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Such den Russen!

Wenn die Rede von Medien ist, in denen gelogen, gebeugt und in Märchenform erzählt wird, fehlt oft der Blick aufs Vorbild. Keineswegs ist es nämlich Zufall, dass sogenannte "Nachrichten" und ihre Magazine inzwischen erzählen wie Hollywood. Sie erzählen sogar inhaltlich, was Hollywood vorgemacht hat – und immer noch vormacht.

Im recht aktuellen Film "Der Spion" mit Cumberbatch in der Hauptrolle wird eine krude Story aus der Zeit des Kalten Kriegs gemärchenonkelt. Chruschtschow wird dort als schäumender Irrer dargestellt, der die USA nuklear vernichten will. Ein 'guter' Ostspion aber verhindert das mithilfe eines westlichen Kaufmanns.

Unter anderem fällt dort der Satz: "Jeder Russe ist ein Auge des Staates", ein vernichtendes Urteil über ein Volk von Denunzianten. Niemandem kann man trauen. Woher dann eigentlich der Dissident kommt, bleibt ebenso ungeklärt wie die Frage, wieso eigentlich Russen. Sind vielmehr Sowjetbürger gemeint? Das ist freilich wurscht, denn es geht wie so oft um das Stereotyp des widerwärtigen Russen.

Wie im Film

Dieses Framing ist keineswegs zufällig. Der Einfluss des Pentagons etwa auf solche Produktionen ist lange bekannt, ebenso, wie dass die CIA aktiv an ihrem Image feilt. Es gibt gar ganz offiziell eine Abteilung dafür im Verteidigungsministerium, mit eigener Website. Vor einigen Jahren wusste das sogar der "Spiegel" noch, der eine Reihe von Beispielen dafür gab. Inzwischen stricken sie dort selbst fröhlich mit.

Diese Form von Imagepflege ist bereits seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Gange. Die Unterteilung in Schurken und Helden, hie die Helden im Kampf für das Gute, dort die brutalen gefühllosen Monster, ist ein Muster, das gern bedient wird. Dazu ein Zitat aus 2016:

"Unsere Schwäche ist das Mitgefühl. Wenn wir das Bild eines Kindes sehen, das tot an einen Strand bei Bodrum liegt, lässt es uns nicht kalt, sondern weckt den Wunsch, das Elend zu lindern.[…]
Zeigen Russen ausnahmsweise Gefühlsregungen, dann sind diese fast immer infantil: Es geht bei ihnen stets um Kränkung und Zorn wegen mangelnder Beachtung, nie um Empathie und Nachsicht.
"

Die Bestie

Es handelt sich hierbei nicht um ein Zitat aus einer primitiven Filmproduktion, sondern aus dem sogenannten 'Nachrichtenmagazin'. Das kann halt noch primitiver. Ich habe mir nur erlaubt, "Putin und seine Leute" durch "Russen" zu ersetzen. Das Niveau dieser Märchenerzählungen ist also längst im sogenannten Journalismus angekommen.

In meinem meistgelesenen Artikel und dem später auf dieser Basis erschienenen Buch habe ich einige weitere Beispiele aus der Vergangenheit erwähnt. Wie gesagt, wäre es unmöglich, annähernd Ähnliches über Amerikaner zu verfassen. Die Projektionsfläche dafür ist der Russe.

Es geht auch mit Terroristen wie Arabern oder anderen Stereotypen, aber keine Feindschaft ist so alt und ungebrochen wie die der USA und ihrer NATO zum Bösen Russen. Im Ursprung ist es ein und dasselbe wie das vom bolschewistischen Untermenschen. So lernt ein Imperium vom anderen.