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Abb.: Russe hemmt die Wirtschaft des Westens.

Vor der Niederschlagung des Reiches des Bösen, auch bekannt als "real existierender Sozialismus", hat die Welt unter dem harten Systemwettbewerb gelitten. Zwar war es im Westen (Soziale Marktwirtschaft) immer schon viel besser gewesen als im Osten, wo sie mit allem hinterher waren und oft sprichwörtlich nichts hatten, aber auch hier war der Zoll hoch.

Da viele Kräfte gebunden waren durch die Notwendigkeit, Tag und Nacht die umfassende Wehrhaftigkeit zu gewährleisten und Rüstungsgüter zu produzieren, war das Leben auch im Westen eher einfach.

Man hatte nur Festnetztelefon, davon auch nur eines. Das Internet war nur für wenige Nerds zugänglich. Man war sein Leben lang in einem Job, hatte einen Strom- und einen Gasversorger, wo man nicht noch mit Kohlen heizte. Es gab zunächst drei, später fünf Fernsehkanäle, die nachts nicht sendeten.

Müßiggang

Die Nachrichten las man in der Zeitung; wenn man besonders gebildet war, in einem Wochenmagazin. Ansonsten sah man die Fernsehnachrichten. Dennoch gab es Meinungsverschiedenheiten, Parteienstreit und Debatten über unterschiedliche Zukunftsvorstellungen, bis hin zu Utopien.

Das Ganze war zweifellos die Folge mangelnder Eigenverantwortung. Diese Form der Freiheit wurde erst mit dem Fall des grauen Einheitsbreis im Osten möglich. Heute gibt es nicht nur Internet mit hunderten von Diensten, die man abonnieren kann, man kann auch die Anbieter der Grundversorgung ständig wechseln, um zu sparen.

Dabei trennt sich automatisch die Spreu vom Weizen: Verantwortungslose Müßiggänger scheren sich nicht um die Versorgungspreise, lassen selbst ihre Kinder blindlings Abos abschließen und wundern sich am Ende, dass der Gerichtsvollzieher das Konto dichtmacht. Dabei macht man es ihnen noch leicht durch an Kommunismus grenzende Regelungen zur Privatinsolvenz.

Chancen für alle

Anstatt sich über die Möglichkeiten souveränen und korrekten Kundenverhaltens zu orientieren, motzen viele über schlechten Service und dass am Ende oft "der Kunde schuld" sei. Ja, was denn sonst? Wer mit der Zeit geht, erkennt die immensen Vorteile, wer sich verweigert, bleibt halt auf der Strecke.

Immerhin machen es die Medien trotz des beinahe unüberschaubaren Angebots und die Politik trotz zunehmender Zersplitterung den Bürgern leicht, indem sie das Spektrum des Diskutablen sehr übersichtlich halten. Wer zum Extremismus neigt und es unnötig in die Breite ziehen will, der findet sich ganz schnell am Katzentisch wieder – ohne Kameras und Mikrophone.

Es ist also sehr vieles sehr viel besser geworden. Sorgen bereitet derzeit nur der wachsende Bedarf an innerer und äußerer Aufrüstung. Hier besteht die Gefahr, dass selbst die Flexiblen und Fleißigen bald wieder unter dem Kostendruck des neuen Kalten Krieges leiden werden. Bleiben wir aber optimistisch und arbeiten wir hart daran, dass jeder weiterhin erreichen kann, was er verdient.