Mai 2025


 
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Das Identität stiftende Moment der Moral ist in überschaubaren Gruppen oder solchen, bei denen die Identität Basis und Ziel der Gemeinschaft darstellt (Fußballfans, Parteigänger, Nationalisten u.ä.) tragend und unverzichtbar. Im Satz "Wir sind die Guten" gerinnt die Identität von Moral und Gruppe, von wir vs. sie und gut vs. böse. Dies ist aus Sicht jeder identitären Gruppe alternativlos.

Im Zusammenhang mit vorzeitlichen Clanstrukturen war diese Haltung zum Überleben notwendig wie Flucht- und Aggressionstriebe. In modernen Massengesellschaften ist dieser Ansatz aber ersichtlich unterkomplex, sprichwörtlich unzivilisiert und entsprechend schlicht dumm. Dennoch bricht sich diese Struktur immer wieder Bahn, nicht eben bloß in Spielveranstaltungen wie Fußball, sondern auch und gerade in internationalen Kriegen und der sie begleitenden Kriegspropaganda.

Sand in den Kopf

Ein enormes Maß an Dummheit ist dabei erforderlich, die völlige Ignoranz gegenüber dem latenten Wissen aller darum, dass die andere Seite sich gar nicht unterscheidet, sondern ein Spiegelbild der eigenen ist. Das wurde zur Genüge aufgearbeitet, es gibt haufenweise Literatur darüber, wie dies funktioniert und welche Strategien dabei wann von wem eingesetzt wurden, aber sobald es opportun erscheint, erweist sich nach wie vor die plumpeste Lüge über die Bosheit des Feindes und seiner finsteren Absichten als geeignetes Mittel, die Reihen der Folgsamen zu schließen.

Besonders erbärmlich dabei ist, dass die angeblich der Aufklärung dienstbaren Massenmedien sich stets in den Dienst der Propaganda stellen. Nach dem Vietnamkrieg hat auch und gerade im sogenannten 'Westen' eine Wende dahin stattgefunden, dass auf Seiten der Kriegspartei die öffentliche Kommunikation zu Propagandazwecken professionalisiert wurde und gleichzeitig die Bereitschaft zur Kritik durch private Medien abgenommen hat.

Todesspirale

Diese wurden regulär "eingebettet", durch Angebote zur Kooperation von Seiten der Verteidigungsministerien und anderer Regierungsstellen, durch den Drehtüreffekt zwischen Medien und Regierungen und ein weit verzweigtes Netz aus Mauschelei und Hinterzimmerjournalismus. Die soziologische Verengung der verantwortlichen Mitarbeiter in Medien und Politik auf einen Teil der Mittelschicht tut ein Übriges.

Die Zustimmung zu den Entscheidungen der Regierung muss kaum mehr erwirkt werden; sie besteht schon in der Identität derer, die den Zugang zu den entsprechenden Funktionen haben. Das Abweichen von der großen Linie, die von beinahe allen Politik- und Medienschaffenden geteilt wird, ist so aufwendig und riskant, dass es kaum je stattfindet, und die Meisten, die es dennoch tun, werden zügig aus dem System ausgeschieden. In dieser Verengung besteht eine weitere strukturelle Verdummung, die sich permanent selbst reproduziert.

p.s.: Kollege Mersmann hat heute Ähnliches.

 
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Es ist die Zeit des Größenwahns. Aktuell erlebt vor allem ein Triumvirat von Versagern sein Kiew, bestehend aus den unbeliebtesten Staats- und Regierungschefs ihrer Länder: Macron, Starmer und Merz. Allen ist gemein, dass ihre Bevölkerungen ihnen nicht vertrauen, ihnen nichts zutrauen, was dem Volk nützt, und sie sicher nie wieder gewählt werden.

Nachdem sich Macron bereits durch ständiges Aufblasen seiner unbeeindruckenden Person heute für dies und morgen für das Gegenteil lächerlich gemacht hatte, trat ihm Kier Starmer zur Seite, der völlig desorientiert, ideenlos, in völliger Verkennung seiner Rolle sowie der Großbritannien durch die Landschaft marodiert und eigentlich nur einen Freund hat: Selenski. Dabei ist zu befürchten, dass er sich selbst darüber noch furchtbar irrt.


Hold My Beer

Nun ist also auch Merz dabei, der Ersatz für Armin Laschet, der einer Koalition vorsteht, welche von einem Viertel der Wählerschaft ins Amt gehievt wurde. Aber schon das "Vorstehen" ist ihm nicht gelungen, dafür nämlich das Kunststück, als erster Versager in der Geschichte der BRD von einer satten Mehrheit nicht zum Kanzler gewählt zu werden. Dies gelang im zweiten Anlauf, immer noch verweigerten ihm mehrere die Gefolgschaft, aber durch viel Drohen und Mauscheln haben seine Handlanger den Job für ihn erledigt.

Wie reagiert er darauf – und auf den Niedergang der Bedeutung Deutschlands durch den Verzicht auf Außenpolitik und Diplomatie sowie einen fortwährenden wirtschaftlichen Suizidversuch? Er bläst sich auf und meint: "Unter meiner Führung wird die Debatte um Waffenlieferungen aus der Öffentlichkeit herausgenommen."

Schon bei "unter meiner Führung" schmiss der Prätorianer seinen Speer in die Ecke und brach lachend zusammen. Was führt er denn, der Fritz? Ersichtlich nicht 'seine' Koalition. Die Regierung? Ich halte dagegen. Europa? Ein Bündnis gegen Russland? Jetzt liegen wohl selbst die Ko-Versager auf dem Boden und halten sich die Bäuche vor Belustigung.

So lustig ist Faschismus

Derweil macht er keinen Hehl daraus, dass ihm der autoritäre Staat, in den sich Deutschland allmählich gewandelt hat, nicht schnell genug vorankommt. Der Regierungschef wird nämlich als Führer ab sofort darüber befinden, worüber in der "Öffentlichkeit" geredet wird. Der Wille zählt, vielleicht wird die massenmedial staatstragende Mischpoke dem sogar folgen. Ist da aber irgendwer, dem auch auffällt, wie sich hier einer zum sprichwörtlichen Diktator aufschwingt? Man muss hoffen, dass der Mann so lächerlich endet, wie er ist.

Diese ganzen Scheinriesen halten sich für umso größer, je weiter sie sich von der Realität entfernen. Janz kolossal jroße Männer! Flankiert wird das Elend durch die EU-Außenbeauftragte für Russenhass, Kaja Kallas. Die droht Russland mit einem "Tribunal", das irgendwie aus Europa kommen soll und auf die sichere Mehrheit der Kriegspartei EU baut. Das wird Russland dann auf Grundlage von nichts und Westwerten zu ewigem Jubiläum verbannen. Bis dahin wird dieses Europa nach anderen Aussagen derselben Freaks zwar ohnehin zu Russland gehören, aber das einen Widerspruch zu nennen, wäre Logik, und die ist unmoralisch.

 
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Eine interessante Betrachtung hat die Konrad-Adenauer-Stiftung da veröffentlicht. [via] Insbesondere mit Fokus auf die AfD kommt sie zu einem allgemeinen Befund, der deutlich entspannter klingt als die Schlüsse, die man daraus ziehen muss:

"In Anbetracht der tiefgreifenden Verunsicherung und Unzufriedenheit, die das politische Klima im Herbst 2023 in Deutschland kennzeichnen, stehen die politischen Parteien vor der zentralen Aufgabe, das erschütterte Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Der Pessimismus und die Resignation, die sich über alle Wählergruppen hinweg abzeichnen, sind nicht bloß als Reaktion auf bestimmte Ereignisse zu verstehen, sondern vielmehr als Symptome eines generellen Misstrauens gegenüber der Problemlösungskompetenzen der politischen Verantwortlichen."

Unfähigkeit als Chance

Nun greift auch dieses Ankratzen der Oberfläche viel zu kurz. Selbst, wenn man die ökonomische Situation, die Krise des Weltkapitalismus, zunächst außen vor lässt, ist schon in politischen Kategorien das Fokussieren auf Personen der Holzweg. Als seien "politische Verantwortliche" aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihres Charakters oder ihrer Kompetenzen fähig, ein politisches Problem zu lösen.

Durchaus muss man ja konzedieren, dass die Auswahl des Personals oder der Charaktermasken ein aufreizendes Maß an Inkompetenz auf allen Ebenen präsentiert. Dass man da aber Leute in Ämter hievt, denen man nicht zutraut, allein einkaufen zu gehen, lenkt doch eher von den Grundproblemen ab, als dass es etwas mit den Ursachen zu tun hat.

Die jahrzehntelange Ignoranz gegenüber jeder tiefer gehenden Analyse hat vielmehr dazu geführt, dass sich nur mehr Personal findet, welches jener Hybris verfällt, die es ihm unmöglich macht, die eigene Inkompetenz zu erkennen, und kompetenteres abschreckt, das die Unmöglichkeit lösungsorientierten Handelns unter den gegebenen Umständen erkennt.

Höhere Wesen

So endet jedes verkrustete System, das nur mehr reaktionär oder restaurativ 'Lösungen' anbietet, an die es selbst nicht glaubt, die aber gut klingen, weil sie in besseren Zeiten vielleicht funktioniert haben – als liege in den Ideen von vorgestern eine Magie, die man wiederbeleben könnte. Entsprechend wird das auch nur mehr lamentiert, aber irgendwie kommt man nie recht dazu, es auch zu tun.

Jede einzelne Partei geht so vor und die meisten sind sich darin einig, dass man lieber andere, höhere Instanzen entscheiden lässt, um sich selbst nicht im Spot der eigenen Inkompetenz verantworten zu müssen. Deshalb betreiben sie eine Kriegspolitik, die Befehlen folgt, welche längst nicht mehr gelten. Das Ganze verbinden sie dann noch mit einem Führungsanspruch. Begriffe wie "Farce" oder "Groteske" versagen angesichts des Befunds. Wir brauchen wohl eher etwas aus der Psychiatrie.

 
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Abb.: Dummköpfe beim "Ballern"

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich als Vierjähriger beschloss, mich zu bilden und klug zu werden. Es war ein prinzipieller Beschluss, da ich ein verantwortungsvolles Leben führen wollte. Viele Altersgenossen haben sich da lieber einen schlanken Fuß gemacht und andere für sich denken lassen. Als wissbegieriger und lernbereiter junger Mensch habe ich mich selbstverständlich über meine sogenannte "soziale Herkunft" hinweggesetzt. Ich brauchte und wollte keine halbgaren Ausreden, um lieber den kleinen Dummen zu spielen und mich verwöhnen zu lassen.

Letzteres war in meiner Generation schon bei vielen Kindern so und wurde danach zusehends schlimmer. Heute wissen Kinder aus Haushalten, deren Eltern nichts taugen, dass sie sich ebenfalls kein Stück anstrengen müssen, weil die Statistik ihnen alle Argumente an die Hand gibt, sich hängen zu lassen, keinen oder nur einen niedrigen Schulabschluss zu machen und auf die Entwicklung von Kompetenzen gänzlich zu verzichten.

Wie das System sie belohnt

Für diese Lebensentscheidung werden sie auch noch belohnt, indem sie mit Fett und Zucker gefüttert werden, sodass sie obendrein die besten Gründe haben, ihren körperlichen Verfall noch durch Bewegungsmangel zu optimieren.

Was an dieser Klientel auffällt, ist, dass sie nicht einmal versucht, irgendwie besser zu wirken oder von der Gesellschaft ernst genommen zu werden. Sie sind nichts mehr, werden nichts mehr und wollen auch nichts mehr sein. Ihr Versagen tragen sie noch wie einen Pokal vor sich her, lassen sich von Nützlichen Idioten als Opfer darstellen und kompensieren ihre mangelnde Äußerungsfähigkeit durch Gewalt.

Es ist aber nicht die Statistik, die den Menschen macht, es ist sein Wille. Ich weiß es ja selbst am besten, habe ich doch völlig aus einer Kraft meinen Geist gestaltet und meinen Körper gestählt, mich durch Zielstrebigkeit und stets waches Bewusstsein zu einem hochintelligenten sensiblen Menschen entwickelt. Ich gestehe niemandem zu, sich auf seiner Dummheit auszuruhen. Sie sind selbst schuld. Man sollte ihnen jede Form der Hilfe verweigern.

 
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Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F041435-0028 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0

Die Afd ist also jetzt Hitler. Wie kömmt dem? Lesen wir nach: "Konkret betrachtet die AfD zum Beispiel deutsche Staatsangehörige mit Migrationsgeschichte aus muslimisch geprägten Ländern als nicht gleichwertige Angehörige des durch die Partei ethnisch definierten deutschen Volkes"

Bis zum 01.01. 2000 war die Abstammung das einzige Kriterium für eine deutsche Staatsbürgerschaft. Deutsche waren Blutsdeutsche. Diese Jahrzehnte lang gültige Regelung ging mithin weit über das hinaus, was die AfD etwa dazu an Gesetzentwürfen formuliert hat. Zudem wird aktuell von den verfassungshütenden Demokraten offen diskutiert, ob Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft aufgrund von Äußerungen abgeschoben werden sollen.

Menschenwürde

"Äußerungen und Positionen der Partei und führender AfD-Vertreter verstoßen gegen das Prinzip der Menschenwürde", stellt der 'Schutz' fest, was ja durchaus eklig ist. Aber rechtsextrem? Gehen wir einmal nicht zu weit zurück, in die Zeit etwa, als Linke für Franz-Josef Strauß "Ratten und Schmeißfliegen" waren, aber vielleicht wenigstens in die Zeit der großen Asyldebatte?

Ein paar Beispiele für die Äußerungen beteiligter Diskutanten:

"Was soll ich den Leuten sagen, wenn in der Nähe eines Asylantenheimes ein junges Mädchen vergewaltigt wird?"

"Die Stadt wird nicht zulassen, daß [hier] die Zigeuner tanzen."

"Ausländer sind Gäste, nicht Bürger, und daher auch nicht Mitbürger."

"Vergleiche mit einem Heuschreckenschwarm, der überall, wo er durchzieht, eine Wüste hinterläßt, sind keinesfalls übertrieben. Die Lösung kann daher nur lauten: konsequente Abschirmung Europas vor der Zuwanderung aus den Entwicklungsländern."

Demokraten gegen Rechts

Zum weiter Durchekeln bitte hier entlang. Mit stolzen Grüßen ihrer CDU/CSU vom Anfang der 1990er. Das sind übrigens nicht nur Zitate irgendwelcher Hinterbänkler, sondern u.a. des damaligen Innenministers Alfred Dregger, hochgeehrt bis heute. Wer diese Herren damals als Faschisten bezeichnet hätte, wäre als Verfassungsfeind verurteilt worden. Wer es mag, kann diese Sauce noch durch Zitate von Thilo Sarrazin (SPD) anreichern.

So viel also zu den 'rechtsextremen' Inhalten, die von der AfD verbreitet und weitgehend von den aufrechten Demokraten in Gesetze gegossen werden. Diese Partei ist derzeit diejenige, welche die größte Zustimmung in der Wählerschaft auf sich vereint. Das Wahlvolk ist also gesichert rechtsextrem. Zieht irgendwer nachvollziehbare Schlüsse daraus?

Was mag den Verfassungsschutz dazu veranlassen, die AfD jetzt so anzugehen? Womöglich , dass die aus den falschen Gründen das Richtige tun und diesen überflüssigen Haufen von Rechtsauslegern auflösen könnte. Der 'Schutz' hat immer auf die 'Beobachtung' der ganz Harten (NPD, NSU etc.) gesetzt und damit nichts erreicht, während die AfD den Job einfach erfolgreich gemacht hat. Damit entziehen sich ausgerechnet die Gesinnungsgenossen seiner Kontrolle.

Man darf aber darauf setzen, dass dieser Theaterdonner recht zügig verhallt, wenn die AfD erst ein bisschen Macht ausüben darf. Dann werden sie sich sicher schnell wieder vertragen und an einem Strang ziehen. Für unsere Demokratie, die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte unseres geliebten Deutschland, einer jungen aufstrebenden Führungsmacht®.