Juni 2025
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politik[42] Comments 11. Jun 2025 12:45

Dass er solche Mittel hatte, die das von ihm gegen Russen und Juden geführte 'Reich' in den Stand versetzte, den Weltkrieg zu entfachen, konnte Hitler kaum selbst gewusst haben. Eher ahnten das schon die Sponsoren der Nazis, die Kapitäne der deutschen Industrie. Was die an Rüstungsproduktion rausgehauen haben, wurde damals nur von den USA im gleichen Maße erreicht.
Ganze Produktionsstädte wurden aus dem Boden gestampft, vor allem die "Stadt des KdF-Wagens", heute Wolfsburg, und die "Reichswerke Hermann Göring", heute Salzgitter. Krupp, Thyssen, Hösch, die Ruhrkohle, IG Farben, Degussa und wie die Traditionsunternehmen nicht alle heißen, nutzten die in Deutschland reichlich vorhandenen Ressourcen zur Kohle- Stahl- und Munitionsproduktion. Während des Krieges wurden weitere erbeutet, u.a. im Donbas.
Derselbe Traum
Heute wird derselbe Traum wieder geträumt. Den Krieg gegen Russland "gewinnen" und das Land "ruinieren" wollen sie alle, nicht nur das Plappermädchen. Merz, Pistorius, ihre allzu begeisterten Claqueure und Kriegshetzer sowie die beinahe gesamte Gefolgschaft wollen mehr als alles aufbringen, um Deutschland wieder zur "Führungsmacht" und "stärksten Militärmacht in Europa" machen. Da freut sich Europa aber. Und der Rest der Welt erst!
Wo ist der Unterschied? Wille? Check. Feindbild? Check. Einsatz aller Mittel? Check. Fähigkeit, Ressourcen, Know How? Aua. Dass sie dieses Projekt so angehen, ist bereits ein deutlicher Hinweis auf das fehlende Know How aka Inkompetenz. Sie können nicht nur nicht rechnen, sie wissen nicht einmal, dass das dazugehört.
Zudem der Geldfetisch: Die lautesten Flachpfeifen und Trommelschläger des Kapitalismus sind gern diejenigen, die ihn am wenigsten kapiert haben. Geld erfüllt keine Wünsche, egal, wie viel man davon hat. Es fehlt in Deutschland (und Europa) an allem. Zudem steigen die Preise für all das, was man kaufen will, exponentiell, je mehr man davon auf den Tisch legt.
Was fehlt
Man kann nicht mal eben Kompetenz, Material und Produktionsstätten kaufen. Man kann vor allem nicht überholen ohne einzuholen, schon gar nicht die Entwicklung einer Konkurrenz, die meilenweit vorn ist, über alle Ressourcen verfügt und ihrerseits nicht stillsteht.
Ja, der Wille ist da. Während der aktuelle Welthitler über Hyperschallwaffen und das größte Nukleararsenal der Welt verfügt, möchte Fritzchen aus Brilon auch mal so ein großes Ding haben. Größenwahn? Check. Wenn sie könnten, wie sie wollen, wären wir längst wieder so weit. Können sie aber nicht.

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kunstlyriklamauk[36] Comments 08. Jun 2025 13:38

In meiner Heimatstadt gab es eine Straße, recht zentral gelegen, in der gearbeitet wurde. Die Fahrbahndecke wurde erneuert. Dann wurden Kabel verlegt. Kaum war das fertig, wurden die Schienen erneuert. Eine neue Fahrbahndecke war also fällig.
Die Kanalisation musste saniert werden. Dann neue Fahrbahndecke. Wasserleitungen. Fahrbahndecke. Noch mehr Kabel. Fahrbahndecke. Nach zehn Jahren war kaum mehr ein Laden dort, dafür hatte sich ein Verein ehemaliger Anwohner gegründet.
Eine besondere Ressource
Ich zog dann in eine andere Stadt, und hier geht es auch immer gut vorwärts. Kaum eine Woche ohne Baustelle. Zuletzt Glasfaserkabel. Kurz darauf verzweifeltes Schrauben an den Verteilerkästen. Alles wieder aufreißen, da war wohl was schiefgegangen. Deutschland normal. Zwei Dinge können wir perfekt: Baustellen und Pfusch an denselben.
Na und? Man kann mit jeder Ressource arbeiten. In Wendezeiten der Kriegstucht der End-win-win. Wer sich einmal Luftbilder der Ostukraine von 2020 anschaut, wird dort hunderte Kilometer feiner Linien entdecken. Da haben unsere Brüder von Asow, Aidar, Svoboda und Co gezeigt, wie es geht: Einfach mal offen lassen, die Gruben.
Baustellen zu Schützengräben! Gerade an der Ruhr eine weitere Synergie: Unter Tage und blauem Himmel – gleichzeitig. Da kann erst mal jeder reinwerfen, was er für nötig hält, und wenn dann unprovoziert der Russe kommt, sind wir bereit. Millionen Arbeitsplätze im Ballungsgebiet, Spaten schultern, schon mal üben, den ersetzen wir später durch die Knabü.
In Stadt und Land
Ein weiteres Konjunkturprogramm für die Mittelgebirge komplettiert das Konzept: Die malerischen Burgruinen an der Mosel etwa können durch aktivierte Geförderte wieder aufgebaut und militärisch genutzt werden. Das haben sie dunnemals ja auch geschafft, die Steinquader da hochzurollen. Wer essen will, wird da nicht nein sagen können.
Man muss also nicht immer alles düster sehen im Land der Bauarbeiter. Wohlan, frischauf, Arbeit adelt! Für die Fleißigsten und Besten gibt es Ende des Monats sogar ein Stück Butter und ein Ei. Zukunft. Aufschwung. Führungsmacht.

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moral ,
politik[67] Comments 04. Jun 2025 14:36

Über Schuld wurde viel geschrieben und diskutiert. Im Zusammenhang mit Moral ist sie der Dreh- und Angelpunkt sozialer Beziehungen, auf denen Moral aufsetzt. Schuld ist vor allem ein archaisches Machtverhältnis. In jemandes Schuld zu stehen, wird heute zumeist als Folge einer Handlung gesehen, eine Art Pflicht zur Wiedergutmachung. Das ist aber schon eine mehr oder minder moderne Abstraktion eines simplen, u.a. feudalen Machtverhältnisses.
Die Pflicht gegenüber einer Person oder Institution, dem Fürsten etwa, ist ursprünglich nicht abhängig von eigenen Taten. Das Vergehen in diesem Kontext besteht schon in jeder Form des Aufbegehrens oder auch nur Anzweifelns des Machtverhältnisses. Jemand macht sich mithin schuldig, indem er das Grundverhältnis seiner Schuld nicht anerkennt.
Schuldgefühle, das 'schlechte Gewissen', Erröten und Ähnliches, werden oft als unmittelbar mit Schuld korrespondierende Phänomene betrachtet, quasi als Beweis für die Existenz von Schuld. Schon allein aber, dass Peinlichkeiten aller Art sensibleren Menschen mehr zu schaffen machen als die übelsten Ränkespiele dem routinierten Intriganten, ist ein deutlicher Hinweis darauf, das der Atavismus keinen Zugang zur Wirklichkeit hat.
Tragende Säule
Hier reagieren Menschen mit Reflexen aus fernster evolutionärer Vorzeit auf Situationen, in denen jene ganz nutzlos sind. Schuld ist in der Moderne nur mehr eine durch religiöse Vorläufer überlieferte Konstruktion ohne Realitätsgehalt. Erst als Angriffsfläche für das Management der Macht wird sie wieder zu einem relevanten Phänomen.
Wer nicht schuldig ist, kann nicht auf die damit verbundene komplexe Weise beherrscht werden. Einen Schaden kann man oft nicht wiedergutmachen, worin die moralische Abhängigkeit im Machtverhältnis besteht. Das vermeintliche Opfer wird in der moralischen Hierarchie über den Täter gestellt wie generell die mit höherem Status über die mit niedrigerem. Das kann kompliziert werden, wenn sich Erstere an zweiteren schuldig machen.
Damit das nicht zu kompliziert wird, hat sich die Struktur der Klassenjustiz etabliert, ohne die eine auf Moral basierende Hierarchie nicht aufrecht zu erhalten wäre. Insofern ist Klassenjustiz eine tragende Säule in einer solchen Gesellschaft, zumal im Kapitalismus.
