Die Wahrheit über den Feind
Posted by flatter under kunstlyriklamauk[19] Comments
18. Dez 2023 18:18
Der Machthaber erhebt sich aus dem Bett. Wie jeden Tag fühlt er sich schlecht und verflucht die Welt dafür. Sein Körper schleppt sich ins Bad. Er ignoriert das von jahrzehntelangem Suff und Hurerei gezeichnete Gesicht im Spiegel, um seine dunkle Stimmung nicht an Depression zu verschwenden. Tod ist sein Thema, aber eine Frage des Stils.
Es hat schon extrem grauenhafte Selbstmorde gegeben, da muss er sich etwas einfallen lassen, wenn es für ihn soweit ist. Einfach nur unvorstellbar verstümmelt in der Diele herumliegen wäre seiner nicht würdig. Es würde ein Fest werden, aber nicht heute. Es gibt viel zu tun. Nach einem Frühstück, das nur die Hunger-Agonie in den von Selbsthass zersetzten Magen hineintreibt, steigt er also in seine Staatskarosse, um sich in den täglichen Verkehrskrieg zu begeben.
Sie sind nicht wie wir
Das ganze Land ist voller zum Völkermord entschlossener Verkehrsterroristen, die versuchen, sich gegenseitig auszuradieren. Wenn sie könnten, würden sie die ganze Welt in den Schlund ihres Wahnsinns ziehen, aber ihr gnadenloser Hass reicht nur bis zur Staatsgrenze. Deshalb gibt es auch so viele Freiwillige, die sich an den Überfällen des Imperiums auf harmlose friedliche Nachbarstaaten beteiligen.
Auf dem Weg zum Flughafen befiehlt er schnell ein paar Massaker, es sollen dabei so viele Kinder wie möglich sterben. Vor seinen leeren Augen türmen sich Kinderleichen. Er mag sie am liebsten tot, geschunden oder in Senfkruste. Zu bedauern weiß er nur, dass seine Horden nicht die Disziplin aufbringen für einen richtigen Holocaust. Auch dass er den Atomkrieg nur einmal befehlen kann, frustriert ihn. Kurzentschlossen befiehlt er ein weiteres Massaker. Das fühlt sich gut an.
Ein kaltes Grinsen umspielt unsichtbar die Speichelfäden in seinen Mundwinkeln. Er freut sich darauf, wie er schon bald wieder der freien Welt und ihren demokratisch gewählten Repräsentanten die abscheulichsten Lügen auftischen wird. Niemand wird ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Auf Nachfrage bestätigt ihm sein Fahrer, dass sie später noch den im Volk extrem beliebten Oppositionsführer besuchen werden. Kneifzange und Lötkolben liegen bereit. Das wird ein schöner Tagesausklang werden. Wodka, Kokain und verzweifelte Schreie. Russenherz, was willst du mehr!
Fortsetzung am Montag. Am Kiosk.
Dezember 18th, 2023 at 19:04
Genauso stelle ich mir einen Schurken vor, Putin z.B..
Mir fällt dazu immer nur diese Volksweisheit ein: Was ich selber denk und tu, trau ich meinem Nachbarn zu.
Insgesamt ist das Ganze aber noch viel zu poetisch umschrieben. Da geht doch sicher noch mehr Scheußliches, oder?
Dezember 18th, 2023 at 19:10
Dafür nusst du schon das Heft kaufen, ein Abo abschließen und die Schranke bezahlen.
Dezember 18th, 2023 at 19:28
Ach menno. Dann warte ich eben auf die Fortsetzung. Hoffentlich wird's da richtig blutig. Lenkt mich so schön von meinen eigenen Dilemmata ab. Endlich einer, der Schuld ist an allem, was hier schief läuft.
Danke, liebe Journalisten. Ihr helft mir, positiv in die Zukunft zu blicken.
Dezember 18th, 2023 at 19:48
Apropos "Schurken": Ich empfehle Kafka zu lesen: "Eine Gemeinschaft von Schurken".
Ist nur nur ein kurzer Text. Schaffen alle zu lesen.
Finde leider im Moment keinen passenden Link zum kostenlosen Zugang zu dem Text.
Passt zwar nicht zu Hundert Prozent zum Thema, ist aber nachdenkenswert.
Sorry
Dezember 18th, 2023 at 19:53
@4: Es war eine der Stärken Klaus Baums, der mich einmal fragte, warum sich die Leute lieber mit alltäglichen Meldungen herumärgern, anstatt einfach Kafka zu lesen.
„Eine Gemeinschaft von Schurken“
Dezember 18th, 2023 at 20:09
Danke, R@iner.
Dezember 18th, 2023 at 20:21
Ansonsten wirst du beim "Projekt Gutenberg" fündig: Die Acht Oktavhefte
Dezember 18th, 2023 at 20:28
Nochmal danke.
Auch wen mich das mal wieder zum Heulen bringt.
Dezember 18th, 2023 at 20:30
Wenn es nur das hier ist, kann man es ja komplett zitieren:
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Es war einmal eine Gemeinschaft von Schurken, das heißt, es waren keine Schurken, sondern gewöhnliche Menschen. Sie hielten immer zusammen. Wenn zum Beispiel einer von ihnen jemanden, einen Fremden, außerhalb ihrer Gemeinschaft Stehenden, auf etwas schurkenmäßige Weise unglücklich gemacht hatte, – das heißt wieder nichts Schurkenmäßiges, sondern so wie es gewöhnlich, wie es üblich ist, – und er dann vor der Gemeinschaft beichtete, untersuchten sie es, beurteilten es, legten Bußen auf, verziehen und dergleichen. Es war nicht schlecht gemeint, die Interessen der einzelnen und der Gemeinschaft wurden streng gewahrt und dem Beichtenden wurde das Komplement gereicht, dessen Grundfarbe er gezeigt hatte: »Wie? Darum machst du dir Kummer? Du hast doch das Selbstverständliche getan, so gehandelt, wie du mußtest. Alles andere wäre unbegreiflich. Du bist nur überreizt. Werde doch wieder verständig.« So hielten sie immer zusammen, auch nach ihrem Tode gaben sie die Gemeinschaft nicht auf, sondern stiegen im Reigen zum Himmel. Im Ganzen war es ein Anblick reinster Kinderunschuld, wie sie flogen. Da aber vor dem Himmel alles in seine Elemente zerschlagen wird, stürzten sie ab, wahre Felsblöcke.
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p.s.: Ja, es ist schon bemerkenswert, wie die Propaganda kafkaesk wird. Früher war mehr Optimismus. War es nicht?
Dezember 18th, 2023 at 20:48
Dieser Mann ist wirklich gefährlich: Tagesmärchen – Stand: 18.12.2023 12:02 Uhr
"Die neue, 5.000 Männer und Frauen starke Bundeswehr-Brigade an der NATO-Ostflanke in Litauen soll bis 2027 voll einsatzfähig sein. Verteidigungsminister Pistorius bekräftigte, "jeden Zentimeter des Bündnisgebietes jederzeit zu verteidigen."
Schön eng eingekesselt von kampfbereiten Natotruppen, da wird es für Russland doch erst richtig kuschelig.
Ich frag mich, was dieser Pistolerius noch so auf der Tagesordnung hat. Solche profilierungssüchtigen Kriegshetzer sind unberechenbar.
Dezember 18th, 2023 at 20:50
Ja, es geht "nur" um das. Danke, dass du es einstellst, obwohl es mit deinem Post nicht allzu viel zu tun hat.
Dezember 18th, 2023 at 20:52
@altautonomer: In 2 Jahren ist er Landwirtschaftsminister und erzählt dann das, was Landwirtschaftsminister so erzählen. Ich halte das für völlig uninteressant, gerade weil es völlig berechenbar ist.
Dezember 18th, 2023 at 21:07
@R@iner#12: Wie kommst du darauf?
Dezember 18th, 2023 at 22:06
Worauf? Dass Politiker Funktionen ausfüllen?
Dezember 18th, 2023 at 22:10
12: Würde mich auch interessieren warum dieser Mann berechenbar ist. Der wird doch für die Propaganda dringend gebraucht und "packt an"!
Dezember 18th, 2023 at 22:12
Nein, der Posten ist berechenbar. Wer genau dieser Pistorius ist, erfährst du mit viel Glück Jahre nach seiner Pensionierung im Interview.
So geht das Spiel.
Das sagst du ja selbst.
Dezember 18th, 2023 at 22:16
Artikel 87a (2) ist sicher zu weit hinten, das liest keiner mehr. Also was haben wir da? Regierungen, die sich nicht um die Bevölkerung scheren, nicht ums GG, nicht um Urteile und nicht um die fundamentalen Regeln einer Gesetzgebung. Nein, ich komme jetzt nicht mit dem Missverständnis um Artikel 20. Es geht darum, die Märkte durch regelbasierte Willkür zu beruhigen. Da kann man nix machen.
Beruhigend, dass die paar Männekes im Russenhasserbaltikum nur Symbolpolitik sind. Beunruhigend, dass Schwachmaten an Strippen von Vollschmachmaten hängen, denen man mit der lokalen Jusrisdiktion nicht einmal beikäme, wenn diese noch wirksam wäre.
Dezember 19th, 2023 at 08:41
flatter: Ach schau mal in den 87a Abs. 1a des GG. Zentrales Element der verteidigungspolitischen Zeitenwende, die der Bundeskanzler drei Tage nach Beginn der russischen Vollinvasion in die Ukraine im Februar 2022 ausgerufen hat, ist das Sondervermögen für die Bundeswehr. Sein rechtlicher Ausgangspunkt ist der 2022 neu geschaffene Art. 87a Abs. 1a GG, der dem Bund die Errichtung eines Sondervermögens mit Kreditermächtigungen in Höhe von einmalig bis zu 100 Milliarden Euro „zur Stärkung der Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit“ erlaubt.
Alles von langer Hand geplant.
Dezember 20th, 2023 at 08:41
@Frau Lehmann #1
Helmut Qualtinger, imho unnachahmlich: "I trau dena nöd, i kenn mi!"
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Leute, Leute der militärisch-indsutrielle Komplex will doch auch nur leben; Arbeitsplätze und Rendite für den Rentier. Warum nicht auch Aktien von Rheinmetall? Sexi!
Und noch was: Nichts funktioniert so zuverlässig wie das Konzept: "Untermensch"