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Die Decke über dem Faschismus in Deutschland war nie sonderlich dick; wie auch, da der Staat von Nationalsozialisten gegründet und regiert wurde, in allen Behörden und Gerichten noch die Täter saßen und die Geheimdienste gleich mit dem übelsten Mörderabschaum besetzt wurden?

Es hatte sich ein wenig beruhigt zwischendurch, im Kalten Krieg an der Leine der Amerikaner entwickelte die Bevölkerung eine pazifistische Haltung, während die Nomenklatura Terrain und Volk bereitwillig dem Erstschlag gegen den Russen geopfert hätte. Ja, es gab auch die DDR. "Gab" wie in "Präteritum".

Die Fratze

Als die RAF in den 70ern begann, Funktionseliten zu ermorden, folgte das dem Plan, dem Staat "die Faschistische Fratze aus dem Gesicht zu meißeln". Die zu erwartende – und eingetretene – Überreaktion des Staates sollte zum Aufstand der Massen gegen ihre staatlichen Unterdrücker führen. Hat ja bekanntlich prima geklappt.

Stattdessen rottete sich vor Stammheim ein Mob zusammen, der gern eigenhändig die "Terroristen" gelyncht hätte. Das war ein gutes Indiz dafür, woher der Faschismus einst gekommen war, woher er wieder kommen würde und wo er überwinterte – bis ziemlich genau heute.

Nationalismus war in Deutschland pfui und etwas für die rechte Schmuddelecke. Krieg fanden sie auch scheiße. Nicht nur, dass Deutschland da immer verliert; das mit den Feuerstürmen hatte dann doch auch Wirkung gezeitigt. Und schließlich hat auch Vernunft nichts gegen Pazifismus einzuwenden. Das ging sogar so weit, dass gegen Kriege in Vietnam, Irak und anderswo Großdemonstrationen stattfanden.

Die Saat geht auf

Derzeit erleben wir, dass all das zu einem erheblichen Verdruss in entscheidenden Teilen der frustrierten Mittelschicht geführt hat. Die besorgt, nachdem sie den Russen wieder endgültig zum Freiwild degradiert hat in ihrem publizistischen Schmierentheater, derzeit einen projizierten Nationalismus samt Mord- und Untergangslust. Der entspricht genau dem Profil, das zwischen Dekadenz und Abstiegspanik im Spätkapitalismus den braunen Bodensatz definiert.

Endlich wieder alle hinter einer Fahne, auch wenn es nicht die eigene sein darf. Endlich wieder ein Feind im Krieg, endlich wieder Tod und Verwüstung – und das Ganze nicht einmal im eigenen Land. Noch gerade nah genug, um sich einzureden, man sei dabei, und jeder Schmierfink spielt den kleinen General, der lustvoll Leben opfert für die große Sache. Da ist sie ja, die Fratze. Der eifrige Faschist ist ein losgelassener Nützlicher Mittelschichtsidiot.

p.s.: Dass Fahnenflüchtige und Feindesfreunde unschädlich gemacht werden (Das Schwein trägt ein Z!), ist nur konsequent.