September 2022


 
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Gestern erst meldete die Tagesschau, dass die Verwaltung und Finanzierung der Arbeitslosen in Deutschland, insbesondere der Langzeitarbeitslosen, kurzfristig reformiert wurde. Eine großangelegte Studie habe ergeben, dass Arbeitslose immer unmotivierter würden, und man habe wirksame Maßnahmen gefunden, um sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Heute kam dann dieses Schreiben:

Sehr geehrte*r Kund*in,

Sie sind seit mehr als einem Jahr ohne Erwerbsbeschäftigung. Wir bedauern dies sehr und wollen Ihnen deshalb ein Hilfspaket anbieten, das Sie wieder in die Gesellschaft der nützlichen Bundesbürger*innen eingliedern wird. Wenn Sie sich kooperativ zeigen, werden Ihnen weiterhin Leistungen zugebilligt, um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie müssen dazu nicht einmal mehr einkaufen.

Folgende Maßnahmen sind für Sie persönlich vorgesehen:

Sie werden sich täglich, montags bis samstags, jeweils um 05:30 Uhr bei Ihrem Amt für Arbeitshilfen melden. Dies können Sie telefonisch erledigen, es sei denn, Sie erhalten die Aufforderung zum persönlichen Erscheinen. Seien Sie pünktlich, verspätete Meldungen gelten als nicht erledigt.

Um Ihren Unterhalt zu gewährleisten, erstatten wir Ihnen und Ihren Vermieter*innen die Kaltmiete, WohnungsnNebenkosten, Heizung bis zu 17° und Strom bis zu 70 kWh/Woche.
Ihr Nahrungsversorgung erfolgt durch Ihr Amt für Arbeitshilfen. Die Basis ist vegan, lactose- und glutenfrei. Als Getränk steht Mineralwasser zur Verfügung. Die Speisen und Getränke sind nach einem festen Zeitplan einzunehmen.
Alkohol, Tabak und andere Drogen sind strikt untersagt und werden selbstverständlich nicht zur Verfügung gestellt.

Sie können jederzeit ein Upgrade der Leistungen erwirken, indem Sie kooperieren und im Rahmen des Programms "Fördern und Fordern" Leistungen Ihrerseits erbringen. Im Anhang werden Ihnen dazu konkrete Angebote unterbreitet.

Im Anhang las ich dann Folgendes:

Arbeitsvorschlag Social-Media-Contenter*in

Sie erstellen Inhalte für Social Media wie Facebook, Twitter, Instagram oder die Portale großer Medien. Ihnen werden konkrete Formulierungen an die Hand gegeben, die Sie dabei verwenden. Ihre Leistung wird nach einem Punktesystem von qualifizierten Mitarbeiter*innen bewertet. Je nach Bewertung erhalten Sie Vergünstigungen. Besonders erfolgreiche Contenter*innen erhalten Vergütung bis zu einem vollen Tariflohn und ggf. eine Festanstellung.

Sie werden dabei von Faktenchecker*innen und unseren Partner*innen in Redaktionen der großen Medienhäuser, insb. der Rundfunkanstalten, begleitet.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg

Ihr Amt für Arbeitshilfen

Mein erstes Thema lautet: "Systematische Vergewaltigungen von Frauen und Kindern durch den iranischen Staat". Ich solle mich bei diesem Angebot informieren.

 
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Nettes Zitat: "Ich wiederhole: Ich kann da kein Mitgefühl empfinden! Das Volk hat dieses Schicksal selbst gewählt! Wir haben das deutsche Volk ja nicht gezwungen. Es hat uns selbst beauftragt. Jetzt wird ihnen eben das Hälschen durchgeschnitten." So weit, so treffend wie fiktiv.

Derzeit ist außerdem wieder das geflügelte Wort "Jede Bevölkerung in einer parlamentarischen Demokratie hat die Regierung, die sie verdient" in aller Munde, was mir nicht zusagt, da es suggeriert, eine "Bevölkerung" habe einen maßgeblichen Einfluss auf jene Demokratie. Wenn die aber nur so heißt und die Herrschaft eben ihrem Volk nur aus der Ferne zuwinkt, kann man das nicht durchgehen lassen. Nun kann man noch sagen, nur eine revolutionäre Bevölkerung habe eine Demokratie verdient, damit kommt man aber auch nicht allzu weit.

Deutschlands Besatzer

Ich will aber zwei Schritte zurückgehen und zunächst einmal hinnehmen, dass es – in Europa und insbesondere Deutschland – Parlamente und Regierungen gibt, die in einem System verschachtelter Vertretungsvertretungen und steiler Hierarchien dafür sorgen, dass die Interessen einer Bevölkerung dort nicht ankommen. Die werden bestenfalls ganz unten wahrgenommen, während ganz oben andere direkt und wirkungsvoll eingespeist werden.

Dann muss man obendrein noch zur Kenntnis nehmen, dass – es wurde hier mehrfach angesprochen – es offenbar eine Fernbedienung gibt, die dazu führt, dass deutsche Politiker keine deutschen Interessen, sondern ersichtlich die der USA umsetzen. Sind wir ein besetztes Land?

Im Grunde ja, denn die herrschenden Verhältnisse ergeben sich noch immer aus dem Zweiten Weltkrieg. So einfach ist es dann aber auch wieder nicht. Eine besondere Rolle werden die Geheimdienste, einschließlich der CIA, spielen, die bei ihrer Gründung von den Erfahrungen der Gestapo und der SS viel gelernt haben. Das ist aber ein sehr eigenes Thema.

Muss der Leser nicht wissen

Was hingegen erkennbar ist, sind die ganzen Think Tanks, Adabei-Grüppchen, Vereinigungen und ("Young Leaders"-) Förderprogramme, mit denen die US-Politik die BRD durchzogen, beeinflusst und korrumpiert hat. Die Filter funktionieren hervorragend, und fast jeder einzelne Politiker mit Entscheidungsgewalt oder Zugang zu Massenmedien wird von diesen Strukturen geprägt.

Die Narrative der Rechten, der Sprallos und der Mitte(!) setzen auf vereinfachende, verkürzte Modelle politischen Einflusses. Hier sind es immer Mächtige, Eliten und deren (geheime) Absprachen, die politische Entscheidungen hervorbringen. Daher werden die Rechten auch mit ihrem Besatzungsmodell auftrumpfen, das die Mitte ebenso triumphal zurückweisen wird.

Es bedarf klügerer und komplexerer Modelle, um wirklich zu erfassen, warum und wie geschieht, was geschieht. Dazu gehört ganz selbstverständlich und vor allem, dass geostrategische Interessen und daraus folgende Handlungen nicht auf persönliche Motive reduziert werden. Und genau deshalb redet in den Massenmedien jeder nur noch von Putin und Selenski. Das Volk muss eben dumm gehalten werden.

 
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Es ist nicht nur fällig, sondern schlicht notwendig, den Antiamerikanismus auf ein neues Level zu hieven. Es geht dabei gar nicht um politische Wertungen, sondern um das nackte Überleben. Die bis vor Kurzem einzige Weltmacht, ökonomisch wie militärisch führend, droht die Welt lieber anzuzünden als einen Schritt zurückzutreten und auf ihren imperialen Anspruch zu verzichten.

Es ist schwierig, sich mit Analysen zwischen den Propagandafronten und Verschwörungstheorien, die dieser Zeit blühen, einzuordnen, einerseits. Da anderseits aber längst alles, was von einer massenmedialen Einheitsmeinung abweicht, von dieser als korrupt (ausgerechnet!) und "Verschwörungstheorie" (unabhängig vom Inhalt) etikettiert wird, kann man das getrost ignorieren.

Fußtruppen im Wirtschaftskrieg

Es sind im entsetzlichen Gegenteil der Propaganda weder Putin noch Bosheit, die den Ukrainekrieg entfesselt haben, sondern das Kalkül amerikanischer Think Tanks und ihrer ausführenden Politik. Die NATO-Strukturen sind dabei vor allem politisch ungeahnt dicht und stabil. Europas politische Elite vertritt fast einhellig amerikanische Interessen und handelt gegen die Interessen der eigenen Bevölkerungen und des regionalen Kapitals.

Während China und Russland ihre Interessen inzwischen eng koordinieren und dabei auf ihre Tradition langfristig orientierter Diplomatie setzen, lässt sich Europa dazu verleiten, seine Herrenmenschenignoranz zur Isolierung seiner selbst in Stellung zu bringen. Der Rest der Welt wird vom Wertewesten gedemütigt, beleidigt und geschädigt, wenn er sich dem Willen des Imperiums nicht beugt. Gerade Deutschland geht dabei den Weg des wirtschaftlichen Suizids.

Die Beziehungen zu Russland, über Jahrzehnte geprägt durch absolut verlässliche Geschäftspartnerschaft, waren die Basis der deutschen Wirtschaftskraft. Günstige Energie sorgte für die Produktion hochwertiger Produkte und Maschinen. Auf Befehl Washingtons haben die Lakaien, allen voran die eifernden Grünen, diese Basis zerstört und verbrannte Erde hinterlassen.

Redeverbot

In anderen Ländern Europas sieht es nicht besser aus. Willige Dilettanten, über Jahrzehnte gezüchtet und degeneriert, dienen treu dem alten Reich, das längst zerfällt. Als aussichtsreiche Alternativen dazu bieten sich nur nationalistische Parteien an. Das Establishment vor allem in den bislang reicheren Staaten ist komplett in der Hand atlantischer Strukturen, steht also unter dem Kommando der USA.

Die vornehmste Aufgabe der deutschen und europäischen Politik, sollte sie sich je von dieser Krise erholen können, ist die Ablösung von den USA und ihrer NATO, um ganz Europa in souveräne diplomatische Beziehungen zu überführen. China, Russland, Indien und andere machen es gerade in guter bürgerlicher Tradition vor: Respekt und Interessenausgleich als Basis für friedliche Partnerschaften – in diesem Fall sogar mit 'unterentwickelten' Staaten.

Derweil lässt sich NATO-Europa verbieten, mit anderen auch nur zu sprechen. Allein der Befehlston wird gehört und gepflegt. Was anderes soll dabei herausspringen als Krieg bis hin zum Weltbrand?

 
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Der 27. Februar 2022 ist ein historischer Tag. Beinahe das gesamte Personal, diejenigen, die sich für die Vertreter und damit die Gesamtvertretung des deutschen Volkes halten, applaudierten stehend einem aggressiven und ausgewiesenen Faschisten, Andrij Melnyk. Der Grund wird bagatellisiert, indem er in die Propaganda des Wertewestens eingewirkt wird. Das machen wir halt so. Wir bejubeln Nazis, wenn sie die Feinde unserer Feinde sind. Und wenn wir sie bejubeln, sind sie keine Nazis.

Dass Politik längst so verkommen ist, entweder das Offensichtliche zu leugnen oder aufreizend zu fragen, ob man das hätte wissen müssen, ist ein weiteres Symptom. Es ist nicht zu leugnen, Bundestagsabgeordnete haben das gefälligst zu wissen, und zwar alle. Es macht keinen Unterschied. Man applaudiert nicht zufällig einem Faschisten, der offen Nazis verherrlicht und einer Regierung angehört, die jahrelang Nazis auf Zivilisten schießen lässt.

Darf nicht, kann nicht

Für die amerikanischen Hintermänner sind das alles Petitessen. Ihre Propaganda spielt mit solchen Details; es ist nachgerade ein Lackmustest, zu beobachten, ob die Vasallen diese Schwelle auch widerstandslos überschreiten. Die Ukronazis wie ASOV, Ajdar, Pravyj Sektor, Donbass, C14 und andere werden von der NATO-Presse einfach zu normalen Soldaten einer demokratischen Armee erklärt, weil einige von ihnen seit Jahren dem Innenministerium unterstehen. Die daraus logisch folgenden Schlüsse bleiben selbstredend aus.

Nazis, die über und über mit Nazitattoos geschmückt sind, Nazis verehren und – wörtlich – "russische Untermenschen" abknallen, sind allein deshalb keine Nazis, weil Putin sie als Nazis bezeichnet. Da können sie noch so viele ihrer eigenen Landsleute aus rassistischen Gründen foltern und ermorden, das sind eigentlich gute Leute. Sonst würde Putin ja nicht darauf beharren, dass sie künftig daran gehindert werden, weiterhin Russischstämmige zu töten. Denn was Putin sagt, ist automatisch gelogen.

Die strunzdumme Propaganda des Wertewestens wertet Äußerungen wie diese hier als Putinismus und Feindseligkeit, allein schon, weil sie ihr widersprechen. Dabei ist niemand für Putin, für den Krieg oder auch nur gegen die NATO, der in dieser Frage einfach sagt, was ist: dass ukrainische Nazis mit Lust ukrainische Russen töten. Dennoch darf nicht sein, was nicht in deren Kriegspropaganda passt. Es darf nicht sein, dass das deutsche Parlament am 27. Februar 2022 stehend einem Nazi applaudiert hat. Das war demnach auch nur Solidarität.

 Guten Abend, zu Wasser und in der Luft sind heute Nacht amerikanische, deutsche und andere europäische Verbündete unterwegs nach Estland, um die russischen Verbände zurückzuschlagen, die sich dort ähnlich wie vor einigen Jahren auf der Krim festgesetzt haben.

Claus Kleber

 
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Ein ganz wichtiger Satz für die Opposition, vor allem die außerparlamentarische:
"Wenn Kundgebungen von Extremisten, Querdenkern und Verfassungsfeinden gekapert werden, nehmen wir das nicht hin."
Wir müssen uns, wenn wir ernst genommen werden wollen, von allen Querdenkern, Rechten und Spinnern scharf abgrenzen. Es darf kein Zweifel aufkommen, dass wir rational, sachlich und innerhalb des demokratischen Spektrums denken, handeln und reden. Nur so bleiben wir ein Teil der Gesellschaft, innerhalb derer wir unsere Ziele erreichen wollen.

Wenn also jemand etwa das Wort "Impfung", das Wort "Revolution" oder das Wort "national" im Munde führt oder, noch schlimmer, es auf ein Transparent schreibt, ist das nicht mehr unsere Demo. Distanzieren ist überhaupt das Wichtigste an der ganzen Sache. Wer sich nicht klug distanziert, macht sich unabstreitbar verdächtig und wer verdächtig ist, wird von einem verfassten Staat mit seinem Gewaltmonopol zwangsläufig verfolgt.

Wir sind das seriöse Volk

Immer wieder wird auch das große Wort "Meinungsfreiheit" im Munde geführt, wo es nicht hingehört. Unsinn ist Unsinn, was falsch ist, ist falsch, und das muss man nicht immer und überall sagen dürfen. Wenn der Staat und seine obersten Repräsentanten das ausdrücklich nicht hinnehmen, dann gibt es keinen Grund, das zu verteidigen, wenn es eben falsch ist.

Kritik an der Regierung muss sachlich sein, in angemessenem Tonfall vorgetragen und inhaltlich richtig. Mehr noch: Es gibt im Strafgesetzbuch längst Regelungen, die zu beachten sind, wenn man Demokrat bleiben will. In mehreren Gesetzen werden Handlungen und Äußerungen "in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören", unter Strafe gestellt. Solche Handlungen werden gemeinhin mit Volksverhetzung in Verbindung gebracht. Diese ist nicht zufällig Sport bei Querdenkern und Rechtsextremisten.

Wir sollten uns also nicht künstlich aufregen, wenn vor allem Demonstrationen, aber auch Äußerungen sogenannter "Meinungen" durch die Behörden unterbunden werden. Es ist am Ende nur zu unserem eigenen Besten, damit ganz deutlich wird, dass wir seriöse und wirksame Kritik im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit äußern wollen. Wir wollen uns nicht mit Halunken und Idioten gemein machen. Ein Volk, dass sich politisch disqualifiziert, muss sich ansonsten nicht wundern, wenn es von seinen Vertretern ignoriert wird.

 
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Dass der Wirtschaftskrieg von Bob Habeck ausdrücklich so genannt wird, ist zunächst ein weiteres Highlight seiner Unfähigkeit, durchbricht es doch die teuer aufgefahrene PR des Wertewestens. Nun, wer lesen kann, weiß das eh schon länger und erkennt, dass die Vorteile der aktuellen Phase bei den USA liegen, während selbst Russland noch wesentlich besser dasteht als Westeuropa. Nicht zu vergessen das erste Opfer der NATO und ihres treuen Vasallenregimes: die Ukraine.

In Deutschland geht der Wirtschaftskrieg längst in die Form der Kriegswirtschaft über, die den Übergang vom Endkapitalismus in seine Verfallsform markiert, gemeinhin eine Variante des Faschismus. Eine kleine Schicht politischer Günstlinge hat es dabei noch gut, das Gros der Bevölkerung blutet ökonomisch aus, und produziert wird zunehmend auf Pump in der Rüstungsindustrie.

Dienende Führer

Besonders absurd, dass diesmal obendrein nicht einmal die eigene vornehmlich profitiert, sondern die Milliarden in die USA fließen, von denen ohne ersichtlichen Nutzen Flugzeuge gekauft werden, die nichts verteidigen und selbst zur Abschreckung kaum taugen. Das strunzdumme Wort von der "dienenden Führung" begeistert selbst alteingesessene Verschwörungstheoretiker: Die Befehle kommen aus dem Ausland und ein autoritäres Regime setzt sie im Inneren um – oder was soll dieser Stuss sonst bedeuten?

Am Rande besteht ein kondebiler Finanzmini darauf, eine sogenannte "Schuldenbremse" einzuhalten. Wie sollen denn dann die hunderte Milliarden finanziert werden, wenn nicht durch das Auswringen längst trockener Bürger? Nach der Explosion der Mieten, der Energiekosten und einer Gasumlage®, die direkt Profite erzeugen soll – ohne Gegenleistung – werden die Steuern der Privathaushalte also angehoben für einen Krieg. Dieser schadet allen Europäern und wurde von vornherein so geplant, dass er möglichst großen ökonomischen Schaden anrichtet.

Das alles wird mit der Begleitmusik einer infantilen Moral für alternativlos befunden – wegen des bösen Russen. Die Spitzen der PR-Abteilungen werden bestens bezahlt und ihre Fußtruppen halten am Leistungsmythos fest, der sie leistungsgerecht über die Probleme der anderen stellt. Sie produzieren nichts außer giftiger Propaganda und halten sich für die Elite der Menschheit. Da sie an allen strategisch wichtigen Stellen im System sitzen, ist Veränderung nahezu unmöglich. Dabei braucht es nur im absoluten Ausnahmefall einen Stiefeltritt. Es ist doch etwas besser geworden seit dem letzten Mal.

 
Nach einer längeren Pause wegen Stimmproblemen haben wir einmal etwas getan, was wir sonst methodisch vermeiden: uns ausgelassen, bewertet, gewogen und befunden. Das große Irrenhaus gibt reichlich Anlass zur Schmähkritik. Hat wenigstens die eine angemessene Qualität? Keine Ahnung.

Bitte hier entlang.

Viel Spaß!

 
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Quelle: Pixabay

Die Propaganda der Öffentlich-Rechtlichen Staatsmedien nimmt krude Züge an. Es wird nicht einmal versucht, die Sachlage so darzustellen, dass sie plausibel und seriös recherchiert erscheint; im Gegenteil: Selbst wenn man keine andere Informationsquelle zur Verfügung hat, erschließt sich aus den Texten – hier der 'Tagesschau' – dass sie einseitig, tendenziös und manipulierend sind. Zwei Beispiele aus den letzten Tagen:

"Was man da hört, ist verheerend" ist die schon in der Überschrift erkennbare Gerüchtberichterstattung von Andrea Beer, die sich "etwa 50 Kilometer nordöstlich vom Atomkraftwerk" befindet, um das es geht. Da das AKW unter russischer Kontrolle ist, sind ausschließlich russische oder von Russen kontrollierte Quellen Primärquellen. Die werden aber beiseite gewischt mit dem Argument:

"Von vor Ort sind wir auf rein russische Quellen angewiesen – und das sind die staatlichen Propaganda-Medien, insofern müssen wir das immer mit Vorsicht genießen." Das gilt für die Russen.

Eine Quelle, eine Meinung

Es ist Krieg. Die Parteien sind unseriöse Quellen, aber sie sind Quellen. Propaganda ist von beiden Seiten zu erwarten. Hier wird die eine aber pauschal neutralisiert und ausschließlich die andere herangezogen:

"Von ukrainischer Seite ist es so: Journalisten haben Kontakte zu Mitarbeitern im Atomkraftwerk."

Wie sie das hinkriegen, erfahren wir nicht. Wer die angeblichen Quellen sind, auch nicht. Was wir erfahren, ist, dass jemand (von der Tagesschau befragte Tagesschau-Mitarbeiterin) etwas hört (Gerüchte), von dem jemand (Journalisten) etwas von jemandem (AKW-Mitarbeiter) gehört hat. Mithin eine einzige 'Quelle' über mehrere Erzählinstanzen. Früher hätte man jemanden wie Frau Beer vor die Tür gesetzt und ihren 'Bericht' umgehend in die Rundablage befördert.

Heute wird ernsthaft auf dieser Nicht-Basis die ganz große Trommel gerührt:
"Was man da hört, ist verheerend. Sie sagen: Wir können nicht mehr auf die Straße, Leute verschwinden, wir werden gefoltert, wir werden geschlagen, wir werden mit Waffen bedroht im Atomkraftwerk. Erst gestern gab es noch weitere Vorwürfe eines Instituts in der Ukraine, dass sogar Frauen vergewaltigt würden." Gerüchte als klassische Greuelpropaganda. Beer selbst bestätigt dann noch, dass die Lage eigentlich "unklar" ist. Kein Grund für ein Minimum an Sorgfalt oder Zurückhaltung.

Keine Hemmungen

Nicht minder manipulativ das zweite Beispiel. Als ich es auf ihrem Monitor las, habe ich die für mich maßgebliche Person gefragt: "Soll man das jetzt ernsthaft anklicken, um zu erfahren, dass das die Amis oder die Briten erzählt haben?" Überschrift:

"Schwerwiegende Vorwürfe im UN-Sicherheitsrat gegen Russland"

Wer die Techniken der Propaganda kennt, muss hier vermuten, dass "im UN-Sicherheitsrat" vertextet wurde, um den Eindruck zu erwecken, es gebe Vorwürfe des Rates gegen Russland. Selbstverständlich war es aber die Propaganda der US-Botschafterin. Das ist ungefähr so, als würde ich bei einen Besuch im Reichstag flüstern, dass wir ab sofort im Krieg mit Kuba sind, und dann titeln: "Kriegserklärung an Kuba im deutschen Bundestag". Die Gruselstory der Tagesschau hebt dann so an:

"Das Wort allein erzeuge eine Gänsehaut, sagte US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield im UN-Sicherheitsrat: "Filterung". Ein Wort für eine Reihe von Gräueltaten, die sich gerade in Europa ereigneten und die an eine sehr dunkle Phase der Vergangenheit erinnerten: Das Wort kann nicht ansatzweise den Horror vermitteln, und die Verdorbenheit dieser vorsätzlichen Praxis."

Das Böse und die armen Kinder

Wir wissen, dass die USA die Lage so schildern, aber was hat das mit dem UN-Sicherheitsrat zu tun, dessen Mitglieder vermutlich mehrheitlich eine deutlich andere Sicht der Dinge haben? Im Einzelfall werden sie glatt das Gegenteil behaupten, wie es dort Usus ist. Weiter geht das Gerüchteln:

"Es gebe Schätzungen, nach denen das russische Militär seit seinem Einmarsch bis zu eineinhalb Millionen Menschen auf diese Weise aus ihrer Heimat vertrieben haben – darunter auch Kinder."

Selbstverständlich gibt es diese Schätzungen. Sie wurden ja bei der Tagesschau soeben geäußert, was brauchen wir da noch Quellen dafür? Und dann noch die Kinder. Arme kleine Wesen mit großen dunklen Augen. Extrem wichtig für Greuelpropaganda. Wir erfahren dann noch von weiteren Gerüchten über "Folterzellen" und "Blut wischen", ohne Belege, wieder aus einer einzigen 'Quelle' – aus der Propagandaabteilung der USA. So geht Qualitätsjournalismus heute. Antje Passenheim kann dann auch gehen und ich hätte gern meine Gebühren zurück.

 
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Wer bejubelt Anjatanja Borbeck und die anderen Sprechpuppen, die dem Begriff "Inkompetenz" eine ganz neue Dimension verliehen haben? Wer lässt sich von wem erzählen, das seien dufte Leute, die man am Ende auch noch wählen soll? Wie funktioniert solche Verdummung – abgesehen davon, dass dieses Virus ein weiteres Mittelschichtsphänomen ist?

Das ist zunächst die Generation Irgendwasmitmedien. Sie haben keinen, aber auch gar keinen Bezug zu der Substanz dessen, was Journalismus einmal erfolgreich dargestellt hat. Sie nennen sich ernsthaft "kritisch" und behängen sich mit einem Preis unter dem Motto: "sich nicht gemein machen mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; überall dabei sein, aber nirgendwo dazugehören" – indem sie sich schützend vor jeden Unsinn stellen, den ihre Regierung anstellt, und von Club zu Verein zu Verabredung jetten, um sich als gute Adabeis zu etablieren.

Mia san mia

Sie unterstellen Abweichlern "Desinformationskampagnen", wo sie längst keine Kampagnen mehr fahren, sondern ihr Meinungsgetröte zum Dauerzustand geworden ist. Sie führen mediale Schauprozesse auf, bei denen sie gemeinsam mit politischem Personal und befreundeten 'Experten' abweichende Ansichten niederbrüllen. Sie haben keine Ahnung, was Journalisten einmal gelernt und riskiert haben oder konnten, wähnen sich aber in deren Fußstapfen.

Bestes Beispiel: Obwohl einer der größten Zeitungsverlage selbst eine unkorrekte Übersetzung des skandalösen Auftritts der Außenmini veröffentlicht hatte, kursiert das Märchen einer russischen Desinformationskampagne. Kern der Sache: Nicht "ihre deutschen Wähler" seien ihr piepegal, sondern "die deutschen Wähler". Putin hat sofort erkannt, dass sie CDU- und AfD-Wähler ganz sicher besser behandelt hätte, und verbreitet jetzt Lügen über das arme Lenchen.

Niemand schämt sich für solchen Schwachsinn, im Gegenteil: Wer den Kaiser nackt nennt, wird zum Putintroll erklärt. So einfach ist es längst: Freund oder Feind, gut oder böse, Patriot oder Putinist. Wer von der gemeinsamen Sache abweicht, ist keiner von uns. Darauf einen Friedrich-der-Große-Preis!

Zwar werden wir immer noch mit der Erbärmlichkeit eines Storytellings genervt, das dem Leser erst hundert irrelevante Details im Stil eines Kitschromans an die Backe labert, bis man gar nicht mehr wissen will, worum es eigentlich geht, aber die neue Norm ist Personalisierung um jeden Preis. Wer ist der Größte? Warum wir wieder wer sind, ein Hurra auf Kanzler, Vizekanzler und den großen Vorsitzenden. Wer ist schuld? Warum Putin sich über tote Kinder freut.

Jekami

Niemand interessiert sich mehr für Inhalte. Parteiprogramme? Wahlprogramme? Wir liefern euch das Gegenteil dessen ab, was wir euch versprochen haben, und ihr bejubelt uns dafür. Warum? Der Anzug sitzt, schöne Pose unterm Eiffelturm, was die kann, kann ich auch. Identifikation. Froschperspektive, weiches Licht. Zweifel riechen nach Verrat. Härtere Maßnahmen, keinen Millimeter, null Toleranz. Held oder Schurke, Sieg oder Tod. Die Welt ist ein Hollywoodfilm.

Kritischerjournalismus® bedeutet, alles abzuledern, was am großen Konsens zweifelt. Politik wird wie eine Privatsache abgehandelt. Es menschelt. Sympathie, Treue, gegenseitige Anerkennung sind die Kriterien. Große Familie, starke Seilschaft. In den politischen Promis sehen Journalisten unbewusst dieselbe Unfähigkeit in derselben Hybris, die sie selbst auszeichnet, und reichen ihre Verzückung an die Leser aus ihrer Peergroup weiter. Es ist die beste aller Welten. Verbrannte Erde.

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