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Die von mir bevorzugten Medien versorgen mich mit detaillierten aktuellen Informationen. Was für die Älteren klingt wie eine Binse, markiert inzwischen das Gegenteil dessen, was die Massenmedien bieten. Dort bekomme ich nur mehr Wiederholungen religiöser Formeln, Wunschdenken und ungeschminkte Lügen, die in Zeiten der Kriegspropaganda den Meinungskorridor eingrenzen.

Über das Geschehen in der Ukraine habe ich in den vergangenen zwei Jahren Hunderte von Informationen erhalten, die ich mit dem Fortgang im Kriegsgebiet abgleichen konnte. Als zuverlässig erweisen sich nach guter rationaler Tradition diejenigen, sie sich im Laufe der Zeit als wahr erweisen. Wenn eine Quelle zutreffende Prognosen abgeben kann, besser noch: den Empfänger selbst dazu befähigt, taugt sie etwas.

Kriterien

Diese Quellen zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie deutlich machen, welche Informationen gesichert sind, welche zweifelhaft und welche als Gerücht eingestuft werden – und selbstverständlich, warum das so ist. So etwas kann man lernen. Wenn man das gelernt hat, fällt man als Redakteur kapitalistischer Medien aus. Wenn man das kann, ist man auch in der Lage, aus den Quellen der Pro- und Kontrapropaganda seine Schlüsse zu ziehen.

Ein Wort zu 'alternativen' Medien am Beispiel der Nachdenkseiten: Ich werde immer wieder mal gefragt, wieso ich die noch verlinke. Die Frage ist berechtigt. Ich bin bei denen irgendwann in Ungnade gefallen, niemand sagt mir, warum. Mails werden von ihnen nicht beantwortet, mit gelegentlicher Ausnahme von Jens Berger, den ich ja auch persönlich kenne. Der ist allerdings dort nicht für alles zuständig.

Diskurs vs. Bestätigung

Inhaltlich bzw. qualitativ ist hier bekannt, was ich von dem Auftritt halte: Zu wenig bis gar keine Analyse, keine grundlegende Kritik am Kapitalismus, teils dumpfe Meinungsmache, vor allem in Bezug auf eine diffuse Opposition beim Thema Corona, die u.a. offenbart, dass dort offenbar niemand Studien versteht und mangelndes Verständnis gern durch laute Meinung kompensiert wird.

Die NDS sind gleichwohl ein Portal, von dem ich weiß, dass es von Menschen frequentiert wird, die vielleicht in einem nächsten Schritt hier aufschlagen. Ja, das ist schwierig, wenn die mich ignorieren, aber es wäre nicht konsequent, sondern ein Akt weiterer Abschottung, keinen solchen Auftritt mehr in der Liste zu haben. Tatsächlich liegt mir etwas daran, etwas anderes zu fördern als das, was der große Einheitsbrei täglich bietet. Die NDS kann ich akzeptieren. Das ist weniger ein Lob an sie als Tribut an den Niedergang des Journalismus.

 
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Fangen wir mal so an: Wenn du eine schlecht oder unbegründete Einschätzung deine Meinung nennst, will ich sie nicht lesen. Ich will sie schon nicht hören, es sei denn als eine Art Spiel, in dem von vornherein klar ist, dass man das nicht ernst nimmt.

Warum müssen sich alle möglichen Leute ständig bar jeder Kenntnis über Dinge äußern, die sie nicht einmal betreffen? Jeder Hanswurst ein ganz großer Kenner der Weltpolitik und der sie beherrschenden Charaktere. Na, die Ironie in dieser Formulierung schon erkannt?

Storystorystory!

Russland hatte Prigoschin. Interessante, aber schnell abebbende Krankheit. Ich hatte viele Informationen darüber, schon während der Inkubationszeit, dann auch während des kurzen Akutverlaufs. Informationen, die weit über das hinausgehen, was viele Experten in den vergangenen Tagen in der Öffentlichkeit verklappt haben.

Nun ist das aber kein Kriterium, das mich zu Äußerungen in Bezug auf Hintergründe, Motive oder innere Zusammenhänge qualifiziert. Ergo halte ich die Klappe dazu. Was sonst? Mercouris hat dazu einiges Kluge Analytische gesagt (vor allem am Ende des gestrigen Videos), aber selbst er wertet und spekuliert.

Was ich aber von den plötzlich erleuchteten Prigoschinkennern, die sowieso profunde Putinkenner und Russlandexperten sind, lese, ist verdammt verschwendete Lebenszeit. Das geht bis hin zu Idioten, die sich in bekanntem Geifereifer auf das Gerücht stürzten, Putin sei ins Ausland geflohen. Genau dieser Abschaum der Gerüchteschmieden ist es freilich, der nie die Konsequenz aus seiner offensichtlichen Inkompetenz ziehen und das Maul halten wird.

Zum Wetter …

Was soll das sein? Unterhaltung? Religion? Sind so viele Menschen tatsächlich so dämlich, dass sie sich immer und immer wieder von Leuten, die nicht klüger sind als eine Scheibe Toast, ihre naiv-dümmliche Weltsicht bestätigen lassen? Oder ist selbst das ein Irrtum und die Halbidioten schauen gern bei den vollen rein, weil sie auf Freakshow stehen?

Was für unsereinen der einzig interessante Gesprächsgegenstand zur Causa Rebellion und Operngeneral bleibt: Fenster oder Nowitschok? Zweiteres ist sicher zu tödlich, das haben ja bislang fast alle überlebt. Gesundheitstip des Tages daher: Immer schön bodennah reisen. So viel vom Stammtisch, zurück zum Quälitatsjournalismus.

 
ds

Es ist wahrlich nicht das erste Mal, dass ich Suchmaschinen bemäkele. Sie waren einmal ein wirklich gutes Mittel, um Informationen aufzufinden. Man konnte regelrechte Datenbankanfragen senden und bekam Antworten in direkter Abhängigkeit von der Eingabe. Es gab gar wunderbare Instrumente, mit denen man z.B. die Häufigkeit bestimmter Wortkombinationen in einem bestimmten Zeitraum abfragen konnte. Das ging wohl nur so lange, wie die Datenbank noch solche Anfragen zuließ, weil die Datenbasis noch einigermaßen beherrschbar war.

Einige Billionen Einträge später wurde das System darauf optimiert, schnelle Antworten zu liefern, die auf die meisten Anfragemotive passen. Haben wir da nicht ein schönes Wort geschöpft? Die Algorithmen erfassen inzwischen nämlich so etwas wie Anfragemotive und bearbeiten daher die eigentlich Anfrage nicht mehr. Du willst, dass deine Eingabe bearbeitet wird? Vergiss es. Google weiß besser, was du suchst, als du selbst. Bleibt noch die Möglichkeit, dass du ganz exakt formulieren kannst, was du suchst (z.B. ein längeres Zitat), und die Maschine zwingst, wirklich nur das zu suchen. Meist findet sie dann auch nichts. Wortkombinationen hingegen kann sie faktisch nicht mehr anständig verarbeiten.

Generation Google

Die Generation Google, die eine Suchmaschine für die allwissende Referenz hält, weiß schon gar nichts mehr von solchen Möglichkeiten und Anforderungen. Sie ist auch fast immer zufrieden, wenn irgendetwas erscheint, das sie mit ihrer Frage assoziiert. Zu 90% reicht das. Der Fehler: 90% Wissen sind 100% Unwissen. Dieses Unwissen ist systembedingt; dazu muss man nicht einmal manipulativ filtern.

Eine Schicht darunter liegt schon der ganz tiefe miefende Sumpf, die Wikipedia. Alles, was irgendwie mit Interessen verknüpft sein kann, wird verfälscht, manipuliert und verdreht. So werden etwa derzeit alle Beiträge, die irgendwie mit Russland assoziiert werden können, selbst wenn sie eigentlich nichts damit zu tun haben, mit Urteilen über Putin und seinen grausamen Angriffskrieg verziert. Sowieso bezahlt jeder, der es sich leisten kann, ein paar Hanseln für das Aufhübschen seines persönlichen Eintrags, und so fort.

Wissen geht anders

Warum sollten auch ausgerechnet dort die Eigentums-, sprich Machtverhältnisse aufgehoben sein? Wenn selbst Verlagsmedien, in denen immerhin Fachleute an Lexikonartikeln arbeiten, das vermeintliche Wissen selektiv darbieten, warum sollte dann eine Datenhalde, bestellt von Eiferern, gekauften Hanseln und Hobbyautoren, deren herausragende Qualifikation in ihrer Selbstüberschätzung besteht, seriös Wissen vermitteln?

Tatsächlich ist die Bibliothek, digital wie analog, wieder das Mittel der Wahl, wenn man wirklich wissen will. Derweil vermittelt nicht nur die Tagesschau das Gefühl, informiert zu sein, sondern eben auch das Internet. Und da dort alle in derselben wabernden Blase ihre Wirklichkeit beziehen, bildet sich eine infernalische Echokammer der Verblödung. Das ist Software, da kann man nichts machen? Eine Minimalforderung wäre vielleicht die, alle wissenschaftlichen Arbeiten als ungenügend abzulehnen, in denen die Wikipedia zitiert wird. Das ist ein absolutes No-Go.

 
ds

Teil fünf der Serie über große und kleine Stars im Netz. Als alter Betablogger habe ich sie kommen und gehen sehen. Hier ein Nachtritt, dort eine Hommage, und alles völlig anonym, wie sich versteht.

Siegfried Ätzer erfand schon lange vor Hochstaplern wie einem gewissen Stevenson das Tourette-Blogging, als er im Grundschulalter bereits die Poesiealben der Mitschülerinnen zu einer Spielwiese für seine abartigen Sprachspiele machte. Seine Großmutter reimte er zum Geburtstag in den Schlaganfall, und erste Tagebücher, die als verschollen gelten, sollen Abgründe von brutaler Gewalt und losgelassener Aggression gewesen sein.

Ins Internet hinein schrieb er zunächst unbemerkt, später bei einem Bloghoster. Dort durch linkische Kontakterschleichung und sinistres Ränkespiel an erste Verlinkungen gekommen, eröffnete er das Spiel auf einem eigenen Server, um fortan völlig unkontrolliert seiner Soziopathie zu frönen. Seine Mitmenschen nennt er abfällig "Normalintelligente".

Die Falle

Er lockt durch scheinbar thematisch orientierte sogenannte "Opener" Publikum an, gewährt ihnen das Recht zu kommentieren und zieht es so allmählich in die Fänge seiner sektiererischen Gemeinde. Sobald diese Phase abgeschlossen ist, beginnt er, mit ihren zu spielen und nutzt ihre Abhängigkeit von seiner Plattform dazu aus, sie in seinem Sinne zu disziplinieren. Ein besonderes Machtgefühl geben ihm dabei Sperrungen und Ausschlüsse aus der Gemeinde, vor der ein noch so kriecherischer Gehorsam niemanden schützt.

Die Opener, von denen er anfangs oft mehrere täglich brachte, wurden zunehmend weniger, nachdem er sein größtes Ziel erreicht hatte: die Zerstörung einer Karriere. Gemeinsam mit einigen Kumpanen war es ihm gelungen, aus einem kleinen Versprecher des großen Horst Köhler einen unwürdigen Abgang zu inszenieren. Der Hauptzweck seines destruktiven Treibens ließ sich auf die Dauer auch mit geringerem Aufwand erfüllen. Die Sektenmitglieder kontrollieren sich gegenseitig und feiern die Willkür ihres Meisters. Derweil werden die Themen der Opener immer wirrer.

Teils eine Art Theorie, teils grober Klamauk, aber auch immer noch politisch angehaucht, lassen sie keinen Zweifel an seiner totalitären Gesinnung aufkommen. Linksextrem (stalinistisch), putintreu und für jede staatliche Zwangsmaßnahme (Corona), zieht er eine Blutspur der Menschenverachtung durch die Blogosphäre. Allein seine zunehmende Irrelevanz schützt die Welt vor einem neuen Diktator. Wie bei allen Trollen, ist hier Ignorieren das Mittel der Wahl.

 
ef

Teil vier der Serie über große und kleine Stars im Netz. Als alter Betablogger habe ich sie kommen und gehen sehen. Hier ein Nachtritt, dort eine Hommage, und alles völlig anonym, wie sich versteht.

Eigentlich Versicherungsmathematiker, fühlte sich Sven Bürger zu Höherem berufen. Seine ersten Versuche mit surreal-psychoanalytischen Kurzgeschichten scheiterten an erheblicher Verspätung. Nach einigen unspektakulären Plagiatsvorwürfen wurde ihm seine profunde Unkenntnis der Literaturgeschichte sowie allgemein Ignoranz gegenüber anderen Autoren zugute gehalten und er von allen, auch künftigen Anklagen freigesprochen.

Reformation am Ruder

Bürger führte mit häufig wechselnden Partnern den Webauftritt "Siegelwächter", auf dem er sozialdemokratische Kritik an den Verhältnissen übte. Insbesondere wurde er hochgeschätzt als Entdecker von Auswüchsen, Gier und Gaunereien zum Schaden der Sozialen Marktwirtschaft. Seine strikt konstruktiven Ansätze wurden vor allem von Liberalen und Konservativen innerhalb der Sozialdemokratie geschätzt. "Siegelwächter" wurde inzwischen von der Kindertheatergruppe "Quermirabellen" übernommen, die dort täglich das Stück "Püntes und der Wolf" aufführt.

Schnell entwuchs Bürger einer Schmuddelecke, in der er sporadisch, unfreiwillig und ohne sein Wissen Kontakt zu Linksextremen hatte. Nur mit einiger Not entkam er der Radikalisierung durch das Internet. Bürger schloss sich einer sozialdemokratischen Bewegung unter Führung eines Sozialdemokraten aus der Gruppierung "Sozialdemokraten in der SPD" an und begann, zunächst in Streitschriften zum Ausdrucken, später volldigital, frühsozialdemokratische Ideen mithilfe spätsozialdemokratischer Techniken als Kritik am sozialdemokratischen Establishment zu etablieren. Als innovativ gelten dabei seine Anleihen bei Impfgegnern und Putintrollen.

Durch den engen Kontakt zu sozialdemokratischen Ökonomen schulte er seine Analysen des Marktgeschehens (Stichwort: "Allokation") und lernte, sich mit einem Finger am Kopf zu kratzen. Als Autor von Bestsellern wie "Vom Harz zu Hartz" und "Keine Ahnung von Fußball, aber Libuda zitieren" zeigt er sich auch immer wieder volksnah. Bürger gilt als harmlos und unbewaffnet. Auf Nachfrage konnte niemand genau sagen, wann und wo er zuletzt gesehen wurde oder wie er heute aussieht.

 
ef

Teil drei der Serie über große und kleine Stars im Netz. Als alter Betablogger habe ich sie kommen und gehen sehen. Hier ein Nachtritt, dort eine Hommage, und alles völlig anonym, wie sich versteht.

Schon als Sechsjähriger machte Fifi von der Leiter von sich reden, als er in Zeh Doppelplus eine Endlosschleife hexadezimal reverse ins BIOS eines nuklear betriebenen Bügeleisens kompilierte. Außerdem irgendwas mit Bibliotheken. Seine einzige Bezugsperson war bis dahin eine Plüschente, die er "Wurzelauskuh" nannte.

Als Teenager versorgte Fifi die örtliche Ritter- und Trachtengruppe mit Kettenhemden, die er aus Büroklammern in einem Neun-Nadel-Drucker von Mannesmann montieren ließ. Dieser erste 3D-Drucker steht heute in einem Technikmuseum auf dem Dachboden einer Schreinerei auf Spiekeroog, wo er Ziel zahlreicher Wallfahrer aus der Kirche des Heiligen MacGyver ist.

Bahnbrechend

Nach dem tragischen und bis heute ungeklärten Verschwinden seiner Ente Wurzelauskuh in einem selbstgebauten Teilchenbeschleuniger gründete er den wohl erfolglosesten Versuch aller Zeiten, ein Webdesign zu entwickeln. Die so entstandene 'Blogsoftware' gilt bis heute als Geburtsstunde des Digitalen Dada.

Von der Leiters Errungenschaften als Publizist bestehen in erster Linie darin, weniger doof zu sein als seine Leser, deren Inkompetenz er ihnen in täglichen Übungen süffisant vor Augen führt. Kritik und Anregungen erreichen ihn dabei nur per digitaler Postkarte (den Älteren noch bekannt als "E-Mail"). Die Intransparenz dieses Verfahrens ermöglicht es ihm, virtuelle und selbstgemalte Zuschriften zu behandeln, als seien sie real.

Darüber hinaus spricht er auch gern mit seinem Kumpel vom russischen Häckerverein "Zeh drei" und nimmt die Gespräche auf Kassette auf. Das so produzierte Audio-Fanzine gilt als kult und lockt mitunter sogar semiprominente Gäste an. Wenig Persönliches ist über von der Leiter bekannt. Es heißt, er spiele gern Bosonentennis im Lokalen Netzwerk mit blutjungen elektromagnetischen Avataren und mampfe gern Popcorn aus der Mikrowelle.

 
ef

Mit diesem Beitrag beginnt eine kleine Serie über große und kleine Stars im Netz. Als alter Betablogger habe ich sie kommen und gehen sehen. Hier ein Nachtritt, dort eine Hommage, und alles völlig anonym, wie sich versteht.

Adolf Onnso ist eine Kunstfigur von Heiner Müller. Nach einer Klage von Heiner Müller durfte Heiner Müller sich nicht Heiner Müller nennen, weil es den ja schon gab. Zunächst trug sich Müller mit dem Gedanken, sich aus Trotz und verletztem Stolz Stewart Granger zu nennen, da dieser ja eigentlich James Stewart hieß. Auf Anraten seiner Anwälte und weil es sich ohnehin besser anhört, hob Müller schließlich den Onnso aus der Taufe.

Ursprünglich aus Santiago de Compostela stammend, musste er vor einem Mob intriganter Weiber fliehen, die sich von ihm abgelehnt fühlten. Er sah keine andere Möglichkeit, als mit dem Minifahrrad seines Schwagers über die Pyrenäen und durch die Alpen ins Exil am Tegernsee zu pedalieren. Dort verdingte er sich zunächst als Bibliothekar und Experte für Sammeltassen.

Aufstieg und Verblassen

Seine Publikationen über Publikationsplattformen und das karge Leben der unteren Oberschicht erregten bald die Aufmerksamkeit der wichtigsten Zeitungsverlage. Insbesondere der Feuilletonchef eines extraseriösen Blattes verwechselte Müller mit einem Journalisten und verschaffte ihm Zugang zur Szene.

Adolf Onso ließ sich von jedem Verlag kaufen, der ihm ledergebundene Originale von de Sade oder Karl May bieten konnte. Dabei entwickelte er sich vom anfangs kritischen Netizen über den konservativen Zeitzeugen hin zur Referenz für Rechtskonservative und Duweißtschonwelche. Seine Spezialgebiete sind Fingerzeige auf 'Linke' und das Zerschlagen von Meißner Porzellan.

Infolge seiner eifrigen Fingerzeige entwickelte Onso mit der Zeit eine Spastik. Er ließ sich davon aber nicht beeinträchtigen und nutzte vielmehr den dauerhaft abgespreizten kleinen Finger, um seine mit handgestickten Initialen versehenen Taschentücher zu trocknen.

Onnso verstarb mutmaßlich schon vor einigen Jahren völlig unbemerkt an buchstäblicher Langeweile.

 
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Im Folgenden einige lose Fäden, aus denen du dir einen schönen Strick zur freien Verwendung drehen darfst:

Man beachte die Relation von Kompetenz und Textlänge.

Der vollends aufgeblähte Thread erstrahlt im Glanze triumphierender Blödheit.

Ossi: Wenn es dir in der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht gefällt, die ihr selbst herbeideliriert habt, dann geh doch nach Polen!

Du kannst nicht alleine mobben, das funktioniert nicht. Andersrum wird ein Schuh draus: Da draußen bist du immer das Opfer und für deine Sprüche hier kriegtest du eine getafelt und würdest vor die Tür geworfen. Zufall?!

Noch ekliger als dein Gestänker ist dein vergiftetes Lob. Du maßt dir an, andere zu bewerten? Mutig.

Hast du meine VHS-Kassetten-Sammlung komplett durchgeguckt und mein 20-bändiges Kompendium des alternativen Denkens auswendig gelernt? Sonst kannst du nicht mitreden.

Du kennst mehrere geheime Prominente mit außerordentlichen Titeln und Auszeichnungen? Die sagen alle das, was du sagst? Wow.

Bloß weil deine Referenzen ein- oder zweimal die Diktatur der Echsenmenschen und den Einsatz von Chemtrails kritisiert haben, ist noch lange nicht jedes ihrer Argumente entwertet? Außerdem ist das Gegenteil nie bewiesen worden? Aha.

Du lässt dir keine Kontaktschuld anheften, bloß weil du hier und da mit Nazis und psychotischen Schwerverbrechern marschiert bist. Schließlich ist das ein freies Land, in dem jeder ein Recht hat. Das kapieren nur die Systemlinge nicht, die diese Diktatur verteidigen. Lies es noch einmal, bitte!

Du bist im "Wiederstand", vor allem gegen Orthographie, Interpunktion, Logik, Reflexivität, Bildung und Anstand. Die Anfeindungen, denen du ausgesetzt bist (Widerspruch, Abgrenzung, Mitleid), sind schlimmer als alles, was die Nazis je den Juden angetan haben. Und dann nennen sie dich auch noch einen Antisemiten. Totschlagargument!

Du und deine Freunde, ihr kämpft für die gerechte Sache, das Gute und die Freiheit. Die anderen sind Freunde der Diktatur, Angsthasen, Hassprediger und Schlafschafe. In einer besseren Welt gäbe es sie nicht. Sie und die Eliten sind unser Unglück. Und dauernd kommen sie dir mit Nazivergleichen, diese Faschisten.

Ich nehme dir das Grundrecht auf Meinungsfreiheit, zensuriere dich, diskriminiere dich, stelle dich bloß und werfe dich raus. Aber du wirst dich rächen. Du wirst allen die Wahrheit sagen über mich. Endlich sollen es alle erfahren!

Zieh eine Nummer und stell dich hinten an.

 
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Es ist schon lustig, wie über einzelne Messenger und deren Techniken im Laufe ihrer Geschichte berichtet wurde. Ich kann mich noch an IRC und ICQ erinnern, die in den 90ern der heiße Scheiß waren. Auch in diesem Bereich hat sich das Beste nicht durchgesetzt. Wer kennt schon Jabber – oder zahlt satte 2,99 Euro für Threema?

Zuletzt ging alles durcheinander, weil sich ein paar Angebote durchgesetzt haben, die auch öffentliche Formate vorhalten – die dort nicht so 'moderiert' werden wie bei Facebook. Berüchtigt wurde (hierzulande) vor allem Telegram, weil sich dort diverse Sprallos zu Haterclubs zusammengeschlossen haben.

Böse ist unsicher

Die in Sachen Inkompetenz bestens geschulten Vertreter deutscher Behörden und Medien, die im Grundstudium lernen, wie man technische Plattform und Inhalte verwechselt, finden hier eine wunderbare Spielwiese für krude Behauptungen, Dumlall, Unsinn, Verdächtigungen und eifrige Forderungen nach mehr Überwachung, autoritären Praktiken und zensurähnlichen Gesetzen.

Weil sie alles herauskriegen, haben sie auch knallhart recherchiert, wie unsicher Telegram ist. Money Quote: "Sicher ist, dass alle Chats und selbst Tastatureingaben auf Telegram-Servern landen und ausgewertet werden können." Nein! "Intime Inhalte [können] in sehr dubiosen Ecken der Welt landen." Ohgott! Heise spricht gar von "böswilligen Dritten", die Daten abschnorcheln können.

Bis hierhin alles wie gehabt. Da draußen sind sie böse, die unbekannten Russen suggerieren bloß Datensicherheit und auf ihrer Plattform tummeln sich Hater. Wie gut ist da doch Facebook mit seiner E2E-Crypto, an deren Hintertür nur die Guten® mithören. Und wo sie deine Daten schützen, indem eine Künstliche Dummheit alles filtert, was aussieht wie Titten oder wen Wichtiges stört.

Härter verbieten

Das alles aber ist ja noch immer Schale, kommen wir also mal zum Kern: Facebook, Google, Amazon, Ebay, Instaa, das ganze Geraffel, bei dem eure Leser, mit denen ihr das Kompetenzniveau so innig teilt, ihr Leben, ihr Inneres und Äußeres, Wünsche, Gewohnheiten, Bewegungsprofile et cetera et cetera bereitwillig abkippen – das ist also gut, sicher und prima? Da macht es einen Unterschied, was sie auf einem fucking Messenger mit angeschlossener Asocial Media palavern?

Ach ja, die sind ja nicht die Guten. Da hören die Bösenrussen® mit, so wie bei TicTac die Chinesen. Das. Ist. Gefährlich einself. Da muss man aufklären und nebenbei ganz neutral informativ gleich mal fragen, ob und wie man es "verbieten" kann. So wie er das halt macht, der Qualitätsjournalist*_:in.
Ich geh dann wieder ins Bett.

 
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Wir gehen auf das Ende der Pandemie zu. Im Großen und Ganzen ist das Ding verlaufen, wie ich es erwartet hatte, wenngleich der Dilettantismus vor allem in Lala-Land (Laschet und Laumann) schon Dimensionen angenommen hat, die man so selbst von dieser minderqualifizierten Charge nicht hätte erwarten müssen.

Es wäre schön gewesen, wenn sich nicht schon in diesem Sommer wieder die Intensivstationen füllen würden und der Herbst den Fortgang der nächsten Welle befürchten ließe. Die Impfverweigerer sind in den Kliniken inzwischen weitestgehend unter sich und durchseuchen sich. Danach kann nichts mehr kommen.

Man kann also allmählich ein Fazit ziehen. Ich fange mal mit der Nachbarschaft an: Es nervt, dass auch bei solchen Kollegen, die sich nicht als geistige Ufologen erwiesen haben, das Thema total dominiert. Gibt es denn wirklich sonst nichts? Zu den sprichwörtlichen erlaube ich mir auch einen kurzen Abschied.

Und tschüss

De Lapuente und Wellbrock, die zuvor sozialdemokratische Jägerzaunpolitik angeboten hatten, sind aus meiner Blogroll geflogen, als die Ufologie dort einzog. Inzwischen ist das ein jämmerliches Verschwörungsblog, in dem täglich eine Diktatur beschworen wird, während eine Wahlkampfsimulation nach dem Rücktritt der Bleiernen Kanzlerin ein offenes Ende des Rennens zwischen den Geschmacksrichtungen neoliberaler Möblierung bietet.

Herr "Epikur" hatte bereits lange zuvor die Elite der Trolle und kognitiv Sterilen versammelt, um dort Big Big zu beschwören und zum Jana-Solidaritätsstübchen zu degenerieren. Auch Herr Sokolowsky, was schade um sein rhetorisches Talent ist, hat sich in in die abstrakte 'Kritik' einer Hysterie verabschiedet, die mit der Projektion "Aber die Kinder!!" fröhlich die Panikflöte piepsen lässt. Zudem bietet er statt Kritik laue Andeutungen ad hominem einschließlich Sippenhaft. Klaus Baum hat sein Blog ganz den Trollen und Esoterikern überlassen.

Und tschüss, die Herren. Ich muss das gar nicht bewerten, das richtet sich alles selbst, und die da bei euch bleiben, die könnt ihr behalten. Ich hätte zwar nicht erwartet, dass der Verstand meiner Mitmenschen auf so dünnem Eis liegt, aber ich nehme zur Kenntnis, dass die erste Überforderung, bei der euch die üblichen Reflexe nicht helfen, zu einem Abschied aus der Realität gereicht hat.

Der Weg

Wenn ich etwas nicht verstehe, nehme ich das zuerst einmal wahr. Weiß ich nicht. Kann ich nicht beurteilen oder einordnen. Dann stelle ich konkrete Fragen und suche nach Antworten. Ich finde dann Vermutungen, Thesen, Daten, Hinweise. Ich bilde Theorien oder eigne mir welche an, die ich dann anwende. Mit der Zeit kann ich dann einordnen nach unmöglich, möglich, mehr oder weniger wahrscheinlich oder sicher.

Ihr geht hin und wollt etwas wissen. Ihr wollt wissen, dass es so ist, wie ihr es euch vorstellt. Dann sucht ihr 'Autoritäten', die euch das bestätigen, und fortan alles an Meinungen, Fakten und Spekulationen, die euch passen. Es gibt nur einen Weg, den hin zum bereits formulierten Resultat. Das ist Ideologie, Dogma, Religion. Der Weg ist mit Verbrechen gegen Logik, Stringenz, Kritik, Reflexivität und Rationalität gepflastert. Das hat euch den Titel "Idioten" eingebracht.

Irgendwer meinte, 'wir' (wer auch immer) hätten 'uns' viel zu verzeihen, wenn das vorbei ist. Praktischerweise halte ich null von Schuld und Moral, womit ich diesen Teil überspringen kann. Das Problem ist aber, dass sehr viele Zeitgenossen sich als intellektuell nicht bloß begrenzt, sondern verkommen erwiesen haben. Ihr könnt nicht für zwei Pfennig denken, wenn ihr es nicht wollt. Und dass ihr es nicht wollt, kann jederzeit passieren. Ich will euer Geschwätz nicht mehr hören. Es ist meine Zeit nicht wert.

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