Der neue Faschismus und die Hindernisse
Posted by flatter under politik[7] Comments
17. Mrz 2025 13:12
Vor zehn Jahren schrub ich: Es gibt keine Geschichte, weder wahr noch gelogen, der die Menschen folgen könnten. Es gibt keine Wünsche, die jemand erfüllt. Es gibt keine Zukunft, auf die sich irgendwer freuen könnte, nicht einmal irgend eine Aussicht auf ein Ende der "Krisen". Genau so sehen sie dann auch aus, die Verwalter dieser aschgrauen Welt. Jeder neue Promi, den die Zombies in Kostüm oder Krawatte hervorbringen, ist ein größerer Lügner als der zuvor, den sein eigenes Geschwätz noch weniger schert.
Es herrscht das Vakuum. Es herrscht, weil es keine Geschichte gibt, die dem mit allerletzter Konsequenz wütenden Kapitalismus noch eine ansehnliche Fassade überstülpen könnte. Es herrscht, weil es noch niemanden gibt, der eine andere Geschichte erzählt, die man ihm glaubt, die ein anderes Ende verspricht, an dem man noch leben möchte. Immerhin: Noch ist es nicht die alte Platte, die immer wieder aufgelegt wird, wenn sonst nichts geht, die von Volkssturm und Feindvolk. Es ist daher noch ein wenig Zeit, eine neue zu schreiben.
Autoritäre Mitte
Heute ist es die radikale Mitte, die nichts anderes mehr zulässt als dieses Nichts im Rahmen des je aktuellen Feindbilds, das gleichbedeutend ist mit der Bestätigung, dass sie – die Autorität – alles richtig macht. Es herrscht die schiere magische Notwendigkeit. Magisch, weil es keine plausiblen Gründe gibt für das, was die Autorität als notwendig deklariert. Die Massen haben sich abgewandt von diesem Hokuspokus und suchen verzweifelt nach alternativen Angeboten. Sie nehmen jedes, und sei es das einer AfD.
Derweil werden Abweichler überwacht, zensuriert, gemaßregelt und kriminalisiert. Zensur und Meinungsverbote sind aber langfristig nur durchsetzbar in einem Spektrum, das die Sicherheitskräfte und ein großer Teil der Bevölkerung vertreten. Allein erstere sorgen dafür, dass das immer nur rechtsextreme Haltungen sein können. Die radikale Mitte schafft daher gerade die Infrastruktur für eine rechte Diktatur.
Risse im Konzept
Die Rechten triumphieren, weil für sie Unterdrückung immer gerechte Rache ist und sie ohnehin nicht gegen Unterdrückung sind; der pseudolinke Teil der radikalen Mitte ist derweil dem religiösen Glauben verfallen, es gebe eine überlegene Moral, die allein solche Maßnahmen rechtfertigt und daher göttlichen Schutz vor Missbrauch genießt. Sie glauben wirklich, die autoritären Maßnahmen seien ein Mittel gegen Rechts®.
Was uns vor dem Marsch in einen Faschismus schützt, der extreme Ähnlichkeit hat mit dem der Nazis, ist dasselbe, das Kriegstüchtigkeit verhindert: die Sozialisation der jungen Generation. Diese hat nicht die Härte und Gewaltbereitschaft, die es braucht, um genügend Stiefel und Fäuste zusammen zu bringen. Was uns ebenfalls schützt, ist die Korruption des Kapitals, das kein effizientes Militär aufstellen will, sondern reibungslos Kasse machen. Zuverlässig schützt das allerdings nicht, am wenigsten vor der Willkür der Macht.
p.s.: Achnes Streisand-Zimmerflak klagt Zensur ein. Wer's blöder kann, werfe sich den ersten Stein in die Fresse.
März 17th, 2025 at 13:38
Gute Texte, alle beide, der neue und der alte. Ich möchte den Verfasser an dieser Stelle zum heinermüllerehrenhalber ernennen.
März 17th, 2025 at 18:16
Irgendwann, irgendwo hab ich Mal gehört, dass Menschen mit Macht nur eins wollen, mehr Macht, und das Pinkelspiele in diesen Kreisen sehr wichtig sind.
Tja, und da der Jens Spahn mit 50 € pro Maske da ganz schön vorgelegt hat, ist Pistorius wohl ziemlich im Zugzwang gewesen. Nach reiflicher Überlegung bin jetzt für die Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Die Kaserne für die Einsatztruppe in Litauen von 5.000 "Dienenden m/w/d" ist mit 11 Milliarden budgetiert, wenn die BW also zusätzliche 50.000 "Dienende m/w/d" beherbergen möchte, sind schon mal 110 Milliarden in ungefährlichen Bauruinen untergebracht. Weitere x Milliarden gehen dann drauf für Catering von "m/w/d", da halal, glutenfrei, vegan, vegetarisch, flexitarisch und carnivorisch geliefert werden muss. Den Rest verklappen wir dann bei den Aktionären und ihren korrupten Erfüllungsgehilfen.
März 17th, 2025 at 18:52
@2: ja du hast ja Recht – und wir sind allen McKinseys, Roland Bergers und Konsorten ewig zu Dankbarkeit verpflichtet!
Denkmäler sollten wir aufstellen!
Mir tut's nur immer in der Seele weh, wenn ich dran denke,
was wir damit an Wissen, Bildung, Kultur und gesellschaftlichem Reichtum hätten bewirken können….
März 17th, 2025 at 20:24
Zum Rheinmetall-Gschpusi: Die Militanz und Aggressivität, die sie gegenüber denen, die man in Sonntagsreden als „Souverän“ bezeichnet, an den Tag legt, wäre doch an der Ostfront wesentlich besser aufgehoben. Der Krieg, den sie gegen ihre Arbeitgeber in „unserer Demokratie“ führt, ist doch glatte Verschwendung.
Bei dem Profit, den sie mit ihrem Aufrüstungs- und Kriegsgeheul Rheinmetall zukommen läßt, sollte doch eine hübsche Provision drin sein. Ein persönlicher Panzer, mit dem sie gen Osten fahren darf ist doch keine überzogene Forderung. Ihr Husarenritt mit hellen Fanfaren und flatternden Fahnen gegen die russischen Orkhorden gäbe dann direkt ein leuchtendes Vorbild für die verwöhnten Jungschlaffis ab und später dann posthum ein schönes Heldenepos. Das sollte ihr doch Ansporn sein! Dieses Juristen-Kleinklein trägt doch keinen Ruhm und keine Ehre ein.
März 17th, 2025 at 20:53
WTF happened to Europe? Speech at DiEM25’s Brussels Event (National Theatre, 7th March 2025)
Das Video ist kurz, das Transkript auf der Seite entsprechend auch.
März 17th, 2025 at 22:40
Danke für diesen sehr erhellenden Opener!
Das die Sozialisation der jungen Generation nicht über die nötige Härte und Gewaltbereitschaft verfügt, damit hat sich die radikale Mitte selbst ein Eigentor geschossen. Mich treibt hier ernsthaft der Gedanke um, ob der Bedarf an nötigen Stiefeln und Fäusten nicht mit frustrierten, übrig gebliebenen und geübten "Demokratiekämpfern" aus der Ukraine gedeckt werden kann.
Der vorletzte Satz "Was uns ebenfalls schützt, ist die Korruption des Kapitals, das kein effizientes Militär aufstellen will, sondern reibungslos Kasse machen", war für mich wie ein Klaps auf den Hinterkopf. Aber genau so ist das. Warum sollte sich das Kapital mit wenig zufrieden geben, wenn es noch mehr haben kann. Das würde dem Wesen des Kapitals, aus Geld mehr Geld zu machen, völlig widersprechen. Sicher, diese beschissene Plünderung von öffentlichen Gelder, könnte so lange andauern, bis es tatsächlich nichts mehr zu plündern gibt. Gleichzeitig ist dann Repression, Zerstörung, und Elend am Limit angelangt. Ist dann die Grenze für das Kapital, um aus Geld mehr Geld zu machen, erreicht und ist das der Zeitpunkt eine neue Geschichte zu schreiben? Schon klar, man weiß es nicht.
März 17th, 2025 at 22:49
@2.:
Ich wusste gar nicht, dass das Caterina beim BW so komfortabel ist. Muss da nicht gegessen werden was auf den Tisch kommt. Ich meine, der ganze Aufwand schmälert doch nur das Budget für die Aktionäre und deren korrupten Erfüllungsgehilfen.
@5.: Einfach klasse und Danke!