Es ist Zeit über Antiamerikanismus zu sprechen. Nicht über den Popanz der Kalten Krieger oder der Broders, die diese Vokabel als rhetorische Baseballkeule benutzen, wenn ihnen das Talent ausgeht, sondern über einen, der sagt, was er bedeutet: Die Haltung, die (tunlichst mit aller Konsequenz) den Amerikanismus ablehnt und sich ihm entgegenstellt. Jenem Amerikanismus, der sich derzeit anschickt, die Welt als erweitertes Staatsgebiet der USA zu betrachten oder wahlweise als Feindesland, in dem zu zerstören ist, was dem eigenen Herrschaftsanspruch nicht gerecht wird.
Volker Pispers sagte einmal, sein Antiamerikanismus sei gar nicht oberflächlich. Er konnte auch noch nie so undifferenziert sein wie der Proamerikanismus, die Vasallentreue, der Anspruch der Unkritischen, "unser Partner" stünde außerhalb jeder Kritik. Was sich nunmehr bewahrheitet, ist dass die eigentlich Klügeren unter den Kritikern, die es sich nicht haben nehmen lassen, die USA für alles zu kritisieren, was eben kritikwürdig war, am Ende zu zaghaft waren. Es sollen tatsächlich diejenigen zu ihrem Recht kommen, die immer das Schlimmste angenommen und das Übelste unterstellt haben. Grandioser Imperialismus, totale Rücksichtslosigkeit im Eigeninteresse, das Auftreten einer völlig ignoranten Besatzungsmacht und die sklavische Unterwerfung der sogenannten "Bündnispartner", das ist Amerikanismus.
Amerikanismus
Die Sowjetunion als Zentralmacht des Ostblocks und seines Warschauer Vertrages musste immerhin mehrfach die Panzer rollen lassen um zu verdeutlichen, was sie unter "Völkerfreundschaft" verstand – gegen ihre Freunde wohlgemerkt. Hässlich, dieser Staatssozialismus, das können wir allerdings besser, zumindest das Design ist um Längen cooler. Es gibt nicht einmal ein Kommando, dem irgendwer folgt. Es passiert einfach. Die politischen Platzhalter in Europa stecken sämtlich im Gedärm der nordatlantischen Korruptionsanstalten. Ich hatte dieser Tage bereits ein Beispiel dafür gegeben.
Da sitzen Leute wie Özdemir, von Klaeden, zu Guttenberg, Koch-Mehrin, Thomas de Maizière und Kai Diekmann in einem Club, in dem alte Atlantiker ihnen das Gefühl geben, wichtig zu sein und ihnen die Karrieretüren weit aufstoßen. Sie haben sich noch alle angemessen bedankt. Jahre später sitzen solche Figuren, getragen von den Netzwerken des Kapitals und seiner NATO, in den Positionen, in denen Entscheidungen getroffen werden.
Prioritäten
Wenn es um die Frage geht, ob zum Beispiel auch nur die allermindesten diplomatischen Standards aufrecht erhalten werden oder die Interessen der Führung der USA durchgesetzt werden, zählt Diplomatie nichts mehr. Wenn die totale Überwachung eine Option ist, was zählt dann noch das Recht der Bürger? Nichts. Wer das durchsetzt, sind übrigens die von 'uns' demokratisch gewählten Volksvertreter®, die ihre Bürger an die Amerikanisten ausliefern.
Dieser Amerikanismus gehört bekämpft. Er ist antidemokratisch, tritt die Verfassungen und das Völkerrecht mit Füßen und hat mit "Partnerschaft" absolut nichts zu tun, es sei man verstünde unter "Freundschaft" die bedingungslose Unterwerfung unter einen Weltherrscher. Wenn diese Usurpatoren also Europa beherrschen wollen, dann sollen sie gefälligst die Panzer auffahren, damit man weiß, wo man dran ist.
Für die Menschen in Europa bedeutet die aktuelle Offenbarung allerdings zuerst eines: Wir müssen uns der Marionetten entledigen, die sich weder für ihre Verfassungen interessieren noch für die Bürger, von denen sie sich haben wählen lassen. Dieses Pack hat keinerlei Legitimation.
03.07.2013
Juli 3rd, 2023 at 19:38
OT: Eine weitere Stimme ist verstummt. Klaus Baum ist tot.
Juli 3rd, 2023 at 19:46
Hast du das tatsächlich bereits 2013 geschrieben? Hut ab.
"Wir müssen uns der Marionetten entledigen, die sich weder für ihre Verfassungen interessieren noch für die Bürger, von denen sie sich haben wählen lassen."
Ja,aber wie? In unserer repräsentativen Demokratie gibt es doch mit demokratischen Mitteln keine Möglichkeit dazu, oder sehe ich das falsch?
Juli 3rd, 2023 at 20:50
Ich könnte das ja jetzt verlinken, aber das findest du auch selbst im Archiv ;-)
Hm, dann müssen wir wohl zur direkten Demokratie übergehen. Können ja mal gucken, wie sich das in F und GB so entwickeln wird und dann zu spät auch was Halbgares versuchen.
p.s.: Zu #1 siehe hier.
Juli 4th, 2023 at 18:49
Ja, aber direkte Demokratie verträgt sich nicht mit Kapitalismus. Damit landen wir doch wieder beim Grundübel. Das böse K-Wort. Inzwischen wird ja nicht mal toleriert, was friedlich Widerstand leistet, selbst wenn nicht die Systemfrage gestellt wird. Das muss doch von unten kommen. Da hab ich aber wenig Hoffnung in Deutschland.
Juli 4th, 2023 at 19:41
@Frau Lehmann: Je nach Auslegung von "direkte Demokratie" wäre das auch das Ende von "Nationen" oder Verwaltungseinheiten wie Staaten.
Das Gegenargument: Ja, aber dann gewinnt doch der Stärkere!!1!
Ich so: Und jetzt etwa nicht?
Juli 4th, 2023 at 22:34
@R@iner
Ich musste ne Weile nachdenken über das, was du geschrieben hast. Aber ja, du hast Recht. Auch mit deinem Konter. Es macht doch aber einen Unterschied, woher diese Stärke kommt, von Großeigentum und Geld oder von einer Mehrheit, die ihre Bedürfnisse artikuliert und daraus dann Entscheidungen getroffen werden. Ich weiß, du weißt das, aber zu viele Menschen sind so verhaftet im System, dass sie nicht in der Lage sind, sich anderes vorzustellen oder nicht gewillt, weil sie Nachteile für sich befürchten.
Btw. Amerika sollte keinesfalls als Vorbild fungieren.
Juli 5th, 2023 at 12:35
Frau Lehmann, natürlich sollte die USA nicht als Vorbild dienen.
Wenn da von "weniger Staat" fabuliert wird, denken da die Meisten ja nicht an "direkte Demokratie" oder gar an Rätedemokratie. In den USA schwebt solchen Menschen eher der Gedanke an dem asozialen Libertärismus vor, keine Steuern, keine wirtschaftl. Beschränkungen oder Auflagen, keine staatl. Bildung u. Gesundheitsversorgung…lediglich die Exekutive und das Militär soll in staatl. Obhut bleiben. Da der Staat zum Schutz des Eigentum gerade gut genug ist.
"Schöne neue Welt" und das asoziale Sahnehäubchen dieser Misanthropen, für ihre Ideen benutzen sie immer die gratis Vorzüge der (staatl.) Allgemeinheit.
Z.B hier:
https://youtu.be/Prb2wGJ-CnA
Juli 5th, 2023 at 17:18
"bedingungslose Unterwerfung unter einen Weltherrscher"
Ist so etwas wie Islam, nur ohne Allah.
Vllt. sollte der deshalb zu Schland gehören?
Juli 18th, 2023 at 10:38
Paßt hier imo rein: Martin Sonneborn zur neuesten EU-Personalie Fiona Scott Morton. Bei den Tagesmärchen gibt es nur ein bißchen Geschwafel (v.a. aus der EU-Kommission) dazu.
Juli 18th, 2023 at 12:10
Dekadenz bringt es mit sich, dass Korruption nicht mehr mit Scham, sondern mit Stolz einhergeht.