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Unsere Freunde von der RAND-Corporation haben ein Interview mit einem ihrer Denkpanzerfahrer veröffentlicht, das wie immer tief blicken lässt. Diese Leute verharren in ihrem mechanistischen Weltbild und betrachten Geopolitik in militärischen Kategorien, sprichwörtlich als ein Spiel, in dem man sich stets die beste Ausgangsposition sichern und im Großen die Regeln vorgeben muss.

"Wargaming" heißen dabei Planspiele, in denen sie Konflikte simulieren und sich dabei anschauen, wo sie womöglich auf nicht vorhergesehene Ereignisse reagieren und wie sie am besten das eigene Militär den Anpassungen der Feinde anpassen. Nicht überraschend ist der Ukrainekrieg dafür ein schönes Freiluftexperiment.

Interessant ist aber vor allem die Denkweise, die sich da eröffnet. Das beginnt damit, dass der Feind stets als "Aggressor" gedacht wird, obwohl die Beispiele für US-Kampfeinsätze, die David Ochmanek nennen kann, allesamt aus Konflikten stammen, in denen die USA Angriffskriege geführt haben.

Kriegsspiele

Und selbst die Szenarien, die ihm sonst einfallen, sind zumindest zweifelhaft, wie in dem der "Bedrohung der NATO im Baltikum". Was will die denn da, wenn sie nicht bedroht werden möchte? Wer rüstet dort gerade auf? Wer bedroht also wen? Völlig eindeutig ist derweil die "Bedrohung der Partner in Taiwan". Are you kidding me?

Selbst die USA betrachten, wie fast alle anderen Staaten der Erde auch, Taiwan als Teil der Volksrepublik China. Die US "verteidigen" dort völkerrechtlich also ungefragt China gegen sich selbst. Jeder Depp weiß hingegen, dass die USA dort faktisch eine Sezession betreiben und ein souveränes Land für den Fall bedrohen, dass es wirksame Maßnahmen dagegen trifft.

Ochmanek stellt fest, dass der Rest der Welt inzwischen kooperiert, und zwar ohne die USA zu fragen, ob sie das dürfen. Dies wiederum betrachtet er als Verstärkung der Bedrohung. Es gilt also nach wie vor, obwohl er richtig feststellt, dass der Wertewesten aktuell (und vermutlich auch für alle Zukunft) nicht mehr unangefochten ist, jede Abweichung von der Hegemonie der NATO als "Bedrohung" zu labeln.

Finale Vorwärtsverteidigung

Diese abzuwehren, egal wie, ist demnach Verteidigung, was den Feind wiederum automatisch zum Aggressor macht. Da man den in aller Regel nicht mehr beliebig in die Wehrlosigkeit bomben kann, soll die Lösung künftig darin liegen, schneller reagieren zu können, die Vorwarnzeit jeglicher Kriegshandlungen also zu verkürzen.

Leute wie Ochmanek sind dabei offenbar wirklich so dämlich, dass ihnen jede Vorstellung dafür fehlt, die NATO könne ihrerseits als Bedrohung betrachtet werden, womit das Potential beschleunigter Eskalationen zwangsläufig in weitere Kriege führen muss. Das sind die Experten, auf denen die Neocons ihre Geostrategie stützen.