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Teil zwei der Serie über große und kleine Stars im Netz. Als alter Betablogger habe ich sie kommen und gehen sehen. Hier ein Nachtritt, dort eine Hommage, und alles völlig anonym, wie sich versteht.

Schon im Teenageralter weltberühmt als Model für unsägliche Kopf-und Gesichtsbehaarung, wurde Gaga Loco das Leben in München bald zu klein und er übersiedelte von der Hauptstadt der Bewegung in die Preußenmetropole, die einzige deutsche Stadt, die ihm seiner Größe angemessen erschien. Er zog eine letzte Line, um einen harten Entzug zu durchleiden, bei dem er den Koks mit Schampus substituierte, und begann sein neues, größeres Leben.

Die große Welt

Auch in der Hauptstadtszene fühlte er sich bald wohl, weil wichtig und lud sich so lange zu allen großen Events ein, bis niemand mehr daran zweifelte, dass er wohl der Ehrengast sein müsse. Stets nahm er ungefragt auf der Bühne Platz, bis er sich in die Herzen aller Digitalredakteure der großen Verlagshäuser genäselt hatte. Geschätzt wurde er vor allem für abgebrochene Studiengänge, wirtschaftlichen Misserfolg und seine gefälligen Reden, die weder Fachpublikum noch Laien je überforderten. Zu spät wurde bekannt, dass er auch einen bis dahin erfolgreich verschwiegenen Abschluss vorweisen konnte.

Als Mann von Prinzipien (zu nennen ist hier vor allem Peter) landete er schließlich am chicen großen Schreibtisch im chicen hellen Büro eines ehemals chicen Magazins. Schon bald gab der letzte Ressortleiter den Versuch auf, ihm klarzumachen, was man eigentlich von ihm wollte, sodass er künftig seine Themen frei wählen konnte. Endgültigen Kultstatus bei der Mitte der Mitte der Mitte (aka Elite) verlieh ihm der Rant über jüdisch-bolschewistische Lumpenpazifisten, der ihm den nach Thilo Sarrazin benannten Pressepreis Endamadawisa ("Endlich darf man das wieder sagen") einbrachte.

Mit seinem Hund Goldie und Frau Eva lebt Loco zurückgezogen in einer Souterrainbutze unter Berlin-Mitte. Der leidenschaftliche Volkswagenfahrer macht gern Urlaub in Berchtesgaden und liebt Schlagermusik. Er ist bekennend autosexuell, spendet aber gelegentlich an handverlesene Zuschauerinnen.