaft Schafe zu sogenannten Wahlen trotten, um sie zu legitimieren, wollen Krieg. Die Zumutung im Außenministerium hat das ja längst konkretisiert: Es geht "gegen Russland". Sie wollen die Vernichtung Russlands und nehmen dafür die unvermeidliche Vernichtung Europas in Kauf. Die Vorbereitungen laufen.

Der hochrangige Büttel des Großkapitals, der als nächster den Statthalter Washingtons in Berlin spielen wird, will Russland von der Bundeswehr mit deren Taurus-Waffen angreifen lassen. Nun gut, das ist erst ein Versprechen, was wiederum darauf hoffen lässt, dass das Gegenteil der Fall sein wird. Zudem ist für ihn ist Friede etwas, das es "auf dem Friedhof" gibt. Es ist zu erwarten, dass er sich noch fix über den Ozean absetzen wird, ehe er Europa hinter sich brennen lässt.

Vorwärts, Jugend!

Die Bildungsministerin geht ungeniert aggressiv gegen die kommenden Generationen vor, will sie zu Kanonenfutter verblöden und der Nützling, der zuletzt noch in den Niederlanden gegen sein Volk für den Hegemon regieren dürfte, bringt die Sache glasklar auf den Punkt:

"Im Durchschnitt geben die europäischen Länder leicht bis zu einem Viertel ihres Nationaleinkommens für Renten, Gesundheit und soziale Sicherungssysteme aus; wir brauchen nur einen Bruchteil dieses Geldes, um unsere Verteidigung zu stärken und unsere Lebensweise zu bewahren. Die Priorisierung der Verteidigung erfordert politische Führung. Kurzfristig kann dies schwierig und riskant sein, langfristig ist es jedoch absolut notwendig."

Was macht derweil die Opposition? Die letzten parlamentarischen Friedensengel (also was Schlachtfelder angeht jetzt, gegen den Krieg Bürger vs. Asylanten haben sie ja eh nichts) spielen in ihrem eigenen Sandkasten "Elite" und mauern sich ein, ehe noch wer die Führerin in Zweifel zieht oder daran erinnert, dass der offizielle Zweck einer Partei nicht die bedingungslose Gefolgschaft ist.

Was Lumpen übrig bleibt

Derweil wird inzwischen ein Viertel derer, die noch hingehen und brav ihr Kreuzchen machen, nicht einmal mehr vertreten, weil die von ihnen gewählten Parteien an der 5%-Hürde scheitern. Die Nichtwähler werden auch immer mehr, und je geringer die Legitimation der Funktionäre, desto dreister ignorieren sie die Allgemeinheit, desto geringer ihre Legitimation.

Es geht ums Überleben. Man kann Granaten und Panzer nicht fressen und einen Krieg wird hier ohnehin niemand überleben. Wahlen werden daran nichts ändern. Petitionen schon gar nicht. Es bedarf überzeugenderer Mittel.

   
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Wenn ich verstehen will, was im Krieg in der Ukraine im Groben passiert, muss ich mir folgende Fragen beantworten können:

Wie viele Waffen welcher Gattungen und wie viel Munition haben die beiden Seiten bislang ungefähr eingesetzt? ?

Wie viel(e) davon setzen sie davon aktuell pro Tag/Woche/Monat ein?

Wie sind die Produktionskapazitäten, wie haben sich diese im Verlauf des Krieges entwickelt?

Was waren bislang der Erfolge der von der NATO gelieferten Waffen? In welchem Verhältnis stehen die Erfahrungen zu den zuvor kommunizierten Erwartungen?

Was versprechen sich die Befürworter von der Lieferung bestimmter Waffen, wie äußern sich neutrale Militärexperten dazu?

Was sind die expliziten Kriegsziele der Russen? in welchem Verhältnis dazu steht ihre bisherige Taktik und Strategie? Was haben sie erreicht?

Was sind die expliziten Kriegsziele der Ukrainer/NATO? in welchem Verhältnis dazu steht ihre bisherige Taktik und Strategie? Was haben sie erreicht?

Wer legt die Taktik und Strategie der Ukraine fest? Wer setzt sie um?

Welche Interessen haben die Russen explizit in diesem Krieg?

Welche Interessen haben die Ukrainer/hat die NATO explizit in diesem Krieg?

Welche Interessen haben die beiden Seiten explizit, die sie nicht explizit in Verbindung mit dem Krieg kommunizieren (mithin nachweisbare Interessen, die sie nicht als Kriegsgrund erwähnen)?

Wie haben sich die Aussichten der Kriegsparteien, ihre Ziele zu erreichen, im Verlauf des Krieges verändert?

Was sagt die russische Propaganda, was sagt die westliche Propaganda, wie ist der Verlauf der Aussagen über den Verlauf des Krieges, welche haben sich bestätigt, welche wurden widerlegt?

Welche Ereignisse vor 2022 können zum Ausbruch des Krieges beigetragen haben? In welcher Beziehung stehen sie zum Handeln der späteren Kriegsparteien?

Was ist Minsk II?

Was wurde im Frühjahr 2022 verhandelt?

Welche Quellen haben sich im Verlauf des Krieges als zuverlässig erwiesen im Hinblick auf Analysen und Prognosen? Welche haben sich geirrt, in welcher Beziehung stehen erkennbare Irrtümer zu Korrektur und Kritik?

Wenn man das nicht weiß, ist man nicht annähernd dazu imstande, sich qualifiziert dazu zu äußern. Schließlich, am Rande: Was erfahre ich von den Massenmedien zu den genannten Fragen? Welches Schmerzmittel ist angesichts dieses Befundes zu empfehlen?

   
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Alle Parteien eifern aktuell der AfD nach, Motto "Migration stoppen" oder "kontrollieren". Selbst das Original kreischt nicht mehr "Ausländer raus"; alle sind sich also im Grunde einig, dass Millionen, die hier gelandet sind, nicht hierher gehören. Die Differenzen sind marginal.

Das ganze Geschwätz ist insbesondere deshalb wohlfeil, weil niemand wirklich die Absicht hat, dem weitere Taten außer den Verbrechen rund ums Mittelmeer folgen zu lassen, denn nur, wenn man nichts tut, bleibt das ideologische Potential erhalten. Wenn ein Problem gelöst ist, kann man niemanden des Versagens beschuldigen, und wenn keine Ausländer mehr da sind, fehlt der wichtigste Popanz.

Macht doch

Nehmen wir einmal die seit 2015 gekommenen Flüchtlinge und reduzieren die Zahl auf zwei Millionen. Könnte man den Aufwand, jeden dieser Menschen zu erfassen, aufzuspüren, einzufangen, zu internieren und in das Herkunftsland zu transportieren, auf je 20 Stunden begrenzen (was mir illusorisch erscheint), wären das 40 Millionen Arbeitsstunden, für die man 24.000 Leute ein ganzes Jahr in Vollzeit beschäftigen müsste.

Dazu aber müsste man sie erst einmal haben, sowie die Infrastruktur dafür, die Planung und die Sicherung für die Zukunft. Letzteres ist das größte Problem, denn jemanden rauszuwerfen, geht noch, aber es ist kaum zu verhindern, dass der sich umdreht und wiederkommt. Kurzum: Es ist unmöglich, diese Menschen wieder loszuwerden; es sei denn durch Massenmord.

(End)lösung erwünscht?

In der Ableitung wird gern über "die EU" lamentiert, als sei diese ein Instrument für politische Lösungen. Das war sie aber nie. Dieses Vehikel zur Sicherung deutscher Exportweltmeisterschaften und der NATO-Erweiterung hat längst seine Hülle abgestreift und ist auf seinen Kern aus Korruption und Bürokratie implodiert. Dort hat niemand die Kompetenz oder die Absicht, Migration oder sonst etwas vernünftig zu handhaben.

Die Situation ist ohnehin so gewollt: Es fehlt an Nachwuchs und Qualifikation, also will man das durch Einwanderung statt Ausbildung regeln. Die Arbeiterschaft wird dadurch optimal ausgebeutet und gespalten – in den alten Rassismus (Neger, Ölaugen und Kanaken raus) und den neuen (alter weißer Mann pfui, Transgenderafrikaner hui), Deutsche, Nichtdeutsche und anderweitig Angeekelte. Win-win-win für alle, die uns für ihren Reichtum schuften lassen – egal, wo wir herkommen.

 
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Niemand kennt Mathias Ilka, und das sollte auch so bleiben, ginge es nach der Nomenklatura der Partei "Bündnis90/Die Grünen". Ich habe den Grünen einmal sehr nahegestanden, wie viele Linke, nicht zuletzt der radikaleren Art. Was sich heute so nennt, hat nichts mehr mit dieser Partei zu tun. Selbst die Protagonisten haben nichts mehr mit sich selbst zu tun.

Claudia Roth ist eines dieser unverzichtbaren Beispiele; ein Beispiel für das Maß von innerer Korruption, das jemanden binnen weniger Jahrzehnte regelrecht umstülpen kann. Und so steht sie dann da, lächerlich, ein widerwärtiges Bündel Fremdscham, und zeigt mit dem Finger auf einen, der sein Geschwätz von gestern noch immer ernst nimmt. Ein Geschwätz, das einmal ihr eigenes war.

Unsagbar gestrig

Sie ist empört, weil da dieser Mathias Ilka steht, für alles, was sie selbst einmal gefaselt hat, weil es damals alle gefaselt haben. Gemeint hat sie nie etwas. Sie hat damals mitgeplappert, mit den Anarchos, den Pazifisten, den Sozialisten. Heute erträgt sie all das nicht mehr, weil das Geplapper heute das Lob der Mittelschicht singt, das Lob der Kriegstucht, das Lob der Rüstungsindustrie. Das plappert sie heute mit. Der Gestrige da am Rednerpult aber ist ihr und den anderen Neu-Vorgestrigen unerträglich.

"Keine Macht für niemand" war der Hit der Band, in die sie sich einst als Begleitpersonal eingezeckt hat. Heute fügt sie an: "und freie Bahn dem Kapital". Ich ekle mich vor diesen Figuren – Roth, Lang, Borbeck, Habeck, Özdemir. Claudia Roth bin ich allerdings dankbar dafür, dass ihr die visuelle Umsetzung der ganzen Ekelhaftigkeit ihrer Mischpoke so virtuos gelungen ist.

Und Mathias Ilka? Junge, du bist mir und vielen hier draußen hier sausympathisch, aber du bist ein Clown, der seinen Moment gehabt hat. Dafür Respekt und umso mehr Dank. Aber jetzt ist es gut. Du kannst nichts mehr tun; nicht für dich und nicht für uns. Lass los, sonst stirbst du einen langsamen unschönen Tod.

 
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Abb.: Demokraten im Kampf gegen das Böse

Es ist wohl, das hatte Brecht so nicht kommen sehen, zu spät, sich ein neues Volk zu wählen. Dem alten hat man zwar alles gegeben, aber es ist undankbar; manche gehen gar so weit, das Unmögliche der von den Regierungsfähigen® ausgeübten Demokratie® vorzuziehen. Es ist aber ungewiss, wie ein neues Volk beschaffen sein sollte, das endlich demokratisch wäre.

Also geht man den anderen alternativlosen Weg und bekämpft das Böse, das Unmögliche, die Nazis und Hitlers. Das beste Mittel, so haben sie beschlossen, ist Rechtundgesetz®, das sie konsequent gegen die Unmöglichen in Stellung bringen. Verbote, Prozesse, Straf- und Zivilklagen, und gegen die Kleinen, die ihnen folgen, Hausdurchsuchungen. Man will ja nicht warten, bis ein lästiger Strafprozess durch ist. Die Polizei kann schon bei einfachem Verdacht durch ihre Ermittlungen empfindlich faesern strafen.

Das Tor zur Hölle bewachen

Trump, der Böse in den USA, sah sich dutzenden, meist an den Haaren herbeigezogenen Klagen gegenüber. Nicht immer heiße Luft, aber der Mann ist nicht annähernd so korrupt wie die Familie Biden. In Frankreich verkörpert Le Pen das Böse, also muss man ihr das passive Wahlrecht entziehen.

In Deutschland ist man eifriger und will gleich eine ganze aufkommende Volkspartei verbieten. Das sind Nazis. Schlimmer als die NPD. Das sind Nazis, die den Hitler in Moskau unterstützen in seinem brutalen maximalinvasiven Angriffskrieg gegen die Demokraten von Asow, Ajdar, Rechter Sektor, Schachtjorsk, S14, Dnjepr, Donbass und Swoboda, die schon die Putin verhasste Freiheit im Namen tragen.

Die AfD muss man verbieten, weil immer mehr im Volk sich sonst in den Schlund des dämonisch Bösen verführen lassen, von wo aus sie die Rückkehr des Führers vorbereiten. Weltweit sprießen die Nazis wie Pilze aus dem Boden. Kamala Harris, Emmanuel Macron, Friedrich Merz – das sind doch keine Bösen. Die muss man doch wählen, weil jeder weiß, dass sonst der Höllenfürst wiedergeht. Wer kann ein solches Angebot denn ablehnen? Was wollt ihr denn noch?

 
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Das Manöver des Bundeskanzlers Scholz ist bemerkenswert. Man hätte es ihm nicht zugetraut, überhaupt zu regieren, geschweige denn, von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch zu machen, dann noch einen Minister zu feuern und ausgerechnet Lindner. So viel zum unterhaltsamen Teil.

Scholz ist zwar als Charakter nicht annähernd so interessant wie Trump, aber inzwischen ebenso unberechenbar. Als Kanzler fand er nicht statt, niemand kannte seine Meinung zu Themen der Regierungspolitik, aber jetzt handelt er plötzlich. Die gelieferten Gründe muss man allesamt anzweifeln. Die Frage ist, inwiefern das Ganze wirklich mit der Ukraine zu tun hat.

Nützliches Gemetzel

Wie steht er wirklich zum Krieg? Dass er sich von Biden und seinen Neocons hat vorführen lassen, war ungemein peinlich und ist kaum ohne Scholzens Erpressbarkeit zu erklären. Obendrein mit den Grünen Kriegshetzern an seiner Seite, insbesondere der eifrigen Plapperministerin des Äußersten, war er bislang auf die Unterstützung der US-NATO festgelegt.

Das könnte jetzt vorbei sein; gleichwohl braucht er den Krieg als Grund für seine Finanzpolitik. Das Problem Ukraine wird sich – so dürfte er hoffen – bald erledigt haben, das Geld steht aber dann für seine Pläne zur Verfügung. Er hat also die Gelegenheit genutzt, noch schnell die unsägliche 'Schuldenbremse' auszumanövrieren, ehe der Krieg vorbei ist.

Dass dies bald der Fall sein wird, dafür sprechen die Regierungsübernahme von Trump und die Situation an den Fronten. Die Ukraine mag das noch mithilfe der wertewestlichen Hassprediger hinauszögern, etwa, indem sie noch mehr Menschen sinnlos bei Angriffen auf die russische Peripherie verbrennt. Niemand von Verstand zweifelt aber mehr daran, dass für sie der Krieg verloren ist.

Von der Kette

Für Scholz kann sich das alles rechnen: Er muss von der Linie der Vasallentreue nicht abweichen (vor allem, solange die Neocons noch ums Weiße Haus turnen), er kann simulieren, eigene Entscheidungen zu treffen, er kann den finanziellen Spielraum vergrößern und seine Wahlchancen verbessern.

Dass er obendrein einen Buddy aus dem Wirecard-Desaster zum Finanzverweser macht, spircht dafür, dass er sich offenbar befreit fühlt von der Drohung, über die kriminellen Machenschaften der Vergangenheit noch zu stürzen. Der Wirtschaftsplan bleibt derweil der eines Spätkapitalismus auf den Weg in den Faschismus. Die Ausländer sind Schuld an jeder Misere und als Aufbauprogramm bleibt nur mehr sinnlose Aufrüstung.

Tröstlich dabei ist nur die Erkenntnis, dass Deutschland und Europa den Anforderungen an eine Mindestverteidigung Jahrzehnte hinterherhinken und Russland allein schon der ganzen NATO die Stirn bietet. Es geht also eher nicht um das Ziel, Kriege zu fördern, sondern darum, aus Steuern und Schulden eine nutzlose Scheinwirtschaft zu päppeln.

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