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Mit diesem Beitrag beginnt eine kleine Serie über große und kleine Stars im Netz. Als alter Betablogger habe ich sie kommen und gehen sehen. Hier ein Nachtritt, dort eine Hommage, und alles völlig anonym, wie sich versteht.

Adolf Onnso ist eine Kunstfigur von Heiner Müller. Nach einer Klage von Heiner Müller durfte Heiner Müller sich nicht Heiner Müller nennen, weil es den ja schon gab. Zunächst trug sich Müller mit dem Gedanken, sich aus Trotz und verletztem Stolz Stewart Granger zu nennen, da dieser ja eigentlich James Stewart hieß. Auf Anraten seiner Anwälte und weil es sich ohnehin besser anhört, hob Müller schließlich den Onnso aus der Taufe.

Ursprünglich aus Santiago de Compostela stammend, musste er vor einem Mob intriganter Weiber fliehen, die sich von ihm abgelehnt fühlten. Er sah keine andere Möglichkeit, als mit dem Minifahrrad seines Schwagers über die Pyrenäen und durch die Alpen ins Exil am Tegernsee zu pedalieren. Dort verdingte er sich zunächst als Bibliothekar und Experte für Sammeltassen.

Aufstieg und Verblassen

Seine Publikationen über Publikationsplattformen und das karge Leben der unteren Oberschicht erregten bald die Aufmerksamkeit der wichtigsten Zeitungsverlage. Insbesondere der Feuilletonchef eines extraseriösen Blattes verwechselte Müller mit einem Journalisten und verschaffte ihm Zugang zur Szene.

Adolf Onso ließ sich von jedem Verlag kaufen, der ihm ledergebundene Originale von de Sade oder Karl May bieten konnte. Dabei entwickelte er sich vom anfangs kritischen Netizen über den konservativen Zeitzeugen hin zur Referenz für Rechtskonservative und Duweißtschonwelche. Seine Spezialgebiete sind Fingerzeige auf 'Linke' und das Zerschlagen von Meißner Porzellan.

Infolge seiner eifrigen Fingerzeige entwickelte Onso mit der Zeit eine Spastik. Er ließ sich davon aber nicht beeinträchtigen und nutzte vielmehr den dauerhaft abgespreizten kleinen Finger, um seine mit handgestickten Initialen versehenen Taschentücher zu trocknen.

Onnso verstarb mutmaßlich schon vor einigen Jahren völlig unbemerkt an buchstäblicher Langeweile.