2021


 
Januar: Die nächste Welle hört auf den Namen "Omikron" und haut Ungeimpfte auf die Bretter, dass es raucht. Die Rundesbegierung erlässt ein Impfverbot für Ungeimpfte und löst damit heftige Tumulte in Südbayern, Baden und der Ostzone aus. Auf dem Impf-Schwarzmarkt wird alles aufgezogen, was dröhnt. Krankenhäuser gehen in Flammen auf. Erst als der Präsident ehemaliger Disco-Beauftragter im Schulterschluss mit Roland Pofalla die Welle für beendet und das Zeitalter des Sigma für angebrochen erklärt, ebben die Proteste ab.

Februar: Zum nationalen Ändere-Dein-Passwort-Tag werden die Post-its knapp. Zehntausende deutsche Beamte mit Gedächtnisschwäche legen Deutschland lahm. Chinesische und russische Hacker® verzweifeln, weil auf ihre Mails niemand mehr Zugangsdaten sendet. Der Rubel fällt ins Bodenlose. Vladimir Putin wird spontan abgewählt und durch einen nationalistischen Kryptokommunisten aus dem Kaukasus ersetzt, der zum Amtsantritt in die NATO-Russland-Grundakte scheißt.
Rosenmontag wird zum offiziellen Omega-Day ernannt. Menschen tanzen in den Straßen, in denen sich längst der Müll türmt. Kein Strom, kein fließendes Wasser. Endlich Freiheit! In London geht der 70. Krönungstag zu Ende. Die Queen gibt ihre Verlobung mit Tutanchamun bekannt.

März: Der amtliche Popcorn-Liebhaber-Tag sieht mich in der Gesellschaft komischer fremder Leute komische Sachen glotzen. Wo bin ich hier? Und warum haben diese Leute Antennen auf dem Kopf?
Frühlingsanfang beschert mir erste Probleme mit diesem Überdruck. Ich fresse rote Pillen wie doof, aber ohne Erfolg. Blutdrucksenker. Betablocker. Benzos. Kiffzeug. Nichts hilft. Verdammt, wie alt muss ich werden?

April: 110 Jahre nach der Jungfernfahrt der Titanic übernimmt "die Partei" die CDU. Friedrich Merz wird zur Fortführung seines Amtes auf Lebenszeit gezwungen und für unsinkbar erklärt. Die Pulle Schampus, die ihm zur Taufe an die Birne knallt, beendet jäh seine junge Karriere. Neue Verbrauchssteuern auf Fleisch, Alkohol, Milchprodukte und Spaß machen die Welt und das Klima besser.

Mai: Bei den traditionellen Maikrawallen in Berlin setzt die Polizei Pflastersteine und Molotowcocktails ein. Ein Sprecher der Autonomen dazu: "Leck mich am Arsch, Respekt!" Beim Eurochanson de la Vision Grand de Prix gewinnt nach tumultartigen Auszählungen Andrea Nahles. Günther Jauch wird Reichskulturminister. Stefan Raab zündet öffentlich Sebastian Pufpaff an. Die Tagesschau wird abgesetzt und durch "Gescheckte Fakten" abgelöst.

Juni: Zum 50. Jahrestag der Watergate-Affäre wird Julian Assange zu 40.000 Jahren Folterhaft verurteilt. Anjatanja Querbock kritisiert Russlands Entscheidung, den "gedungenen Hacker" Snowden nicht endlich auszuliefern. Zur Strafe müssen alle Kinder, die Vladimir heißen, ohne Essen ins Bett und es ergeht ein Importverbot von Krimsekt. Gazprom kauft Brau und Brunnen und flutet die Ukraine mit dreißig Millionen Hektolitern deutscher Plörre.

Juli: 44° im Keller. Ich lasse mir von einem Escortservice Trockeneis liefern. Lecker, vor allem das mit Vanillegeschmack. Angesichts der Temperaturen zeigt das Volk großes Verständnis für die Erhöhung der Steuern auf Fleisch, Alkohol, Milchprodukte und Spaß. Fraktion und Parteispitze der Grünen fordern überdies zur Verbesserung ein allgemeines Bekenntnis zu Gott und Kirche.

August: Anlässlich des 60. Jubiläums des Mauerbaus wird die "Linke" verboten. Joachim Gauck hält eine viel beachtete Rede über die anstehende Friedensmission der NATO in Russland. Es ist heiß. Kurze Höschen und so. Mehr Pillen. Immer noch keine Wirkung. Zur Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wird eine Steuer auf kaltes Wasser erhoben.

September: Feynsinn wird 17 und widmet sich neuer Themen: Frauen mit beschädigter oder fehlender Kleidung, die Hitlers, Anlagetipps für Insider:-*_innen. "Flatter" wird Nachfolger von Claas Klebrig.
Der Papst kommt nach Sachsen und wird von gemäßigten Migrationskritikern mit Mistgabeln angegriffen. Großer Exklusivbericht bei Feynsinn. Innenminister Wöller zeigt Verständnis für die Demonstranten und betont, nicht jeder habe Verständnis für die Umzüge von Transpersonen aus anderen Kontinenten.

Oktober: Zum 70. Jahrestag der Unterzeichnung des Betriebsverfassungsgesetzes erklärt der Kanzler der Arbeiterklasse, Olaf Scholz, die Mission für erfüllt und löst die Gewerkschaften sowie alle Betriebsräte auf. Die Rentenbeiträge der Arbeitgeber® werden auf null gesenkt. "Wir haben mehr für den Standort Deutschland erreicht als je irgendwer zuvor", erklären unisono Scholz, Lindner und Borbeck.

November: Ein Anschlag auf Deutschland an einem geheim gehaltenen Ort wird auf frischer Tat vereitelt. Am Tatort findet man den Ausweis des mutmaßlichen Täters, seine Geburtsurkunde, Kreditkarten, zwei Mobiltelefone, den Impfpass, eine Speichelprobe, seinen Briefkasten mit der Korrespondenz des vergangenen Jahres, Kontoauszüge und ein zehnbändiges Tagebuch. Bundeskanzler Scholz betont die Gefährlichkeit von Islamismus und Linksextremismus.

Dezember: Der Aufschwung darf nicht gefährdet werden: Weihnachten wird ausgesetzt und soll in einem der kommenden Jahre an einem Wochenende nachgeholt werden. "Das hat uns letztes Jahr auch nicht geschadet", so Karl Lauterbach, der immer vorgeschickt wird, wenn ein komischer Typ unangenehmes Zeugs verkünden muss. Am Silvesterabend beendet eine weltweite Zombieapokalypse den ganzen Scheiß und es wird endlich mal wieder ordentlich gefeiert. Selbst Deutsche tanzen sich an und haben Sex. Es ist das Ende der Welt.

 
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Ich wage einmal die Prognose, dass sich bis zum Ende des kommenden Jahres die Pandemie so weit abgekühlt hat, dass man mit Corona umgehen kann wie mit der Grippe. Zur hoffentlich letzten ernsthaften Welle auch ein Abschiedsgruß an meine Freunde, die Quarkdenker.

Die sich als "Querdenker" missverstehenden Pseudo-Widerständler sind losgelassene Systemlinge: Ihr konformistischer Individualismus beruft sich inflationär auf Freiheitsrechte, die der Bürgerliche Staat ihnen angeblich einräumt. Dabei sind sie konform und individualistisch, das heißt, dass ihnen Solidarität, zumal aktive, nicht bloß egal ist – sie bekämpfen sie aktiv und missachten sie bis hin zur Gefährdung der Leben und der Gesundheit anderer.

Es gibt keine Gesellschaft

Der Gedanke an Kollektive und kollektive Interessen kommt ihnen erst gar nicht, er wurde ihnen von der Bürgerlichen Gesellschaft vollständig aberzogen. Anstatt ein minimales Risiko einzugehen und einen minimalen Eingriff in ihren Körper zuzulassen, muten sie anderen eine konkrete Lebensgefahr zu und machen alle Konzepte, die auf kollektives Handeln abzielen, zunichte.

Ihr Konzept ist obendrein kindisch, weil sie nicht bereit sind, ihrerseits irgendeine Konsequenz dafür zu tragen. Werden sie von Veranstaltungen ausgeschlossen, jammern sie, das sei eine Beschneidung ihrer Freiheit. Nimmt jemand Schaden durch eine von ihnen verursachte Infektion oder stirbt gar daran, erklären sie das zu dessen individuellem Risiko, an dem sie keinen Anteil hätten. Um ihre eigene Borniertheit zu kaschieren, versteigen sie sich schließlich in die Blödheit kruder Gedankengebäude, als gebe es eine Diktatur, deren Opfer sie seien.

Der Bürgerliche Staat hat sie durch und durch geformt und geprägt. Sie glauben an Rechte, an das freie Individuum und freie Entscheidungen. Wie die JobCenter Arbeitslosigkeit zu Eigenverantwortung verklären, verklären sie gesamtgesellschaftliche Zustände zu einer Frage persönlicher Entscheidungen.

Was ihr wollt

Nichts aber ist so unpersönlich wie eine Pandemie, die deshalb auch nicht real sein darf. Um die Hirngespinste ihrer bürgerlichen Freiheit aufrecht zu erhalten, verleugnen sie die Realität und erklären zugleich den Staat, der ihnen die spinnerte Freiheitsideologie eingetrichtert hat, zur Diktatur, weil sie plötzlich merken, dass dessen Freiheitsversprechen nicht realisierbar sind.

In einer Pandemie wohlgemerkt, in der vernünftige Menschen abwägen, wie groß die Gefahr für Leib und Leben vieler ist – und nicht etwa in einer Normalität, in der sie zwischen Arbeitszwang, Konsumterror und einer brennenden Krise des Kapitalismus Spielball anonymer Systeminteressen sind. Es ist gar diese 'Freiheit', für die sie mit großer Geste und taumelnd zwischen Opfer- und Heldenpose 'kämpfen'. Die Sprallos sind die besten Kämpfer für die Diktatur des Kapitals. Wahrlich tragikomische Helden.

 
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Haaland, Haaland und immer wieder Haaland. Dagegen ist die Impfpflicht ein laues Lüftchen mit konstruiert erscheinendem Zentrum. "Pfpf", pff, da will die Regierung uns doch wieder mal und ist mit dem Gates im Bunde. Wisst ihr übrigens, was in über 90% der Booster steckt? Richtig, Kerosin. Kerosin! Schmeckt eigentlich gar nicht so schlecht. Ein Geheimtip (jetzt auch "-tipp", wegen der Tippgemeinschaft) zu Weihnachten!

Das Jahr kurz zusammengefasst: Bis zum Erbrechen Lanz und Lauterbach. Für Letzteren noch eine (also Lanze jetzt, wegen Lanze brechen, ne? Wortwitz, ey, voll der!): Also ich muss, man muss, da kann es keine zwei Meinungen mehr geben, auch, damit die nicht wieder drei Fakten aufheben, Lauterbach zugute halten, was ich just las: Er äußere starken Zweifel daran, "dass wir den Karneval durchführen können".

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Dafür die doppelte Punktzahl, weil erstens – bang – mitten rein in die Visage der Pappnasen und Narrenkappen, das ist immer groß und gerecht. Aber besser noch: "den Karneval durchführen". So genau ist das nämlich. Da werden Lustischkeit, Besoffenheit und Sichöffentlichekliganderfigurrumfummeln exekutiert. Hiermit führe ich ein Helau aus und presse Ihnen meine Spucke ins Gesicht, schöne unbekannte Kostümierte. Und Tusch. Nein, das ist nicht intolerant, das ist deskriptiv.

Ein Helauverbot ist daher schon aus Ästhetischer Notwehr (die nach meiner drölften Petition noch immer nicht ins Strafgesetzbuch aufgenommen wurde) unerlässlich. Zumindest sollten alle Betroffenen sich nur auf abgeschirmten und streng bewachten Arealen zum gemeinsamen Schunkeln, Komasaufen und Zotendreschen einfinden dürfen, unter der Bedingung, dass sie auf jedwede medizinische Behandlung für die Dauer von sechs Wochen verzichten. Da kann man die anderen Sprallos gleich mitverklappen.

Günstige Handytarife, Preisvergleich und Böllerverbot sowie Reisen zu Silvester sollen ja auch Themen sein, die als Last-Minute-Weihnachtsgeschenke jetzt frei Haus geliefert werden. Das verstehst du nicht, du Noob? Dieser Text ist strikt suchmaschinenoptimierter Dumlall; ich will hier schließlich ein paar Mark verdienen. Auch bei Trüffeln und Schampus schlägt die Inflation nämlich erbarmungslos zu. Also: Frohe Dings, äh … das mit dem Erlöser, ihr wisst schon.

 
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Konfusius aber sprach: „Gern wäre ich ein schwuler Fußballprofi und ginge mit gutem Beispiel voran. Leider kann ich mich nur als Killerspieler outen, der sogar an der Organisation mehrerer Killerspielertreffen beteiligt war. Dürfte demnächst der Gründung einer kriminellen Vereinigung gleichkommen. Dann kann ich wenigstens mit einer Selbstanzeige etwas für den Weltfrieden tun. So ein paar Millionen Selbstanzeigen wären doch ein Riesenspaß!

Komisch, diese brandaktuellen Brandthemen brennen immer ein paar Wochen, sind eine Zeitlang unbedingt und unverzüglich von maßgeblichster Wichtigkeit, erklären endlich und gültig, warum die Welt so böse und schlecht ist und gegen wen man jetzt nur noch Härterestrafen® verhängen muss, um alles wieder ins Lot zu bringen. Dann verschwinden sie in demselben kognitiven Vakuum, dem sie entrannen, um eines Tages wieder wie neu aufzutauchen. Ganz große Physik!

Schwarze Sau durchs Dorf getrieben

Apropos Fußball und Wokeness: Hatte ich es nicht gesagt? Muss ich mich schon wieder wiederholen und den Mittelschichtsschwachmaten das Ohrläppchen abreißen wie einst der sadistische Pfarrer den Schülern in einem Hunsrückdorf? Jeder kleine Troll, zumal solche mit rechtsextremem Geschmack, hat also die Macht, ein Spiel einer Profiliga abbrechen zu lassen, indem er blödes Zeug brüllt. Glückwunsch! Ist "Hängt sie auf, die schwarze Sau" eigentlich auch rassistisch? Und was ist mit der Stadionwurst? Die muss doch vegan!

Vor ziemlich genau 15 Jahren wurde übrigens "Gutmenschen" zum Unwort des Jahres gekürt (wir berichteten). Heute wäre das nicht mehr möglich. Es hieße Gutmensch:_*innen. Wokeness ist nämlich von der linken Flanke identitärer Sprallos in die Mitte des Geschwurbels gewuchert wie zuvor schon der Neoliberalismus, dessen Spaltpilz das gut findet (like!). Kritik an dem Gehabe lässt die Korrektheit der Korrekten gar nicht mehr aufkommen, weil nämlich Mehrheitsmeinungen undemokratisch sind, sofern sie als moralisch falsch zu gelten haben. Gott will das so.

 
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Eine Ordnung kann noch so abenteuerlich sein; wenn sie einmal besteht, werden die Menschen, die sich an sie gewöhnt haben, sie verteidigen. Andererseits gibt es keine größere Bedrohung für eine Ordnung als sie selbst. Wenn die Rituale, Erzählungen und Regeln nicht mehr greifen oder – schlimmer noch – das Überleben der unter ihr lebenden Menschen in Gefahr ist, beginnt ein Auflösungsprozess.

Diese Auflösungsprozesse gehen mit Abspaltungen einher. Die Ersten, die erkennen, dass die Ordnung nicht mehr taugt, sind die Ersten, die angefeindet werden. Man hängt nur zu gern den Boten. Außerdem sind Alternativen eben nicht schnell bei der Hand. Selbst die Zweifler möchten so viel wie möglich von der alten Ordnung behalten – hat sie doch bislang für alle gut gesorgt und zeigt nur hier und da Unzulänglichkeiten, auch wenn diese den Bestand der ganzen Spezies gefährden.

Rebellen

Einige werden dennoch Ideen haben, wie die Welt nach der Umwälzung aussehen soll. Allzu menschlich ist hier der Ruf nach einem personellen Wechsel. Aber der neue Schamane, Fürst oder Präsident hat nicht nur mit denselben Problemen zu tun, sondern auch noch innerhalb derselben Ordnung, der er obendrein selbst entstammt.

Radikal war schon immer die 'Lösung' der Autokratie, am besten mit einem (vermeintlichen) Alleinherrscher. Die frühen Gesellschaften, die italienischen Tyranneien, Diktaturen, Faschismus – jetzt kann mal einer zeigen, dass er der Richtige ist und alles wieder gut wird. So wie Papa das halt macht. Die kindliche Projektion einer Allmacht auf einen 'starken Mann' ist der Klassiker der Regression. Hat noch nie geklappt, aber dafür müsste man etwas von Geschichte wissen.

Die Auflösungsprozesse sind durch solche und ähnliche Wahnideen geprägt, weil nicht diejenigen den Diskurs bestimmen, die den Durchblick haben, sondern diejenigen, die am eifrigsten gegen die lästige Ordnung palavern. Auf der anderen Seite immer die Wahrer des Status Quo, die folgerichtig immer reaktionärer werden. Für fortschrittliches Denken ist fast immer am wenigsten Raum, wenn es am dringendsten gebraucht würde.

Reaktion

Die Angst vor der neuen Ordnung ist verständlich, bedroht sie doch die Integrität jedes Einzelnen. Nehmen wir einmal ein sehr abstraktes Beispiel, das deswegen auch noch harmlos ist: Wenn Materie nur gebundene Energie ist, wenn es also überhaupt nichts Festes gibt in der Welt, wie soll man das verstehen? Warum kann ich dann etwas anfassen? Nun wird niemand dieses Wissen in die Angst umwandeln, sich im Universum zu verlieren, weil man überall durchflutscht.

Wenn man hingegen nicht mehr weiß, was ist und was nicht ist in einem Zusammenhang, in dem man sich orientieren muss, ist die Angst verloren zu gehen sehr konkret. Es ist u.a. von psychischen Krankheiten bekannt: Wenn ich an meinen Gefühlen, Worten und Taten zweifeln muss, weil ich nicht mehr einschätzen kann, was richtig ist, was falsch, was krank und was 'normal', verliere ich den Halt.

Abgründe

Genau das aber droht beim Wechsel einer Ordnung. Jede enthält tausende Orientierungsmarken dessen, was eben 'normal' ist und was nicht, was gut und was schlecht, falsch oder richtig. Wenn das, was gestern noch richtig war, heute falsch ist, wird man ja verrückt. Gegen solche Veränderung wehrt sich alles.

So kommt es in der Regel zu fürchterlichen Zuständen, Gewalt, Chaos, Geisterglauben. Erst wenn die alte Ordnung völlig zusammengebrochen ist und folgende – meist vorgestrige – Experimente scheitern, kann aus der Notwendigkeit des Überlebens unter den jeweiligen Bedingungen eine neue Ordnung entstehen. Ähnlichkeiten mit aktuellen Entwicklungen könnt ihr behalten.

 
Wir haben diesmal über "Korruption" gesprochen. Nicht über unsere – über die der Anderen.
Werden uns je die Themen ausgehen, an denen wir uns verheben? Zuhören, solange der Vorrat reicht!

 
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Viel Spaß!

 
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Vor exakt soundsoviel Jahren schrub ich Folgendes:

Endstadium Kapitalismus, Endstadium Verlagspresse, Endstadium Demokratie. Wie der Faschismus noch den Staat vernichten muss, mit dessen Mitteln er die Menschen unterjocht, so ist die Propaganda noch um vieles schneller fertig mit der Wahrheit. Es bleibt etwas, dass sie zu glauben aufgibt, am Ende mit Gewalt, aber das bringt dann schon niemand mehr mit Wahrheit in Verbindung. Die Wahrheit der Partei ist keine, sei es die der NSDAP, die der KPdSU oder die der transatlantisch-neoliberalen Einheitsfront.

Was da jetzt 'kommuniziert' wird, ist Metagetrolle. Wie die Trolle werfen sie ihren Feinden vor, was sie selbst tun. Wie bei Trollen bleibt ihr Wissen pures Selbstverständnis ohne Beleg und gegen jede Vernunft. Wie bei Trollen geht es darum, eine Agenda zu setzen und das Resultat zu bestimmen. Sie trollen also, was das Zeug hält, und werfen allen, die sich dem nicht anschließen wollen, vor, Trolle zu sein. Sie haben sich ganz offiziell davon verabschiedet, jemanden überzeugen zu wollen oder nach der Wahrheit zu suchen. Die soll vielmehr jetzt von Staats wegen festgelegt werden.

Abweichungen sind bestenfalls zu zensurieren, und wenn das einmal durch ist, muss der Delinquent spätestens im Wiederholungsfall bestraft werden. Als die allerersten Bücher gedruckt wurden, hat exakt dies der Klerus versucht, und obwohl die Zahl der Werke äußerst übersichtlich war, ist er damit gescheitert – genau so wie jede andere Diktatur mit ihren Dogmen. Aber jetzt wollen sie es mit dem Internet versuchen. Der Justizminister höchstselbst hat da seine faschistische Gesinnung offenbart, und – welche Überraschung! – es ist ein Sozialdemokrat.

Verschwörungsleugner

Zudem hatte man just herausgefunden, "Populismus" sei "die größte globale Gefahr". Der Weg, den die Medienblase schon vor Jahren gegangen war, hat sie von der Gesellschaft gespalten, nachdem sie sich längst von der Wirklichkeit getrennt hatte, wo nämlich das Narrativ (bestes Beispiel: das atlantische, zumal in Bezug auf Russland/Putin) stets Vorrang vor jedem Zweifel hatte.

Auf die Abweichung des Meinungsbildes in 'Sozialen Medien' reagierte nun unisono der (vermeintliche) Mainstream mit wüsten Vorwürfen, weil die Abweichung von der Realität dort eine andere war als die auf ihrer Seite. Das waren schon in der harmlosesten Form (die obendrein der Wahrheit näher sein konnte) "Verschwörungstheorien". Heute, wo solche eine relevante Verbreitung finden, ist das Pulver verschossen und der Vorwurf des Realitätsverlust geht da, wo er zutrifft, ins Leere.

Das alles verdankt sich, wie oft genug erklärt, der Filterblase eines Mittelschichts-Journalismus, der seinerseits keinerlei Berührungsängste hat mit Geisterglauben und krudestem Unfug; Stichwort: Steiner/Waldorf, Homöopathie und Astrologie. Wer so etwas hegt und pflegt, ist als Disksurswächter, 'Gate Keeper', so qualifiziert wie ein Pfaffe als Babysitter. Euch kann keiner mehr etwas glauben, und das ist die furchtbare Wahrheit am Wort "Lügenpresse".

 
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Die Charge, die sich links wähnt und mir mit eifrigen Sprachregelungen auf die Eier geht, ist nicht nur alles andere als links, sie ist imperialistisch und antidemokratisch. Das obendrein, denn dumm, unwissenschaftlich und anmaßend ja ohnehin schon.

Nehmen wir mal für den Anfang dieses "People of Color"-Gequatsche. Haben wir hier nicht. Ist euch noch nicht aufgefallen? In den allermeisten Ländern der Welt wird nämlich gar kein Englisch gesprochen und das ist ebenso wenig eine Bagatelle wie ein Zufall.

Ich Unterdrücker

Der ganze Schwachsinn schwappt aus den USA herüber, die wie immer einen Weltanspruch haben, wenn es um ihre hausgemachten Probleme geht. Am besten führen wir einen Krieg, das hat noch immer geholfen. Ihre Mittelschicht, bestens vertreten durch Millionäre in politischen Ämtern, hat festgestellt, dass es doof war, Negersklaven zu haben. Daher stellen sie ihren Rassismus auf den Kopf und beschließen, dass die Weißen böse sind; immer und überall.

Verwöhnte Mittelschichtsgören ohne Geschichtskenntnisse finden das gut (like!) und labern allen anderen die Ohren damit voll. Wie immer werden dabei mangelnde kognitive Kapazität und fehlendes Wissen durch Eifer kompensiert. Alle Argumente, die ich bislang von ihnen gehört habe, sind falsch.

Doch, Schwarze haben Weiße versklavt und unterdrückt. Nein, nicht alle Weißen haben Schwarze unterdrückt. Nein, von Amerikanern und ihrem politisch-publizistischen Langschwanz werde ich mir ihren Rassismus auch nicht in der Spiegelvariante aufdrücken lassen. Vor allem aber seid ihr Vollidioten, weil ihr immer noch nicht kapiert habt, was Macht, Unterdrückung und Gewalt mit dem System zu tun haben.

PoC_*Innen

Springen wir zu dem anderen Kapitel, der Unterdrückung der Frau. Verwöhnte Mittelschichtskinder müssen auch hier allen anderen sagen, wie die Endbefreiung aussieht: Man macht die Schriftsprache unlesbar und fuhrwerkt zunehmend auch im Gesprochenen herum. Merke: Das generische Maskulinum hat nichts mit Männlichkeit zu tun. Nein, Sprache bestimmt auch nicht Bewusstsein. Das sind Mythen.

Kommen wir aber zum Wichtigsten: Änderungen in der Sprache betreffen alle, die sie lesen, sprechen und lernen. Rücksicht auf Fremdsprachler, anyone? Nein? Und die sonst so verklärten Behinderten? Maschinenlesbarkeit? Einheitlichkeit? Gottverdammte Sprachgewohnheiten? Das zählt alles null, weil ihr im Recht seid, ja?

Finale: Es geht um Regelungen mit weitreichenden Konsequenzen, von denen alle betroffen sind, die mit der Sprache zu tun haben. Wäre es nicht eigentlich wirklich einmal angesagt, dann auch alle zu fragen, was sie davon halten? Ob sie das wollen? Ob sie das überhaupt können? Nein? Nein. Ihr seid nämlich die Guten, in eurer Publizisten- und Aktivistenblase, und das ist alles, was zählt.

 
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Deutschland hat ein neues Bundeskanzler, womit eine Menge Personalentscheidungen verbunden sind. Diese lassen ahnen, wohin der Etappenhase hoppelt. Die gute Nachricht: Viel ändert sich nicht, das schafft Orientierung. Verheerend allerdings: Viel ändert sich nicht.

Wir brauchen keine Bundesminister aus dem Osten, die DDR brauchte ja auch keine westdeutschen Mitglieder des Politbüros. Das ist nur fair. Cem Özdemir ist auch keineswegs der Quotentürke. Erstens kein Türke und zwotens kein Stück Quote. Özdemirs Karriere begann linksgrünversifft, dann musste er sein Amt aufgeben, weil er den Bonus, den er wegen Dienstflügen für Tickets bekam, privat genutzt hat.

Karrieren

Dafür wäre nicht einmal ein Soze vom Buffet zurückgetreten und bei den Rechts/liberalen dürfte das zum guten Ton gehören. "Der Cem (kommt wieder!)" musste aber dafür in den Vereinigten Staaten nachsitzen und kam als Terrier zurück, erster atlantischer Wadenbeißer und NATO-Priester der Grünen. Er hat sich den Furzsessel sowas von verdient, da braucht es keinen Hofreiter – zumal bereits ein Saubauer mit am Tisch sitzt.

Derweil herrscht endlich Dis-zi-plin in der Coronade. Ein Jawollherrgeneral lässt jetzt die Hacken knallen, dass es nur so … knallt. Er wird mit "Meningitis-Epidemie im Senegal, mit der Pandemie der Schweinegrippe und mit Ebola in Westafrika" in Verbindung gebracht. Vielleicht sollte er sich öfter die Hände waschen, der, ich lach mich wund, "Covid-Krieger".

Wird aber noch besser: Der Jawollherrgeneral will Impfzentren mit militärischem Look errichten lassen. Ja sicher, das macht Eindruck. Wir sind nämlich im Krieg. Gegen, äh … die Sprallos, richtig? Denen müssen wir so richtig das Weltbild polieren, indem der nächste maximale Schwachsinn bei der Pandemieförderung federführender PR-Strategen an den Start geht. Ich schlage zur Betonung der Freiwilligkeit vor, die Eingänge mit "Jedem das Seine" zu betiteln. Rührt euch!

 
Meine sozialen Kontakte gehen zulasten
                  meiner Arbeitskraft.

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