Ich will mir die Brötchen nicht mehr leisten
Posted by flatter under kapital[12] Comments
30. Nov 2021 13:28
Es geht mir in den letzten Jahren – für meine Verhältnisse – finanziell gut; das heißt, dass am Ende des Geldes nicht mehr Monat übrig ist, sondern umgekehrt. Das war oft anders und es ist ganz beruhigend. Dass ich noch verdrängen muss, was im sogenannten "Rentenalter" wird, versteht sich hingegen.
Ich bin damit so etwas wie allerunterste Mittelschicht, was bedeutet, dass ich mir eine nette Wohnung und täglich zwei Brötchen leisten kann. Dass mein Bäcker allerdings jüngst die schon unverschämtem Preise noch einmal unverschämt erhöht hat, ließ mich dezent erröten. Hab ich keinen Bock drauf. Das kostet bei täglichem Verzehr jetzt knapp 23 Euro im Monat. Kein Problem für mich, aber ich habe es ja auch. Nun, es muss ja auch nicht jeder essen.
Zieht euch warm an
Anhand solcher Entwicklungen wird deutlich, was es bedeutet, wenn sich die Inflation auf den täglichen Bedarf auswirkt. Bei den Mieten haben wir das schon lange, ich habe des Öfteren darauf hingewiesen. Das bleibt abstrakt, solange man nicht selbst aus der Wohnung erhöht wird. Man muss aber extrem naiv sein, wenn man glaubt, die Geldflut der Zentralbanken wirke sich nie auf den realen Bedarf aus.
Einen Schritt zur Seite noch: Das Fluten mit Geld dient dem Zweck, einen Kapitalismus im Endstadium aufrechtzuerhalten. Nur so sind im großen Rahmen noch positive Profitraten möglich. Das fällt dann auch auf, wenn es zu offensichtlich wird mit der Korruption, Beispiel Energiewirtschaft: Während sozialdemokratische Nichtökonomen munter von Einhegen® plappern, ist das Gegenteil der Fall, weil nötig. Wer einen guten Markt® vorweisen will, muss dem kranken Kapital die Krücken reichen und den Rollstuhl schieben.
TINA
Selbst einige in den großen Redaktionen haben das inzwischen bemerkt und nennen das Kind beim Namen. So viel Pluralismus® darf sein, während auf den Titelseiten weiterhin der neoliberale Muezzin singt. Der Artikel erschien übrigens im Kulturteil. Selbst die Interessen des Kapitals werden zur Parodie, wo ihre Durchsetzung denen nicht mehr dienen kann, die sie vordergründig haben. Sie sägen am eigenen Ast? Jemand muss ihnen helfen!
Gleichwohl plündern sie uns aus, vor allem über Mieten, auch über andere Lebenshaltungskosten. Ideologie löst aber wie immer gar nichts an den Problemen. Wie wir dieser Tage sehen, hat das Kapital keine tragfähigen Ideen fürs eigene Überleben und die Menschen keine politische Vertretung. Da, wo sie aufbegehren, gemahnt es an Hexenprozesse und Lynchjustiz. Wir könnten stattdessen einfach mal ein paar Monate die Mieten nicht zahlen, aber das wäre ja undeutsch.
November 30th, 2021 at 19:41
Schon mein letzter Post sollte eine Analogie sein, und kein Beitrag zum Thema Covid-19.
"Die Hygieneregeln und die Impfung bringen eine signifikante Steigerung der Sicherheit des Einzelnen, das ist wissenschaftlich erwiesen."
"Ein starkes Immunsystem und Ivermectin sind besser, das weiß ich von Youtube."
"Es kann innerhalb eines endlichen Systems kein unendliches Wachstum geben, das ist wissenschaftlich erwiesen."
"Wir hegen das ein, indem wir quantitatives durch qualitatives Wachstum ersetzen, so lehren es Kaines und Kondratjew."
Die Pandemie bringt nur den Unterschied in den Proportionen zutage.
Aktuell sind 70% der Menschen geimpft, stehen auf Seiten der Wissenschaft. 20% sind unsicher, weil auf ihrem Handy 4G steht, demnächst 5G kommt und 2G irgendwie nach 1990 klingt, die restlichen 10% sind religiöse Überzeugungstäter.
Das in der Kapitalismuskritik soviele Menschen auf Seiten der Wissenschaft stehen werden wir in 100 Jahren nicht erleben.
70% finden es gut, wie es ist, 20% hätten gerne mehr Rücksicht auf die Natur, 9% finden es doof, wissen aber ganz genau, das der Kommunismus nur Schlaglöcher in Straßen bringt und 1% steht auf verlorenem Posten.
November 30th, 2021 at 19:42
Das gemeinste an den aktuellen Preissteigerungen (und ich achte da auch schon drauf, obwohl ich es "eigentlich nicht nötig habe": es widerstrebt mir einfach die reichsten Deutschen, also zumeist Einzelhandel, unnötig noch reicher zu machen) sind die "Sonderangebote":
Wer es sich angewöhnt hat, nach Möglichkeit nur zum Angebotspreis zu kaufen, und dann halt größere Mengen, zahlt dabei seit dem Sommer locker 33-40% mehr. Wo vorher das regelmäßig alle 3-4 Wochen beim selben und verteilt auf die Ketten mindestens alle 2 Wochen verfügbare Angebot z.B. "2.99 stat 5.99" lautete, sind es seit einigen Monaten (ohne Zwischenschritt und wie durch Zauberhand in jeder einzelnen Kette) "3.99" Angebotspreis. Und so geht das bei jedem einzelnen regelmäßig im Angebot verfügbaren "Markenprodukt", während die Normalpreise "nur" um 10-20% angezogen haben.
Währenddessen erzählen sie den Leuten dann, es gebe doch gar keine Inflation der Lebenshaltungskosten, weil irgendwelcher Elektrokram oder so im Schnitt günstiger geworden ist. Oder begründen solche Preissteigerungen salopp gesagt damit, dass im E-Center jetzt alle 2 Stunden einer rumgeht und irgendwas mit einer Sprühflasche macht.
November 30th, 2021 at 20:08
Grds. dem Kapitalismus (dem Menschen?) immanentes Problem: Nehmen ist seeliger als geben! Merriner S. Eccles (Zitat dort) Endstadium des K.? Ja, hier sehr gut der Weltfinanzkrise zuzuordnen: Man traut sich ggs. nicht über den Weg, die Renditen sind im Arsch, also wohin mit dem Geld? In Grund und Boden!
Nachtrag: Schade, ich warte immer noch auf Dein Solidaritätsdings.
November 30th, 2021 at 21:55
Lügen mit Statistik des Warenkorbs, Fortgeschrittenenkurs – die hedonische Bewertungsmethode
Bei im Warenkorb enthaltenen Artikeln, die im Laufe der Zeit technischen Fortschritt erfahren (Computer: höherer Takt, mehr RAM, größere Festplatte; MP3 Player: mehr Speicher; usw, usw.) wird dieses „mehr fürs Geld“ wie folgt behandelt: Der technische Zuwachs bei unverändertem Preis des Geräts an sich wird rückgerechnet auf das, was dann jetzt z.B. ein hypothetischer Computer mit den Technikdaten vergangener Zeit heute ebenso hypothetisch kosten würde, also als Bruchteil des wirklichen Preises des heute real existierenden Computers. Simplifiziertes Beispiel: der MP3 Player vor zwei Jahren mit 4 Gb kostete 100 Euro. Ein jetziger Player mit 8 GB auch 100 Euro. Damit würde der hypothetische und jetzt gar nicht mehr existierende Player von vor zwei Jahren heute theoretische 50 Euro kosten. Das ergibt in der hedonischen Sicht eine Preissenkung für MP3 Player im Warenkorb von 50% in zwei Jahren.
Diese Rechenakrobatik kaschiert die Preissteigerungen in der realen Welt beträchtlich. Die virtuellen Preisreduktionen bei Technik kompensieren die echten Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln im Warenkorb. Will sagen: die ganze Berechnung des Warenkorbs ist – auch neben der Frage, was da alles drin ist – systematisch so angelegt, die Situation schönzurechnen. Die Verwunderung der Menschen über ihre erlebte Welt und die behaupteten minder tragischen Preissteigerungen hat eine Ursache, aber kaum wer kennt die Rechentrickserei. Man fragt sich, was eine ehrliche Bestandsaufnahme ergäbe. Aber das würde die Bevölkerung bestimmt nur verunsichern.
tl;dr
Wenn Brötchen zu teuer sind, dann freß ich halt MP3 Player.
November 30th, 2021 at 23:11
@Helmut Höft: Es ist immer noch ein Irrtum, menschliche Motive als Triebkraft für die Gesellschaft anzunehmen. Dieser Humanismus – ich wiederhole mich – ist immer noch Mythologie, die Gottes Willen durch den des Menschen ersetzt.
Der K. als System braucht kein 'nehmen Wollen', er erzeugt es nur als Nebeneffekt. Ob wer wem traut, ist auch irrelevant, wenn "die Renditen im Arsch sind". Im Gegenteil fördert er Kartelle, in denen eine Form des 'Trauens' entsteht. Das ist ja eh keine Entität, sondern eine Form des sprichwörtlichen Kredits. Der platzt, sobald er zu riskant wird, ist aber bis dahin notwendig.
Dezember 1st, 2021 at 12:05
Am Rande: Ich habe einen voll Grünen-kompatoblen Plan zur Klimaneutralität® Deutschlands: Wir lassen alles, was wir brauchen, im Ausland produzieren und das Zeug mit schweren Dieselschiffen hierher karren. Die Schiffe sind ausgeflaggt und Produzent China die Umweltsau. Dann noch zwei Windräder in Burkina Faso bauen lassen, schon haben wir eine Topbilanz. Wait …
Dezember 1st, 2021 at 13:04
Wo das Menschenrecht auf Arbeit oder ein Obdach wenig gilt, scheint auch das Recht auf Leben kein allzu hohes Gut zu sein. Wie sonst ist der absurde Zustand zu erklären, dass für Pfleger, Hausmeister und Reinigungskräfte in Heimen für Senioren und Behinderte bisher keine Impfpflicht durchgesetzt wurde? Menschen, die Leben erhalten sollen, nähern sich ihren Schutzbefohlenen mit dem Virus im Gepäck. Wer das seit acht Monaten – so lange ist Impfstoff verfügbar – politisch verantwortet, macht der sich nicht des Totschlags durch Unterlassung schuldig? Warum fragt keiner nach der strafrechtlichen Relevanz des Nichthandelns politischer Amtsträger? Kanzler wie Ministerpräsidenten schwören schließlich per Eid, sie würden Schaden vom Volke abwenden.
https://tinyurl.com/yckkpzru
Dezember 1st, 2021 at 14:31
Der "Amtseid" für politische Führungskräfte wie Kanzler und Minister ist in Deutschland, offiziell festgestellt, nicht bindend und ohne rechtliche Bedeutung. Offene und anerkannte Verstöße haben keinerlei Konsequenz. Eine reine Shownummer ohne jede Relevanz. Salbungsvolles Geschwätz, ein billiges Schauspiel zur Volksverdummung. Nur eine hübsche Gelegenheit für Pressefotos und Blumensträuße. Das wars.
https://rp-online.de/nrw/staedte/neuss/vom-amtseid-und-dem-freibrief-fuer-die-politik_aid-8194637
Deswegen läuft die Frage nach strafrechlicher Relevanz zumindest mit Bezug zum Amtseid ins Leere. Alles schon durchexerziert und geklärt. Es gibt nur eine "moralische Selbstverpflichtung". Schon grundsätzlich und ganz besonders bei dieser Klientel ein unglaublich erfolgsversprechendes Konzept. Beispiele nach eigenem Ermessen anfügen.
Dezember 1st, 2021 at 15:19
Die Formel soll nach dem Willen der Ampel auch modernisiert werden und künftig lauten: "Alter, isch schwör!"
Dezember 1st, 2021 at 16:08
"…so wahr es mir wurscht is."
Ohnehin alles schwer farciös.
Dezember 1st, 2021 at 17:51
Ich darf doch OT: The Secretive Prisons That Keep Migrants Out of Europe
Dezember 2nd, 2021 at 00:12
Ich weiß genau, wo ich bin. Nur von dem ganzen Rest weiß ich's nicht.