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Der Kalte Krieg in seiner aktuellen Ausprägung hat keineswegs in diesem Jahr angefangen. Nicht nur die Unterstützung der Kiewer Nazis bei ihrem Putsch und dem anschließenden jahrelangen Bombenterror gegen die Ostukraine sind dabei zu nennen, sondern auch direkte Provokationen wie das NATO-Manöver im Juni 2016. Ich schrub damals:

Herr Steinmeier hat jüngst auf recht zurückhaltende Weise darauf aufmerksam gemacht, dass eine Konfrontation mit Russland nicht ungefährlich ist. Dabei hat er sogar brav den Dicsclaimer aufgesagt, dass er gar nicht die aktuellen Manöver der NATO infrage stellt. Egal, sie springen sofort aus den Büschen, die Bündnistreuen, und sind "empört". Er schwäche die NATO, so CDU und Medien, er erfreue die Linke und man dürfe jetzt "keine Nachgiebigkeit gegenüber Putin" zeigen.

Kalter Krieg, reloaded

Das erinnerte mich an den im Original des Kalten Krieges geltenden Konsens, sich für Freiheit und Wertewesten verdampfen zu lassen, wenn der Große Bruder es so wollte. Wer dagegen sprach, wurde schon damals hart abgewatscht:

"Leute, die einen Atomkrieg für führbar und gewinnbar halten, die können niemals unsere Bündnispartner sein. Das sind Verrückte. […] Es gibt Bedingungen, zu denen eine Mitgliedschaft in der Nato nicht mehr tragbar ist, das heißt, wenn diese Nato uns auf ein Pulverfass setzt, bei dem die Lunte gleich mitgezündet wird", sagte Oskar Lafontaine 1983 und erhielt postwendend die Antwort seines Fraktionsvorsitzenden:

Hans-Jochen Vogel erklärte sofort die unbedingte "Bündnistreue der SPD" und Lafontaines Kritik für "nicht mehrheitsfähig". Nein, die Mehrheit der SPD (d.h. ihre Partei- und Fraktionsführung) würde sich niemals der Selbstvedampfung verweigern. Das macht ein anständiger Bündnisgetreuer nicht. "Das sind Verrückte"? Stimmt.

Inzwischen braucht es keine Parteiführung mehr, da alle relevanten politischen und publizistischen Strukturen von Bündnisgetreuen verseucht sind. Ein gutes Beispiel für die Unmöglichkeit eines Diskurses ist das Tabu über die Interessen der USA. Brandts heimlicher Außenminister Egon Bahr hat deutlich gemacht:

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt!"

La le lu

Was uns unisono heute erzählt wird, ist genau das Gegenteil. Moral, Menschenrechte, Demokratie, die Guten gegen die Bösen. Wir sind wieder im Mittelalter. Die Nutzung des Verstandes bedroht das Imperium, daher wird sie unterdrückt. Was liest man in politischen Analysen etwa zu der Frage der amerikanischen Hegemonie und der Versuche, sie aufrecht zu erhalten?

Die außenpolitischen und vor allem militärischen Handlungen der Großmacht sind ohne diese Frage nicht einmal diskutabel, geschweige denn zu beantworten. Die sogenannten 'Experten' für Außenpolitik und Ökonomie erzählen uns aber lieber Märchen von Gut und Böse. Für Geostrategie haben wir gar keine, denn das ist ebenfalls ein Tabuwort. Das sind Verrückte? Es ist ein einziges Irrenhaus.