Januar 2023


 
ds

Quelle: Ludwig Binder Haus der Geschichte

Wenn man verstehen will, wie es zur heillosen Erosion der Kultur in Politik und Journalismus kommen konnte, muss man sich anschauen, woher das Personal rekrutiert wird. Wie hier schon lange Thema, ist es eine Blase der Mittelschicht, aus der dann noch gefiltert wird, wer in den herrschenden Mainstream passt, bzw. wem der entsprechende Schliff gegeben wird.

Die alten und mächtige Lobbys, hier vor allem Organisationen wie INSM und Atlantikbrücke e.V., nehmen sich derer an, die sich für entsprechende Karrieren entschieden haben und aussichtsreich erscheinen. Ich will hier aber darauf hinaus, welcher Typus das ist, der sich dafür engagiert.

Pseudolinke Aktivisten

Vor allem im Habitus der Grünen erkennt man den ehemaliger Hochschulaktivisten. Dort hat sich gezeigt, wie tief die parlamentarische Demokratie in den Köpfen verankert ist, nämlich gar nicht. Die Beteiligung der Studentenschaft an studentischer Politik ist nahe Null, die Wahlbeteiligung zum Studentenparlament in der Regel einstellig. Bei den Aktivisten sind pseudolinke Eiferer und konservative Parteisoldaten unter sich.

Man hält sich gleichwohl für irre wichtig und arbeitet mit allen ideologischen Mitteln, die Weltverbesserern zur Verfügung stehen, einschließlich der moralischen Attitüde, als Rächer und Schützer der Randgruppen immer im Recht zu sein. Schwule, Lesben, Migranten sind unantastbar schützenswert, ebenso Frauen. In dieser Atmosphäre und mit diesen Prioritäten entstehen politische Karrieren. Interessanterweise sind es hier die Rechten, vor allem der RCDS, deren Charme darin besteht, immer dagegen zu sein.

Der Umgang mit den Entscheidungsstrukturen ist professionell, abgezockt, bar des Respekts vor jedem demokratischen Ansatz. Tagesordnungen und Abstimmungsmodalitäten werden so lange manipuliert, bis das gewünschte Ergebnis vorliegt. Hier gewinnt nicht einmal die Mehrheit der winzigen Minderheit, die sich beteiligt, sondern diejenigen, die den Zirkus am besten dirigieren können.

Establishment

Es versucht überhaupt niemand, irgendwen zu überzeugen, zumal im Zweifelsfall ja Aktionsformen zur Verfügung stehen, die insgesamt mit dem Prinzip Niederbrüllen adäquat zusammengefasst sind. Dabei kriegen die Pseudolinken immer genügend Fußtruppen zusammen, während die Rechten erst gar keine Basis haben. Diese üben hier Geduld im Bewusstsein ihrer höheren Herkunft.

Aus einst studentischer Rebellion hat sich längst ein weiteres Mittelschichts-Establishment gebildet, dessen sprichwörtliche Ignoranz, einhergehend mit ideologischer Überhöhung, die aktuell tätigen Charaktere des politischen Betriebs hervorgebracht hat. Dass hier strunzdumme grüne Eiferer in sämtlichen Ämtern wie die Panzer durch die Reste politischer Kultur marodieren, ist also kein Zufall, und solange die Essenz dieser überengagierten Blase den Betrieb dominiert, ist keine Änderung in Sicht.

 

Für Frieden auf der Erden
aus höherer Moral
da muss geholfen werden
mit Pulver Blei und Stahl

Wo alle auf sich schießen
gibts immer einen Wicht
aus konzentriertem Bösen
und besser gäbs den nicht

Drum müssen alle Guten
stets Seit an Seit marschiern
und nämlichen Desputen
zurechtens füsiliern.

Wo käme man auch hin sonst
könnt jeder Diktateur
das Falsche falsch beherrschen
und morgen gar noch mehr

Sie wärn ja nicht zu stoppen
bis bald die ganze Welt
und umliegende Ortschaft
zu ihrem Reiche zählt

Doch kann man jetzt ja gar nicht
mal eben gutes Blut
an solchen Schuft verschwenden
das wäre auch nicht gut

Was macht man also weise
auf clevere und schlaus
schickt Waffen auf die Reise
und lässt die Jungs zuhaus

Bald donnern sie und dröhnen
und zeigen ihren Nutz
im Blute ferner Freunde
zu ihrem besten Schutz

Wenn dabei noch die Kassen
froh klingeln im Geläut
dann macht der Kampf der Klassen
der rechten Klasse Freud

Greta Leo 2023

 
ds

Hollywood ist überall, aktuell vor allem in der Ukraine, wo der Führer und Präsident den Schwarzen Ritter eingeladen hat. Der verkündete prompt ein Unentschieden an der – jetzt offiziell auch im deutschen Staatsfunk so genannten – "Ostfront".

Offensive? Welche Offensive? Wie jetzt, der Russe kommt? Seit einem Jahr gewinnen Wir, und plötzlich steht es, kaum ist die Front im Donbas kollabiert, unentschieden, woraufhin der Russe uns zu negativen Geländewinnen inspiriert. Dessen Propaganda sickert allmählich in die Westmedien ein. Wie konnte das passieren, wo Wir doch praktisch schon die Krim erobert hatten, und zwar zurück. Genau wie damals. Zurück konnten Wir besonders gut.

Endsiege zu Unentschieden

Aber jetzt ist Feierabend, jetzt schicken Wir nämlich die endgültige Wunderwaffe, Unseren Leopard Zwo. Der ist so schwer, dass er keine Straße und kaum eine Schiene benutzen kann an Unserer Ostfront, aber solange wir ihn nur theoretisch schicken, haben wir auf jeden Fall auch theoretisch gewonnen und der Russe soll mal von Glück reden!

Sonst wäre es ihm ergangen wie der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche unter der Herrschaft der Orthodoxen Kirche der Ukraine. Nein, das ist kein abgestandener Witz. Also das mit den Kirchen jetzt. Zweitere ist die demokratische, von Gnaden Kiews und Asows. Und Gottes, wie sich wohl versteht.

Kurzer Prozess

Zum Schluss noch, nein, nicht das Wetter, meine Übersetzung der Hetze eines Defaitisten, der gemeinsam mit Putin auf dem Scheiterhaufen Europas gerichtet werden wird. Führende Minister und Funktionäre haben das Urteil über den Diktator bereits gesprochen, jetzt braucht es nur noch ein Kasperletheater, an dem der Prozess aufgeführt werden kann.

Aber das Eine, in dem ich mir sicher bin, ist: Wie viel Material man auch immer in die Ukraine schickt, es wird das Ergebnis nicht ändern. So wie die Unmengen an westlichen Waffen, die nach Südvietnam und Afghanistan geschickt wurden, das Ergebnis dieser Kriege nicht verändert haben. Es hat massive Zerstörungen und enorme Massen an Leben gekostet, aber es hat das Ergebnis der Konflikte nicht verändert
.

 
ds

Wollen wir leben oder profitieren? Alle relevanten Probleme, von der Erderwärmung bis hin zu regionalen Krisen, sind unlösbar, weil sie dem Vorrang des Profits zum Opfer fallen. In diesem Blog gibt es daher die Kategorie "Kollateralschaden", die Hinweise gibt auf 'Nebenwirkungen', die selbstverständlich hingenommen werden, weil man sich keine Alternative vorstellen kann.

Sozialdemokraten aller Färbungen setzen noch immer auf Strategien wie Steuern oder staatliche Maßnahmen, ohne dabei die kapitalistische Basis verlassen zu wollen. Damit nehmen sie keineswegs eine neutrale Position ein, sondern stellen sich entschieden auf die Seite des Kapitals, dessen Existenz und damit Dominanz nicht angezweifelt wird. Daher ist die Sozialdemokratie auch keine Arbeiterpartei, sondern eine Kapitalpartei und ihr vermeintlicher wiederholter Verrat nur die Konsequenz ihres Konzepts.

Wie oft noch?

Der vorgebliche Versuch, das Kapital zu bändigen, scheitert empirisch nicht nur im Alltag jedes einzelnen Staates an den jeweiligen Kapitalinteressen. Er scheitert auch daran, dass kein einziger Staat der Welt, zumal Europas, bislang aus dem kapitalistischen Zwang ausgestiegen ist. Das ist kein Zufall, denn es ist schon theoretisch unmöglich. Update: Gemeint ist damit der Zwang, den das Kapital entfaltet, nicht die Möglichkeit, den Kapitalismus zu überwinden.

In Europa gibt es nicht einmal die Freiheit, sich dem Weltwirtschaftskrieg in seiner heißen Variante gegen Russland zu entziehen, obwohl die Bevölkerung Europas das trotz andauernder Propaganda mit überwältigender Mehrheit will. Das Konzept einer Volksvertretung ist ebenso ersichtlich gescheitert wie andere Versuche, Demokratie durch Stellvertretung zu organisieren.

Keine Frage

Wenn also überhaupt Entscheidungen nach Vernunft oder auch nur Willen möglich sein sollen, muss der Kapitalismus überwunden werden, was nichts anderes als eine Revolution wäre. Wer also Veränderung denken will, muss Revolution diskutieren. Die Frage ist nicht ob, sondern wie. Dabei bedeutet Revolution eben nicht, wie von Märchenerzählern gern suggeriert, dass wütende Mobs durch die Straßen ziehen und Kapitalisten aufhängen.

Der Mob hat nur immer gewütet, weil längst gescheiterte Versuche – kapitalistische wie feudale – lange nach ihrem Scheitern noch von einer kleinen Herrscherkaste gegen die große Mehrheit mit Gewalt verteidigt wurden. Revolution war nie ein Akt der Gewalt, sondern immer einer der unausweichlichen Gegengewalt.

 
ds

Todd und Geufel sitzen wie jeden Freitag mit den Kleinen am Ufer des Flusses und schauen Leichen beim Vorbeitreiben zu. Geufel hat Neuigkeiten:

Die haben eine Superidee da unten. Ehe das Gemetzel in dem einen Lalaland noch aus Versehen zu Ende geht, fangen sie ein neues an.

Warum tun sie so?

Weil sie von Horden völlig durchgeknallter eisenharter Cracksüchteln dazu angeleitet werden, die sich aus Spaß mit Kneifzange und Lötkolben am Gebimse rummachen.

Woher weißt du das?

Von einem befreundeten Geheimdienst.

Ist das der mit den demokratischen Todesschwadronen?

Ja richtig, das sind die geläuterten Faschisten, die jetzt nicht mehr auf den Führer schwören, sondern auf … das Vaterland.

Das beruhigt mich.

Ungemein, ja, das wäre ja schlimm sonst.

Und sonst?

Auch Schlimm.

Wie schlimm?

Ziemlich schlimm. Ich sag mal so: Ich habe da eventuell aus Versehen ein bisschen in der Physik herumgepfuscht.

Das ist doch mein Job.

Im Prinzip ja, aber ich dachte, wenn ich gerade mal sowieso was Politisches mache, dann kann ich damit ja auch ein bisschen experimentieren.

Und hast was? Einen Atomkrieg angezettelt?

Hm, so ähnlich.

Also etwas nicht gar so Explosives?

Hm, kann ich nicht wirklich sagen …

Jetzt spann mich nicht auf die Folter. Ich bin doch keiner von denen.

Also, ich habe gesagt: „Ihr könnt alle frei sein“.

Na und?

Na, sie haben es geglaubt.

Na und? Machen die doch immer, die Exemplare dieser Montagsspezies.

Nein, nicht die. Ich hab das … den Teilchen gesagt.

Ich hoffe, du meinst Gebäck.

Nope. Ich sagte es den Nukleonen und Leptonen. Und jetzt haben wir da so ein klitzeskleines Problem mit der Ordnung im Universum.

Ach, und was gedenkst du dagegen zu tun?

Ähm … ich fürchte, das überschreitet meine Kompetenz.

Oh, prima. Und wann wärst du wohl damit zu mir gekommen?

Könnest du denn?

Vermutlich. Die Kinder können dabei auch mal helfen. Könnte ein netter Familienspaß werden.

Könnte?

Könnte. Ich muss mir mal überlegen, ob ich das überhaupt will.

Ich geh dann erstmal baden.

Gute Idee, aber lass den Dreizack draußen, sonst kippst du ja dauernd um.

Ja ja. Hack nur auf mir rum!

p.s.: (Lyllith, Luzif und Vladdi, unisono):
Nak naaknak naak nak naaknak! Nak naaknak naak nak naaknak!

 
ds

Vor 15 Jahren zündelte die NATO gerade an Russlands Grenze, damals war Georgien der Testballon. Im Unterschied zum aktuellen unprovozierten Angriffskrieg haben die Russen damals nicht lange gefackelt und den Brand gelöscht, ehe er so richtig in Fahrt kam.

Dabei haben sie ganz nebenbei die These ad absurdum geführt, sie wollten irgendwas wegen Reichsgründung annektieren. Oder gehört Georgien heute zu Russland? Nein, dazu musste die NATO hunderttausende Soldaten von ihrem Nützlichen Idioten Selenski opfern lassen, damit Russland diese Konsequenz zog, um die ukrainischen Russen vor dem nun NATO-geförderten Völkermord zu bewahren.

Freunde des Westens

2008: Die Bush-Administration versucht, mit olivgrünen Hilfsgütern “Vertrauen zu schaffen“, meint der “Focus”. Dass dahinter eine weitere irrwitzige Provokation der kalten Krieger aus der Bush-Truppe steckt, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Hätten die Russen Humor, würden sie Kuba fix hochrüsten und sie animieren, in Puerto Rico einzumarschieren. Kost’ ja nix. Sicher hätten die westlichen Medien vollstes Verständnis dafür und würden eine Intervention der USA als brutalen Akt der Aggression brandmarken.

Derweil deutet sich eine Lösung des Georgien-Problems an. Saakaschwili verzichtet auf Abchasien und Südossetien, dafür bekommt sein stolzes Land einen neuen Namen und wird US-Bundesstaat. Georgewia ist damit automatisch in der NATO – und endlich sicher vor den russischen Kriegstreibern.

Schon damals wurde Russland mit einer NATO-Mitgliedschaft eines benachbarten Aggressors gedroht, fröhlich Gegenteiltag gespielt und die große Propagandatrommel gerührt. Georgien war dann wohl doch eine Nummer zu klein und Saakaschwili ein paar Umdrehungen zu irre. Die Fortsetzung gab es bekanntlich ab 2014 in der Ukraine.

 
ds

Die kapitalistische Gesellschaft ist ein einziges Paradoxon. Das liegt nicht zuletzt an der bürgerlichen Ideenwelt, die den gleichnamigen Staat hat entstehen lassen. Die idealistischen Vorstellungen des Bürgertums waren nicht nur falsch – was sich auch aus dem historischen Stand des Wissens ergibt – sie hatten vor allem nicht einmal die blasseste Idee, welches Monster sie mit dem Kapitalismus losgelassen haben.

Die Dynamik, die dieser entfaltet, hat spätestens Marx erkannt, aber damit fällt auch schon das Signalwort: spät, wie in "zu spät". Marx hat erkannt, dass man ihn nur überwinden und nicht zähmen kann, dass es nicht ein bisschen Kapitalismus gibt, sondern eben ganz oder gar nicht. Seitdem erkennen Generationen von Sozialdemokraten nicht den Grund ihres Scheiterns und sogenannte Liberale erzählen Märchen, mit deren Hilfe sie ihre Herrschaft sichern.

Kann man nix machen

Auch und gerade in den Subsystemen kann man das große Paradoxon erkennen, das zwischen Systemzwang und der Illusion von Individualität: Wir setzen Systeme auf, in denen niemand mehr persönlich verantwortlich gemacht werden kann, während aber das Rechtssystem genau darauf beruht. Der Kalauer "das ist Software, da kann man nichts machen" steht prototypisch dafür, aber im Grunde ist schon jeder Arbeitsprozess beispielhaft dafür.

Es gibt einen Rahmen, in dem jeder weiß, was er zu tun hat, es gibt ein Produkt oder eine Dienstleistung, für die gearbeitet wird, verschiedene Menschen interpretieren auf verschiedene Art und Weise ihre Aufgabe. Es gibt grobe Stellenbeschreibungen, ab und an eine Anweisung und Meetings, in denen an der Oberfläche das eine oder andere abgestimmt wird. Im Grunde hat aber niemand wirklich Verantwortung für seinen Bereich, und die Abläufe wurden in der Regel von Menschen geplant, die längst nicht mehr vor Ort sind.

Menschen werden für Tätigkeiten bezahlt oder unter der Drohung, nicht bezahlt zu werden, gezwungen, sie werden psychisch und physisch unter Druck gesetzt, manipuliert und durch Bedingungen eingeschränkt. Bestes Beispiel für die Perversion dieser Erkenntnisse ist die sog. "Eigenverantwortung", als hätte Arbeitslose einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie viele von ihnen beschäftigt werden.

Deine Schuld

Entweder verhindern wir also die Eigendynamik von System oder wir passen das Rechtssystem an. Wie kann man Einzelne rechtlich verantwortlich machen, wenn ihr Handlungsrahmen sie extrem einengt, während man aber den Handlungsrahmen nicht beeinflusst, ja, ihn kaum je berücksichtigt?

Stattdessen besorgen unsere Ideologen die Illusion der individuellen Verantwortung, finden immer wen, der (selbst) schuld ist und verteidigen das System gegen jede Vernunft. Das ist eine durchweg religiöse Weltsicht, und zwar wieder die protestantische, die eben Gottgefälligkeit im einzelnen Christenmenschen verortet. Wüster Geisterglaube.

 
ds

Quelle: Pixabay

Die sogenannte "Zeitenwende" ist nichts anderes als ein Religionskrieg des protestantischen Kapitalismus gegen den Rest der Welt. Es finden sich hier alle Aspekte eines Glaubenskriegs. Auf der einen Seite steht der alte Hegemon, der westliche Kapitalismus. Er ist somit das reaktionäre Element, im Gegensatz zur Zeit seiner Entstehung. Er ist aber durch seine ideologische Dichte gleichzeitig ein Hort des Eifers und des Fanatismus.

Im letzten großen Glaubenskrieg, 1618-1648, bot die aufkeimende Renaissance die Möglichkeit, dass sich hinter den fanatischen Kämpfen der Mythologen eine neue Rationalität entwickelte. Diese floss erst 200 Jahre später auch in Gesellschafts- und Staatskonzepte ein – um weitere 200 Jahre später mit der Dekadenz des Imperiums wieder zu zerfallen. Wo einst rational argumentiert wurde, zumal in den Parlamenten, herrschen wieder Fanatismus, Kriegsgeschrei und Clanwesen.

Fanatismus, Aggression

Das Feindbild ist wie in jedem Glaubenskrieg das Fremde, Andere. Dieses qualifiziert sich heute durch zwei Merkmale: Es organisiert sich nicht neoliberal-bürgerlich, vor allem aber steht es dem westlichen Kapital nicht zur Verfügung. Es verweigert sich den Strukturen von IWF, G7, EU und USA oder wurde als gefährliche Konkurrenz davon ausgeschlossen. Schlimmstenfalls wendet es sich vom Dollar ab.

An dieser Stelle steht dem Westen ein rationaler Diskurs nicht zur Verfügung, weil er sonst seinen ökonomischen Kern als einzig relevantes Kriterium für seine Politik und Geostrategie offenbaren müsste. Sein innerer Halt, die ideologische Beherrschung seiner Bürger, schließt das aber aus. Die Zwänge im Westen sind unsichtbar, weil sie den Einzelnen selbst auferlegt werden. Der Zwang ist so verinnerlicht oder monetarisiert, dass es keines ausdrücklichen Befehls bedarf. Wo aber Autorität noch sichtbar wird – bei der globalen Konkurrenz – wird das als Unfreiheit und 'Diktatur' markiert, die es zu bekämpfen gelte.

Während sich der Westen so immer fanatischer (und militanter) ideologisiert, haben die vermeintlichen Diktaturen im Rest der Welt gelernt, wie man lebt, leben lässt und kooperiert. Da die Restwelt von den alten Kolonialmächten inzwischen wirtschaftlich unabhängig wird, bleibt dem Westen nur mehr die Aggression oder der Niedergang. Dass Aggression das Mittel der Wahl ist, hängt auch mit der Zerstörung des Rationalen Diskurses zusammen und damit, dass der religiöse Kern nie überwunden wurde. Das bleibt noch immer eine große Aufgabe.