Was ist eigentlich ein "Recht"? Diese Frage stellen sich wenige und extrem selten diejenigen, die darauf beharren. Das Verhältnis gerade derjenigen, die nichts als ihr 'eigenes' im Blick haben, zum Rechtsstaat ist das eines Teenagers zu den Eltern, und das ist gar kein Zufall.
Ebenso wenig ist es ein Zufall, dass Protestbewegungen in der Regel von jungen Menschen dominiert werden, da sie gerade aus der Dominanz des Elternhauses erwachsen sind und diesen Entwicklungsschritt der Emanzipation auf die Gesellschaft übertragen, der sie angehören. Dies ist kulturell durchaus ein Impuls für Fortschritt.
Mutti eins auswischen
Es wird aber wild und wirr, wenn man so gar nicht weiß, was man da tut und worauf man sich bezieht. Wie ein bockiger Teenie darauf zu pochen, etwas zu dürfen, ohne die Konsequenzen des Handelns tragen zu müssen oder zu erkennen, führt selten zu wünschenswerten Ergebnissen.
Der Bürgerliche Staat hat mit dem "Recht" einen Pakt mit seinen Bürgern geschlossen. Der Staat erhält das Gewaltmonopol, dafür muss er die Bürger schützen, versorgen und darf sie nicht mehr als nötig einschränken. Keineswegs ist er dafür zuständig, das, was die Bürger dürfen, auch zu ermöglichen oder sie vor Konsequenzen zu schützen, wenn sie dabei Schaden anrichten. Das ist ggf. bei den Eltern noch so, aber nicht beim Staat.
"Rechte", auch Grundrechte, gelten mithin keineswegs bedingungslos. Sie werden (zumindest formal) ausgehandelt und können eingeschränkt werden. Hier ist vor allem festzuhalten, dass es nicht primär der Staat ist, der Rechte einschränkt, sondern die Interessen anderer. Diese können direkt oder vermittelt durch den Staat und seine Organe wahrgenommen werden.
Die Bewegung
Es ist daher nicht besonders schlau, gegen das Interesse der Mehrheit zu handeln und dabei das Recht auf solches Handeln einzufordern; schon gar nicht, wenn gleichzeitig die Basis dieses Rechts infrage gestellt wird. Das ist dann schlicht kindisch und nicht minder dumm.
Dass das aktuell überhaupt funktioniert, liegt eher zuerst als zuletzt daran, dass eine faktisch dominierende Minderheit auf beiden Seiten steht: Rechtsextreme bei der Polizei, insbesondere in den Hundertschaften, und bei den Querfrontlern. Nur so ist es möglich, dass ein paar Tausend Halbhirne eine Pandemie antreiben, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Und natürlich, weil sie nicht sehen können, wer wegen ihnen schwer erkrankt oder durch ihr Handeln stirbt. Es handelt sich dennoch m.E. um Eventualvorsatz. Nach einem solchen wird obendrein massenhaft gehandelt. Stünde diese widerwärtige Charge auch nur im geringsten Verdacht, 'links' zu sein, würde sie längst als terroristische Vereinigung verfolgt. Sie sonnt sich aber eben im Schutz der Faschisten.
April 6th, 2021 at 15:37
Soviel ich weiss gibt es in Dtl. kein Haftungsausschluss. Analog könnte auch Paragraph 38 Absatz 4 MVSTÄTTVO zur Geltung kommen:
"(4) Der Betreiber ist zur Einstellung des Betriebes verpflichtet, wenn für die Sicherheit der Versammlungsstätte notwendige Anlagen, Einrichtungen oder Vorrichtungen nicht betriebsfähig sind oder wenn Betriebsvorschriften nicht eingehalten werden können."
April 6th, 2021 at 15:39
Ja; wenn jemand in der Exekutive auf die verwegene Idee käme, geltendes Recht duchzusetzen.
April 7th, 2021 at 05:49
mir fehlt hier noch das grundrecht auf ne lobotomie; heute im tagesspiegel:
Datenprojekt weist nach:
Viel Stadtraum geht drauf für parkende Autos
alles finden die raus, alles!
April 7th, 2021 at 07:17
Die Cops behaupten, den maskenlosen Kasperpop
nicht aufzulösen, weil das Nichttragen von Masken nur eine Ordnungswidrigkeit darstelle.
Sie griffen nur ein, wenn aus Demos heraus Straftaten begangen würden.
Deutlicher konnten sie den Einsatz von agents provocateurs bei linken, friedlichen Demos nicht begründen.
April 7th, 2021 at 08:26
Auffällig ist indessen, dass parallel zu den juvenilen Autoritätsverweigerern, welche gegen elterliche Dominanz aufbegehren, auch durchaus (vermeintlich) adulte Figuren in pubertärer Manier hervortreten um ihr “Grundrecht auf Ignoranz“ wahrzunehmen, indem sie “Mutti eins auswischen“ wollen wie ein bockiger Teenager*.
April 7th, 2021 at 11:22
“Rechte”, auch Grundrechte, gelten mithin keineswegs bedingungslos.
Für Maßnahmen sollte gleiches gelten.
April 8th, 2021 at 13:28
Bemerkenswert: Die Restetonne aka /dev/null hier ist ziemlich voll diesmal. Man sollte btw. Godwin's Law um einen Paragraphen zur Leseschwäche erweitern. Es gibt da draußen offenbar so etwas wie einen Rechtsfetisch – als seien wenigstens bestimmte Rechte (wie ausgerechnet das auf 'Widerstand') gottgegeben oder irgendwie natürlich. Die Interpretation dieser vermeintlichen Naturgesetze behält sich jeder Troll freilich selbst vor. Diejenigen, die ich meinte, reagieren also, aber mit dem nicht ganz überraschenden Unverständnis. Ich weise darauf hin, dass Rechte eine Entstehungsgeschichte haben und selbstverständlich Machtverhältnisse abbilden; sie werfen mir jetzt vor, ich befürwortete das. Nein, aber ich fordere eben keine Rechte von einer Instanz ein, die ich gleichzeitig delegitimiere, Ihr Bettpfosten.
April 8th, 2021 at 15:23
is ja auch der klassiker schlechthin; grundsätzlich von der korrupten justiz und den handlangern der diktatur rumschwadronieren aber wegen jedem scheiss wird immer der "wir sehen uns vor gericht", klage und anwalt -spruch aus dem arsch gezogen. immer.
April 8th, 2021 at 19:12
Mal etwas anderes, wenn der Kuhjournalismus tatsächlich mal Qualität hat…
Das Ding ist so klasse, ich weiss garnicht wo ich anfangen soll, aber hört euch selber eine gute Stunde über den dt. Kolonialismus an.
https://www.spiegel.de/geschichte/der-verdraengte-deutsche-kolonialismus-podcast-a-988b828d-1246-4d4f-bfda-9a25a12af517
PS: Eigentlich bin ich kein Freund von podcasts, aber das muss jetzt echt sein.
April 8th, 2021 at 21:26
Nein, aber ich fordere eben keine Rechte von einer Instanz ein, die ich gleichzeitig delegitimiere, Ihr Bettpfosten.
Das ist es ja – leider – meistens oder oft nicht einmal: die Instanz wird ja gar nicht in Frage gestellt, ebensowenig wie das Herrschaftsverhältnis an sich. Man wünscht halt nur eine andere Herrschaft, eine die gefälligst die 'eigenen' Rechte gewähren und – gegen andere – durchsetzen soll. Deshalb wird die Choose ja auch unweigerlich reaktionär, unabhängig davon, wo diese Leute vorher standen oder sich immer noch verorten. Siehe auch hier.
April 9th, 2021 at 10:03
Ja Peinhart, da bin ich bei Dir. Sehe ich auch so.
April 9th, 2021 at 11:23
Freunde der Durchseuchung: Frau Merkel hat vor 14 Tagen angekündigt, dass sie sich das Geschehen keine 14 Tage mehr anschauen würde. Die Zeit ist um; die MPK am Montag abgesagt.
Meinem Erkenntnisstand nach führt Nichthandeln momentan in einer nicht immunisierten Gesellschaft zu ca. 1 Prozent Toten. Grob geschätzt wären das 800.000 Menschen in D-land.
Dann sprechen wir noch über den nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung, der an Long-Covid leiden wird (Prevalence of ongoing symptoms following coronavirus (COVID-19) infection in the UK: 1 April 2021).
Und wir sprechen vom Dauerstress aller, die in den Krankenhäusern arbeiten.
Was ist denn da draußen eigentlich gerade los?
Haben die gerade alle den Arsch ganz weit auf?
Ist jetzt immer Wochenende für Entscheider?
Heißt die Vorstellung vielleicht "Deutschland schafft sich ab 2.0" und nur ich habe es nicht mitbekommen?
April 9th, 2021 at 11:45
p.s.: Lese gerade beim Tagesspiegel, dass die Menge der gelieferten Impfdosen der Biontech-Suppe an die Hausärzte halbiert werden soll.
Irgendwie finde ich das alles..ähm…seltsam.
April 9th, 2021 at 11:51
@R@iner:
Zumindest der aufsteigende Stern der CDU, Master of Desaster Laschet, wird ja vom Oberguru der Durchseuchung, Hendrik Streeck, beraten.
Zu Angela Merkel fällt mir nur noch ein Zitat aus einem Asterix-Band ein.
Der römische Kommandant der Garnison steht weinend in seinem Zelt und lamentiert:
"Sie sind alle so dumm und ich bin ihr Chef."
April 9th, 2021 at 12:03
@BerndH60: 1974: Ich bekam meinen ersten Elektronikbaukasten geschenkt. Flugfunk abhören – geil.
1976: Ich kaufte die erste LED. Sie war rot und kostete um die 2-3 Mark.
Ich kapierte sofort: Das ist die Zukunft!
.
.
.
2021: Ich sehe und höre, wie Naturwissenschaftler Politikern erklären, dass die Erde nicht das Zentrum der Galaxis und auch keine Scheibe ist.
Politiker so: Aber hey, aber im Herbst sind Wahlen. Was sollen wir nur tun, damit wir "Vertrauen zurückgewinnen" (Ziemiak)?
SIND DIESE GOTTVERDAMMTEN ARSCHLÖCHER FUCKING BEHINDERT?, frage ich mich.
April 9th, 2021 at 12:09
@Peinhart (10): Daraus ein sehr schöner Satz: "Zweifel – radikale kritik – verkommt zu Verdächtigung und wird in Paranoia erstickt."
("Doubt—radical critique—is reduced to suspicion and smothered by paranoia.")
April 9th, 2021 at 12:44
Stimmt. Es lohnt sich übrigens auch, gelegentlich mal den ganzen 'back catalog' der Field Notes von Brooklyn Rail zu flöhen, da sind einige wirklich sehr gute Artikel. Und vielen Dank noch mal an Rainer für die Empfehlung.
April 10th, 2021 at 06:32
Wenn Lohnsklaven die bei einem globalen Unternehmen arbeiten, welches regelmäßig negativ in den Schlagzeilen wegen der scheiß Arbeitbedingungen steht, darüber abstimmt das man endlich gewerkschaftlich organisiert ist und die Mehrheit dieser Lohnsklaven sich gegen diese gewerkschaftliche Organisation entscheidet, ist das schon ein Stockholm Syndrom?
PS: Die Wahlbeteiligung lag übrigens bei 55%.
April 10th, 2021 at 08:35
@Fred:
Das bedeutet nur, dass die Lohnsklaven genau das Korruptionspotential eines Betriebsrates einzuschätzen wissen, VW, wissen se?!
Ich habe den überwiegenden Teil meines Berufslebens in Firmen mit Betriebsrat verbracht. Alleine schon die "Unkündbarkeit" während der Zugehörigkeit brachte die Leute dazu, alles mitzumachen. War die Bude groß genug, dass der Vorsitzende von der Arbeit freigestellt werden musste, ging es mit Cheffe im Learjet nach Sylt zum Golfen.
War die Willfährigkeit groß genug wurde kurz vor den Wahlen ein Schmankerl an die Belegschaft verteilt, um die Wiederwahl zu sichern, andernfalls wurden eben die Sauereien über den Betriebsfunk veröffentlicht.
Falls alles nicht hilft, droht man mit Personalabbau. In Deutschland muss keine Firma, geschweige denn ein internationaler Konzern, Angst vor einem Betriebsrat haben.
Für ganz kleines Geld wird dann aus einem Sklaven der Mann an der Trommel der Galeere, und Head Device Human Resources muss nicht einmal mehr dafür sorgen, dass der Laden läuft.
April 10th, 2021 at 09:02
BerndH60: Schließe mich an und stimme Deiner Einschätzung zu. Privilegien korrumpieren.
"Mein" Personalrat (davon einer sogar Mitglied der DKP) hat jeweils hinter meinem Rücken (ohne mich zu informieren, dass was in der Pipeline war) den beabsichtigten Abmahnungen gegen mich zugestimmt. Vor denen mußte ich mich mehr fürchten, als vor der offen agierenden Personalverwaltung. Der Vorsitzende de Personalrates ist heute Leiter der Personalverwaltung.
April 10th, 2021 at 10:31
Tja, ich bin halt ein Romantiker der noch so die anderthalb Jahunderte Arbeitskämpfe im Hinterstübchen hat. Also wo organisierte Arbeiterschaft dafür gesorgt haben das der 12-14 Stundentag, Sechstagewoche, zwei Tage "Urlaub" im Jahr, keine abfindlose Kündigung durch Krankheit oder Arbeitsumfall ect pp. u.a. abgeschafft wurde.
Ich denke auch, dass Heute viele die jetztigen Bedingungen als gottgegeben ansehen.
April 10th, 2021 at 15:00
Fred: Sozialromantische Gewerkschaftsträume endeten mit dem Übergang von der Interessenvertretung zur Sozialpartnerschaft.
April 10th, 2021 at 16:48
Das stummt, aber ich denke mal das es in den USA in der Hinsicht ein ganz wenig anders ist.
Keine flächendeckende Spartengewekschaften, sondern jeweils in den verschiedenen Companies zusammen gewürfelt.
April 10th, 2021 at 19:52
Und Betriebsräte und Gewerkschaften sind grundsätzlich auch zwei Paar Schuhe, wenn auch viel Gewerkschaftspolitik darüber ausgetragen wird.
Die grossen DGB-Gewerkschaften sind dank Verbandeln mit der SPD bis auf einzelne Mitglieder seit Schröder ohnehin verbrannt. Eines dieser langfristigen Ergebnisse ist ja das famose Tarifeinheitsgesetz einer gewissen Frau Nahles ("Arbeiterpartei" SPD), welches die grundgesetzlich verankerte Tarifautonomie mit Füssen tritt.
April 10th, 2021 at 20:33
Die Tarifautonomie wurde komplett vernagelt, u. A. auch durch die Zumutbarkeitsregelung im SGB II und durch den Wegfall des Lohnabstandsgebotes im SGB XII. Die Arbeitgeberverbände müssen mit den Arbeitnehmerverbänden nichts mehr aushandeln. Die kriegen alles hinten reingeschoben.
April 11th, 2021 at 11:58
Laschet hat nachgedacht: tweet
Lesen Sie das und anderes in der aktuellen SUPERillu!!1!
Nach 10 Tagen des Nachdenkens hätte ich allerdings mit einer profund formulierten Kritik an einigen Thesen Stephen Hawkings gerechnet, aber gutes Personal ist wirklich schwer zu finden, wie man weiß.
Kann man nix machen: Sie halten uns für genauso doof, wie sie selbst sind.
Ja, und rauskaufen aus der Pandemie geht halt auch nur so lala: offener Brief: Nutzung der Luca App bedenklich
April 11th, 2021 at 20:59
Hier noch was zur Einschätzung der in 18ff angesprochenen Gewerkschaftspleite.
April 12th, 2021 at 02:40
Danke für diesen absolut lesenswerten Link. Eigentlich ist doch R@iner für so etwas zuständig? ;-)
April 12th, 2021 at 07:21
27/28: Die größten Feinde der Freiheit sind glückliche Sklaven.
April 12th, 2021 at 09:31
@Fred: Wir arbeiten hier im Schichtbetrieb.
Nette Podcasts: futurehistories.today