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12/2013-02/2021 (alles)
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2005-2013 (alle Artikel)
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Best of 12/2013-02/2021
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Best of 2005-2013

 
Als ich neulich durch die Archive surfte, fiel mir auf, dass man doch mal die Kommentare ehren sollte, also habe ich ein paar gesammelt. Das da unten Ist allein die Ausbeute einer spontanen Sammlung, alle aus einer Kategorie aus 2013 und aus dem Haus, in dem ich hocke:

xxDer nächste, der hier ein Gedicht einstellt ohne Metrum und mit schiefen Endreimen, wird erschossen.

Man muss schon ein äußerst submissiver Sklave des Konsums sein, um sich von unterbezahltem Personal einer Fabrik für labberige Brötchen dazu zwingen zu lassen, jede überteuerte Komponente einzeln zu benennen, um nachher den Preis eines 4-Sterne Menüts dafür zu latzen. Ich steche mir inzwischen gern Nadeln unter die Fingernägel als Vorbereitung auf einen Besuch dort.

Ich fand Filme mit Tom Cruise schon scheiße, bevor ich sie scheiße fand, weil Tom Cruise mitspielt.

Wenn man schon beim Töten die Ästhetik derart vernachlässigt, muss man sich nicht über kulturelle Dekadenz beschweren.

Keule? Das waren die Samthandschuhe.

Na siehste, das hab ich schon dunnemals mit meinem ersten und einzigen Tagebucheintrag zusammengefasst:
“Aschgeigen, Aschgeigen, alles Aschgeigen”
Danach gab’s nix mehr zu sagen.

Ich weiß nicht wie oft du das erleben musst, dass die ganzen Dummköpfe in die andere Richtung fahren, bis du wenigstens mal den Ball flachhältst.

Katholizismus ist ein Arschloch, aber es ist vollkommen sinn-und zwecklos, das zu thematisieren, deshalb mache ich das auch nicht.

Wer auf ordentlich Hokuspokus steht, wird ja gut bedient. Da wird an nix gespart. Kerle in Kleidchen, schmutzige Nuschelgespräche hinterm Vorhang im Beichtstuhl, Drogen und Alkohol, Pseudokannibalismus in Form von “Leib-Christi-Oblaten”, Held und Anti-Held, finstre Orgel-Mucke, etc. Und das ganze Spektakel dann vor nem überlebensgroßen Kerl, der zu Tode gequält an einem Kreuz hängt… Grade Kinder bringt das stimmungsmäßig ganz weit nach vorne und sorgt für eine solide Grundlage, auch jeden anderen Bockmist mitzumachen.

Brüderle ruft zum Mord an Sozialliberalen auf:
“Wir werden einen Wahlkampf hinlegen, da brennt der Baum“.

Übrigens, sind echt moderne Zeiten, oder? Wo se lauter alte Männer in ner Kapelle einsperren, die dann Lagerfeuer machen. Hogwarts-Hokuspokus ist ja in derzeit.

Nö, passt schon. Ist doch alles drin, Porno-Stroh, Tränensäcke und Gesellschaftskritik. Und natürlich der First-Level Endgegner! Der wär beim literarischen Quartett bestimmt ne ganz große Karte!

Was das deprimierend finden angeht, bin ich sicher kein Maßstab. Ich fand auch Dick und Doof, Charlie Chaplin, Pan Tau und Boomer der Streuner deprimierend. ;o) Pan Tau aber wenigstens schön deprimierend. Dafür konnte ich damals wenigstens noch ohne Schmerzen Tagesschau gucken!
Wenn man das so liest, klingt das nach einer sehr munteren Kindheit… xx

 
Inspiriert hat mich aber ein Kommentar, den ich zeitlich nicht mehr zuordnen kann:

Ein System ist ein Ding, in dem die Strippen sich selber ziehen. Die Drecksäcke werden quasi automatisch an die freien Plätze geführt und die freien Plätze machen die Personen zu Drecksäcken. Insofern gibt es nicht die “falschen Leute”. Das Potential dazu haben milliarden Menschen. Und wen du heute noch für “richtig” hältst, der ist morgen “falsch”. Guck dir mal die Karrieren der Grünen an.

Und dann noch einen außerhäusigen, mithin womöglich ein Verstoß gegen das Urheberrecht, aber einer, der mir sofort in den Kopf schießt (auaa!), wenn ich daran denke, wofür ich Fenysinn gemacht habe:

Ich aber wollte ‘schon immer mal’ eine Diele des Schreckens aufsetzen, mit ebenfalls floral geprägten aufblasbaren Kleiderbügeln an schmiedeeiserner Garderobe, Brokatimitat mit üppiger Goldkante auf dem Plasikwählscheibentelefon, der Katze mit dem wetteransagenden Wollknäuel und dem Seerosenblatt mit den verschmitzten skatkloppenden Fröschen aus keramikähnlichem Kunststoff.

Ich arbeite noch heute daran.

 
pn

Ich betreibe dieses Blog bekanntermaßen seit 18 Jahren. Bis zu 360 Postings pro Jahr sind dabei herumgekommen, mithin darf ich behaupten, dass ich mich professionell mit den Inhalten befasse, vor allem politischen. Dabei habe ich eine Menge gelernt und wundere mich, wieso ein ähnlicher Effekt offenbar bei fast all denen ausbleibt, die sich an anderer Stelle mit denselben Themen befassen.

Journalisten, Politiker, sogenannte Experten. Am ehesten geht mir noch ein, dass sie sich vom Betrieb korrumpieren und verblöden lassen, sodass sie am Ende ihren eigenen Erzählungen glauben. Je bescheidener ihr Verstand, umso deutlicher der Effekt. Aber es scheint durch, dass ganz Gallien im Zweifel der Wirklichkeit panisch den Rücken kehrt und sein Heil im Fairytaling sucht.

Verstehen vs. halluzinieren

Das andere Ufer ist weit, kommt man doch obendrein nur dort an, wenn man streng materialistisch denkt, will heißen: Vergiss Personen, Absichten und Motive; wenn du die Welt verstehen willst, beschäftige dich mit Optionen, Strukturen, Kräften. Interessen spielen da durchaus eine Rolle, sind aber ihrerseits immer eingebunden in Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, die eben diese Interessen immer stärker beeinflussen als andersherum.

Einfaches Beispiel: Kapitalismus fördert Gier. Er kommt aber problemlos auch ohne aus und würde sich nicht verändern, gäbe es sie nicht. Die Gier hingegen, die sich in ihm ausbildet, ist auf breiter Fläche nur in ihm möglich und würde unter anderen Bedingungen konsequent unterdrückt.

Das Establishment, die versammelte Elite bescheidener Geister, glaubt hingegen lieber wie in der Steinzeit an Wollen als Wirken, Geist und Ideale als bestimmende Faktoren des Seins. Wünschdirwas, 'Man-müsste-nur', wir haben das hier oft durchgekaut. Das geht so weit, dass politisches Funktionsmobiliar gar nicht erst mehr versucht, Probleme zu definieren und Lösungsansätze vorzuschlagen. Sie erzählen uns lieber, wie sie’s gern hätten und werden dafür beklatscht.

Der Kanzler hätte es gern schön

Zwei sehr aktuelle Beispiele hirnerweichender Naivität, mit der Experten® und Politiker herumfuhrwerken: Erstens ein derzeit populärer Plauderer des österreichischen Militärs namens Markus Reisner. Weil er ab und an einen Blick auf die Frontverläufe wirft und vergeblich die Erfolge sucht, von denen er im Fernsehen hört, gilt er als kritisch.

Aber selbst dieser wagemutige Held mit immerhin schwacher Realitätsanbindung wabert durchs Wünschdirwas. Etwas anderes als Siegesstrategien fällt ihm nicht ein, also fordert er u.a. "mehr Drohnen" und anderes Siegesgerät. Dass Russland genau deshalb seine SMO zum Erfolg führt, weil es den Wertewesten industriell in Grund und Boden produziert, kann er nicht sehen wollen. Da gewinnen nämlich die Falschen und obendrein wird Heldenmut brutal von Ökonomie geschlagen.

Ein noch traurigerer Fall ist der Cum-Ex-Kanzler mit seiner ganz speziellen Beziehung zu allem rund ums Thema Immobilien. Hunderttausende sind bereits obdachlos, Millionen können sich ihre Behausung plus warme Mahlzeit nicht mehr leisten. Was sagt der approbierte Arbeiterführer dazu? Er wünsche sich "einen Bauboom wie in den Siebzigern". Will er haben. Fände er toll. Applaus, den wähle ich. Und zu Weihnachten bitte noch Marzipan für alle!

 
pn

 
Aus Anlass wiederhole ich mich wie der Qualitätsrundfunk billige Spielfilme. In den Kommentaren darf daher auch gern geschwiegen werden.

Wie ich nicht müde werde zu betonen, brauchen weder Israelis noch Palästinenser hier die Solidarität von zertifizierten Nazienkeln.

 
pn

Man könnte etwas wissen von der einen oder anderen Operation, die NATO-Geheimdienste so an den Start bringen. Ist es nicht gar so, dass wir häufig direkt aus deren Kreisen – vom Musterdemokraten Maaßen bis hin zum GCHQ – direkt erfahren, was wir zu denken haben? Warum also erfahren wir dann nichts über den Filz zwischen CIA und dem ukrainischen Nazinetzwerk aka "SBU"? Eine rhetorische Frage.

Nach all den Geländegewinnen, Durchbrüchen und den horrenden Verlusten der Russen ist die Frühjahrs-Sommer-Herbstoffensive der Banderas also jetzt "misslungen", wie ich aus denselben Quellen erfahre, die zuvor permanent jene Erfolgsmeldungen vertröteten. Wie kommt das nun? Richtig, auch eine rhetorische Frage.

Alles paletti

Komm, bleiben wir einfach im Modus und hauen die nächste raus: Joe Biden. Tattern, mümmeln, murmeln. Warum fragt eigentlich nur das alte Schandmaul von RT, wie ganz Europa sich zum Spielzeug eines dementen Wracks machen kann? Bleiben wir mal bei Scholzens: Wenn der Greis pfeift, kuscht das Olafchen.

Nimm mich hart, Amerika! Die Alternative Pussygrabscher reloaded scharrt derweil schon mit den Hufen. Da sagst du doch nicht nein oder vielleicht, richtig? Da bückst du dich und stöhnst lächelnd: "Sir, Yassir!" Klare Sache.

Keine weiteren …

Derweil haben sie während meiner Rekonvaleszenz noch herausgefunden, dass es jetzt nämlich ganz sicher dieser ukrainische Geheimdienstmann aus dem ukrainischen Geheimdienst war. Er hat mit seiner wilden Bande Nordstream gesprengt. Rhetorisch: Deshalb muss die BRD der Ukraine also jetzt mehr Geld und Waffen schicken? Klingt komisch, ist aber so.

Und niemand stellt in diese Richtung irgendwelche Fragen, sei es für den Anfang auch nur eine rhetorische? Die Freie Presse®, dieser stramme Vierte Gewalttäter, hält das alles für ausrecherchiert und nicht weiter relevant? Aha. Eigentlich geht es mir heute durchaus besser. Ich gehe trotzdem wieder ins Bett.

 
pn

sind vor allem Feinde. Ein toter Feind ist ein guter Feind. Punkt. Es gibt ohnehin keine Bomben, Granaten oder Raketen, die Kinder leben lassen und Erwachsene töten. Was ist Krieg? Krieg ist Massenmord als Mittel der Politik. Wen interessiert es, wie viele Kinder dabei draufgehen?

Die Appelle mit dem Inhalt "Aber die Kinder" sind derweil nicht einfach dumm. Sie sind kontraproduktiv. Warum? Weil sie in einer Kette wirksamer Kommunikation stehen, an deren Ende die Zustimmung zum großen Morden hängt. Niemand stoppt einen Krieg, weil Kinder sterben, aber alle halten ihn für gerecht, weil Kinder sterben.

Minibabys total zerstört

Die übelste Greuelpropaganda arbeitet am liebsten mit Kinderopfern. Gern Leichen, aber besser noch lebend, leidend, mit großen Kulleraugen. Bilder von toten Säuglingen sind schwer zu kriegen, oft unglaubwürdig und versauen die positive Stimmung. Daher optimal, aber im Grunde verbraucht: Die Story von Brutkastenbabys (krasser geht es nicht mehr), auf dem Boden zerschmettert. Glückwunsch, Hill & Knowlton, das war noch deutlich besser als echt.

Überhaupt nicht zufällig plappert Anjatanja auch ständig von Kindern – denen, die von Russen gesprengt werden und denen, die "die NATO wirklich mögen". Es ist der dreckige Bodenbelag unter der letzten Schublade, aus dem das kriecht. Wer Krieg mit Kindern in Verbindung bringt, ist dumm, impertinent und betreibt das Geschäft der Kriegspropaganda. Bei der Gelegenheit: Schon die Geschichte der "unschuldigen Kinder" und Herodes, dem Putin der Bibel, war gelogen.

Sehr hilfreich

Ja richtig, daher ist es vollkommen egal, wer in welcher Absicht dieses Pik As zieht; es hilft nur den Kriegstreibern, den Lügnern, den Mördern. Nehmen wir zum Beispiel die blöde Frage, ob so und so viel angeblich getötete Kinder eine kriegsstrategische Einschätzung im Nachhinein ändert.

Echt jetzt? Das Einzige, das alle daraus verlernen, ist der rationale Blick aufs Geschehen. An dessen Stelle treten Assoziationen, Emotionen, Moral und Rachedurst – auf allen Seiten. Fürs Geschäft mit der Aufmerksamkeit aber allemal probat. Glückwunsch!

pn

Wie ich als gut Unterrichteter aus Kreisen weiß, gibt es mehrere Anstalten, den Geist eines seriösen Journalismus zu beschwören. Das Problem: Nachrichtenformate finanzieren sich sehr schlecht und Werbung braucht Medien. Der Ganze milliardenschwere Biz hängt davon ab, dass ihr Bullshit beim Bingopartner ankommt, und einer der Klassiker – zumal im Zeitungsformat – siecht kaum mehr. Das atmet nicht, das modert schon.

Die Geldgeber hätten gern die eierlegende Wollmilchsau oder besser gesagt die Hure beim Sex und Heilige in der Beziehung. Werbung macht sich schlecht neben schlechter Laune wie Krieg, Katastrophe, Problembär. Erstes Problem: Das ist das Gros der Nachrichteninhalte. Zweites Problem: Das Niveau. Überall dasselbe, mehr Gekreisch als Argument, einseitig bis zur plumpen Propaganda.

Massenhaft einzigartig

Zielgruppe? Die Mitte der Mitte der Mitte. Produzenten: dito. Ideologie: auch so. Zu produzierendes Image: Du bist etwas extrem ganz Besonderes. Atmosphäre: seriös, aber unterhaltsam. Eben Aufsehen erregend. Na dann: Viel Glück!

Ein Beispiel ist die Kooperation von Microsoft und Reporter ohne Grenzen. Das Mittel: Irgendwie dann jetzt doch aber echt ein Kodex, eine Art journalistischer. Vielleicht ein Pressekodex. Okay, man hätte dessen Kriterien ja einfach schon in der Vergangenheit beachten können, aber da hat man lieber tendenziöse Hetze und Fairytailing à la Relotius mit Preisen behängt. Man könnte auch so etwas wie Neutralität ausprobieren, aber das verträgt sich gerade nicht nicht mit atlantischer Kriegspropaganda. Schade.

Schon immer so

So wird man also weitere Jodeldiplome und Jubelpreise erfinden, um so zu tun als ob und zu hoffen, damit einen Happen vom Budget zu ergattern. Bis irgendwer erkennt, dass Porn Hub genau so seriös ist und mehr Reichweite hat. Ich würde dort investieren. Die meisten Wichser fahren Autos. Ich finde, das passt viel besser als ein verstorbenes Nachrichtenmagazin.

Vor ziemlich genau 15 Jahren habe ich mal geguckt, wie schmutzig ich mich machen will. Es hat für eine Einladung beim "Freitag" gereicht und einen Erfahrungsbericht, der lange in der Wikipedia zitiert wurde. Das war damals schon die absolute Speerspitze der Innovation. Erzählt mir nichts; ihr wollt weder Seriosität noch halbwegs objektiven Journalismus oder auch nur Pluralismus. Ihr wollt Money for Nothing. Good luck with that.

1969, SPD NRW:

Alle Konsumenten wettern, weil die Preise ständig klettern.
Lebensmittel, Kleidung, Mieten, scheinen sich zu überbieten.
Diese und auch andere Leiden kann die SPD vermeiden.
Auf den Wähler kommt es an.
Ehmke, Horst, ist unser Mann.

                  tl;dr.

 
pn

Eines von vielen Beispielen für Politik, die nicht fähig ist, ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen, nämlich Gesetze zu erlassen, ist der ganze 'Diskurs' um "Hassbotschaften", "Hatespeech", Beleidigung und Volksverhetzung. Dass dabei das Tor zur Zensur konkreter Meinungen weit aufgestoßen wurde, letztlich durch das Gesetz gegen "Holocaustleugner", soll an dieser Stelle einmal außen vor gelassen werden.

Angesichts des Konflikts in Gaza, wie er 2023 eskaliert ist, wird das deutlich. Einer meint, die Palästinenser müssten "den Sieg davontragen", ein anderer vergleicht das massenhafte Töten unter dem Befehl Netanjahus mit dem Holocaust. Moralisten springen auf die Palme und von dort aus dem Busch, um das schnell und hart bestrafen zu lassen.

Fluch des Einzelfalls

Was sie offenbar nicht verstehen, ist die Universalität des Rechts im Bürgerlichen Rechtsstaat und dass diese durch Moral zerstört wird. Universalität heißt hier, dass das Wesen des Rechtsstaats darauf beruht, ein Maß und ein Prinzip für alle Fälle zwingend vorzuschreiben. Was dem einen verboten ist, muss auch dem anderen verboten sein. Was dem einen auferlegt wird, muss auch jedem anderen auferlegt werden – unter denselben Bedingungen, versteht sich.

Wenn also grundsätzlich eine Solidarisierung mit einer Volksgruppe erlaubt ist, kann es nicht verboten sein, das unter denselben Umständen auch mit einer anderen zu tun. Wenn es hingegen verboten ist, etwa kriegerische Handlungen einer Gruppe oder eines Staates zu befürworten, dann muss das auch für jeden anderen gelten.

Der Gleichbehandlungsgrundsatz gilt gegenüber der handelnden Person wie gegenüber der Sache. Dieser wird aufgehoben, wenn Moral eine Gruppe als 'gut', eine andere aber als 'böse' markiert und daraus (straf)rechtliche Maßnahmen gründet. Genau diese Form der Willkür soll der Rechtsstaat überwunden haben. Das Prinzip ist die Grundlage des Rechts und nicht das Machtwort der Regierung oder die Moralvorstellung der Abgeordneten eines Parlaments.

Zurück ins Mittelalter

Selbst kriminelle Handlungen, die aus einer Gruppe hervorgehen oder Verbrechen einer konkreten Regierung dürfen daher nicht dazu führen, dass Sympathiebekundungen für die jeweiligen Gruppen oder Staaten unter Strafe gestellt werden. Man würde hier nicht nur der Willkür das Feld bereiten, sondern obendrein rationale Differenzierung verbieten, weil sie nicht der herrschenden Moral entspricht. Das ist der Rückfall ins Mittelalter. Russland ist nicht Putin, die Hamas nicht Gaza und Mitleid keine Zustimmung zum Terror.

Selbst Letztere zu verbieten hat schon schwerwiegende Konsequenzen. Zustimmung ist keine Anstiftung und daher keine Mittäterschaft, nicht einmal mittelbar. Die Zustimmung zu Krieg und Gewalt wird von dieser Gesellschaft und ihren Massenmedien einerseits bewusst gefördert, wenn sie der gängigen Moral entspricht; dann kann sie nicht strafbewehrt sein, wo es politisch opportun ist – oder welches universelle Prinzip soll dies begründen?

Recht ist kein Spielzeug für naive Dilettanten. Leider muss niemand für nichts qualifiziert sein und kann sich trotzdem zum Gesetzgeber wählen lassen. Die daraus folgende Scharlatanerie müssen dann jeweils Gerichte korrigieren, wenn sie dazu kommen. Das ist sehr dünnes Eis.

 
pn

Neun Jahre ist es jetzt her, da der 'Spiegel' seinen erfolgreichsten Titel designt hat: "Stoppt Putin jetzt!". Tja; bis heute ist der Hintergrund ungeklärt, aber germanischer Spitzenjournalismus mit heißestem Draht zu den Diensten® ist schneller als jeder andere. Wir sind Weltspitze (im vor-die-Wand-Rasen und gleich die nächste Ansteuern)!

Wir erinnern uns: Über einem Bürgerkriegsgebiet, dass hie von der NATO und dort von Russland mit Mordspielzeugs versorgt wird, wird ein Linienjet abgeschossen. Nun könnte man so etwas titeln wie "Obacht bei der Routenplanung" oder "Shortcut to Hell", aber nein: Erst mal einen Schuldigen hängen, dann eine Klickstrecke einrichten und seine eigene Airline in der Nase explodieren lassen. Willkommen in der Ericusspitze!

Überholspur, Lichthupe

Dass sie, um Putin zu bespucken, ungefragt Fotos der Absturzopfer missbraucht haben, trug ihnen dann obendrein hochwillkommene Publicity durch den Presserat ein.
"Hahaha, friss das, 'Bild!' ist noch Koks da? Ich bin so geil, ich könnte mich selbst von hinten ficken. Genial!" soll mutmaßlich offenbar ein Insasse gesagt haben, der als Redakteur gilt. Protokolle der nämlichen Redaktionssitzung konnten auf dem Weg in die Botschaft Ecuadors abgefangen und rechtzeitig neutralisiert werden.

Aber auch in anderen Redaktionen wird feste gefeiert. Schließlich wird journalistisches Spitzenpersonal herumgereicht wie ein Wanderpokal und bringt daher entsprechende Ressourcen an den je neuen Arbeitsort mit. Nie wieder nüchtern! Die Schreibroboter aus der Etappe werden mit billigem Fusel versorgt, der gute Stoff ("Atlantiker-Popcorn") ist nur für die Erwachsenen.

Neuland über alles

Die Kriterien für Qualitätsjournalismus® haben sich kaum geändert: Brauchte es einst eine hervorragende Orthographie und Interpunktion, sind heute die Bedienung einer Office-Software und souveränes Auftreten gegenüber Praktikanten die entscheidenden Skills. Wer trotz hohen Bildungsgrades das Mobbing der Kollegen überlebt, wird Sportredakteur. Nutzer mehrerer unabhängiger Quellen (Gras, Rum, Zigarren, Weiber) mit guten Beziehungen zum Chef werden befristet als Kolumnisten gehalten.

Am schwersten zu leiden hat die Branche nach wie vor unter den hektischen Anpassungen an das komplexe und weitgehend unbekannte Medium "KI". Während todesmutige und komplett abgefuckte Exschreiber sich vorauseilend unter Zuhilfenahme des Laberkastens selbst abschaffen, müssen Kollegen noch ihr erschütterndes Unverständnis der Technik mit demselben Ende in Beiträge gießen. Auch die Hoffnung, der Chatbot möge sich angesichts dieser unsagbar deprimierenden Dummheit suizidieren, hat sich nicht erfüllt.

Dings, äh …

Um die Deutungshoheit nicht an Kriminelle und Diktatoren zu verlieren, werden mithilfe von Bundeswehr, BND und T-Systems derzeit 'Zentren für Fairness in der Meinungsfreiheit' eingerichtet. Hier sorgen Fachkräfte dafür, dass die öffentlichen Meinungsäußerungen einem repräsentativen Querschnitt entsprechen. Außerdem bereichert dieses Angebot die Kommunikation durch interessante Produktinformationen, die zwanglos in Kommentare eingeflochten werden.

Wie ein Sprecher aus gut unterrichteten Kreisen gegenüber Medienvertretern nach Berichten zuverlässiger Quellen gemäßigter Rebellen verlautbaren ließ, hat der Machthaber ein Regime. Bundeserweißesauchnichtsogenau Hebestreit wiederholte vor Pressevertretern, er kaufe nichts an der Haustür es lägen ihm keine neuen Erkenntnisse vor als solche, die der Bevölkerung nicht zuzumuten seien.

Erstaufführung: 26.07.2018

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