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Keine Ahnung

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Die Staatsräson von Grün bis Atlantisch-Links steht wie ein Mann; Motto: Jeder Schuss ein Russ. Die SPD steht dabei in der Mitte der Mitte, Feldherrenhügel, Augen in die Ferne gerichtet. Olaf hat als Führer und oberster Befehlshaber im phantasierten Krieg mit Russland schon einmal Stellung im Bunker bezogen, auf den sich auch Anjatanja schon freut wie Bolle, weil sie da immer so schön rumhüpfen kann.

An der Front die mit der harten Kante: Mehr Waffen, Sieg auf Sieg, allen voran der kommende Kriegskanzler Pistorius, der sein Volk ruckzuck zackig zur Kriegsertüchtigung antreiben wird. Ein Soze der neuen Zeit. Er hat gelernt: Alles falsch früher, das mit dem Frieden und der falschen Rücksicht auf Russland. Auch das ein Fanal der neuen Einigkeit: Alles Russenfreundliche, die guten Geschäfte, Respekt vor deren Sicherheitsbedürfnis war falsch. Sogar den Mützenich, einen der letzten Verirrten, haben sie endlich eingenordet.

Flammneue Geschichte

Geschichte wird gemacht, und zwar alles neu: Schröder, bis kürzlich Held der sozialdemokratischen Marktertüchtigung, ein Putinfreund. Schande! Tiefer hätte man nicht sinken können, aber sie haben gelernt. Die Distanzierung ist aufrichtig und total. Auch das mit dem "Wandel durch Annäherung" ist in Arbeit. Noch will man Willy nicht verleugnen, aber die Säge liegt bereit an der Wilhelmstraße 140. Verhandeln mit den Russen? Ein historischer Fehler, den sie nie wieder® machen werden. Putin ist nicht Breschnew.

Vorbild Ukraine: Hier sind die Männer noch Helden, Patrioten, die ihr Land und Europas Demokratie verteidigen gegen die russische Barbarei. Im Übereifer hatte man sich von Lumpen und Linksextremisten einst entzweien lassen von den Brüdern und Schwestern im letzten Bollwerk an der Ostflanke. Ihre Folklore ist etwas rauh, das liegt am Wetter und den Umständen. Unter Freunden ist man nachsichtig. Die Sozen haben verstanden – und sind endlich in den Schoß der großen atlantischen Familie zurückgekehrt.

 
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Quelle: Pixabay

Im Rahmen von Covid19 hat die Welt erfahren, dass es Langzeitfolgen von Viruserkrankungen gibt, insbesondere Chronische Erschöpfung. Aktuell läuft ein Ferkel durchs Dorf und quiekt, das habe womöglich mit den Mitochondrien zu tun, was aber keineswegs neu ist. Auch nicht neu ist, dass Covid19 nicht der einzige Erreger ist, der solche Folgen zeitigt. Das wiederum veranlasst mich zu einigen Bemerkungen über sogenannte "Faulheit".

Schon vor Jahren schrub ich Folgendes:
"Fleiß ist eine jener ‘Tugenden’, die in einer Sklavengesellschaft den Unfreien zugedacht ist. Wer sich selbst knechtet, mehr noch als die Herrschaft es verlangen würde, gilt als tugendhaft. Diese Grundmoral der Ausbeutung ist ein Herrschaftsinstrument, das darum den Herrschenden schlicht nützt. Seine Übernahme als Ideologie der “Arbeiter” selbst grenzt an Irrsinn. Der Arbeiter, der stolz ist auf seine Arbeitsleistung, ist ein Sklave, der seine Unterwerfung vollständig verinnerlicht hat."

Radfahrer

Dabei bleibt die Sklavenmoral bekanntlich nicht stehen. Wer nicht arbeitet, sich drückt, Müdigkeit vorschützt, ist ein fauler Sack, mithin im Grunde lebensunwert. Ist er obendrein arbeitslos und entzieht sich seiner Aktivierung®, ist er Abschaum. Nun sollte man doch spätestens angesichts der Erkenntnis, dass viele Menschen durch solche Ansätze nicht aktiviert werden können, sehr wohl aber gequält werden, vielleicht differenzieren? ME/CFS ist dabei wahrlich nicht das einzige Syndrom, das fröhlichem Fleiß im Weg ist, sondern u.a. Depression in diversen Formen und manchmal auch einfach der verdammte Biorhythmus.

Wer aber nicht bei drei die entsprechende Diagnose zückt (und dafür noch immer verachtet wird), wird unterschiedslos gestresst und gequält, was z.T. die Depressionen oder Suchtkrankheiten erst auslöst, die den Teufelskreis in Schwung bringen. Obendrein sind viele undiagnostizierte Burnout-Opfer dabei, die man für ihr vergangenes Engagement doppelt bestraft. Eine feine Gesellschaft ist das hier.

Wenn ich höre, wie vermeintlich Fleißige und Wohlverdiener auf die Aussortieren herabspucken und sich erhöhen mit ihrer selbstverdienten Unmündigkeit, möchte meine Faust gern in ihr Gesicht und wird womöglich nur dadurch gebremst, dass die andere auch will und die beiden sich nicht rechtzeitig einig werden. Ich mache dann also darauf aufmerksam, dass diese Ideologie nur einen Zweck hat: nämlich sie, die Wohlverdiener, immer unter Druck zu halten, bis man sie eventuell auch ausspuckt. Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du solidarisierst dich mit den Opfern oder du du fettest die Peitsche, die dich selbst antreibt. Das Spiel heißt "Klassenkampf".

 
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Ich lese jeden Tag zuerst tagesschau.de. Warum? Weil ich dort die jüngste Westpropaganda, atlantische Geopolitik, neoliberale Wirtschaftspläne und aktuelle Ereignisse erfahre. Warum Tagesschau? Weil ich dort nicht in Mittelschichtsmüll versinke wie gesunde Ernährung, gesundes Leben, Häuslebau und Hecke Schneiden. Ein paar Beispiele dafür von heute, aus drei Webauftritten großer Medienhäuser:

"Größte Fehler beim Joggen" "Kann man in 45 Minuten 1000 Kalorien verbrennen?". "Kraftzuwachs schon nach drei Sekunden", fehlt nur noch "Diese Übung für Rentner macht ihren Orthopäden sauer". Weiter geht es mit "83 Männer in 17 Jahren" (irgendwas mit Sex – soll mich das beeindrucken?) und "Saufen ist keine Rebellion". Ach was? Hätte ich das nur früher gewusst, ich hätte mir den Alkoholismus gespart. Nächste Woche erfahre ich, dass der Booze nicht mal gegen Burnout hilft.

Gesund und munter

Zum Thema "Flut" gibt es beim nächsten Kandidaten Tips zur Versicherung. Einfach gut versichert sein, dann ist der Klimawandel gar nicht mehr schlimm. Spocht auch hier, mit Zen gar: "Beim Tennis bin ich ganz im Hier und Jetzt". "Sechs Rezepte für Faule" folgen. Der 'faule' Mittelschichtler spart in der Freizeit an Kochzeit, da bleibt er fit fürs Roboten. Außerdem: was wir immer schon über Wärmepumpen, Fettleber und Muskellähmung wissen wollten. Nachrichten®, die man einfach kennen muss, wenn man mitreden will.

Eins noch, reicht dann: Immobilienstress bei der Scheidung, Aktien mit Rendite, KI in Las Vegas, "Bin ich gut genug im Bett?". Das ist dann die 'konservative' Variante. Allüberall geht es Tag für Tag um dasselbe: das wohlverdiente höhere Gehalt gut anlegen, sich körperlich stählen, dem Bösen (Müßiggang, ungesunder Genuss) abschwören und meinen, was alle meinen.

Das Ende vom Lied: Obwohl sie doch schon so geschickt ihre Werbekunden im sogenannten Inhalt bedienen (Versicherungen, Immobilienbranche, Autohersteller, Freizeitindustrie), reicht es nicht vorn und nicht hinten. Ein Vögelchen flüstert mir dann und wann, dass die Sorgen groß sind in den Verlagen und selbst bei den Werbekunden. Seriös wollen sie sein, relevant und attraktiv, aber kaum jemand zahlt noch für ihren hart erarbeiteten Content. Woran kann das nur liegen?

 
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Jeffrey Sachs beschreibt in diesem Artikel (TP) die Seilschaften der US-Politik, ihre Funktionen und wie sie von ihren Strategien profitieren. Ein Gedanke meiner Lektüre war: Das wird doch ganz sicher wieder als "Verschwörungstheorie" etikettiert, und wer Sachs zitiert, ist ein Troll.

Der entscheidende Begriff in der Einordnung oben ist der der Seilschaft. Selbstverständlich bilden sich solche immer und überall, ob im Kaninchenzüchterverein, im Weltkonzern oder in politischen Zirkeln. Auf politischer Ebene gibt es dafür auch den Begriff "Tiefer Staat".

Seilschaft vs. Verschwörung

Damit ist nicht gemeint, dass in finsteren Kellern Gestalten mit Kapuzen Rituale abhalten, sondern dass es unter der Oberfläche relevante Strukturen gibt, die oft Regierungen um Längen überdauern. Das ist nämlich einer der Schwachpunkte einer Gewaltenteilung: Während der Vorturner nur befristet im Amt ist, gibt es reichlich Personal, das Jahrzenhte an wichtigen Hebeln sitzt.

Zudem gibt es eben die Macht, die niemand kontrolliert, weil sie im Bürgerlichen Staat gehegt und gepflegt, aber nicht eingeschränkt wird: Das Kapital. Darüber gibt es eine sozialdemokratische Erzählung von einer "Sozialen Marktwirtschaft", die aber ein Phantom ist. Tatsächlich sorgt der Staat in diesem Konzept nur für Stabilität zugunsten des Kapitals, die liberale Konzepte nicht herstellen können. Spätestens 2008 sollte das jeder kapiert haben.

So ist es dann konsequent auch mit den Kriegen. Das "Gewinnen" heißt da nicht Siegen, sondern Profit; was sonst? Jeffrey Sachs liefert eine kompakte Beschreibung der Konglomerate, die sich darum kümmern. Man muss sich jetzt nur noch klarmachen, dass das eine Entwicklung ist, die von keinem Willen getrieben wird, sondern dass Kapitalismus solche Strukturen aus sich heraus schafft und die personelle Besetzung beliebig ist. Ganoven sind sie, ja. Verschwörer braucht es da aber keine.

 
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Liebes komisches Gitarrenforum, ich danke den Herren Todd Krause, Ron Thorn, Kyle McMillin und Austin MacNutt sowie dem ganzen Team. Ancho Poblano ist echt ein geiles Zeug, zuletzt haben es mir aber die MD-PUs angetan. Der eine sagt so, der andere "Perlen vor die Säue". Jeder nur ein Kreuz, immer eine Handbreit Scheiße unterm Kiel und möge der Preis des Autos nie in die Nähe des Wertes der Gitarren kommen, dann hast du nicht alles falsch gemacht.

Eine fehlt noch, aber wie. Also im Doppeldeut jetzt. Erstes Jahr ohne Ani steht an, dafür mit Ani2Ani (kommt 2024), ausnahmsweise keine Strat, sondern eine Tele und einer der beiden letzten Befehle an ihren Hinterbliebenen – Kaufen: Thinline Tele mit Maple Neck, Humbuckers und, doch, ernsthaft: in Pink Paisley. Nächstes Jahr muss ich auch dieses Buch fertig schreiben. Dann kann ich mich zu ihr legen – sobald keine Einwände mehr dagegen formuliert werden.

Kein Thema

Was redet der Typ da? Nun, soll Oppa denn schon wieder vom Kriech erzählen? Von der unerträglichen Propaganda und der Kriegstüchtigkeit®, explodierenden Mieten, Inflation und Armenhass? Von Sieg zu Sieg eilend, erbarmungslose Solidarität mit Asow und den Freunden, die uns so selbstlos beim Altmetallhandel in der Nordsee geholfen haben? Dem Finanzminister, der den Ärmsten die Pfennige aus den Händen zerrt, bis er Kupferdraht in den seinen hält? Dem kommenden BlackRock-Kanzler, Herr über jede fucking AG im DAX?

Das macht doch alles keinen Spaß. Ich hätte gern einen Jahresrückblick mit dem geheimnisvollen Herrn Nulleinseinsnull gemacht, podcastenweise, aber der ist ins Ausländergebiet geflohen. Ich kann zwar auch gut mit mir selbst reden, aber nicht vor Publikum. Doch, selbst ich kenne Grenzen. Ich bin kein Erklärbär, ich bin Problembär, weswegen ich auch den Freistaat Bayern meide.

War sonst noch was? Könnt ihr mir ja erzählen. Oder singen. Tanzt euren verdammten Namen, was weiß ich. Ich hasse Youtube. Da singt sie noch immer. Grün war ihre Lieblingsfarbe. Kann ich mir nicht angucken, so viel kann kein Mensch flennen. Aber ihr vielleicht. Na dann … mal auf ein Jahr ohne Sterberei!

 
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Der erste neue Wehrpflichtige der Bundesrepublik Deutschland wird gemustert. Bei der Liveübertragung des EKG (Eierkontrollgriff) wird erstmals das deutsche Internet abgeschaltet. Pontius Pistorius stellt der Öffentlichkeit die "Leibstandarte 18" vor, die direkt dem Zentrum Liberale Moderne untersteht.

Das neue Haushaltsgesetz sieht vor, die Grundsicherung auf 300 Euro festzulegen, zukünftige Erhöhungen ausgeschlossen. Dafür werden Lebensmittel und Gebrauchswaren mit Preisbindung eingeführt, die Produktlinien "Billig und Nahrhaft" und "Kik" (Kartoffelsack ist kleidsam).

Am ersten Tag des Monats April wird das Grundgesetz geändert. In Artikel 0 steht künftig: "Hier könnte Ihr Gesetz stehen", abweichender Inhalt wird monatlich vom Google Adserver geliefert.

Bei den russischen Präsidentschaftswahlen belegt Vladimir Putin zum zehnten Mal die ersten drei Plätze. Das kann auch der "Spiegel" nicht verhindern, der kurz zuvor Putins Schuld am Tod der Queen beweist. Der Ausweis des Kremlchefs wurde im Buckingham Palace gefunden.

Im Sommer werden 44° in meinem Keller gemessen. Ich lasse mir von einem Escortservice Trockeneis und Vanille liefern.

Bei den Europawahlen erzielt die AfD einen großen Wahlsieg knapp vor der CDU. Wahlbeteiligung: 17%. Agnes Strick-Zimmerflak muss zurück in den Bundestag und feiert sich für ihr unter den Bedingungen (Kommunisten, Putin und Trump alle gegen sie) großartiges Abschneiden.

Leseschwache Schüler und Arbeitslose werden zur Bundeswehr eingezogen. Die Aktion "Patrioten gegen Pisa" führt zu einem Ausflug der Brigade Beppo Boppel gen Italien, die auf dem Brenner wegen schlechten Wetters (Sonne, 20°) aufgehalten wird. Der Schienenersatzverḱehr der Deutschen Bahn kapituliert wegen fehlender Bergluftfilter.

Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls werden die Parteien "Irgendwie auch Links" und "Zeugen Wagenknechts" verboten. Frontex stattet die Südgrenze der EU mit Selbstschusswaffen und automatischen Drohnen aus. "Freiheit und Demokratie brauchen Schutz", kalauert Flintenuschi vom Elferrat.

Zum 45. Jahrestag des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan erinnert Grüßaugust Frank-Dingens Steindadler an die Brutalität des damaligen Überfalls und die Schuld Putins an der Herrschaft der Taliban. Faktenchecker entlarven Einwände gegen diese Darstellung geschichtlicher Daten vonseiten extremistischer Netzaktivisten als Verschwörungstheorien.

Die USA marschieren in Togo ein. "Die haben doof geguckt", erklärt Außenminister Donald Trump Junior. Tatsächlich wurde das Angriffsziel Taiwan mit dem anderen Land verwechselt. Das hat ja auch diesen komischen Buchstaben am Anfang. Das konnte niemand wissen. Anjatanja Borbeck wird für ihre Erklärung, nur so sei die Sicherheit der Welt weiterhin vor Putin sicher, von der Presse frenetisch gefeiert.

Wegen einer Verkettung widriger Umstände müssen die Feierlichkeiten zum Jahresende für die Spezies ausfallen. Todd macht einen Fallrückzieher und hämmert die Erde ans Lattenkreuz. "Das nächste Mal weniger Arschlöcher", murmelt Geufel. Ich weise die beiden zurecht, dass das immer noch die völlig falsche Analyse sei. Sie lassen mich dafür auf einem Exoplaneten bei Beteigeuze die Supernova gucken. Kurz vor dem Ende schicken sie mich ohne Essen ins Bett.

 
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Original: Seedfeeder, CC-Lizenz

Die 68er hatten, hierin ihrem Mastermind Herbert Marcuse folgend, die Idee, ihre Gesellschaft durch wildes Gevögel zu befreien. Die These war die, dass die Befreiung der Sexualität, die Erhebung zum Eros, auch die Gesellschaft befreien würde, weil die Unterdrückung des nämlichen Triebes Bedingung für die des Menschen sei. Das hat prima funktioniert.

Schon in den Anfängen zeichnete sich der Erfolg ab, zumal hierzulande. "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment", wusste der Sponti und verriet bei aller Ironie schon so einiges. Als Bewahrer des generischen Maskulinums muss ich hier feststellen, dass die Formulierung ganz eindeutig den Mann als Subjekt vorsieht und die Frau zum Objekt macht. So ist er aber, der Deutsche: macht stets eifrig mit und denkt sich nichts dabei.

Freiheit durch Porn

Dass der Kapitalismus die Lohnabhängigen keineswegs vorrangig durch Prüderie unterdrückt, hat sich dann schnell herausgestellt. Nachgerade genial – das ist Evolution – hat er dann nicht nur den Sex ratzfatz durchkapitalisiert, sondern auch noch die Prüderie raffiniert. Zuerst kam einmal ein 'Feminismus' um die Ecke, der jeden heterosexuellen Akt als potentielle Vergewaltigung markierte.

Im Laufe der Zeit differenzierte sich ideologisch das LGBTQXYZ-Spießertum aus, das permanent Bekenntnisse zur Fickerei im Allgemeinen und Besonderen fordert; auf der Seite der Verwertung offenbart die kapitalistische Gesellschaft derweil auch sexuell ihre sprichwörtliche Analfixierung.

Wusste Platon in seinem Roman "Das Gastmahl" noch in der verschachtelten Erzählung, die Sokrates Diotima zitieren lässt, die ideale und höchste Form der Liebe sei "Zeugen und Gebären im schönen", ist der Renner auf den Porn-Plattformen, "Anal, anal, anal" und stopft es auch sexuell noch dort hinein, wo das Geschäft herkommt. Wie heißt es doch so passend in der Bibel: Der Mensch macht, das Kapital lacht.
 

 
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Der Machthaber erhebt sich aus dem Bett. Wie jeden Tag fühlt er sich schlecht und verflucht die Welt dafür. Sein Körper schleppt sich ins Bad. Er ignoriert das von jahrzehntelangem Suff und Hurerei gezeichnete Gesicht im Spiegel, um seine dunkle Stimmung nicht an Depression zu verschwenden. Tod ist sein Thema, aber eine Frage des Stils.

Es hat schon extrem grauenhafte Selbstmorde gegeben, da muss er sich etwas einfallen lassen, wenn es für ihn soweit ist. Einfach nur unvorstellbar verstümmelt in der Diele herumliegen wäre seiner nicht würdig. Es würde ein Fest werden, aber nicht heute. Es gibt viel zu tun. Nach einem Frühstück, das nur die Hunger-Agonie in den von Selbsthass zersetzten Magen hineintreibt, steigt er also in seine Staatskarosse, um sich in den täglichen Verkehrskrieg zu begeben.

Sie sind nicht wie wir

Das ganze Land ist voller zum Völkermord entschlossener Verkehrsterroristen, die versuchen, sich gegenseitig auszuradieren. Wenn sie könnten, würden sie die ganze Welt in den Schlund ihres Wahnsinns ziehen, aber ihr gnadenloser Hass reicht nur bis zur Staatsgrenze. Deshalb gibt es auch so viele Freiwillige, die sich an den Überfällen des Imperiums auf harmlose friedliche Nachbarstaaten beteiligen.

Auf dem Weg zum Flughafen befiehlt er schnell ein paar Massaker, es sollen dabei so viele Kinder wie möglich sterben. Vor seinen leeren Augen türmen sich Kinderleichen. Er mag sie am liebsten tot, geschunden oder in Senfkruste. Zu bedauern weiß er nur, dass seine Horden nicht die Disziplin aufbringen für einen richtigen Holocaust. Auch dass er den Atomkrieg nur einmal befehlen kann, frustriert ihn. Kurzentschlossen befiehlt er ein weiteres Massaker. Das fühlt sich gut an.

Ein kaltes Grinsen umspielt unsichtbar die Speichelfäden in seinen Mundwinkeln. Er freut sich darauf, wie er schon bald wieder der freien Welt und ihren demokratisch gewählten Repräsentanten die abscheulichsten Lügen auftischen wird. Niemand wird ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Auf Nachfrage bestätigt ihm sein Fahrer, dass sie später noch den im Volk extrem beliebten Oppositionsführer besuchen werden. Kneifzange und Lötkolben liegen bereit. Das wird ein schöner Tagesausklang werden. Wodka, Kokain und verzweifelte Schreie. Russenherz, was willst du mehr!

Fortsetzung am Montag. Am Kiosk.

 
pnQuelle: Pixabay

Wirtschaft, Ökonomie, ist nicht jedermanns Sache. Eher fast niemandes. Ein Symptom dessen ist zum Beispiel, dass kaum je die Entwicklung des BIP in den Medien erwähnt wird, geschweige denn die Entwicklung der Reallöhne, während ständig der aktuelle Stand des DAX durchgetrötet wird, eine 'Nachricht' ohne jeden Hauch von Nutzen.

Ökonomie, ja. Ich fühle mich bemüßigt, auch an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen, was ich in den Kommentaren schon oft schrub: Wie hoch war die Summe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in Burkina Faso 1970? Ich halte es für einen Skandal, dass kaum jemand diese einfache Frage beantworten kann: Die Summe ist immer null.

Das Vermögen der einen sind die Schulden der anderen und umgekehrt. Wenn der Staat sich nicht verschuldet, müssen es die privaten Haushalte tun oder die Banken oder die Industrie. Oder aber alle profitieren von Außenhandelsüberschüssen, womit wir beim deutschen Modell sind, das mit der Sprengung von Nordstream symbolträchtig in Rauch aufging. Es war ohnehin asozial, denn das stellte die 'Partner' in der Eurozone stets vor große Probleme; aber das ist ein anderes Thema.

Schuldenbremsbirnen

Was Kapitalismus ist, warum er immer krisenhaft sein muss, was das mit (Welt-)Kriegen zu tun hat, will ja ohnehin niemand wissen. Systemisch bedingt fallende Profitraten führen immer wieder zu Rattenrennen, Gewalt, Unterdrückung, Unrecht. Gleichheit, Basis aller Demokratie und Rechtsmodelle, kommt dabei von Anfang an unter die Räder.

Faszinierend ist aber ebenfalls – wir haben das in den Frühzeiten dieses Blogs episch durchgekaut – dass die Verteidiger und Profiteure des Systems selbst innerhalb ihrer eigenen Ideologie völlig ahnungslos herumwurschteln. So meinte jüngst ein nicht genannter Milliardär Folgendes:

"Wenn das Geld verteilt wird, wird es nicht investiert, wird es ausgegeben. Die Deutschen sind kein Land der Eigenverantwortung."

Das ist schon reichlich Bingo und noch viel mehr Bullshit. Es erinnert an Hans-Werner Sinns schlimmste tiefreligiöse Phase und die Jünger der Heiligen Kirche Nützlicher Idiotie aka INSM. Das Erbärmliche daran ist vor allem die absolut destruktive Dummheit darin. Der Herr glaubt an 'Investitionen' als allein seligmachende Ausübung der Frömmigkeit, in einer Lage, in der alle Welt von Kapital überschwemmt ist und niemand mehr weiß, wohin damit.

Gnädige Verblödung

Derweil verrottet die Basis, der Massenkonsum, von dem die Mimis in den Schreibstuben stets glauben, er folge einer "Kauflaune" und versiege wegen der Unlust seinesgleichen. Dass dahinter die schiere Not stecken könnte, fällt ihnen auf dem Weg vom SUV zum Bioladen nicht ein.

Inzwischen glauben vermutlich die Profiteure dieses Unsinns ihrer eigenen Propaganda. Geld ausgeben ist pfui. Höchstens fürs Nötigste wie Flüge zu wichtigen Terminen im Privatjet oder eben Investitionen, wie der Bau einer Villa mit Golfplatz. Aber keineswegs für Konsum, Kippen und Pils oder dergleichen. Sie kapieren nicht einmal, dass der stete Fluss von unten nach oben irgendwann versiegen muss.

Dem Pöbel Geld zum Konsumieren lassen ist Teufelszeug. Das glauben sie wirklich. Ihm gleichzeitig die Löhne zu drücken, die Mieten zu erhöhen, die Preise für Energie und Lebensmittel hochzutreiben, das sind alles Investitionen. Das kann nur gut sein. Das schärft den Sinn für Eigenverantwortung. Eine Voraussetzung für revolutionäre Situationen war stets die Verblödung der am Ende völlig weltfremden Herrschaft. Wir sind auf einem guten Weg.

 
pn

Todd und Geufel sitzen wie jeden Freitag am Ufer des Flusses und schauen Leichen beim Vorbeitreiben zu. Die Kleinen sind ausgeflogen und werden vermutlich irgendwen in den Wahnsinn, einen Planeten in seine Sonne oder eine Sonne in ein Schwarzes Loch treiben. Oder alles auf einmal. Geufel liest eine Zeitung.
 

Geufelchen, da steht, du liest eine Zeitung. Wieso liest du eine Zeitung?

Vielleicht weil es sonst bald niemand mehr tut. Vielleicht auch, weil es gemütlich ist. Eine Zeitung ein Käffchen, etwas zu knupsern. Das sind ja schon zwei Dinge, die dein komischer Erdparasit gut gemacht hat.

Zwei. Welche jetzt genau?

Na Kaffe und Gemütlichkeit. Kaffee! Welch eine großartige Idee, diese komischen ungenießbaren Nüsse zu pflücken, zu rösten, zu mahlen und in kochendes Wasser zu werfen, um die dabei entstehende Plörre zu trinken.

Hast du ihnen das nicht beigebracht? Ich war sicher …

Nein, das war ich ausnahmsweise nicht. Einer dieser Zufälle wohl. Wobei: Irgendwie scheint es da eine Verbindung zwischen gewissen perversen Experimenten und Kaffeegenuss zu geben. Wie käme sonst obendrein wer auf die Idee, erst Katzenscheiße daraus zu machen und das dann aufzubrühen? Zu putzig, diese Leute.

Aha. Und Gemütlichkeit also.

Ja richtig. Wobei mir das das nächste Rätsel ist. Unsere kleinen Lieblingslieblinge, die Spezialdemokraten und ihre Kniefälligen von der Protestantischen, gehen ja ernsthaft hin und verzapfen so einen Mist wie "Wer nicht arbeitet, muss auch nicht essen" und finden "früh aufstehen und hart arbeiten" sexy. Und dann wundern sie sich, wenn die Leute sie eklig finden, anstatt sich zu wundern, dass überhaupt jemals irgendwer ihren Klubs beigetreten ist. Ich frage mich ja vielmehr, warum keiner von denen mal mit Gemütlichkeit Werbung macht. Wenn ich so ein Lippenschwätzer wäre, ich würde den Leuten doch sagen: Bei mir sollt ihr es alle gemütlich haben. Das Wichtigste für meine Partei: Im Winter lecker warm, im Sommer schön draußen, Käffchen, entspannen und Spaß haben.

Damit wärst du ganz sicher ein Populist.

Aha. Und das ist schlimm?

Na, ich denke mir das so: Wenn du den Leuten was vormachen willst, um sie zu vereimern, sie für dich tun zu lassen, was du selbst nicht magst, und ihnen streitig machen willst, was ihnen eigentlich zusteht, dann musst du ihnen einreden, dass alles andere wichtiger ist als das, was sie eigentlich wollen. Am besten drehst du alles herum, lässt sie glauben, wenn sie sich selbst quälen, wäre das das einzig Wahre und 'erlaubst' ihnen hier und da eine Ausnahme für besondere Verdienste.

So arschig bin ja nicht einmal ich.

Ich sage ja: Da ist mir einiges schiefgegangen. Ist wohl eher so ein Montagsmodell geworden. Aber was schreiben sie denn in deiner Zeitung?

Ach, das ist dieser Säzzer. Er erklärt den "Nützlichen Idioten" am Beispiel von einem, der seine Leute zum Sich-erschießen-lassen schickt.

Und das ist nützlich?

Nicht für die armen Teufel und nicht mal für ihn selbst, aber für wen, der sich was davon verspricht.

Aha. Aber warum hat er nicht dieses Plappermädchen als Beispiel genommen? Die passt doch noch viel besser.

Die ist wohl erstens so drüber, dass es keinen Spaß macht, und zweitens wird es zusehends unmöglich, noch etwas Nützliches daran zu finden. Anfangs hat ihr wer gesagt: "Plappermädchen, plapper", aber dann hat sie einfach nicht mehr aufgehört. Wie so ein Kind, das einen Witz hundertmal erzählt und die Tür nicht zukriegt, weil keiner mehr lacht.

Was ist ein Nützlicher Idiot, wenn er nicht mehr nützlich ist?

Das hast du gesagt.

Ach, lass uns mit etwas anderem beschäftigen. Das wird langsam deprimierend, und auf diesem Teil der Kugel ist es eh schon so lange dunkel dieser Tage.

Und womit?

Ich hätte da eine Idee; die ist nicht neu und originell, aber ich mag sie auch mehrfach täglich. Wo die Kinder gerade auch nicht da sind.

Käffchen vorher?

Todd: Gern!

Der zweite Kaffe reißt einen eh immer rein.

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