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Todd und Geufel sitzen wie jeden Freitag am Ufer des Flusses und schauen Leichen beim Vorbeitreiben zu. Die Kleinen sind ausgeflogen und werden vermutlich irgendwen in den Wahnsinn, einen Planeten in seine Sonne oder eine Sonne in ein Schwarzes Loch treiben. Oder alles auf einmal. Geufel liest eine Zeitung.
 

Geufelchen, da steht, du liest eine Zeitung. Wieso liest du eine Zeitung?

Vielleicht weil es sonst bald niemand mehr tut. Vielleicht auch, weil es gemütlich ist. Eine Zeitung ein Käffchen, etwas zu knupsern. Das sind ja schon zwei Dinge, die dein komischer Erdparasit gut gemacht hat.

Zwei. Welche jetzt genau?

Na Kaffe und Gemütlichkeit. Kaffee! Welch eine großartige Idee, diese komischen ungenießbaren Nüsse zu pflücken, zu rösten, zu mahlen und in kochendes Wasser zu werfen, um die dabei entstehende Plörre zu trinken.

Hast du ihnen das nicht beigebracht? Ich war sicher …

Nein, das war ich ausnahmsweise nicht. Einer dieser Zufälle wohl. Wobei: Irgendwie scheint es da eine Verbindung zwischen gewissen perversen Experimenten und Kaffeegenuss zu geben. Wie käme sonst obendrein wer auf die Idee, erst Katzenscheiße daraus zu machen und das dann aufzubrühen? Zu putzig, diese Leute.

Aha. Und Gemütlichkeit also.

Ja richtig. Wobei mir das das nächste Rätsel ist. Unsere kleinen Lieblingslieblinge, die Spezialdemokraten und ihre Kniefälligen von der Protestantischen, gehen ja ernsthaft hin und verzapfen so einen Mist wie "Wer nicht arbeitet, muss auch nicht essen" und finden "früh aufstehen und hart arbeiten" sexy. Und dann wundern sie sich, wenn die Leute sie eklig finden, anstatt sich zu wundern, dass überhaupt jemals irgendwer ihren Klubs beigetreten ist. Ich frage mich ja vielmehr, warum keiner von denen mal mit Gemütlichkeit Werbung macht. Wenn ich so ein Lippenschwätzer wäre, ich würde den Leuten doch sagen: Bei mir sollt ihr es alle gemütlich haben. Das Wichtigste für meine Partei: Im Winter lecker warm, im Sommer schön draußen, Käffchen, entspannen und Spaß haben.

Damit wärst du ganz sicher ein Populist.

Aha. Und das ist schlimm?

Na, ich denke mir das so: Wenn du den Leuten was vormachen willst, um sie zu vereimern, sie für dich tun zu lassen, was du selbst nicht magst, und ihnen streitig machen willst, was ihnen eigentlich zusteht, dann musst du ihnen einreden, dass alles andere wichtiger ist als das, was sie eigentlich wollen. Am besten drehst du alles herum, lässt sie glauben, wenn sie sich selbst quälen, wäre das das einzig Wahre und 'erlaubst' ihnen hier und da eine Ausnahme für besondere Verdienste.

So arschig bin ja nicht einmal ich.

Ich sage ja: Da ist mir einiges schiefgegangen. Ist wohl eher so ein Montagsmodell geworden. Aber was schreiben sie denn in deiner Zeitung?

Ach, das ist dieser Säzzer. Er erklärt den "Nützlichen Idioten" am Beispiel von einem, der seine Leute zum Sich-erschießen-lassen schickt.

Und das ist nützlich?

Nicht für die armen Teufel und nicht mal für ihn selbst, aber für wen, der sich was davon verspricht.

Aha. Aber warum hat er nicht dieses Plappermädchen als Beispiel genommen? Die passt doch noch viel besser.

Die ist wohl erstens so drüber, dass es keinen Spaß macht, und zweitens wird es zusehends unmöglich, noch etwas Nützliches daran zu finden. Anfangs hat ihr wer gesagt: "Plappermädchen, plapper", aber dann hat sie einfach nicht mehr aufgehört. Wie so ein Kind, das einen Witz hundertmal erzählt und die Tür nicht zukriegt, weil keiner mehr lacht.

Was ist ein Nützlicher Idiot, wenn er nicht mehr nützlich ist?

Das hast du gesagt.

Ach, lass uns mit etwas anderem beschäftigen. Das wird langsam deprimierend, und auf diesem Teil der Kugel ist es eh schon so lange dunkel dieser Tage.

Und womit?

Ich hätte da eine Idee; die ist nicht neu und originell, aber ich mag sie auch mehrfach täglich. Wo die Kinder gerade auch nicht da sind.

Käffchen vorher?

Todd: Gern!

Der zweite Kaffe reißt einen eh immer rein.