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trp

"Interessensverbände machen die Politik. Die ziehen die Fäden, an denen politische Hampelmänner hängen, die uns auf der Bühne der Berliner Puppenkiste Demokratie vorspielen dürfen. Diese Politfiguren dürfen dann in den öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten bei den Klofrauen Christiansen und Illner ihre Sprechblasen entleeren. Und wenn bei der intellektuellen Notdurft noch was nachtröpfelt, dann können sie sich bei Beckmann und Kerner an der emotionalen Pissrinne unter das Volk mischen.

Georg Schramm selbst mochte diesen Spruch sehr; er mag ihn vermutlich immer noch, auch wenn ich ahne, dass häufiges Zitieren irgendwann die Freude dezent trübt. Allemal ein Monument. Aber warum eigentlich?

Fragen oder nicht fragen

Die Humorkritik lassen wir getrost beiseite. Diese Watschn sitzt nicht zufällig so gut. Es werden nicht nur ein paar austauschbare Figuren erwähnt (erstaunlich allerdings, dass bislang nur die Hälfte der Genannten ging und die anderen Pfeifen noch immer den Duft entkräfteter Beckenböden verströmen, angereichert inzwischen mit dem Schwefel der Munitionsproduktion). Schramm erlaubt sich hier etwas für Journalismus schon unerhörtes: eine Andeutung von Kontext und Strukturen.

Fragen, wer mit wem wie verbandelt ist, das große Drehtürkarussell, kollektives Händewaschen, Parolen, Wording und Propaganda oder kurz: Aufklärung, die ihrerseits von Reflexion und Reflexivität lebt, der Kunst, den geäußerten Anspruch auf sich selbst anzuwenden und sich zu hinterfragen. Das Ganze obendrein eingefasst in hohe Formulierungskunst, damit sind wir dann beim exakten Gegenteil dessen angelangt, was sich aktuell Journalismus nennt.

Olet

Die konkrete Formulierung wagt sich konsequent an die Grenze zu der unvermeidlichen Frage, wer sich diese Scheiße eigentlich noch antun soll. Schramm jedenfalls nicht mehr, Pispers auch nicht und so fort. Dem Volk bleiben Mario Barth und Dieter Nuhr, und das ist auch deutsch so. An den Pissrinnen herrscht derweil das große Wettstrullen zwischen den Darstellern der Karriererichtungen irgendwas mit Medien und irgendwas mit Politik.

Hampelmänner, Puppen und Figuren. Welch erstaunlicher Kontrast zum Lobhudeln nackter Kaiser, mächtiger Männer und grandioser Feministinnen von unfassbarer Intelligenz. Man riecht förmlich die Realität in diesen Sätzen, wird unangenehm tröstlich geerdet und einen Moment lang befreit von der besten Stimmung aller Zeiten. Unvergesslich – und das ist das Beste daran.

 
trp

Alexander Kiknadze fasst für die NDS einige Aspekte zusammen, nach denen aktuell Willkürurteile gegen Publizisten gefällt werden, die von einer inoffiziell offiziellen Darstellung politischer Vorgänge abweichen. Wie haarsträubend diese Vorgänge sind, zeigen insbesondere Vergleiche zwischen den Konflikten in der Ukraine und rund um Israel, wo mit diametral unterschiedlichem Maß gemessen wird.

Wer von einer – letztlich wohl ausgerechnet durch Einschätzungen von Geheimdiensten festgelegten – für gültig befundenen 'Wahrheit' abweicht, macht sich demnach strafbar, wenn die Äußerungen dazu die Konstruktion einer Zustimmung zum Bruch des Völkerrechts zulassen. Schon das kann vor dem Grundgesetz eigentlich keinen Bestand haben, ein entsprechendes Urteil müsste allerdings noch herbeigeführt werden.

Offizielle Wahrheiten

Dass es sehr offensichtlich keine allgemeinen Kriterien und damit juristisch haltbaren Prinzipien geben kann, mit denen die jeweiligen Äußerungen strafbar und dem Schutz der Meinungsfreiheit entzogen werden, macht die Lage so eklatant. Wie das im Einzelnen funktioniert, dafür geben die NDS ein gutes Beispiel:

"Dies erklärt der Ermittlungsbefehl des Generalbundesanwalts für die Hausdurchsuchung in Dresden, der dem Autor vorliegt. Laut diesem Papier seien die Volksrepubliken keine staatlichen Entitäten, sondern hätten sich selbst und ohne völkerrechtliche Anerkennung deklariert. Die Gründung sei eine Reaktion einiger separatistischer „Rädelsführer“ auf die Nichtunterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommens der Janukowitsch-Regierung im Jahre 2014. Ihr Kampf gegen die ukrainische Armee wird als ein Kampf weniger separatistisch, antiukrainisch eingestellter Rädelsführer dargestellt, die wegen ihrer bloßen Ablehnung der Kiewer Politik in den Kampf gingen."

Armageddon

Diese Darstellung lässt nicht nur alternative Interpretationen zu, sie ist völlig einseitig und schlicht abenteuerlich. Gleichwohl trumpft die Staatsanwaltschaft damit auf, um in triumphierender Weise deutlich zu machen, dass es eben eine Staatsdoktrin gibt, von der jede Abweichung sanktioniert wird. Die Willkür, die in der Erzählung liegt, der hier gefälligst Folge zu leisten sei, ist obszön.

Ob diese Zäsur zu einer rechtsstaatlichen Zeitenwende führt, wird sich über kurz oder lang entscheiden. So wie Trump mit seinen Dekreten die US-Justiz überfordert, tun es hierzulande Bundesregierungen und willfährige Juristen auf ihre Weise. Die Gerichte kommen dem zeitlich kaum nach. Sollte es sich allerdings herausstellen, dass das Primat des Narrativs über die Grundrechte noch den höchstrichterlichen Segen erfährt, ist endgültig wieder alles möglich.

 
trp

Hurra, wir haben ein Juntabeschleunigungsgesetz. Wörtlich heißt es "Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz" und wird so annonciert: Es könne z.B. "Windkraftprojekte, die möglicherweise Radare für die Flugabwehr stören", verhindern. Ein wunderbares Beispiel, gerade wegen seiner Beliebigkeit, denn aus dem Weg geräumt gehört, was immer auch die Wehrmacht stört.

Juristisch ist das wie zuletzt immer ein matschiger Klumpen, denn so mag es die Mafia: regelbasiert®, wo Verabredungen der Capi über alles gelten. Wo das Militär mit einen Bedürfnissen unbedingten Vorrang hat, nannte man das früher auch "Junta". Passt ganz wunderbar zur Repression bei Verstößen gegen die Einheitsmeinung und rundet das Bild ab.

Beinahe vollständig

Was auch noch fehlt, zum Bedauern der hanswurstigen Dilettantofaschisten, ist der Reichsarbeitsdienst. Die Militarisierung zur Rettung der Profite wird traditionell gern begleitet durch eingebettete Zwangsarbeit. Pflichtdienst, Wehrdienst, Arbeitsdienst. Das ist insbesondere dort wichtig, wo das Pack sich der Full Scale Ausbeutung durch schmierige Manöver wie Teilzeitarbeit entzieht.

Das ganze erbärmliche Schauspiel ist für jeden leicht zu durchschauen, der sich nicht hat einlullen lassen von Propaganda, Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung und Wiederholung. Es geht gegen den bösen Russen. Wir müssen gewinnen. Die Ukraine muss gewinnen. Wir sind im Krieg, mit Hybrid und Cyber. Da, ein Unglück! Dort, eine Störung! Die Spur führt nach Russland. Wehrt euch!

Selenskis Bande, die von den USA nicht zufällig gepatchworkt wurde, besteht aus den beiden basalen Kräften, die es braucht, um von rassistischer Propaganda begleitet Feinde zu Schlachtvieh zu degradieren: Faschisten und Schauspieler. Die Ukronazis wurden spätestens seit 2014 ausgebildet und ausgerüstet; Selenski, Jermak, Arestowytsch, Bakanow und Konsorten sind professionelle Märchenerzähler.

Es war einmal

Deren Narrativproduktion, die bis in die Kriegsstrategien der Armee hinein reicht, wird in den hiesigen Medien ungefiltert weitergereicht. Das so geformte Regime hat in der Ukraine de facto eine autoritäre Diktatur errichtet, die regelbasiert® als Musterdemokratie gilt, weswegen der böse Imperator sie vernichten wolle.

Was auch immer noch fehlt: direkte politische Repression, zumal das Verbot der größten Oppositionspartei AfD. Freilich springt auch das zu kurz, denn um Alternativen zur atlantisch-neoliberalen Einheitsfront wirksam einzudämmen, müssen Neugründungen als solche ebenfalls verhindert werden. Schließlich sind es die Wähler, die mehrheitlich undemokratisch entscheiden. Denen muss auf ganzer Breite das Handwerk gelegt werden.

 
trp

Ich hatte neulich einen kurzen Dialog über IT-Sicherheit, aus dem ich einen Ausschnitt hierher raubmordkopiere:

"Wer investiert da in Code, mit dem du dich von Leuten abhängig machst, von denen die meisten inzwischen auch Idioten sind? ist IT-Sicherheit profitabel?"

"Ich stelle mir das sehr unbefriedigend für die Entwickler vor. Du weißt, wie man es richtig machen müsste, aber du darfst nicht, weil es der BWLer verbietet."

Ich meinte dann, das sei ein gutes Thema – ob man IT-Sicherheit profitabel machen könne, dass mir dazu aber die Kompetenz fehle. Wozu mir freilich nicht die Kompetenz fehlt, ist Fragen in einen Raum zu stellen (siehe Grafik). Ich habe da eine klare Tendenz, aber mit fehlt die Erfahrung und der Hintergrund, dergleichen allgemein durchrechnen zu können.

Dann eben nicht

In einem Träger der Kinder-und Jugendhilfe war ich einmal die IT, zunächst als Sekretärin und dann neben meiner Funktion als Pädagoge, mithin quasi für umme. Hätten wir das externalisiert und die Kosten auf Tagessätze und Fachleistungsstunden umgelegt, wären wir zu teuer geworden. Fun am Rand: Der Chef bestand ohnehin auf ein Maximum an Unsicherheit, weil er nur so den Einschaltknopf fand.

Wir werden ja nicht nur längst von Software der Weltmarke Dakannmannixmachen regiert, es wird auch zusehends noch blöder und wir unter dem Einsatz von Neurotischen Netzwerken immer tiefer in die Hölle der ohnmächtigen Abhängigkeit geführt. Es gibt keinen nennenswerten Widerstand dagegen.

Die größere Frage ist aber die: Wenn wer das wollte, also eine möglichst sichere IT einrichten, die auch nur den notwendigen Mindestprofit noch zulässt, wäre das überhaupt machbar? Dass es nämlich unmöglich ist, auf diesen zu verzichten, ist ein ehernes Gesetz des Kapitalismus. Und wenn es also nicht möglich ist, folgt dann nicht die logische Konsequenz, dass man ganz auf IT-Sicherheit verzichten muss, um in der Konkurrenz zu bestehen?

 
trp

Trabt bei der Kriegstucht voran: Wehrhorny

Magisches Denken bestimmt zusehends das politische Theater. Wo Magie Physik durch Willen ist, toppt der aktuelle Hauptdarsteller der Demokratur den Ansatz noch, indem er ausdrücklich Gefühle als bestimmende Wirkung über die objektiven Kennzahlen stellt. Die Parole des großen Kanzlers lautet: "Die Zahlen hinken der Stimmung aber hinterher."

So wie die messbare Inflation – vor allem die im Bereich der lebenswichtigen Versorgungsgüter – als "gefühlte" dargestellt wird, welche die falschen Gefühle zum Ausdruck bringt, wird die Konjunktur als solche dargestellt, als sei sie quasi uneinsichtig gegenüber der Sektlaune in den Villen und Häusern des Kapitals und seiner treuen Diener.

Emotionaler Faktencheck

Das Storytelling des postmodernen Journalismus wird hier aus guten Gründen seit Jahren Fairytaling genannt, nunmehr ist das quasi offizielle Doktrin. Es gilt, was sein soll nach dem Willen derer, die es vermeintlich bestimmen. Der Führer befehligt nicht mehr nur seine Truppen, sondern gleich die Welt als solche. Wer sie anders sieht, das Feld ist ja ebenfalls bestellt, wird wohl fortan als Miesmacher rechtlich belangt werden können, als Wehrkraftzersetzer, der nur Putin dient.

Nein, das ist keine Übertreibung, dafür muss man nur die Linie, der diese Mischpoke folgt, einen Zentimeter weiter ziehen. In ganz Europa radikalisiert sich die Mitte, siehe aktuell Tschechien. Linientreue wird erst eingefordert und dann mit den Mitteln des kapitalistischen Staates durchgesetzt.

Parteiverbote, Entzug des passiven Wahlrechts, Hausdurchsuchungen, 'Sanktionen' gegen missliebige Journalisten. Das ist der europäische Rechtsstaat auf den Weg in die 30er Jahre. In dessen Kern wütet einmal mehr die schiere Mythologie. Wer sie radikal in Zweifel stellt, anders ausgedrückt: noch alle Latten am Zaun hat, läuft unmittelbar Gefahr, als Staatsfeind markiert zu werden.

 
trp

Quelle: Pixabay

Wir Niederrheiner sprechen drei Sprachen fließend: Deutsch, Platt und über andere Leute. Letzteres beruht auf einem Bedürfnis, das sich wiederum aus zwei Quellen speist: der Lust zu urteilen und dem Glauben, der Wille und die Entscheidung Einzelner bestimmten das Sein. Als Marxianer muss man das nur noch vom Kopf auf die Füße stellen.

Als ich 2005 mit der Bloggerei begann, habe ich mich großenteils mit den konkreten Äußerungen von Politikern und Journalisten befasst und sie mit der Realität konfrontiert, mit dem, was ist. Blogs waren damals angesagt; ebenso angesagt ist es immer, über andere Leute zu reden. Der Leser mag das und es brachte mir einige tausend täglich ein.

Über die Kreidestriche

Ich habe mich bis zur inhaltlichen Erschöpfung an diesem Betrieb und seinen Sichtweisen abgearbeitet, bis zu dem Punkt, an dem es für mich nichts Zielführendes mehr zu sagen gab. Es gibt wahrscheinlich auch andere Wege, an diesen Punkt zu kommen, aber dieser besticht durch eine gewisse Gründlichkeit. Allemal ist man danach endgültig davor gefeit, sich Geschichten erzählen zu lassen oder, noch wichtiger, selber welche zu verbrämen.

Ein Kollateraleffekt auf diesem Weg ist die Trennung von Weggefährten, die sich nicht haben lösen können und die den Märchen der anderen ihr eigenes entgegenhalten. Das Spiel ist äußerst attraktiv, bietet es doch neben vermeintlicher Informiertheit stets auch die Unterhaltung über andere Leute, die Welt als Willen und Phantasie.

Unterhaltung ist ihrerseits gut und schön, sie soll und muss leben, aber als exotisches Tierchen lässt man sie besser in ihrem Reservat, hier auch unter "kunstlyriklamauk" bekannt. Man genießt sie besser nicht über dem teuren Teppich. Für alle anderen Texte, die eigenen wie die anderer, gilt: Wenn es nichts zu lernen gibt, kann man sie getrost unverzüglich vergessen.

 
trp

Serviervorschlag: Gesunde Vitamine

Vor 19 Jahren habe ich eine Serie über Doping im Radsport geschrieben. Seitdem ist viel nichts passiert. Die Omertà hält wieder, nachdem sie Anfang der 2000er kurzfristig durch – nicht zuletzt deutsche – Eiferer unterbrochen wurde, die wie immer mit viel Moral und wenig Expertise zu Werk gingen.

Hierzulande wurde Jan Ullrich öffentlich verbrannt, wobei sich ein Sozialdemokrat als besonders widerlicher Heuchler hervortat: Rudolf Scharping, der sich als Funktionär im Radfahrerbund zu gern mit Ullrich hat ablichten lassen, ließ ihn kalt fallen und predigte Moral und sauberen Sport. So kennen wir sie.

Rausgerutscht

Während die Wogen noch wogten, das ging einigermaßen durch, hat der Radstar der 70er in der BRD, Dietrich Thurau, den bemerkenswerten Satz gesprochen: "Wir waren doch früher alle gedopt". Dies bestätigte meine Auffassung, dass man einen gedopten Fahrer daran erkennt, dass er eine Startnummer trägt.

In Spanien haben die Funktionäre ihre Stars eher gedeckt, in den USA haben sie dichtgehalten, bis es selbst für Armstrong nicht mehr ging, und nachdem eine Zeitlang die Weltdopingagentur ihre Profis nicht ausreichend schützen konnte, ist längst wieder Ruhe eingekehrt. Doping, das gibt es nur noch in Russland, wie wir von Fachpharisäern des Typs Hajo Seppelt (heißt wirklich so) wissen.

Monstern wie Pogacar, Vingegaard und Evenepoel, die sich bei der "Tour" aktuell um die Ohren fahren, spritzen die Hormone aus denselben. Alles aber selbstverständlich natürlich, schieres Talent und gesunde Ernährung. Niemand fragt nach. Niemand vergleicht. Niemand spricht aus, was alle wissen: Früher ist heute. Sie sind alle gedopt, und das wäre auch gut so.

Märchenwelt

Es ist aber illegal, so wie das Doping auf der Straße mit Koks, Schore oder geklautem Fentanyl. Immerhin wird dort nicht noch die Existenz der Stoffe und ihrer Konsumenten geleugnet. Es wird weiterhin gelogen, dass sich die Balken biegen, getarnt und getäuscht, auf dass der Rubel weiter da rollt, wo man damit nicht bezahlen kann.

Was das hier schon wieder soll? Wenn ich, wie zuletzt so oft, höre, unsere Medien könnten doch nicht alle lügen, führe ich gern dieses Beispiel an. Hier gibt es keine politische Vorgabe aus der Zentrale oder eine Kriegsfront, an der ausdrücklich Propaganda für die Tüchtigkeit gemacht wird. Es ist aber genau so verlogen, und die Bösen sind auch da immer die Russen. Das ist das Märchen, für das sich seine Erzähler auch noch mit Preisen behängen.

Update, Zur Ergänzung: Täve Schur über Doping, Sport und Kapitalismus

Jan Ullrich zu seiner Geschichte

 
trp

Die Zeit der Narzissten, heißen sie Trump, Baerbock oder Merz, ist nicht zufällig über die Welt hereingebrochen. Es ist das endgültige Umkippen in den Untergang des Imperiums, der Supermacht und ihrer Vasallenstaaten. Jene zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich nicht anders verhalten kann als ein unangefochtener Hegemon. Das Fatale daran: Sie ist keiner mehr.

Ignoranz, in der Folge Inkompetenz und Größenwahn, machen Narzissten zu den natürlichen Repräsentanten. Trump als Zentrum des Desasters führt sich auf wie der Allmächtige und ruiniert im Bunde mit kondebilen Partnern – daheim vor allem Lindsey Graham, draußen Gestalten wie Macron, Starmer und Kallas, die eigene Wirtschaft in dem Ansinnen, die Welt nach Belieben zu beherrschen.

Blühende Phantasien

Machen wir einen Sprung nach Deutschland, dem treuesten Vasallen, der ob der aktuellen Besetzung des Papststuhls in D.C. zwar verwirrt, aber gewohnt devot und gleichzeitig größenwahnsinnig handelt. Das Memo, nach dem Russland sich nicht ruinieren lässt und China noch weniger, haben sie nicht gekriegt. Sie wollen jetzt auch Weltmacht spielen, Geld spielt keine Rolle.

Hätten sie diesen Satz nur verstanden! Es ist nämlich erstens nicht möglich, militärische Macht einfach zu kaufen, das hatten wir hier bereits hinreichend. Zudem ist es äußerst ungeschickt, mit der Kohle zu wedeln, weil das die Preise noch mehr erhöht als in Zeiten hoher Nachfrage ohnehin schon. Und dann geht noch die Beschaffungschefin hin und sagt: Macht schnell, wir zahlen alles.

Kaum an den Start gegangen, geht es auch schon los, q.e.d.. Der neue Faschismus ist mithin nicht nur bunt, er ist eine Karnevalsveranstaltung, die gleichwohl mit dem Abbrennen des Festsaals enden kann, denn allein schon Russland wird sich das nicht Jahrzehnte lang angucken, bis ggf. eine echte Bedrohung daraus wächst.

Konsequenzen

Es hat bereits gezeigt, dass es binnen Kürzestem seine Militärmacht anpassen, vergrößern und optimieren kann, in einer Weise, von der ein System, das sich eine Rüstungsindustrie nur für Profite hält, nicht einmal träumen kann. Aber da gibt es noch ein Problemchen, das in den hiesigen unkritisch ahnungslosen Medien gar nicht vorkommt.

Nehmen wir für einen Wimpernschlag an, Deutschland käme je in die Nähe einer militärischen Präsenz, die jemand – zumal ein Gigant wie Russland – ernst nehmen müsste. Wie werden wohl andere Staaten, die heute noch als 'Partner' betrachtet werden, darauf reagieren? Und wie wiederum wird ein großmächtiges Deutschland auf die Vorsichtsmaßnahmen seiner Nachbarn reagieren, die sich wieder wappnen müssen? Wo soll das enden?

 
trp

Die Speerspitze der öffentlich-rechtlichen Geschmacksrichtung journalistischer Verkommenheit, "Tagesschau", bemüht sich täglich nach Kräften, ihren Status als unangefochtene Instanz der Lächerlichkeit zu verteidigen. Aktuell stellen sie dort fest, dass das böse Russland des bösen Putin vielleicht eventuell Fake Videos produziert, auf denen man sieht, wie der Kanzler arme süße Eisbären tötet.

Ich habe es ja satt, aufzuschreiben, was Profis wie die USA so investieren, um weltweit Medien zu manipulieren. Was sie sicher nicht tun: Aufwand betreiben, um lächerliche Schmutzkampagnen zu starten, von denen niemand etwas mitkriegt. Zum konkreten Fall: Niemand wirft Fritz aus Brilon vor, kein Veganer zu sein.

Man wirft ihm vor, ein derart verlogener Hanswurst zu sein, dass er unter all den verlogenen Hanswursten seiner Zunft die Oberwurst gibt. Man wirft ihm vor, von höchst korruptem Charakter zu sein, den Füllstand seiner Taschen noch zu leugnen und, eigentlich ohne politische Ziele, im Wind des Trends segelnd Deutschland in einen Weltkrieg zerren zu wollen. Unter anderem.

La Le Lu

Die grottendumme Erzählung, ein Russland hätte Interesse daran, davon abzulenken, um ihm zu schaden (Merkt ihr selber? Nein?) ist halt der Tagesabschaum, mit dem die Verachtung der Rezipienten zum Ausdruck kommt, die ja gar nicht so verblödet sein können, auch das noch zu schlucken. Aber vielleicht sind sie ja inzwischen hinreichend betäubt.

Was selbstverständlich nicht aufs Tapet kommt: Die Art und Weise etwa, wie der Wertewesten seine Hegemonie u.a. mit juristischen Mitteln aufrecht erhält. Jahrhunderte lang ausplündern, vom daraus geschlagenen Profit eine überlegene Infrastruktur aufbauen, in der man Produktionsmittel entwickelt, mithilfe derer man sie weitere Jahrhunderte abhängig hält – und Putin ist der "Imperialist".

Worüber dort auch niemand redet: Die Welt als Schachbrett (Kollege Mersmann erinnert), das Treiben der Neocons, Geostrategie als solche. Steht hier auch jeden zweiten Mittwoch. Wie kann man eigentlich noch in den Spiegel gucken, ohne sich zu schämen, wenn man diesen Märchen glaubt? Am besten wohl, wenn man eh Grün wählt. Adabei sein ist alles.

 
trp

Wer dachte, das Plappermädchen wäre bereits die größtmögliche Chance gewesen auf einen Weltkrieg, der von deutschem Gelaber ausgeht, wird nunmehr von einem amtlichen Bundeskanzler eines Schlechteren belehrt. "Wir werden bereits von Russland angegriffen", faselt der Mann und begründet damit sehr konkrete Kriegsvorbereitungen.

Der Beleg sei u.a. die Existenz von Russia Today, einem Portal, dessen Reichweite im Promillebereich dessen liegt, was allein deutsche Massenmedien ausliefern. Irgendwo las ich etwas von "1,4 Millionen Anfragen im Monat", was immerhin 300.000 mehr wären als bei Feynsinn. Die Zahl kann aber a) nicht stimmen und ist b) völlig irrelevant, da sie mit der Nutzeranzahl null zu tun hat. Aber Hauptsache was mit Millionen. Die Russen kommen!

Der Feind ist unser Unglück

Ist es schon grottendämlich, ein Medium, bestenfalls vergleichbar mit der DW, mit dem nuklearen Holocaust zu vergleichen, so wird das noch erbärmlicher, wenn man sich anschaut, was allein die USA diesbezüglich auffährt, zumal im Bunde mit ihren atlantischen Vasallen. Wenn RT ein Angriff ist, was ist dann das? Oder die Sprengung von Nordstream? Der totale Weltvernichtungsangriff der USA auf alles, was ihnen noch nicht die Stiefel leckt?

Immerhin reichen diese teils daherphantasierten Vorwürfe für Existenzvernichtungen à la Reichsacht, wobei auf Zuruf unüberprüfbarer Behauptungen unkontrollierter Geheimdienste die unantastbare EU-Führung einzelne Menschen 'sanktioniert', ihnen also ohne Anhörung und Gerichtsverfahren die Existenzgrundlage raubt. Dass überhaupt natürliche Personen, dazu noch EU-Bürger, 'sanktioniert' werden können, ist ein Rückfall ins Mittelalter.

Und was sagen unsere der Karikatur einer Demokratie vorstehenden Stellvertreter dazu? Eigentlich ist es zwar unmöglich, sich unter diesen Umständen legal auch nur Rechtsbeistand zu verschaffen, aber das sei ja irgendwie doch gelungen. Alles paletti also mit der Rechtsstaatlichkeit. Fazit: Es gibt wieder autoritäre Herrschaft und rechtlose Untertanen, basierend auf krudem Feindstrafrecht. Willkommen im Faschismus. Noch schlägt er selektiv zu.

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