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Original: Seedfeeder, CC-Lizenz

Ich lauschte neulich einem Radiogespräch mit einer Autorin, die ihre Leserschaft gern im Hinblick auf den korrekten Umgang unter der Ägide der Sternchenmaler belehren möchte. Diese erklärte, dass gewisse Gepflogenheiten nicht bloß überkommen, sondern quasi machistisch seien. So sei es keineswegs gut, als Mann einer Frau die Tür aufzuhalten.

Er habe sich vielmehr zu überprüfen, wie "rein seine Motivation" sei. Wenn er sie nur attraktiv fände und es deshalb täte, sei das falsch. Wir sind also in der Sphäre des Gedankenverbrechens angekommen, eine Erfindung der Protestanten, die nicht gepeilt haben, welch ein Rückschritt die Abschaffung der Beichte ist, wenn man in die falsche Richtung marschiert.

Unentspannt

Noch einmal kurz dazu: Du bist Katholik? Dann fickst du fremd, treibst ab, betrügst deinen Nachbarn – und gehst beichten, womit du am nächsten Tag wieder entspannt und beschwingt durchs Leben marschieren kannst. Du bist Protestant? Dann musst du dich permanent prüfen, dir selbst misstrauen und mit den Resultaten dieses Hirnficks unentwegt deinen Mitmenschen auf den Sack gehen.

Ich halte eigentlich jedem die Tür auf (Coronatimes excluded), und wenn ich das für eine hübsche Frau tue, kann es schon einmal passieren, dass ich ihr dezent auf den Arsch gucke. Eine Instanz in mir mag sich dabei gar vorstellen, sie hätte die Möglichkeit, die Zielperson abzuschlecken, hier und da zu penetrieren, Sekrete auszutauschen und eine ungeheure Menge Kinder zu zeugen. Ich finde das völlig okay.

Dann gibt es sogar hier und da Damen, wo die Vorstellung konkreter (okay, da kommt eine Instanz hinzu, die das mit den Kindern nicht so gut findet) und das Ziel strategisch verfolgt wird. Ich wüsste auch gar nicht, wie und warum ich das lassen sollte. In jüngeren Jahren führte das gar zu regulärer Fortpflanzung, wobei ich jetzt gar nicht weiß, ob es das schlimmer oder besser macht.

Der Leib Christi

Es ist nämlich so, liebe Puritaner: Da die Kinder nicht vom Klapperstorch gebracht werden und auch die Lieferung durch Amazon von der Leihmutter zu den homosexuellen Pflegeeltern so nicht geplant war, gibt es da dieses Ding mit der Evolution, das zu jenen Trieben geführt hat, die Spezies wie die unsere dazu führen, sich paaren zu wollen. Das gilt übrigens auch fürs Üben und sogar für Paarungen, bei denen das gar nicht klappen kann. Die sind halt eine Variante.

Dies wiederum war kulturell immer wieder ein schöner Angriffspunkt für Herrschaften, vom Papsttum über Phantasiediktatoren wie Orwell bis hin zu Gören, die sich zu Rächern aller Opfer der Geschichte aufschwingen, um einen Gewissensterror aka Gehirnwäsche zu konstruieren, mit dem der Eifer in aktive Fremdbestimmung verzaubert wird. Am Ende hat sich immer herausgestellt, dass die Leute das nicht mitmachen wollen, weswegen man sie halt zum Guten zwingen muss.

Die Masterclass ist freilich das Verinnerlichen – es werde "Subjekt", das sich selbst Unterwerfende. Allein die Reinheit der Motivation ist das Ticket zum Garten Eden, was am Ende bedeutet, gar nichts zu wollen. Auf gar keinen Fall Genuss und niemals nicht dreckig ficken. Ich sag mal so: Ich fühle mich wohler auf der Dunklen Seite der Macht.