Mai 2025


 
fx

Der Kollege vom Biokiez hat einen inspirierenden Artikel über Europa geschrieben, dem ich meinen Senf hinzufügen will. Ehe ich auf etwas komme, was ich mir ggf. unter "Europa" vorstelle, werde ich von einer Begegnung in Griechenland vor vielen Jahren berichten:

Ich war Anfang 20 und mit ein paar Leuten irgendwo auf dem Peloponnes unterwegs. Wir sind getrampt und wollten von einer Straße zum Strand hinunter, dazwischen aber lag die Mutter aller Barrieren: Ein Privatgrundstück, mit Haus, und zwar offenbar bewohnt. Wir haben also versucht, möglichst ungesehen um das Haus herum zu schleichen und uns zu trollen. Der Besitzer hat uns aber sofort erwischt und getan, was ein Grieche damals tat, wenn jemand unbefugt sein Grundstück betrat, zumal wenn die Eindringlinge ziemlich abgerissen aussehen: Er lud uns zum Essen ein. Der Mann konnte gut deutsch, weil er lange an der Ruhr gearbeitet hatte, was ihm unter anderem sein Häuschen finanziert hatte. Es gab einen wunderbaren Gemüseeintopf, kaltes Bier und Geschichten aus unserer gemeinsamen Heimat.

Gepflogenheiten

Noch eine andere Anekdote, eine, die nicht ganz so schwelgerische Erinnerungen weckt: Einige Jahre zuvor war ich in England gewesen. Ich ging damals einmal auf einen kleinen Supermarkt zu und sah schon aus ca. 100 Metern Entfernung eine Frau, die die Tür zum Laden aufhielt. Ich konnte das nicht einordnen, war aber recht verwundert, dass sie die ganze Zeit dort stand. Als ich den Laden betrat, sie mich grüßte und die Tür schloss, wurde mir klar, dass sie mir, einem langhaarigen Schnösel, die Tür aufgehalten hatte. Sie war übrigens keine Angestellte, sondern eine Kundin. Britische Höflichkeit scheint manchmal keine Grenzen zu kennen. Wir hatten damals einen dabei, der es nicht drauf hatte mit "please" und "thank you", und jedesmal, wenn er ein Pint bestellte und mal wieder den Satz nicht voll kriegte, halfen wir mit einem dreistimmigen "Please!" aus. Kann ich nur empfehlen, danach waren wir gern gesehene Gäste.

Ich musste sowohl in England als auch in Griechenland Geld umtauschen, was keine Riesenkunst ist und eben seine Vor- und Nachteile für Reisende hat. Der Vorteil lag im Fall Griechenlands im billigen Urlaub. Ich fuhr aber nicht herum, um möglichst billig möglichst hohe Ansprüche zu stellen. Ich wollte Land sehen und mit Leuten reden. Die meisten Europäer, so konnte ich schnell feststellen, waren freundlicher als die meisten Deutschen. Carabinieri waren mindestens so miese Arschlöcher wie unkontrollierte Bullen anderswo. Geschäftemacher sind überall eklig. Wenn man erst mal mit Leuten einen trinkt, verträgt man sich mit den meisten und versteht sich mit vielen, und das bereichert ein Leben ungemein. Das ist meine Welt, das ist mein Europa, und was ich an ihm liebenswert fand, war, dass es nicht so deutsch ist. Nicht akkurat, nicht rechnend, nicht deklassierend, nicht diskriminierend. So habe ich es erlebt.

Der Herrenmensch spricht

Und was haben wir heute? Super, ich muss kein Geld mehr umtauschen. Umtausch ist kein Thema mehr, dafür ansonsten nur noch Geld. Der Ton ist nicht zufällig der vom deutschen Kasernenhof, autoritär und herablassend. Es wird akkurat gezählt, aufgerechnet, bilanziert und präsentiert. Es herrscht der Zwang der stummen Askese. Dieselbe Akkuratesse, die politische Gerichtsvollzieher bei der Auflistung ihrer Forderungen walten lassen, dieselbe Gnadenlosigkeit beim Vollzug, kennen wir noch von damals. Unsere Pflicht, eure Pflicht, da kann man nichts machen, das ist der Befehl, der muss vollstreckt werden. Hätten sie halt rechtzeitig ihre Hausaufgaben® machen müssen. So deutsch ist Europa.

Es ist auch so deutsch, dass es wieder Feinde gibt. Ich meine hier einmal nicht den Spuk des Terroristen, sondern den in Europa. Den Russen und alle, die ihm zur Seite stehen. Mit dem darf man nicht reden, den darf man nicht verstehen, und wer es doch tut, ist kein Europäer, sondern ein Versteher. Ein Verräter. Aber das ist das Europa des Kapitals und seiner Hetzer. Sie haben sicher ihre Mittel, vielen Menschen die Köpfe zu verdrehen und ihre Parolen nachzuäffen. Stellt denen aber mal einen Griechen vor oder einen Russen, stellt was zu essen und zu trinken auf den Tisch, dann hat sich das ganz schnell. Nichts in Europa ist so, wie es seine Herrenmenschen trommeln lassen. Es ist an der Zeit, sich das wieder zu erzählen.

Juli 2015

 
cw

Unsere Freunde von der RAND-Corporation haben ein Interview mit einem ihrer Denkpanzerfahrer veröffentlicht, das wie immer tief blicken lässt. Diese Leute verharren in ihrem mechanistischen Weltbild und betrachten Geopolitik in militärischen Kategorien, sprichwörtlich als ein Spiel, in dem man sich stets die beste Ausgangsposition sichern und im Großen die Regeln vorgeben muss.

"Wargaming" heißen dabei Planspiele, in denen sie Konflikte simulieren und sich dabei anschauen, wo sie womöglich auf nicht vorhergesehene Ereignisse reagieren und wie sie am besten das eigene Militär den Anpassungen der Feinde anpassen. Nicht überraschend ist der Ukrainekrieg dafür ein schönes Freiluftexperiment.

Interessant ist aber vor allem die Denkweise, die sich da eröffnet. Das beginnt damit, dass der Feind stets als "Aggressor" gedacht wird, obwohl die Beispiele für US-Kampfeinsätze, die David Ochmanek nennen kann, allesamt aus Konflikten stammen, in denen die USA Angriffskriege geführt haben.

Kriegsspiele

Und selbst die Szenarien, die ihm sonst einfallen, sind zumindest zweifelhaft, wie in dem der "Bedrohung der NATO im Baltikum". Was will die denn da, wenn sie nicht bedroht werden möchte? Wer rüstet dort gerade auf? Wer bedroht also wen? Völlig eindeutig ist derweil die "Bedrohung der Partner in Taiwan". Are you kidding me?

Selbst die USA betrachten, wie fast alle anderen Staaten der Erde auch, Taiwan als Teil der Volksrepublik China. Die US "verteidigen" dort völkerrechtlich also ungefragt China gegen sich selbst. Jeder Depp weiß hingegen, dass die USA dort faktisch eine Sezession betreiben und ein souveränes Land für den Fall bedrohen, dass es wirksame Maßnahmen dagegen trifft.

Ochmanek stellt fest, dass der Rest der Welt inzwischen kooperiert, und zwar ohne die USA zu fragen, ob sie das dürfen. Dies wiederum betrachtet er als Verstärkung der Bedrohung. Es gilt also nach wie vor, obwohl er richtig feststellt, dass der Wertewesten aktuell (und vermutlich auch für alle Zukunft) nicht mehr unangefochten ist, jede Abweichung von der Hegemonie der NATO als "Bedrohung" zu labeln.

Finale Vorwärtsverteidigung

Diese abzuwehren, egal wie, ist demnach Verteidigung, was den Feind wiederum automatisch zum Aggressor macht. Da man den in aller Regel nicht mehr beliebig in die Wehrlosigkeit bomben kann, soll die Lösung künftig darin liegen, schneller reagieren zu können, die Vorwarnzeit jeglicher Kriegshandlungen also zu verkürzen.

Leute wie Ochmanek sind dabei offenbar wirklich so dämlich, dass ihnen jede Vorstellung dafür fehlt, die NATO könne ihrerseits als Bedrohung betrachtet werden, womit das Potential beschleunigter Eskalationen zwangsläufig in weitere Kriege führen muss. Das sind die Experten, auf denen die Neocons ihre Geostrategie stützen.

 
rp

Abb.: Was glotzt du so blöd, du Penner?

Oder? Na? Das ist ja wohl die Headline des Jahrhunderts, danach kann eigentlich nichts mehr kommen. Alle auf einmal getrollt, und sie können sich nicht einmal beschweren, sind ja ihre Worte. Leute, ich. bin. der. Geilste.

Kurz mal ernsthaft? Okay. Dieser identitäre Dung wirkt ersichtlich in Kombination noch besser. Fangen wir mal ganz rechts an: Die Kombination "Ausländer" und "kriminell" ist der Gassenhauer im Milieu seit Jahrzehnten. Muss man nur oft genug wiederholen, dann wird er wie von Zauberhand zur Wahrheit.

Immer und überall

Ein Ausländer, der etwas Illegales tut, ist nämlich ein solcher. Es ist dann das, was die Kombination sagt. Nichts anderes. Nicht Vater, Sohn, Skifahrerin oder Bäcker, nein. Das Pendant in Form des Deutschen oder Inländers gibt es derweil nicht. Ein Dieb ist ein Dieb, ein Mörder ist ein Mörder, das sind keine Deutschen.

And just a jump to the left: "Toxisch" ist er, der Mann in seiner Männlichkeit. Die Kombination muss man nur oft genug wiederholen, dann wird sie wie von Zauberhand zur Wahrheit. Männlichkeit gibt es auch nur in toxisch. Das Pendant einer ebensolchen Weiblichkeit existiert nicht auf diesem Planeten. Es gibt keine gute, schöne oder hilfreiche Männlichkeit, es sei denn als Transmännlichkeit, und die ist keine.

Alles so weit verstanden? Wie jetzt, "nein"? Und was jetzt, nur die eine Hälfte, nur die andere oder gar nichts? Wir können uns ja mal an der kompletten Kombination versuchen, vielleicht hilft das. Ist es toxische Männlichkeit, die den Ausländer kriminell macht? Oder ist es vielleicht ausländische Kriminalität, die den Mann toxisch …? Nein, das führt auch zu nichts.

Macht mich krank

Fragen wir doch Experten: Die AOK hat eine wunderbare Büttenrede zum Thema zusammengestellt, weil nämlich "toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schaden kann" und erklärt, wie Wokies sich die Welt von uns unwoken Schwanzträgern vorstellen. Süß. Zum Knuddeln. Seht ihr, kaum wird mein Toxin aktiviert, sprudeln die Vergewaltigungsphantasien aus mir raus. So ist er, der Cis.

Leider konnte ich keinen Rentenversicherungsträger finden, der mir das mit den Ausländern erklärt. Da besteht offenbar noch Forschungsbedarf. Tja, die Mittelschicht muss Prioritäten setzen. Aber wir bleiben dran. Alta, isch schwör!

 
kre 

Todd und Geufel sitzen wie jeden Freitag mit den Kleinen am Ufer des Flusses und schauen Leichen beim Vorbeitreiben zu.

Beelze: Du Geufel, Der Vladdi hat mich geblitzdingst, dass ich bis auf die Knochen verbrannt bin.

Vladdi: Aber du hast mir zuerst den Kopf abgeschlagen und damit Fußball gespielt.

Beelze: Na und? Wir haben "Revolution" gespielt. Entweder machst du mit oder nicht. Und meinst du, wir hätten nichts von der Bombe gewusst, mit der du uns in die Luft jagen wolltest?

Vladdi: Na und? Immerhin bin ich keine Petze.

Geufel: Ach Kinder, habt ihr verlernt, andere für euch zanken zu lassen? Ich habe hier einen wunderbaren Planeten gefunden mit einer prima Bevölkerung, die noch gar keinen Krieg kennt. Das wär doch sicher was für euch.

Lyllith: Die kenn ich schon. Die kennen nicht mal Moral. Wie soll man die denn aufeinander hetzen?

Geufel: Na dann bringt ihnen doch welche, dann könnt ihr im nächsten Schritt einen netten kleinen Weltkrieg anzetteln.

Beelze: Papperlapapp, das ist doof. Wenn die umfallen, stehen sie gar nicht mehr auf. Was ist das denn für ein Gegner, der beim ersten Tod gleich aufgibt? Ich spiele lieber mit den Sackgesichtern hier. Die kannst du köpfen, verbrennen, erschlagen, erschießen, aufspießen, ertränken, erdrosseln, erwürgen und unter Starkstrom setzen, dann gehen sie kurz petzen und spielen danach weiter. Diese Spezies von Dumpfbacken auf euren Planeten taugen doch zu gar nichts. Verstehe ich auch nicht, in den Filmen sterben die doch auch dauernd und wenn du zurückspulst, sind sie wieder da. Das kann doch nicht so schwer sein. Oder bei Quake, da geht das doch auch. Was stellen die sich denn so an, wenn man richtig mit ihnen spielt?

Geufel: Herrje, ich hätte euch vielleicht doch zu irgendwas erziehen sollen. Oder wenigstens das Entenleben erklären.

Lyllith: Oder mal da sein. Die ersten drei Jahre hast du Vladdi, Lucif und mich zur Bundeswehr geschickt. Was sollten wir denn da wohl lernen?

Geufel: Ich? Euch geschickt? Wie kommst du denn darauf? Ihr wolltet dahin, weil euch das Morsen so viel Spaß gemacht hat.

Lucif (greift sich an den Kopf): Morsen, morden, Hauptsache irgendwas mit Flecktarn. Ihr wart einfach immer zu beschäftigt. Kaum hattest du irgendwas total kaputt gemacht, musste Todd sich durch dein Gefieder wühlen. Das wird ziemlich schnell erst langweilig und dann eklig.

Geufel: Toddy?

Todd: Hm?!

Geufel: Pubertieren die wirklich schon? Das ist doch erst der vierundzwanzigste Opener.

Todd: Kann sein. Muss ich was tun?

Lucif: Himmel, neiin! Du doch nicht! Dir fällt bestimmt sonst ein Strahl aus der Feder. Nicht auszudenken!

Hades: Ist mal gut jetzt, oder? Werden wir erwachsen!

Lucif: Aha. Konkrete Vorschläge?

Hades: Planet. Volk. Keine Moral. Also?

Lyllith: Okay, lass und eine Orgie starten. Geben wir ihnen die Erste Weltorgie.

Hades, Beelze, Vladdi und Lucif: Okeeeh!

Geufel: Hach, sie kommen doch nach uns.

 
kre

Nach dem Putsch am Maidan wurde das Minsker Abkommen geschlossen, begleitet von Russland, Deutschland und Frankreich. Später sagte Merkel dazu, was Hollande wiederum bestätigte:

"Und das Minsker Abkommen 2014 war der Versuch, der Ukraine Zeit zu geben." Beide machten deutlich, dass weder Frankreich noch Deutschland (und schon gar nicht die USA, die deren Außenpolitik und die Regierungsarbeit der Ukraine bestimmten) die Absicht verfolgten, dass es auch umgesetzt würde. In dieser Zeit wurden vor allem die Milizen der ukrainischen Faschisten von US-'Militärberatern' zu den schlagkräftigsten Einheiten des dortigen Militärs ausgebildet.

Der völkerrechtlich verbindliche Vertrag wurde dementsprechend von Kiew in keinem Detail umgesetzt. Dessen Inhalte sind es, die Russland bei dem Friedensverhandlungen in Istanbul 2022 erneut eingefordert und zu den Zielen der SMO gemacht hat. Inzwischen reicht Russland das nicht mehr, denn durch die aggressive Politik der US-Neocons und der führenden EU-Staaten hat es keinerlei Vertrauen mehr in diese. Den Schutz der russischen Bevölkerung des Donbas und die Sicherung seiner Grenzen kann es nur noch durch militärische Stärke durchsetzen.

Konkrete Bedrohungslage

Dies, zumal 2019 die RAND-Corporation den Plan entworfen hat, (damals noch völlig unbegründet) Russland durch Sanktionen, einen Konflikt in der Ukraine und weitere äußere Einflüsse zu stressen, zu schwächen und möglichst einen Regime Change herbeizuführen. Radikalere Kräfte des US-Ukrainischen Konglomerats um die US-Neocons würden Russland sogar gern in Kleinstaaten zerschlagen.

Vor diesem Hintergrund musste zunächst der Donbas befreit und das ukrainische Militär trotz NATO-Unterstützung kampfunfähig gemacht werden. Die Demilitarisierung muss abgeschlossen und die Regierung vom maßgeblichen Einfluss der Faschisten befreit werden. Um zu verhindern, dass die Aggression der NATO Russland weiterhin bedroht, muss die Ukraine kurzfristig vollständig unter russischer Kontrolle stehen.

Sollte es darüber hinaus nicht gelingen, international kontrollierte Abkommen über die Stationierung von Truppen und Waffen der NATO an Russlands Grenzen zu verhindern, werden weitere Operationen wie die Kontrolle des Baltikums nötig werden. Die NATO ist ein extrem aggressives feindliches Militärbündnis, dem nur militärisch Einhalt geboten werden kann.

 
de

Quelle: Pixabay

Vorab einmal ein notwendiger Fußtritt in die "Wikipedia", der ich täglich mehrere verpassen könnte. Es passt nicht nur ins Thema, dass dieses Machwerk eines vorgeblichen "Online-Lexikons" wohl die häufigste Referenz für Leute ist, die etwas vermeintlich wissen wollen – einschließlich derjenigen, die ein LLM fragen, um sich die Einbildung statistisch herbeihalluzinieren zu lassen.

Es ist längst alles unerträglich, was dort zu Schlagwörtern zu finden ist, deren Hintergrund sich irgendwie politisieren lässt. Souverän aber schaffen sie es dort auch, kompletten Stuss zu diesbezüglich neutralen Themen abzukippen. Zitat heute: "Kant lieferte in dem Text seine bis heute klassische Definition der Aufklärung." Und morgen ist die dann nicht mehr klassisch oder was?

No Way Out

Kommen wir zur Sache: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit", meint der Mann aus Kaliningrad, was jeden Protestanten oder Flagellanten aufjauchzen lässt. Schuld! Ich bin schuld, ich Wurm! Aufklärung ist demnach eine Art Sühne. Wer es deutscher kann, werfe das erste Buch!

Es ist aber ja dennoch etwas überlegenswertes an dem Satz, nämlich der Rest, der Ausweg aus der Unmündigkeit. Was auch immer einen mündigen Menschen ausmachen mag, einen irgendwie souveränen – der Weg liegt vermeintlich in Wissen, Vernunft und der erfolgreichen Anwendung von beidem. Was aber, oh finstere Wahrheit, wenn gerade das zu einer ganz anderen Erkenntnis führt?

Was nämlich, wenn es keinen Ausweg gibt? Wenn das gar mit quasi zunehmender Aufklärung immer deutlicher wird? Wenn die Fesseln des Seins, das immer schon das Bewusstsein bestimmt hat, sicht- und spürbar werden? Wenn deutlich wird, dass in dem Käfig, den sich die Spezies durch den Kapitalismus hat schmieden lassen, keine Mündigkeit, keine Souveränität, keine Freiheit und am Ende nicht einmal Überleben möglich ist?

Die Welt als Nutzererlebnis

Die Möglichkeit, dass das Spiel aus sein könnte, ist in keinem idealistischen und daher auch keinem politischen Konzept vorgesehen. Sie Sozen beten immer noch für den Richtigen am Ruder, die Konservativen möchten sich in ihren betuchten Familien am liebsten vom Pöbel, der sie nährt, endgültig isolieren und das atlantische Gesocks unter dem Befehl der Neocons "muss gewinnen", Krieg um Krieg, Schlacht um Schlacht, bis ans Ende der Zeit.

Früher war mehr Paradies. Das Ende der Geschichte war in jeder modernen Erzählung glorreich, und was haben wir jetzt? Ist da irgendwer, der mal die verdammten Augen aufmacht und hinguckt? Wir leben auf dem Plattencover der Band Supertramp. Krise? Welche Krise? Wir müssen nur uns und vor allem die Anderen besser aufklären. Dann scheint die Sonn' ohn' Unterlass. Ja sicher.

 
pn

Das Identität stiftende Moment der Moral ist in überschaubaren Gruppen oder solchen, bei denen die Identität Basis und Ziel der Gemeinschaft darstellt (Fußballfans, Parteigänger, Nationalisten u.ä.) tragend und unverzichtbar. Im Satz "Wir sind die Guten" gerinnt die Identität von Moral und Gruppe, von wir vs. sie und gut vs. böse. Dies ist aus Sicht jeder identitären Gruppe alternativlos.

Im Zusammenhang mit vorzeitlichen Clanstrukturen war diese Haltung zum Überleben notwendig wie Flucht- und Aggressionstriebe. In modernen Massengesellschaften ist dieser Ansatz aber ersichtlich unterkomplex, sprichwörtlich unzivilisiert und entsprechend schlicht dumm. Dennoch bricht sich diese Struktur immer wieder Bahn, nicht eben bloß in Spielveranstaltungen wie Fußball, sondern auch und gerade in internationalen Kriegen und der sie begleitenden Kriegspropaganda.

Sand in den Kopf

Ein enormes Maß an Dummheit ist dabei erforderlich, die völlige Ignoranz gegenüber dem latenten Wissen aller darum, dass die andere Seite sich gar nicht unterscheidet, sondern ein Spiegelbild der eigenen ist. Das wurde zur Genüge aufgearbeitet, es gibt haufenweise Literatur darüber, wie dies funktioniert und welche Strategien dabei wann von wem eingesetzt wurden, aber sobald es opportun erscheint, erweist sich nach wie vor die plumpeste Lüge über die Bosheit des Feindes und seiner finsteren Absichten als geeignetes Mittel, die Reihen der Folgsamen zu schließen.

Besonders erbärmlich dabei ist, dass die angeblich der Aufklärung dienstbaren Massenmedien sich stets in den Dienst der Propaganda stellen. Nach dem Vietnamkrieg hat auch und gerade im sogenannten 'Westen' eine Wende dahin stattgefunden, dass auf Seiten der Kriegspartei die öffentliche Kommunikation zu Propagandazwecken professionalisiert wurde und gleichzeitig die Bereitschaft zur Kritik durch private Medien abgenommen hat.

Todesspirale

Diese wurden regulär "eingebettet", durch Angebote zur Kooperation von Seiten der Verteidigungsministerien und anderer Regierungsstellen, durch den Drehtüreffekt zwischen Medien und Regierungen und ein weit verzweigtes Netz aus Mauschelei und Hinterzimmerjournalismus. Die soziologische Verengung der verantwortlichen Mitarbeiter in Medien und Politik auf einen Teil der Mittelschicht tut ein Übriges.

Die Zustimmung zu den Entscheidungen der Regierung muss kaum mehr erwirkt werden; sie besteht schon in der Identität derer, die den Zugang zu den entsprechenden Funktionen haben. Das Abweichen von der großen Linie, die von beinahe allen Politik- und Medienschaffenden geteilt wird, ist so aufwendig und riskant, dass es kaum je stattfindet, und die Meisten, die es dennoch tun, werden zügig aus dem System ausgeschieden. In dieser Verengung besteht eine weitere strukturelle Verdummung, die sich permanent selbst reproduziert.

p.s.: Kollege Mersmann hat heute Ähnliches.

 
pn

Es ist die Zeit des Größenwahns. Aktuell erlebt vor allem ein Triumvirat von Versagern sein Kiew, bestehend aus den unbeliebtesten Staats- und Regierungschefs ihrer Länder: Macron, Starmer und Merz. Allen ist gemein, dass ihre Bevölkerungen ihnen nicht vertrauen, ihnen nichts zutrauen, was dem Volk nützt, und sie sicher nie wieder gewählt werden.

Nachdem sich Macron bereits durch ständiges Aufblasen seiner unbeeindruckenden Person heute für dies und morgen für das Gegenteil lächerlich gemacht hatte, trat ihm Kier Starmer zur Seite, der völlig desorientiert, ideenlos, in völliger Verkennung seiner Rolle sowie der Großbritannien durch die Landschaft marodiert und eigentlich nur einen Freund hat: Selenski. Dabei ist zu befürchten, dass er sich selbst darüber noch furchtbar irrt.


Hold My Beer

Nun ist also auch Merz dabei, der Ersatz für Armin Laschet, der einer Koalition vorsteht, welche von einem Viertel der Wählerschaft ins Amt gehievt wurde. Aber schon das "Vorstehen" ist ihm nicht gelungen, dafür nämlich das Kunststück, als erster Versager in der Geschichte der BRD von einer satten Mehrheit nicht zum Kanzler gewählt zu werden. Dies gelang im zweiten Anlauf, immer noch verweigerten ihm mehrere die Gefolgschaft, aber durch viel Drohen und Mauscheln haben seine Handlanger den Job für ihn erledigt.

Wie reagiert er darauf – und auf den Niedergang der Bedeutung Deutschlands durch den Verzicht auf Außenpolitik und Diplomatie sowie einen fortwährenden wirtschaftlichen Suizidversuch? Er bläst sich auf und meint: "Unter meiner Führung wird die Debatte um Waffenlieferungen aus der Öffentlichkeit herausgenommen."

Schon bei "unter meiner Führung" schmiss der Prätorianer seinen Speer in die Ecke und brach lachend zusammen. Was führt er denn, der Fritz? Ersichtlich nicht 'seine' Koalition. Die Regierung? Ich halte dagegen. Europa? Ein Bündnis gegen Russland? Jetzt liegen wohl selbst die Ko-Versager auf dem Boden und halten sich die Bäuche vor Belustigung.

So lustig ist Faschismus

Derweil macht er keinen Hehl daraus, dass ihm der autoritäre Staat, in den sich Deutschland allmählich gewandelt hat, nicht schnell genug vorankommt. Der Regierungschef wird nämlich als Führer ab sofort darüber befinden, worüber in der "Öffentlichkeit" geredet wird. Der Wille zählt, vielleicht wird die massenmedial staatstragende Mischpoke dem sogar folgen. Ist da aber irgendwer, dem auch auffällt, wie sich hier einer zum sprichwörtlichen Diktator aufschwingt? Man muss hoffen, dass der Mann so lächerlich endet, wie er ist.

Diese ganzen Scheinriesen halten sich für umso größer, je weiter sie sich von der Realität entfernen. Janz kolossal jroße Männer! Flankiert wird das Elend durch die EU-Außenbeauftragte für Russenhass, Kaja Kallas. Die droht Russland mit einem "Tribunal", das irgendwie aus Europa kommen soll und auf die sichere Mehrheit der Kriegspartei EU baut. Das wird Russland dann auf Grundlage von nichts und Westwerten zu ewigem Jubiläum verbannen. Bis dahin wird dieses Europa nach anderen Aussagen derselben Freaks zwar ohnehin zu Russland gehören, aber das einen Widerspruch zu nennen, wäre Logik, und die ist unmoralisch.

 
pn

Eine interessante Betrachtung hat die Konrad-Adenauer-Stiftung da veröffentlicht. [via] Insbesondere mit Fokus auf die AfD kommt sie zu einem allgemeinen Befund, der deutlich entspannter klingt als die Schlüsse, die man daraus ziehen muss:

"In Anbetracht der tiefgreifenden Verunsicherung und Unzufriedenheit, die das politische Klima im Herbst 2023 in Deutschland kennzeichnen, stehen die politischen Parteien vor der zentralen Aufgabe, das erschütterte Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Der Pessimismus und die Resignation, die sich über alle Wählergruppen hinweg abzeichnen, sind nicht bloß als Reaktion auf bestimmte Ereignisse zu verstehen, sondern vielmehr als Symptome eines generellen Misstrauens gegenüber der Problemlösungskompetenzen der politischen Verantwortlichen."

Unfähigkeit als Chance

Nun greift auch dieses Ankratzen der Oberfläche viel zu kurz. Selbst, wenn man die ökonomische Situation, die Krise des Weltkapitalismus, zunächst außen vor lässt, ist schon in politischen Kategorien das Fokussieren auf Personen der Holzweg. Als seien "politische Verantwortliche" aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihres Charakters oder ihrer Kompetenzen fähig, ein politisches Problem zu lösen.

Durchaus muss man ja konzedieren, dass die Auswahl des Personals oder der Charaktermasken ein aufreizendes Maß an Inkompetenz auf allen Ebenen präsentiert. Dass man da aber Leute in Ämter hievt, denen man nicht zutraut, allein einkaufen zu gehen, lenkt doch eher von den Grundproblemen ab, als dass es etwas mit den Ursachen zu tun hat.

Die jahrzehntelange Ignoranz gegenüber jeder tiefer gehenden Analyse hat vielmehr dazu geführt, dass sich nur mehr Personal findet, welches jener Hybris verfällt, die es ihm unmöglich macht, die eigene Inkompetenz zu erkennen, und kompetenteres abschreckt, das die Unmöglichkeit lösungsorientierten Handelns unter den gegebenen Umständen erkennt.

Höhere Wesen

So endet jedes verkrustete System, das nur mehr reaktionär oder restaurativ 'Lösungen' anbietet, an die es selbst nicht glaubt, die aber gut klingen, weil sie in besseren Zeiten vielleicht funktioniert haben – als liege in den Ideen von vorgestern eine Magie, die man wiederbeleben könnte. Entsprechend wird das auch nur mehr lamentiert, aber irgendwie kommt man nie recht dazu, es auch zu tun.

Jede einzelne Partei geht so vor und die meisten sind sich darin einig, dass man lieber andere, höhere Instanzen entscheiden lässt, um sich selbst nicht im Spot der eigenen Inkompetenz verantworten zu müssen. Deshalb betreiben sie eine Kriegspolitik, die Befehlen folgt, welche längst nicht mehr gelten. Das Ganze verbinden sie dann noch mit einem Führungsanspruch. Begriffe wie "Farce" oder "Groteske" versagen angesichts des Befunds. Wir brauchen wohl eher etwas aus der Psychiatrie.

 
pn

Abb.: Dummköpfe beim "Ballern"

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich als Vierjähriger beschloss, mich zu bilden und klug zu werden. Es war ein prinzipieller Beschluss, da ich ein verantwortungsvolles Leben führen wollte. Viele Altersgenossen haben sich da lieber einen schlanken Fuß gemacht und andere für sich denken lassen. Als wissbegieriger und lernbereiter junger Mensch habe ich mich selbstverständlich über meine sogenannte "soziale Herkunft" hinweggesetzt. Ich brauchte und wollte keine halbgaren Ausreden, um lieber den kleinen Dummen zu spielen und mich verwöhnen zu lassen.

Letzteres war in meiner Generation schon bei vielen Kindern so und wurde danach zusehends schlimmer. Heute wissen Kinder aus Haushalten, deren Eltern nichts taugen, dass sie sich ebenfalls kein Stück anstrengen müssen, weil die Statistik ihnen alle Argumente an die Hand gibt, sich hängen zu lassen, keinen oder nur einen niedrigen Schulabschluss zu machen und auf die Entwicklung von Kompetenzen gänzlich zu verzichten.

Wie das System sie belohnt

Für diese Lebensentscheidung werden sie auch noch belohnt, indem sie mit Fett und Zucker gefüttert werden, sodass sie obendrein die besten Gründe haben, ihren körperlichen Verfall noch durch Bewegungsmangel zu optimieren.

Was an dieser Klientel auffällt, ist, dass sie nicht einmal versucht, irgendwie besser zu wirken oder von der Gesellschaft ernst genommen zu werden. Sie sind nichts mehr, werden nichts mehr und wollen auch nichts mehr sein. Ihr Versagen tragen sie noch wie einen Pokal vor sich her, lassen sich von Nützlichen Idioten als Opfer darstellen und kompensieren ihre mangelnde Äußerungsfähigkeit durch Gewalt.

Es ist aber nicht die Statistik, die den Menschen macht, es ist sein Wille. Ich weiß es ja selbst am besten, habe ich doch völlig aus einer Kraft meinen Geist gestaltet und meinen Körper gestählt, mich durch Zielstrebigkeit und stets waches Bewusstsein zu einem hochintelligenten sensiblen Menschen entwickelt. Ich gestehe niemandem zu, sich auf seiner Dummheit auszuruhen. Sie sind selbst schuld. Man sollte ihnen jede Form der Hilfe verweigern.

Nächste Seite »