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Wirtschaft, Ökonomie, ist nicht jedermanns Sache. Eher fast niemandes. Ein Symptom dessen ist zum Beispiel, dass kaum je die Entwicklung des BIP in den Medien erwähnt wird, geschweige denn die Entwicklung der Reallöhne, während ständig der aktuelle Stand des DAX durchgetrötet wird, eine 'Nachricht' ohne jeden Hauch von Nutzen.

Ökonomie, ja. Ich fühle mich bemüßigt, auch an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen, was ich in den Kommentaren schon oft schrub: Wie hoch war die Summe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in Burkina Faso 1970? Ich halte es für einen Skandal, dass kaum jemand diese einfache Frage beantworten kann: Die Summe ist immer null.

Das Vermögen der einen sind die Schulden der anderen und umgekehrt. Wenn der Staat sich nicht verschuldet, müssen es die privaten Haushalte tun oder die Banken oder die Industrie. Oder aber alle profitieren von Außenhandelsüberschüssen, womit wir beim deutschen Modell sind, das mit der Sprengung von Nordstream symbolträchtig in Rauch aufging. Es war ohnehin asozial, denn das stellte die 'Partner' in der Eurozone stets vor große Probleme; aber das ist ein anderes Thema.

Schuldenbremsbirnen

Was Kapitalismus ist, warum er immer krisenhaft sein muss, was das mit (Welt-)Kriegen zu tun hat, will ja ohnehin niemand wissen. Systemisch bedingt fallende Profitraten führen immer wieder zu Rattenrennen, Gewalt, Unterdrückung, Unrecht. Gleichheit, Basis aller Demokratie und Rechtsmodelle, kommt dabei von Anfang an unter die Räder.

Faszinierend ist aber ebenfalls – wir haben das in den Frühzeiten dieses Blogs episch durchgekaut – dass die Verteidiger und Profiteure des Systems selbst innerhalb ihrer eigenen Ideologie völlig ahnungslos herumwurschteln. So meinte jüngst ein nicht genannter Milliardär Folgendes:

"Wenn das Geld verteilt wird, wird es nicht investiert, wird es ausgegeben. Die Deutschen sind kein Land der Eigenverantwortung."

Das ist schon reichlich Bingo und noch viel mehr Bullshit. Es erinnert an Hans-Werner Sinns schlimmste tiefreligiöse Phase und die Jünger der Heiligen Kirche Nützlicher Idiotie aka INSM. Das Erbärmliche daran ist vor allem die absolut destruktive Dummheit darin. Der Herr glaubt an 'Investitionen' als allein seligmachende Ausübung der Frömmigkeit, in einer Lage, in der alle Welt von Kapital überschwemmt ist und niemand mehr weiß, wohin damit.

Gnädige Verblödung

Derweil verrottet die Basis, der Massenkonsum, von dem die Mimis in den Schreibstuben stets glauben, er folge einer "Kauflaune" und versiege wegen der Unlust seinesgleichen. Dass dahinter die schiere Not stecken könnte, fällt ihnen auf dem Weg vom SUV zum Bioladen nicht ein.

Inzwischen glauben vermutlich die Profiteure dieses Unsinns ihrer eigenen Propaganda. Geld ausgeben ist pfui. Höchstens fürs Nötigste wie Flüge zu wichtigen Terminen im Privatjet oder eben Investitionen, wie der Bau einer Villa mit Golfplatz. Aber keineswegs für Konsum, Kippen und Pils oder dergleichen. Sie kapieren nicht einmal, dass der stete Fluss von unten nach oben irgendwann versiegen muss.

Dem Pöbel Geld zum Konsumieren lassen ist Teufelszeug. Das glauben sie wirklich. Ihm gleichzeitig die Löhne zu drücken, die Mieten zu erhöhen, die Preise für Energie und Lebensmittel hochzutreiben, das sind alles Investitionen. Das kann nur gut sein. Das schärft den Sinn für Eigenverantwortung. Eine Voraussetzung für revolutionäre Situationen war stets die Verblödung der am Ende völlig weltfremden Herrschaft. Wir sind auf einem guten Weg.