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Es sind wirre Zeiten. Da erhofft sich die bürgerlich-reaktionäre Presse eine neue Partei unter der Führung einer (ehemaligen?) Kommunistin, um ihren eigenen rechten Rand zu beschneiden, will heißen: die AfD zu schwächen. Diese könnte die Gemütlichkeit der Einheitsfront nämlich in den kommenden Jahren stören, bis auch sie ganz selbstverständlich ins atlantisch-neoliberale Spektrum integriert sein wird. Brutaler Neoliberalismus ist ohnehin ein Markenkern der AfD.

Das ist es, wie sie denken: Es gibt nur die bürgerlich parlamentarische Stellvertretung und ihre Organisation in Parteien. So denken ihre Promis, die ja aus diesem Milieu stammen, so denken ihre Mittelschichtsjournalisten und so denkt ihre Mittelschichts-Protestjugend. Dass dies der Weg immer effizienterer Korruption ist, der die Probleme erschafft, die damit gelöst werden sollen, ist für sie alle eine intellektuelle Überforderung.

Solidarität

Ebenso gibt es für sie nur die Welt der Vereinzelten, deren maximale Solidarität® "Koalition" heißt, eine strategische Partnerschaft auf Zeit. Eine Gesellschaft darf es nicht mehr geben, schon gar keine Kollektive. Jede Macht, die nicht im Dienste des Kapitals steht, ist eine Bedrohung. Deshalb die Einheitsfront von 'national' bis 'sozialistisch' – im Namen. Dabei ist selbst das Nationale nur mehr ein Label. Die geeinte Bevölkerung eines Landes will niemand, auch nicht die Rechtsextremen.

Der Kommunismus ist ebenfalls ein Label, das für das politisch Unsagbare und Böse. Raumfüllende Geschichtsverblödung macht es möglich, dass "Commies", Bolschewiken oder Russen alle dasselbe sind. Das sind die Bösen aus den Spielfilmen, die immer verlieren. Interessanterweise übrigens nicht als Partei oder Organisation, sondern stets als individuell verkommene und doch persönlichkeitslose Subjekte.

Jeder für jeden

Der Linken in der Tradition von Gleichheit und Arbeiterinteressen ist der Parteikommunismus zu Recht und aus ganz anderen Gründen zuwider. Die Hierarchie einer zentralistischen Kaderpartei ist das Gegenteil dessen, was schon im Wort steckt: dass die Kommune, das Kollektiv vor Ort, die wichtigste Ebene der Gesellschaft ist. Niemand vertritt dort wen, schon gar nicht in vierter Ableitung. Jeder weiß, worum es geht, weil er über das entscheidet, was ihn betrifft. Das ist Kommunismus.

Er ist ebenso solidarisch, indem er weiß: Das Wohl der Einzelnen kann niemals über dem der Vielen stehen. Da aber der Einzelne stets für sich selbst steht und jeder die gleichen Rechte hat, kann ihm niemand seinen Anteil nehmen. Nicht den am gemeinsam Erarbeiteten und nicht den an der Entscheidungsgewalt. Kommunismus – ohne die Kaderpartei – ist die demokratische Organisation einer Gesellschaft. Vermutlich sollte man ihn dennoch künftig anders nennen.