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Quelle: Pixabay

Wir erinnern uns: Als die Gewerkschaft der Lokführer streikte, war Aufruhr in den Massenmedien. Wie können sie nur, diese hinterhältigen roten Horden unter Kommando dieses Ossis – der ist doch sicher die letzte Bastion der Stasi, um unser schönes Deutschland zu entwirtschaften. Die Hetzpresse gab gar die Privatadresse des Gewerkschaftsvorsitzenden bekannt und damit ihn zum Abschuss frei. Der Dutschke-Effekt blieb aus, was sie mutmaßlich bedauern.

Nun, es hat in den vergangenen Monaten (!) Streiks der Pflegekräfte gegeben. Als man diese noch missbrauchen konnte, um mit Aufrufen zum Applaus vom Balkon Auflage zu machen, waren die Jungs und Mädels quasi heilig. Als sie dann ein Minimum an Korrekturen ihrer miserablen Arbeitsbedingungen forderten, war hingegen Schweigen im Walde. Aber das ist noch nicht alles.

Klatschen

Das ZDF versucht, sprichwörtlich am Rande seiner Kriegspropaganda, die Heuchelei auf ein neues Allzeithoch zu schrauben und besingt scheinheilig den "vergessenen Streik der Pflegekräfte". Man fragt sich freilich, wie man vergessen soll, was man gar nicht erfährt. Wörtlich quillt es da aus dem Schmierlappen:

"Es ist schwer zu sagen, warum ein Bahn-Streik – wie aktuell in Großbritannien – schon Tage vor dem Start hohe Wellen schlägt, der Protest von Mitarbeitern in einem Bereich, der jedem von uns potenziell das Leben retten kann, aber auch nach acht Wochen noch mehr oder weniger unter dem Radar bleibt."

Verstehen wir gar nicht

Ja, Bernd, wie kann das denn?! Wieso berichte ich denn dauernd über unverschämte Forderungen linksextremer Arbeiterführer, halte aber artig den Rand, wenn unsere wichtigste Symbolfigur Kleinekrankenschwester® auf der Straße ihre bittere Not beklagt? Warum bloß? Bin ich so ein Zyniker?

Ach was, ich bin nur ein kleiner Angestellter, der einmal ein großer werden möchte. Aber dann! Dann sorge ich für Sofas von Gerechtigkeit! Bei mir werden alle eine Stimme haben, die unter den Verhältnissen leiden. Also gut, die Fleißigen. Die Fleißigen, die wirklich ganz schlimm dran sind. Die wir dringend brauchen. Also zumindest ab und zu. Wenigstens am Rande. Ach, das hab ich ja schon erledigt. So, und jetzt ein schönes Glas Relotius halbtrocken.