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Der Machthaber erhebt sich aus dem Bett. Wie jeden Tag fühlt er sich schlecht und verflucht die Welt dafür. Sein Körper schleppt sich ins Bad. Er ignoriert das von jahrzehntelangem Suff und Hurerei gezeichnete Gesicht im Spiegel, um seine dunkle Stimmung nicht an Depression zu verschwenden. Tod ist sein Thema, aber eine Frage des Stils.

Es hat schon extrem grauenhafte Selbstmorde gegeben, da muss er sich etwas einfallen lassen, wenn es für ihn soweit ist. Einfach nur unvorstellbar verstümmelt in der Diele herumliegen wäre seiner nicht würdig. Es würde ein Fest werden, aber nicht heute. Es gibt viel zu tun. Nach einem Frühstück, das nur die Hunger-Agonie in den von Selbsthass zersetzten Magen hineintreibt, steigt er also in seine Staatskarosse, um sich in den täglichen Verkehrskrieg zu begeben.

Sie sind nicht wie wir

Das ganze Land ist voller zum Völkermord entschlossener Verkehrsterroristen, die versuchen, sich gegenseitig auszuradieren. Wenn sie könnten, würden sie die ganze Welt in den Schlund ihres Wahnsinns ziehen, aber ihr gnadenloser Hass reicht nur bis zur Staatsgrenze. Deshalb gibt es auch so viele Freiwillige, die sich an den Überfällen des Imperiums auf harmlose friedliche Nachbarstaaten beteiligen.

Auf dem Weg zum Flughafen befiehlt er schnell ein paar Massaker, es sollen dabei so viele Kinder wie möglich sterben. Vor seinen leeren Augen türmen sich Kinderleichen. Er mag sie am liebsten tot, geschunden oder in Senfkruste. Zu bedauern weiß er nur, dass seine Horden nicht die Disziplin aufbringen für einen richtigen Holocaust. Auch dass er den Atomkrieg nur einmal befehlen kann, frustriert ihn. Kurzentschlossen befiehlt er ein weiteres Massaker. Das fühlt sich gut an.

Ein kaltes Grinsen umspielt unsichtbar die Speichelfäden in seinen Mundwinkeln. Er freut sich darauf, wie er schon bald wieder der freien Welt und ihren demokratisch gewählten Repräsentanten die abscheulichsten Lügen auftischen wird. Niemand wird ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Auf Nachfrage bestätigt ihm sein Fahrer, dass sie später noch den im Volk extrem beliebten Oppositionsführer besuchen werden. Kneifzange und Lötkolben liegen bereit. Das wird ein schöner Tagesausklang werden. Wodka, Kokain und verzweifelte Schreie. Russenherz, was willst du mehr!

Fortsetzung am Montag. Am Kiosk.