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Die taz war die einzige Zeitung, die ich je abonniert habe, vielmehr wir – eine Wohngemeinschaft. Meiner jüngeren Tochter habe ich gar die Ausgabe vom Tag ihrer Geburt zum 18. geschenkt. Das ist auch schon lange her. Das bräsige Atlantikergeschwafel aus der veganen Mittelschicht verursacht mir inzwischen Übelkeit.

Ich habe hier noch das Buch "die taz"; ein Rückblick auf die ersten zehn Jahre. Die Rache des Archivs ist gnadenlos. Ich weiß mangels Interesse gar nicht, ob vom damaligen Personal noch irgendwer dort ist oder eine Meinung zur Entwicklung hat; es ist konsequent und besser für uns alle, dass diese heruntergekommene Klitsche endlich im Rinnstein liegt.

Was waren wir radikal, was wollten wir nicht alles tun gegen Establishment, Kapital und -ismus, Kernkraft, Ausbeutung und Überwachung. Es roch nach Widerstand und ein bisschen Anarchie. Man hätte ahnen können, dass der sozialdemokratische Ansatz wie immer in Noskeismus und Kriegshetze endet. Kein Faschismus ohne die Steigbügelhalter der Reformer® aka Realos®.

Kann weg

Die Selbstabwicklung ist ein höhnischer Kommentar auf die Deflation der Filterblase, die in immer engeren Kreisen nur mehr um sich selbst rotiert und deren Mantras aus Kriegshetze und ideologischer Verkrustung täglich primitiver werden. Eine Feier der Verblödung in freudiger Erwartung des Untergangs.

So etwas braucht kein Mensch. Der Treppenwitz: Sie kapieren es selbst nicht, im Gegenteil geben sie dem toten Gaul noch die Sporen, der schon bis auf die Knochen abgenagt ist. "Seitenwender" schallt es heute aus einer Art Rektrumsmatroschka des NATO-Gedärms, und dann haben sie noch die Stirn, Parolen wie "Wissen disst Macht" zu dreschen, als sei gerade dieses Schmierblatt nicht ein Fanal des dumpfen Untertanengeistes.

Kurzum: Es gibt noch ein wenig Gerechtigkeit in der Welt, die ein kleines bisschen weniger eklig geworden ist. Fazit zum Ende einer Wende: Ein Brechmittel weniger. Danke für nichts.