Distanzierung von Querdenkern
Posted by flatter under kunstlyriklamauk[19] Comments
15. Sep 2022 15:04
Ein ganz wichtiger Satz für die Opposition, vor allem die außerparlamentarische:
"Wenn Kundgebungen von Extremisten, Querdenkern und Verfassungsfeinden gekapert werden, nehmen wir das nicht hin."
Wir müssen uns, wenn wir ernst genommen werden wollen, von allen Querdenkern, Rechten und Spinnern scharf abgrenzen. Es darf kein Zweifel aufkommen, dass wir rational, sachlich und innerhalb des demokratischen Spektrums denken, handeln und reden. Nur so bleiben wir ein Teil der Gesellschaft, innerhalb derer wir unsere Ziele erreichen wollen.
Wenn also jemand etwa das Wort "Impfung", das Wort "Revolution" oder das Wort "national" im Munde führt oder, noch schlimmer, es auf ein Transparent schreibt, ist das nicht mehr unsere Demo. Distanzieren ist überhaupt das Wichtigste an der ganzen Sache. Wer sich nicht klug distanziert, macht sich unabstreitbar verdächtig und wer verdächtig ist, wird von einem verfassten Staat mit seinem Gewaltmonopol zwangsläufig verfolgt.
Wir sind das seriöse Volk
Immer wieder wird auch das große Wort "Meinungsfreiheit" im Munde geführt, wo es nicht hingehört. Unsinn ist Unsinn, was falsch ist, ist falsch, und das muss man nicht immer und überall sagen dürfen. Wenn der Staat und seine obersten Repräsentanten das ausdrücklich nicht hinnehmen, dann gibt es keinen Grund, das zu verteidigen, wenn es eben falsch ist.
Kritik an der Regierung muss sachlich sein, in angemessenem Tonfall vorgetragen und inhaltlich richtig. Mehr noch: Es gibt im Strafgesetzbuch längst Regelungen, die zu beachten sind, wenn man Demokrat bleiben will. In mehreren Gesetzen werden Handlungen und Äußerungen "in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören", unter Strafe gestellt. Solche Handlungen werden gemeinhin mit Volksverhetzung in Verbindung gebracht. Diese ist nicht zufällig Sport bei Querdenkern und Rechtsextremisten.
Wir sollten uns also nicht künstlich aufregen, wenn vor allem Demonstrationen, aber auch Äußerungen sogenannter "Meinungen" durch die Behörden unterbunden werden. Es ist am Ende nur zu unserem eigenen Besten, damit ganz deutlich wird, dass wir seriöse und wirksame Kritik im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit äußern wollen. Wir wollen uns nicht mit Halunken und Idioten gemein machen. Ein Volk, dass sich politisch disqualifiziert, muss sich ansonsten nicht wundern, wenn es von seinen Vertretern ignoriert wird.
September 15th, 2022 at 16:01
Dann flugs mal zwei antikapitalistische Aufrufe posten.
September 15th, 2022 at 16:21
Dass die Rechten da fischen, wo Unzufriedenheit wächst, unterscheidet sie vernünftigerweise nicht von den Linken. Das ist die Natur der Sache.
Aus jeden Unzufriedenen einen Linken oder Rechten basteln zu wollen, ist bestenfalls eigenwillig. Der gemeine Unzufriedene kommt nicht mit einer umfassenden politischen Theorie daher, sondern ist einfach mal Mensch.
Ja, natürlich macht der Staat sogar einen Meinungskorridor auf: eine neue Verfassung zu fordern, ist verfassungswidrig (kein Scherz) und damit illegal.
Wer zum Beispiel Kapitalismus abschaffen möchte und das öffentlich kundtut und damit um Unterstützer wirbt, macht sich strafbar.
Wer findet, dass man Räte einführen sollte, statt Parlamente mit freien Mandat, macht sich strafbar, wenn er das öffentlich bekundet.
Denn das alles sind Dinge, die in der Verfassung geregelt sind. Und das zu ändern ist verfassungswidrig. Wo steht das? In der Verfassung. Finden Sie die zyklische Abhängigkeit jetzt! Wer sie findet, darf 2x sich selbst an den Hintern fassen.
September 15th, 2022 at 16:58
Den Riem hatten wir auch lange nicht mehr:
"Schändlich ist es, wenn ein vermeintlicher Aufklärer gegen Monarchen
und ihre Diener öffentlich und ohne Delikatesse der Empfindung aufsteht,
und gehässig ihre Absichten schildern will. Selbst da, wo Irrthum bei dem
Fürsten und seinen Ministern Staat fände, da sagt die Aufklärung: Schone
den Menschen um des Königs willen, der er ist, seiner Majestät wegen, die
selbst im Tyrannen noch Achtung verdient, da die Gesetze und das öffent-
liche Wohl ihrer bedürften."
September 15th, 2022 at 19:26
Die implizite Fragestellung führt mich direkt hierhin: Ulrike Meinhof nach Ohnesorgs Tod 1968 & 1969 (yt, 1:29 Min.)
Du hast gute Argumente, bist aber kein Verlagseigentümer oder triffst dich regelmäßig mit Politikern und kannst Entscheidungen beeinflussen?
Pech gehabt.
Was die mögliche Radikalisierung heutiger Bewegungen angeht, wird z.B. hier von Leuten diskutiert, die zweifellos auf der Seite der Regierung sind: DZI-Talk "Wege der Radikalisierung – 1970er-Jahre und heute" u.a. mit Prof. Dr. Matthias Quent (yt, 1h)
Bitte keine Fragen, ich muss es mir selbst noch vollständig anhören. :-)
September 15th, 2022 at 23:50
@4 Sobald man das Wort "radikal" verwendet, will man ja schon delegitimieren. Das ist ja der Witz beim Meinungskorridor, den man aufbaut. Links ist das, was noch erwünscht ist, linksradikal das, was das System gefährdet.
In sofern kann ich nach nur 5 Minuten hören dieses Gesprächs nicht nachvollziehen, worin der Erkenntnisgewinn liegen soll dem noch länger zu folgen.
Da wird munter psychologisiert, Gewaltbereitschaft von Bürgern problematisiert und jede fundamentale Kritik delegitimiert.
Gegen den Klimawandel darf man sein. Gegen Armut darf man sein. Wenn man das analytisch umbricht, woher denn das kommt, ist das radikal. Nachdenken bitte nicht mehr, das ist Radikalisierung, Schilder hochhalten ja. Gewaltbereitschaft beim Staat ist gut, beim Bürger schlecht.
Der kapitalistische politische Prozess, der den Systemerhalt sichert, ist heilig und jede Verletzung radikal. Amen!
@Rainer: also was soll denn bitte dann DEINE Botschaft sein mit dem Link? Unsinn, bitte nicht schauen?
September 16th, 2022 at 11:37
@osch@d: MEINE Botschaft? Die Perspektive wechseln. So oft wie möglich.
Marco Buschmann verrät (unbeabsichtigt?), woher ein Teil der Probleme in der Welt kommt:
Heute ist der #TagderDemokratie. Demokratie ist keineswegs selbstverständlich. Ihre Feinde haben viele Gesichter. Gerade erleben wir, wie Putin die Ukraine daran hindern will, eine liberale Demokratie zu sein. Umso mehr sind wir gefragt, Demokratie und Freiheit zu verteidigen. (Tweet)
Die 'regelbasierte' also 'liberale' Weltordnung stülpen wir anderen über und wundern uns dann, wenn die sich bedroht fühlen?
Hört sich nicht besonders intelligent an.
September 16th, 2022 at 11:55
Wusst' ich's doch, dass der Putin die zwingt, alle anderen Parteien zu verbieten und Willkürrecht zu schaffen.
September 16th, 2022 at 11:59
Meanwhile in Baku.
September 16th, 2022 at 12:10
Ok, verstehe ich und danke für deinen Gedanken. Ich wollte nicht den Eindruck vermitteln, dass ich dich auf der falschen Seite vermute. Das habe ich schon mal in der Vergangenheit irgendwann mal getan. Nicht gut.
Ich verstehe aber nicht alle impliziten Gedanken hier im Forum. Es gibt wohl zuviele Stammkunden hier, die schon soviel Diskussionen hatten, dass allen sofort klar ist, was gemeint wäre.
September 16th, 2022 at 12:30
Das ist in der Tat ein Problem. Auch deshalb versuche ich immer zu erreichen, dass sich klare Aussagen auf klare Aussagen beziehen. Gelingt mir sicher auch selbst nicht immer.
p.s.: Das ist allerdings witzig nter diesem bewusst etwas kryptischen Opener ;-)
September 16th, 2022 at 13:05
@10 Danke für deine Nachsicht. :-)
@6 Ich habe übrigens dann mal gegurgelt, was in der Vortragsbeschreibung erwähnt war: "Designing Protest – Territories of Resistance"
Ich habe etwas völlig anderes gefunden, als ich gesucht habe, aber ich bin total froh, dass ich es gefunden habe. Und zwar gibt es natürlich viele Leute weltweit, die sich mit sozialen Protesten beschäftigen und zwar natürlich auch auf eine systematische Art und Weise. Das wusste ich schon mal, hab es aber wieder vergessen. Das möchte ich gerne in den nächsten Wochen mal verfolgen, ohne zu wissen, ob mir das nachher hilft.
Wie auch immer, hier die Seite, die die Suchmaschine auswarf:
https://www.nonviolent-conflict.org
Konkrete Arbeit:
https://www.nonviolent-conflict.org/wp-content/uploads/2021/03/Civil-Resistance-Tactics-in-the-21st-Century-Monograph.pdf
Darin werden verschiedene Arten von politischer ziviler Betätigung beleuchtet und soweit ich das sehe auch ihre Wirksamkeit und ihre Kontexte/Bedingungen.
Also wenn man so will eine Anleitung zum Widerstand gegen unsere heutige Ordnung. Ich will das Dokument explizit nicht adeln, aber ich verspreche, dass ich es durcharbeite und darüber hier wieder berichte. Ergo will ich hier keinem Arbeit reindrücken.
Wenn noch jemand Anregungen hat, Arbeiten über zivilen Widerstand, dann gerne her damit.
Was mich am DZI-Talk übrigens noch gestört hat, ist das Bild über Gewalt: staatliche Gewalt wurde nicht einmal erwähnt. Der Staat war gar kein Akteur, sondern mehr oder weniger war der Staat so ein zufällig existierendes Ding, was bei uns zum Glück demokratisch sei.
Auch wurde nicht besonders analytisch herausgearbeitet, dass Gewalt seitens der Bürger ja auch tatsächlich notwendiger Widerstand sein könnte, siehe z.B. Ostukraine und Nazibanden, die einen holen kommen.
Letztlich wurde auch nicht herausgearbeitet, dass man Gewalt daraufhin anschauen sollte, ob sie nützlich ist. Gewaltbereit sein ist das eine, aber einsehen, dass es ggfs. heute schadet ist schon wichtig.
Eine Revolution ohne Gewalt wird es kaum geben. Aber dass man jeden Tag eine Revolution schaffen könnte, ist halt auch eher ein lustiger Glaube.
Zuletzt fehlt der analytische Punkt, dass Staaten Gewalten sind. Es ist das Wesen eines Staates Gewalt auszuüben. Sonst bräuchte es den nämlich nicht. Mittels Gewalt werden die Besitzverhältnisse geschützt, die den Arbeiter dazu zwingen seine Arbeitskraft zu den Bedingungen der Kapitalbesitzer zu verkaufen.
Andersherum zwingt der Staat Kapitalbesitzer in die Konkurrenz untereinander mit dem gleichen Mittel.
Mit der staatlichen Gewalt wird ein strukturelles Gegeneinander universell in die Welt gesetzt. Die Gewalt dient gerade nicht einem ideellen mitmenschlichen Ziel. Im Gegenteil wird ein Haufen weitere Gewalt in die Welt gesetzt. Die Kapitalisten hauen und stechen untereinander und die Kapitalisten hauen gemeinsam die Arbeiter klein.
Die Arbeiter untereinander hauen und stechen untereinander, um in der Konkurrenz der Arbeitsangebote den besseren Platz besetzen zu können.
In der Schule werden schon alle darauf gezüchtet, in diesem Kampf vorne zu sein. Die Schule entfacht diesen Kampf über Selektion via Noten.
Die Eltern hauen auf die Lehrer drauf, um ihren Kindern bessere Noten zu verschaffen, um sie in der Arbeiterkonkurrenz nach vorne zu bringen.
So gibt es Gewalt um Gewalt, die allein durch die staatliche Gewalt entfacht wird.
Erstaunlicherweise wird diese Gewalt gar nicht als "radikal" geadelt und zwar weder der staatliche Teil noch der daraus folgende zivile Teil. Diese Gewalt gilt als normal und wird gar nicht mehr erwähnt, geschweige denn analysiert.
September 16th, 2022 at 13:18
@osch@d:
"Also wenn man so will eine Anleitung zum Widerstand gegen unsere heutige Ordnung."
It will result in a publication titled Defeating the Authoritarian Threat: A Playbook for Democratic Resurgence that centers on steps the United States and its allies can take to support these movements.
Nein, es geht nur um Anleitungen, wie man die ACHSE DES BÖSEN© zu Fall bringt, aber bestimmt nicht, was gegen die GUTEN® zu unternehmen
September 16th, 2022 at 13:50
@12: Ich sehe keinen strukturellen Unterschied: Kampf gegen Staat ist Kampf gegen Staat. Ich wollte so oder so noch den Soros-Teil anschauen. Dort kann man auch Widerstandsmodelle finden.
September 16th, 2022 at 15:23
@13:
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die sehr genau wissen, wie sie ihre selbst entwickelten Regime-Change Techniken kontern können.
Andererseits, so wie sich aktuell die westliche Politik darstellt, funktioniert vielleicht genau das, das Schlucken der eigenen Medizin.
September 16th, 2022 at 15:50
@14 Die Entwicklung der Regime-Change-Taktiken hat jedenfalls viel Zeit und Geld gekostet. Sie haben ja funktioniert auch in demokratischen Staaten, siehe Ukraine.
Der Unterschied zwischen US-gesponsorten Bewegungen und einer sozialen Bewegung ist mal der finanzielle Rahmen, in dem man sich bewegt: der gemeine Mensch muss mal arbeiten gehen. Allein schon das hält ganz viel auf. Die USA schmeißen per NED/Soros ja Millionen gewissen Gruppen hinterher, die davon Vollzeit-Protest-Jobs finanzieren können oder auch mal eine Demonstration mit bezahlten Demonstranten organisieren kann.
Gib mir 1 Mio Euro und ich besorg dir 100.000 Demonstranten. Das ist mal eine Macht.
D.h. man kann nicht trivial solche Dichten an Aktionen hinbringen und mancher Typ Aktion funktioniert gar nicht.
September 17th, 2022 at 00:47
Nicht das es besonders wichtig wäre, aber nur fürs Protokoll.
Zwei Artikel zum gleichen Thema, von dem gleichen Medium.
Dieser hier ist von Gestern (16.09.)…
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/selenskyj-ukraine-massengrab-103.html
…und dieser von Heute (17.09.)
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/isjum-ukraine-graeber-leichen-folter-101.html
Ich möchte das jetzt nicht groß kommentieren, zumal dieses Beispiel hier schon in vielen, auch vor kurzen erst erschienenen, Artikel auf diesem Blog durchexzerziert wurde.
Aber die Idee, dass man das Kriegshandwerk des Kriegsgegners, also das killen von Menschen, de jure als Mord behandelt werden soll, ist schon abgefahren.
Was der alte Tucho wohl dazu heute sagen würde, würde mich wiederrum interessieren.
September 17th, 2022 at 08:28
Nicht Anjatanja setzt Scholz unter Druck, der Ukraine deutsche Leoparden zu liefern, sondern die geschlossen agierende Journaille mit ihrer Endsiegsrhetorik, nachdem die Russen sich zur Neuorientierung zurückgezogen und der ukrainischen Armee ein paar Fussballfelder Land überlassen haben.
Und weil man jetzt glaubt, die russische Armee besiegen und Putin endgültig aus dem Verkehr ziehen zu können, richtet man den ökonomischen Laserstrahl schon mal in Richtung China:
https://www.jungewelt.de/artikel/434712.kapital-an-kandare.html
Auch, wenn meine diesbezügliche Befürchtung vor einigen Tagen etwas nassforsch mit dem Verweis auf die Webseiten von Wal Buchenberg beiseite gewischt wurden, lässt sich dieses Thema nicht mehr von der Agenda drücken.
September 17th, 2022 at 08:49
@altautonomer: Nee, die Befürchtung teile ich, nur die Argumentation fand ich zu dünn. Na gut, hätte ich freundlicher schreiben oder einfach mal die Klappe halten sollen.
September 17th, 2022 at 23:29
OT: Weiß nicht, ob sich jemand dafür interessiert: The Lancet Commission on lessons for the future from the COVID-19 pandemic