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Todd und Geufel sitzen wie jeden Freitag am Ufer des Flusses und schauen Leichen beim Vorbeitreiben zu. Die Kleinen sind ausgeflogen und werden vermutlich irgendwen in den Wahnsinn, einen Planeten in seine Sonne oder eine Sonne in ein Schwarzes Loch treiben. Oder alles auf einmal. Geufel liest eine Zeitung.
 

Geufelchen, da steht, du liest eine Zeitung. Wieso liest du eine Zeitung?

Vielleicht weil es sonst bald niemand mehr tut. Vielleicht auch, weil es gemütlich ist. Eine Zeitung ein Käffchen, etwas zu knupsern. Das sind ja schon zwei Dinge, die dein komischer Erdparasit gut gemacht hat.

Zwei. Welche jetzt genau?

Na Kaffe und Gemütlichkeit. Kaffee! Welch eine großartige Idee, diese komischen ungenießbaren Nüsse zu pflücken, zu rösten, zu mahlen und in kochendes Wasser zu werfen, um die dabei entstehende Plörre zu trinken.

Hast du ihnen das nicht beigebracht? Ich war sicher …

Nein, das war ich ausnahmsweise nicht. Einer dieser Zufälle wohl. Wobei: Irgendwie scheint es da eine Verbindung zwischen gewissen perversen Experimenten und Kaffeegenuss zu geben. Wie käme sonst obendrein wer auf die Idee, erst Katzenscheiße daraus zu machen und das dann aufzubrühen? Zu putzig, diese Leute.

Aha. Und Gemütlichkeit also.

Ja richtig. Wobei mir das das nächste Rätsel ist. Unsere kleinen Lieblingslieblinge, die Spezialdemokraten und ihre Kniefälligen von der Protestantischen, gehen ja ernsthaft hin und verzapfen so einen Mist wie "Wer nicht arbeitet, muss auch nicht essen" und finden "früh aufstehen und hart arbeiten" sexy. Und dann wundern sie sich, wenn die Leute sie eklig finden, anstatt sich zu wundern, dass überhaupt jemals irgendwer ihren Klubs beigetreten ist. Ich frage mich ja vielmehr, warum keiner von denen mal mit Gemütlichkeit Werbung macht. Wenn ich so ein Lippenschwätzer wäre, ich würde den Leuten doch sagen: Bei mir sollt ihr es alle gemütlich haben. Das Wichtigste für meine Partei: Im Winter lecker warm, im Sommer schön draußen, Käffchen, entspannen und Spaß haben.

Damit wärst du ganz sicher ein Populist.

Aha. Und das ist schlimm?

Na, ich denke mir das so: Wenn du den Leuten was vormachen willst, um sie zu vereimern, sie für dich tun zu lassen, was du selbst nicht magst, und ihnen streitig machen willst, was ihnen eigentlich zusteht, dann musst du ihnen einreden, dass alles andere wichtiger ist als das, was sie eigentlich wollen. Am besten drehst du alles herum, lässt sie glauben, wenn sie sich selbst quälen, wäre das das einzig Wahre und 'erlaubst' ihnen hier und da eine Ausnahme für besondere Verdienste.

So arschig bin ja nicht einmal ich.

Ich sage ja: Da ist mir einiges schiefgegangen. Ist wohl eher so ein Montagsmodell geworden. Aber was schreiben sie denn in deiner Zeitung?

Ach, das ist dieser Säzzer. Er erklärt den "Nützlichen Idioten" am Beispiel von einem, der seine Leute zum Sich-erschießen-lassen schickt.

Und das ist nützlich?

Nicht für die armen Teufel und nicht mal für ihn selbst, aber für wen, der sich was davon verspricht.

Aha. Aber warum hat er nicht dieses Plappermädchen als Beispiel genommen? Die passt doch noch viel besser.

Die ist wohl erstens so drüber, dass es keinen Spaß macht, und zweitens wird es zusehends unmöglich, noch etwas Nützliches daran zu finden. Anfangs hat ihr wer gesagt: "Plappermädchen, plapper", aber dann hat sie einfach nicht mehr aufgehört. Wie so ein Kind, das einen Witz hundertmal erzählt und die Tür nicht zukriegt, weil keiner mehr lacht.

Was ist ein Nützlicher Idiot, wenn er nicht mehr nützlich ist?

Das hast du gesagt.

Ach, lass uns mit etwas anderem beschäftigen. Das wird langsam deprimierend, und auf diesem Teil der Kugel ist es eh schon so lange dunkel dieser Tage.

Und womit?

Ich hätte da eine Idee; die ist nicht neu und originell, aber ich mag sie auch mehrfach täglich. Wo die Kinder gerade auch nicht da sind.

Käffchen vorher?

Todd: Gern!

Der zweite Kaffe reißt einen eh immer rein.

 
pn

Vladimir Selenski, das wird leider selten deutlich im hiesigen Medientheater, ist Schauspieler. Immer schon gewesen. Weil er und sein Mäzen Igor Kolomojski verstanden hatten, dass Politik in der Ukraine nur eine Bühne ist für eine allgegenwärtige Korruption, haben sie korrekt erkannt, dass ein Schauspieler die beste Besetzung für das Amt des Präsidenten ist. Zunächst ein Wort zu dieser Korruption:

Wenn ich von Fällen offensichtlicher Korruption erfahre, zucke ich längst nur noch mit den Schultern. Für die auch nur virtuelle Abschaltung von Kohlekraftwerken, die nicht annähernd so gewinnträchtig sind wie die Erneuerbaren, erhält ein Konzern 'Entschädigungen', der gerade Rekordprofite eingefahren hat. Schulterzucken. Die Lokführergewerkschaft, eine der letzten, die noch für Arbeiterinteressen kämpft, wird gedisst, während sich der Versagervorstand der Bahn die Taschen vollstopft. Schulterzucken.

Von etwas muss man leben

Wie soll es dann erst in einem Land wie der Ukraine aussehen, die auf Korruption gebaut ist, aus Korruption besteht und von Korruption lebt? Wie würde irgendwer von uns in einem solchen Klima bestehen? Ich bin sicher, selbst ich würde da hemmungslos korrupt, obwohl ich immer sage, dass ich dafür zu teuer bin. Die Ukraine steht seit ihrer Gründung im Jahr 1991 unter Einfluss. Russischer Einfluss, immer stärker EU- und US-Einfluss, mithin Schmiergeld, Raubgeld, Schutzgeld. Bis 2014 war das Allgemeinwissen, dann wurden die Huren zu Heiligen und die Mafiosi zu Musterdemokraten.

Selenski war ein Profi. Seine Aufgabe war es, seinem Herrchen die Stöckchen zu bringen. Dann kam etwas dazwischen, womit beide nicht gerechnet hatten: Statt Frieden mit Russland zu machen und gemütlich das Land auszuplündern, kam die NATO in Gestalt des Boris Johnson und machte ein Angebot, das Selenski nicht ablehnen konnte. Vor ihm die Billionen des Wertewestens, um ihn herum deren Freunde, die Zeugen Banderas: Asow, Ajdar, Rechter Sektor, Schachtjorsk, Dnjepr, Donbass, Swoboda und andere Banden der Ukronazis.

Kann gehen

Für den frisch gewählten Präsidenten war das ein Schock, der Schauspieler hat sich fix umgezogen und ist in die neue Rolle geschlüpft. Retter, Held, Kämpfer, Sieger. Ein Stratege war er nie; er hat bestenfalls geahnt, worauf er sich einließ. Wie dem auch sei, die Rolle hat er gespielt, umso pathetischer, je mehr Heldenmut die einzige Ressource war, um wenigstens den Medienkrieg zu gewinnen. Inzwischen ist er der Letzte, der die Mission noch zu erfüllen versucht – weil es für ihn keine Option zum Rückzug gibt.

Die anderen ziehen ihr Kapital ab, schreiben das Projekt ab, ziehen weiter, zündeln woanders, schaden Russland auf kleinerer Flamme, orientieren sich neu. Nur der Frontrenner kann nicht anders. Sie haben ihm gesagt, es gibt keine Verhandlungen. Ihr müsst gewinnen. Du bist die Galionsfigur des Endsiegs. Selenski hat das geliefert und ist geliefert. Man will ihn jetzt loswerden und nichts mehr wissen vom Geschwätz von gestern. Der Fanatiker hat den Verstand verloren. Er muss weg. Der Held war immer nur eine Rolle. Der Märtyrer ist real.

 
pn

Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F041435-0028 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0

Ein weiterer Landesverband der AfD wird als "gesichert rechtsextrem" eingestuft. Dafür ist der Verfassungsschutz zuständig; jener Verein, der von NSU bis Breitscheidplatz bei jeden Terroranschlag seine Leute im Spiel hat und am liebsten dafür sorgen würde, dass in den nächsten 1000 Jahren niemand genau erfährt, was die damit zu tun haben.

Das sind also diejenigen, die beurteilen, wer rechtsextrem ist und wer nicht, und man muss mutmaßen, dass jene, die rechtsextrem genug sind, geschützt werden, während im europäischen Maßstab 'normal' Rechtsnationale als Gegner betrachtet werden. Die Rechtsnationalen, die sich anschicken, stärkste Partei zu werden – nicht nur in den Bundesländern, in denen sie jetzt als neue Nazis gelten.

Guter Nazi, böser Nazi

Der zuständige Landeschef des VS gibt zu Protokoll:
"Eine derart rassistische Ausprägung des Volksbegriffs, wie ihn die AfD Sachsen öffentlich vertritt, hat seine Wurzeln im historischen Nationalsozialismus" und meint damit Begriffe wie "Ethnopluralismus", den die AfD diskriminierend verwendet. Wenn diese Behörde nichts qualitativ Besseres zu leisten weiß als Godwin-Kommentare, ist ihre Expertise entsprechend einzustufen. Das ist so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil stimmt.

Völkisch ist das sehr wohl und damit rassistisch in der Tendenz. Die Nazis aber haben den Genozid an Millionen nicht nur ausdrücklich im Programm gehabt, sondern ihn verübt. Erkennt ihr den Unterschied? Zudem ist diese völkische Tendenz in Europa aktuell überall zu erkennen, und vor allem: Deren Anhänger sind keine Extremisten. Das ist die bürgerliche Mitte, gern protestantisch; das ist allerdings dieselbe Klientel, die die Nazis gewählt hat.

Die sind im Kern nach wie vor gut angesehen in der Gesellschaft. Von Globke, Gehlen und Filbinger über die Ausländerfeinde der 90er Jahre bis hin zu den besorgten Bürgern. Die Amerikaner – das ist das einzig Gute, das ich an deren Wirken erkennen kann – haben den Deutschen den Judenhass ausgetrieben. Keineswegs trifft das aber fürs Völkische zu, für den Hass auf alles Linke, Zigeuner und Asylschmarotzer. Diese Haltungen docken direkt an an den Common Sense an und sind allemal gesellschaftsfähiger als wirksame Kapitalismuskritik.

Ende Gelände

Die AfD zu diskriminieren, heißt die Wutbürger der Mitte weiter aufzuheizen. Wenn obendrein deren politische Ziele von den Versagern der neoliberalen Atlantiker hektisch umgesetzt werden, machen diese sich endgültig überflüssig. Hält man die Verfassungsschützer nicht für komplette Deppen, könnte man dahinter gar ein Konzept erkennen, zumal sie professionell "konspirativ" arbeiten. Verschwörung ist mithin ihr Metier.

Der Wertewesten kollabiert. Wer die hiesigen Zustände alarmierend findet, mag etwa in die USA schauen. Donald Trump muss der nächste Präsident werden. So wie die Umfragen laufen, glaubt kein Wähler der GOP, ein Sieg Bidens könnte etwas anderes sein als Wahlbetrug. Ein Bürgerkrieg ließe sich dann kaum mehr verhindern. Mal schauen, ob unsere Spezialisten den Laden hier auch so abrocken werden.

 
pn

Quelle: Pixabay

In Deutschland, einem ehemals reichen Land, noch unter den Bedingungen eines solchen, läuft es, wie es soll. Das mit der Bildung, so wusste schon Humboldt, ist etwas für Leute, die sie sich leisten können, so gut sie es sich eben leisten können:

Bei der aktuellen "Pisa-Studie" hat das deutsche Bildungssystem 2022 so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor. Ein neuer Rekord! In Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften erreichten die 15-jährigen Schüler aus Deutschland die schlechtesten Werte, die jemals im diesem Rahmen gemessen wurden. Besser noch: Der Schulerfolg hängt in Deutschland mehr als in fast allen anderen Staaten der OECD vom Einkommen ab.

Was lernen wir daraus? Unterschichtskinder sind einfach dumm. Die Eltern sind dumm, die Großeltern sind dumm. Wer dumm ist, wird Unterschicht und bleibt Unterschicht. Die SPD wollte das in den 70er Jahren einmal ändern und hat zum überbordenden Sozialstaat noch das BAFöG addiert. Seitdem haben auch ein paar Doofe promoviert, aber solche Pannen sind selten.

Läuft

Wie schon Humboldt erklärte, ist die Mittelschicht für Mittelschlaue, die eine Art Mittelschule besuchen sollten. Nun hat die SPD ja aus Rache, weil die Kooperative Schule verhindert wurde, Gesamtschulen installiert, die eigentlich Hauptschulen sind, das Niveau der Realschulen gleich mit herabgezogen und das Gymnasium zu einem Tummelplatz der Mittelschicht gemacht. Das kann man so weit tolerieren.

Oberschichtskinder sind die klügsten. Man weiß schon beim Schuleintritt: Oberschichtskinder machen einen Doktor. Auch Mittelschichtskinder dürfen einen machen, wenn sie sehr gut sind. Das macht sie zwar keineswegs zur Oberschicht, aber man kann sie gebrauchen. Viele von ihnen werden Exosoziologen, Parapsychologen und Kognitionshömöopathen, manche auch Ökonomen oder Wissenschaftler. Diese werden gern als Experten herumgereicht.

Die Unterschicht wird man in der Zeitenwende® gerade als Dummies dennoch sehr gut gebrauchen können. Für ihren Daseinszweck müssen sie nicht selber denken können; im Gegenteil, das würde nur stören. Der Stolz der Soldaten und ihrer gleichnamigen Mütter ist allenfalls eine Frage der Herzensbildung. Die wächst unter den schwierigsten Bedingungen und jenseits der Schulweisheit besonders gut. Es gibt also absolut nichts auszusetzen am Bildungssystem. Genaugenommen ist es nachgerade perfekt.

 
pn

Wir Pazifisten sind Lumpen, alle, denn wir wollen nicht, dass die Guten gewinnen. Auf diese Weise kommt das Dämonische über die Welt. Wir sind schuld an Auschwitz, Pol Pot und Putins Sieg in der Ukraine. Allein diesen schon jetzt und überhaupt so zu nennen, in einem einzigen kleinen Webauftritt, richtet mehr Schaden an als eine Atombombe.

Alles haben die Guten versucht; sogar vor faktischer Zensur, verschachtelter gar, schrecken sie nicht zurück, um Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Während sie hier mit aller Macht versuchen, die Reihen zusammenzuhalten, um die russischen Orks zu besiegen, lassen die Defaitisten und Feindsenderhörer sich von deren Propaganda einlullen.

Endsieg oder Tod

Diese arbeitet immer wieder mit Lügen wie solchen, in denen ukrainischen Soldaten angeblich von russischen das Leben gerettet wird. Warum sollten diese Monster so etwas tun, wenn unsere Helden keinen Zweifel daran lassen, dass diese Schweine allesamt geschlachtet gehören? Welch finsteren Streich spielt uns der Satan da, und wie gut ist es, dass sich das Gros der Bevölkerung hier nicht davon verunsichern lassen kann.

Die Geländegewinner mit der überlegenen Moral werden also jetzt von den bestialischen Hasenfüßen, die von Anfang an keine Munition hatten, nur ranzige Ausrüstung und beim ersten Piep davonlaufen, eingetütet. Putler stellt sich gar hin und sagt, sie, seine Dunkeltrolle, hätten noch nicht einmal richtig angefangen. Und einige völlig Verblendete halten das auch noch für wahr.

Verhandlungen sind nach wie vor aber völlig ausgeschlossen. Der Feind mit seiner falschen Moral fragt in geheuchelter Anteilnahme, ob der Westen ihr "Brudervolk" wirklich "bis zum letzten Ukrainer" in die Fleischwölfe werfen will, als die sich bislang noch jeder relevante Frontabschnitt erwiesen hat. Sie behaupten gar, die Ukraine würde "vernichtet" – vom eigenen Kommando – wo sie nicht bereits völlig zerstört sei: wirtschaftlich, militärisch, politisch und am Ende als Volk. "2023: Die NATO erfindet die Strategie des Friendly Genocide", sagt ein Lump dazu.

 
Ich wähle die Grünen, weil die etwas für die Umwelt tun.

Ich wähle die SPD, weil die für soziale Gerechtigkeit sind.

Ich wähle die FDP, weil sich Leistung lohnen muss.

Ich wähle die CDU, weil die für Sicherheit sorgen.

Ich wähle die AfD, weil die keine Migranten mehr reinlassen.

Ich wähle die Linke, weil die echte Opposition machen.

Ich gehe zur Wahl, weil sonst die Feinde der Demokratie gewinnen.

 
pn

Lächle doch mal! Sei nicht so negativ! Trink doch einen mit, stell dich nicht so an! Sieh doch mal das Schöne im Leben! So schlimm wird es schon nicht sein. Lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben! Kopf hoch, sonst fällt das Krönchen …

Ja genau. Wieso zur Hölle bin ich eigentlich noch nicht selbst darauf gekommen? Mannmannmann, da kullert doch mein Krönchen, weil ich Dummie wieder vergessen habe, das Köpfchen hochzunehmen! Das Geilste an vielen Mutmachern ist ja, dass sie nicht nur zu doof sind, sich Gründe auszumalen für die schlechte Stimmung, die ihnen aus einem Gesicht entgegenschlägt.

Nicht nur, dass sie einem nicht einmal die Depression gönnen, nein. Sie sind dann auch noch empört, wenn sie es mit der aggressiven Variante der Bewältigung zu tun bekommen. Dabei muss jeder, der mich länger als 5 Minuten kennt, ahnen, wie nah ich am Tourette gebaut bin. Das ist doch dann ganz einfach: Nicht reinsprechen, kein Echo.

Ruhedonnerwetternochmal

Früher wollte ich Busfahrer werden. Ich war auf der Stelle verliebt in den Job unter dem Schild über dem Paradies: "Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen!". Ich hätte den Fahrgästen jeden Tag aufs Neue deutlich gemacht, was “Gast” bedeutet und dass sie NICHT MIT DEM FAHRER zu SPRECHEN haben. Denn "Fahrt", das wär’ wohl, wenn ich da wäre. Niemand hätte mich aufgemuntert. Niemand hätte gemuckt. Nicht auf meiner Route.

Sei doch mal positiv! Bin ich doch, oder zählt mein HIV-Test etwa gar nicht?! Wo ist dein Optimismus? Meiner? Das ist deiner. Ich habe irgendwann nach meiner Geburt einmal nachgedacht. Seitdem bin ich Realist, also Pessimist. Nachdem ich damit also schon kein Glück mehr hatte, kam noch Pech dazu. Tut mir also leid, wenn meine eingefrorene Visage dir Kummer bereitet. Soll ich mich töten für dich? Ich könnte das gleich hier tun. Ich meine, wenn das wirklich so schlimm für dich ist …

Seien wir doch mal ehrlich. Die besten Zeiten haben wir hinter uns, wenn wir merken, dass wir sie vielleicht mal hatten. Okay, jetzt kann man in alten Zeiten schwelgen und sich schon morgens besaufen, um nicht zu merken, dass es nie mehr so wird. Werden die Zeiten dann aus irgend einem Grund noch schlimmer, vielleicht die nächste Droge on top, das wird aber teuer, macht’s nicht besser und ist wirtschaftlich für viele auch einfach nicht zu stemmen. Bleibt also was? Richtig: Depression. Wie gesagt, in unterschiedlichen Varianten.

So, jetzt sind da draußen aber permanent Haufen von Hohlfrüchten unterwegs, die einem das verleiden. Wisst ihr, wie ich das nenne? Diskriminierung, übelste Sorte. Vergräbst du dich zuhause, locken sie dich raus, gehst du raus, kommst du keine fünf Meter weit ohne auf ein Rudel Gurken zu stoßen, aus dem mindestens zwei Scheiben dir mit ihrer zur Schau gestellten Lebensfreude auf die Eier gehen. Diese Zuchtmeister der Schunkelstimmung, die all ihren hasserfüllten Optimismus darauf verwenden, harmlose Autisten in den Suizid zu umarmen.

Schluss mit der Unterdrückung

Diese Psychorassisten wollen dabei nicht nur die schlechte Laune, die Depression und den Zorn liquidieren. Der Völkermord an der einstmals hohen Kultur des Fluchens, Nörgelns und Keifens schreckt selbstverständlich nicht vor der totalen Vernichtung unserer Sprache zurück. Warum muss etwa ein Jurist sich hinter der Floskel: "Hochachtungsvoll" verstecken, wenn er "Leck mich am Arsch" meint? Oder "Mit vorzüglicher Hochachtung" anstelle des ehrlichen “Du blöder Wichser!”? Warum heißt es "Guten Morgen", wenn einem bestenfalls egal ist, wie ein irrelevanter Mitinsasse dieses verschwendeten Planeten den Vormittag findet?

Damit wie gesagt nicht genug; wenn man nur gerade der Norm der fröhlichen Heuchelei entspricht, findet sich immer, überall und sofort ein Weltverblöder, der mehr Begeisterung verlangt (hier sollte es doch wenigstens auffallen, dass ein Mangel an Geist zwar notwendige Bedingung ist für diese Haltung, aber eben gerade nicht dadurch kompensiert werden kann). Ich hingegen verlange eine Aufnahme der Stimmungsautisten, Depressiven und Entnervten ins Antidiskriminierungsgesetz. Fortan soll, wer anderer Menschen Stimmung aufzuhellen versucht oder sie gar selbst dazu auffordert, ihre Stimmung zu wechseln, sanktioniert werden wie jeder andere miese Stalker.

Außerdem erwarte ich eine Anpassung der Regeln des offiziellen Schriftverkehrs dahingehend, dass ein Idiot auch "Idiot", Scheiße "scheiße" und überhaupt jede der vorgeblichen Neutralität entzogene Empfindung der dunklen Seite beim Namen genannt wird. Wer dies als ungebührlich, zu 'negativ' oder pessimistisch empfindet, ist aufgefordert, dergleichen fortan uneingeschränkt lustig® zu finden. Lach doch mal drüber! Hab dich nicht so! Stell dich nicht so an! Ey, du hast es doch gut!

März 2015

 
pn

Quelle: Raubmord vom verlinkten Kanal.

Es ist ein Kreuz mit der Religion – Schenkelklopfer! Sie bedient fast das komplette Bedürfnisspektrum des menschlichen Hirns, und Vernunft ist dummerweise kein Bedürfnis. Um mit ihr mitzuhalten, bräuchte Wissenschaft eine ähnliche Macht, sonst wird sie immer vom Geisterglauben übertölpelt werden.

Dabei hat sie mehr zu bieten als immer schlauer zu werden und sich dabei immer dümmer zu fühlen. Für mich ist sie ein Trost quasi religiöser Dimension. Wo sich der Kniefällige einbilden muss, ein unsichtbares Wesen habe ihn und seinesgleichen nach seinem Vorbild aus dem Wurstkessel geschöpft und herrsche heimlich im Himmel, kann sich der Wissenschaftler mit Evolution bescheiden und ohne Taschenspielertricks nämlich wissen, dass diese Spezies etwas wirklich Besonderes ist.

Du hast nen Urknall

Nein, nicht nur das Viech, das sich anschickt, vor allem die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören, in einer Massengesellschaft versucht, sich nach Maßgaben der Steinzeithorde zu verhalten und jeden absurden Ranz zu glauben, wenn es sich damit besser fühlt als mit der schnöden Realität. Tatsächlich avancierte sie zum Gedächtnis des Universums.

Etwa 13,8 Milliarden Jahre können wir in die Vergangenheit zurück schauen. Wir haben Gesetzmäßigkeiten entdeckt, die sich jeder Wahrnehmung entziehen und teils mit den empfindlichsten Instrumenten nicht zu erfassen sind. Und das Ganze haben wir in ein paar Hundert Jahren aus der Asche religiöser Verblödung gehoben. Fun Fact: Erst vor 100 Jahren haben wir ein Periodensystem der Elemente aufgestellt, das bis heute annähernd gültig ist. Ein Wimpernschlag.

Rüder Lastwechsel in eine andere Kurve: Das Internet, zumal Youtube, hält nicht nur rosa Bläschen für Spezialtheoretiker vor, die sich liefern lassen, was sie glauben wollen; es gibt auch echte Wissenschaft, lehrreich und spannend. Davon sprechend, muss ich hier endlich mal den Josef vorstellen, den meine liebe Ani und ich gern geheiratet hätten.

Geile Wissenschaft

Josef M. Gaßner – ja ja, der macht es mit dem Lesch, aber kommt mir jetzt nicht mit Kontaktschuld – gibt es da zum Beispiel, den Mann mit der Orange, der den Kopf so lustig schräg hält. Die Vortragsreihe "Von Aristoteles zur Stringtheorie" ist fucking großartig. Die Geschichte der Physik und mehr, verständlich auch ohne mathematische Kenntnisse, die aber dennoch die dazugehörige Mathematik liefert. Für mich war das Anlass, Ü50 endlich Gebrauch zu machen von Schulkenntnissen, denen ich mich bei der halbgaren Aneignung noch verweigert hatte.

Mein Liebling ist die Folge 7, in der es um Lagrangepunkte geht. Mathematik kann so anschaulich sein, dass sie nachgerade schön wird. Klingt komisch, ich weiß. Mein ja nur. Ein Buch dazu gibt es übrigens auch, ich habe das zweimal hier, weil wir es schon beide hatten, ehe wir kollidierten. Man kann sich mithilfe der Wissenschaft also auch verlieben. Friss das, Religion!

 
Als ich neulich durch die Archive surfte, fiel mir auf, dass man doch mal die Kommentare ehren sollte, also habe ich ein paar gesammelt. Das da unten Ist allein die Ausbeute einer spontanen Sammlung, alle aus einer Kategorie aus 2013 und aus dem Haus, in dem ich hocke:

xxDer nächste, der hier ein Gedicht einstellt ohne Metrum und mit schiefen Endreimen, wird erschossen.

Man muss schon ein äußerst submissiver Sklave des Konsums sein, um sich von unterbezahltem Personal einer Fabrik für labberige Brötchen dazu zwingen zu lassen, jede überteuerte Komponente einzeln zu benennen, um nachher den Preis eines 4-Sterne Menüts dafür zu latzen. Ich steche mir inzwischen gern Nadeln unter die Fingernägel als Vorbereitung auf einen Besuch dort.

Ich fand Filme mit Tom Cruise schon scheiße, bevor ich sie scheiße fand, weil Tom Cruise mitspielt.

Wenn man schon beim Töten die Ästhetik derart vernachlässigt, muss man sich nicht über kulturelle Dekadenz beschweren.

Keule? Das waren die Samthandschuhe.

Na siehste, das hab ich schon dunnemals mit meinem ersten und einzigen Tagebucheintrag zusammengefasst:
“Aschgeigen, Aschgeigen, alles Aschgeigen”
Danach gab’s nix mehr zu sagen.

Ich weiß nicht wie oft du das erleben musst, dass die ganzen Dummköpfe in die andere Richtung fahren, bis du wenigstens mal den Ball flachhältst.

Katholizismus ist ein Arschloch, aber es ist vollkommen sinn-und zwecklos, das zu thematisieren, deshalb mache ich das auch nicht.

Wer auf ordentlich Hokuspokus steht, wird ja gut bedient. Da wird an nix gespart. Kerle in Kleidchen, schmutzige Nuschelgespräche hinterm Vorhang im Beichtstuhl, Drogen und Alkohol, Pseudokannibalismus in Form von “Leib-Christi-Oblaten”, Held und Anti-Held, finstre Orgel-Mucke, etc. Und das ganze Spektakel dann vor nem überlebensgroßen Kerl, der zu Tode gequält an einem Kreuz hängt… Grade Kinder bringt das stimmungsmäßig ganz weit nach vorne und sorgt für eine solide Grundlage, auch jeden anderen Bockmist mitzumachen.

Brüderle ruft zum Mord an Sozialliberalen auf:
“Wir werden einen Wahlkampf hinlegen, da brennt der Baum“.

Übrigens, sind echt moderne Zeiten, oder? Wo se lauter alte Männer in ner Kapelle einsperren, die dann Lagerfeuer machen. Hogwarts-Hokuspokus ist ja in derzeit.

Nö, passt schon. Ist doch alles drin, Porno-Stroh, Tränensäcke und Gesellschaftskritik. Und natürlich der First-Level Endgegner! Der wär beim literarischen Quartett bestimmt ne ganz große Karte!

Was das deprimierend finden angeht, bin ich sicher kein Maßstab. Ich fand auch Dick und Doof, Charlie Chaplin, Pan Tau und Boomer der Streuner deprimierend. ;o) Pan Tau aber wenigstens schön deprimierend. Dafür konnte ich damals wenigstens noch ohne Schmerzen Tagesschau gucken!
Wenn man das so liest, klingt das nach einer sehr munteren Kindheit… xx

 
Inspiriert hat mich aber ein Kommentar, den ich zeitlich nicht mehr zuordnen kann:

Ein System ist ein Ding, in dem die Strippen sich selber ziehen. Die Drecksäcke werden quasi automatisch an die freien Plätze geführt und die freien Plätze machen die Personen zu Drecksäcken. Insofern gibt es nicht die “falschen Leute”. Das Potential dazu haben milliarden Menschen. Und wen du heute noch für “richtig” hältst, der ist morgen “falsch”. Guck dir mal die Karrieren der Grünen an.

Und dann noch einen außerhäusigen, mithin womöglich ein Verstoß gegen das Urheberrecht, aber einer, der mir sofort in den Kopf schießt (auaa!), wenn ich daran denke, wofür ich Fenysinn gemacht habe:

Ich aber wollte ‘schon immer mal’ eine Diele des Schreckens aufsetzen, mit ebenfalls floral geprägten aufblasbaren Kleiderbügeln an schmiedeeiserner Garderobe, Brokatimitat mit üppiger Goldkante auf dem Plasikwählscheibentelefon, der Katze mit dem wetteransagenden Wollknäuel und dem Seerosenblatt mit den verschmitzten skatkloppenden Fröschen aus keramikähnlichem Kunststoff.

Ich arbeite noch heute daran.

 
pn

Ich betreibe dieses Blog bekanntermaßen seit 18 Jahren. Bis zu 360 Postings pro Jahr sind dabei herumgekommen, mithin darf ich behaupten, dass ich mich professionell mit den Inhalten befasse, vor allem politischen. Dabei habe ich eine Menge gelernt und wundere mich, wieso ein ähnlicher Effekt offenbar bei fast all denen ausbleibt, die sich an anderer Stelle mit denselben Themen befassen.

Journalisten, Politiker, sogenannte Experten. Am ehesten geht mir noch ein, dass sie sich vom Betrieb korrumpieren und verblöden lassen, sodass sie am Ende ihren eigenen Erzählungen glauben. Je bescheidener ihr Verstand, umso deutlicher der Effekt. Aber es scheint durch, dass ganz Gallien im Zweifel der Wirklichkeit panisch den Rücken kehrt und sein Heil im Fairytaling sucht.

Verstehen vs. halluzinieren

Das andere Ufer ist weit, kommt man doch obendrein nur dort an, wenn man streng materialistisch denkt, will heißen: Vergiss Personen, Absichten und Motive; wenn du die Welt verstehen willst, beschäftige dich mit Optionen, Strukturen, Kräften. Interessen spielen da durchaus eine Rolle, sind aber ihrerseits immer eingebunden in Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, die eben diese Interessen immer stärker beeinflussen als andersherum.

Einfaches Beispiel: Kapitalismus fördert Gier. Er kommt aber problemlos auch ohne aus und würde sich nicht verändern, gäbe es sie nicht. Die Gier hingegen, die sich in ihm ausbildet, ist auf breiter Fläche nur in ihm möglich und würde unter anderen Bedingungen konsequent unterdrückt.

Das Establishment, die versammelte Elite bescheidener Geister, glaubt hingegen lieber wie in der Steinzeit an Wollen als Wirken, Geist und Ideale als bestimmende Faktoren des Seins. Wünschdirwas, 'Man-müsste-nur', wir haben das hier oft durchgekaut. Das geht so weit, dass politisches Funktionsmobiliar gar nicht erst mehr versucht, Probleme zu definieren und Lösungsansätze vorzuschlagen. Sie erzählen uns lieber, wie sie’s gern hätten und werden dafür beklatscht.

Der Kanzler hätte es gern schön

Zwei sehr aktuelle Beispiele hirnerweichender Naivität, mit der Experten® und Politiker herumfuhrwerken: Erstens ein derzeit populärer Plauderer des österreichischen Militärs namens Markus Reisner. Weil er ab und an einen Blick auf die Frontverläufe wirft und vergeblich die Erfolge sucht, von denen er im Fernsehen hört, gilt er als kritisch.

Aber selbst dieser wagemutige Held mit immerhin schwacher Realitätsanbindung wabert durchs Wünschdirwas. Etwas anderes als Siegesstrategien fällt ihm nicht ein, also fordert er u.a. "mehr Drohnen" und anderes Siegesgerät. Dass Russland genau deshalb seine SMO zum Erfolg führt, weil es den Wertewesten industriell in Grund und Boden produziert, kann er nicht sehen wollen. Da gewinnen nämlich die Falschen und obendrein wird Heldenmut brutal von Ökonomie geschlagen.

Ein noch traurigerer Fall ist der Cum-Ex-Kanzler mit seiner ganz speziellen Beziehung zu allem rund ums Thema Immobilien. Hunderttausende sind bereits obdachlos, Millionen können sich ihre Behausung plus warme Mahlzeit nicht mehr leisten. Was sagt der approbierte Arbeiterführer dazu? Er wünsche sich "einen Bauboom wie in den Siebzigern". Will er haben. Fände er toll. Applaus, den wähle ich. Und zu Weihnachten bitte noch Marzipan für alle!

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