Eine Art Quereinstieg zur Kapitalismuskritik hat Fefe neulich hervorgebracht. Ich finde das sehr begrüßenswert, auch wenn da nicht von Produktionsbedingungen die Rede ist. Auch dass er offenbar von der Lagerung auf der Straße noch nicht gehört hatte, stört mich nicht. Es ist nämlich ebenso wenig die Rede von Einhegen oder sonstwie verkürztes Zeugs, sondern eine nette Aufreihung von dem, was ist.
Das ist daher so eine Art latente Immanenzkritik – der Zustand wird anhand von Beispielen illustriert, die quasi automatisch zu einer Kritik führen. Die Absurdität wird zwar nicht mit dem Primat des Profits in Verbindung gebracht, es wird aber deutlich, dass sie aus Gründen, die dem System innewohnen, hervorgebracht wird. Das sind drei Viertel des Weges.
Besonders spannend ist der Aspekt, dass es hier um Ressourcen geht, genauer: den Mangel aus Überfluss. Es zeigt erstens, dass jede Form von Umwelt- oder Klimaschutz an den Produktionsbedingungen ansetzen muss, und eröffnet ganz nebenbei folgende Perspektive:
Globales Kapital, regionalisiert
Wenn Kapitalismus solche Zustände hervorruft, können sich die Kapitale auf die Dauer nicht mehr auf globale Lieferketten verlassen. Daraus folgt, dass sie sich regionalisieren müssen. Es braucht also besser verteilte Ressourcen – nicht durch Lagerung, sondern durch Produktion vor Ort. Es wird dabei zu einer harten Konkurrenz der Regionen kommen. Die einen trocknen aus, die anderen werden reich.
Politisch geht daraus die Möglichkeit hervor, auch die Verwaltungsmacht zu regionalisieren. Es wäre ein evolutionärer Schritt in die richtige Richtung – Weg von zentralistischen, hierarchischen Modellen, hin zu breiter verteilten. Ein Potential für Demokratisierung, das man noch kaum einschätzen kann.
Die großen Kapitale werden angesichts der Eigentumsordnung selbstverständlich in die Regionen 'investieren', die prosperieren werden – und umgekehrt. Dies wiederum wird den Konflikt zwischen Kapital und Bevölkerung erheblich verschärfen und in einer regionalisierten Form zu Lasten der Macht großer Kapitale gehen. Haltet also Ausschau nach Söldnerarmeen. Die können in den Konflikten der Zukunft eine sehr hässliche Rolle spielen.
September 25th, 2021 at 10:19
Versuch doch mal Shimano-Ersatzteile zu bekommen, wie z. B. Kettenblätter oder Ritzelpakete. Eine "neue" XT-Kurbelwelle für mein MTB bekam ich nur gebraucht bei eBay. Außerdem verlagert sich das Warenangebot für Fahrräder ohne E-Antrieb immer mehr auf 29-Zoll-Räder, mit dem die Kundschaft gezwungen wird, ihre alten 26-Zoll-MTBs nicht mehr zu benutzen.
70 % just in time? Wußte ich bisher gar nicht. 50 % des Lkw-Verkehrs auf die Schiene wird dann wohl ein Traum bleiben.
September 25th, 2021 at 10:59
Das Lager auf der Straße ist doch schon lange üblich. Und genauso alt ist die Kritik an der euphemistisch als just-in-time beniemten Methode. Im Grunde braucht man nur die rechte Spur unserer Autobahnen zu nehmen und das, was sich seit der Maut an Würfeln mit billigst bezahlten LKW-Fahrern zu schäbigsten Konditionen über die restlichen Straßen quält. Dann ist man "im Bilde".
Statt als Teilaspekt dieses Unsinns der Erkenntnis nachzugehen, dass diese Masse an LKW Straßen überlastet sowohl beim Verkehrsfluß als auch beim Erhalt und daher auf die Schiene zu setzen, spekuliert man über mehr Rasthöfe für die immer noch steigende Zahl an LKW.
Und die LKW-Sparte ist eine ähnlich heilige Kuh wie die der PKW – jetzt auch in elektrisch und mit Oberleitung – quasi wie ein Zug, nur auf der Strasse. Und lohnen tut sich das nur, wenn es für die Infrastruktur stark subventioniert und ein kontinuierlicher Warenstrom ist – also wie bei der Bahn. "Grüne" Verkehrsminister finden Oberleitungs-LKW toll, weil ist ja Strom und der Schadstoffausstoss findet an anderer Stelle statt. So nebenbei dürfte der Verbrauch mehrerer LKW auch signifikant höher sein als der eines Zuges, aber das ficht solche lobby-geschmierten Blitzbirnen ja nicht an.
Deutschland – heilig Autoland
PS. Die Lieferketten werden im Zweifel auch ganz schnell wieder von lokal auf global geändert, wenn ein paar Cent mehr dabei herum kommen. Jüngster Erguss eines renommierten Nachrichtenkanals dazu. Die Menschen sind Rille, aber der Aktienkurs…
…kannste Dir nicht selbst ausdenken – sowas!
September 25th, 2021 at 22:31
Tzis, kaum verlinke ich Fefe, schon ist sein Server kaputt :o)
September 25th, 2021 at 23:52
@Siewurdengelesen: "wird vor weihnachten die ware knapp?"
"Angesichts der aktuellen Entwicklung schraubte Nike ferner die Umsatzprognose für das gesamte Geschäftsjahr zurück. Statt prozentual zweistelliger Zuwächse wird nur noch ein einstelliges Plus erwartet…Der Gewinn stieg um 23 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar"
mich würgts schon wieder…
September 26th, 2021 at 07:06
Chipmangel: US-Regierung vermutet Chip-Hortung, verlangt Auskunft
Die US-Wirtschaftsministerin begehrt Information zu Ausmaß und Auswirkungen des weltweiten Chipmangels. Sie droht mit einem Kriegswirtschaftsgesetz.
September 26th, 2021 at 13:29
Britischer Verkehrsminister kritisiert Kraftstoff-Panikkäufe
Seit dem Brexit fehlen Großbritannien Lkw-Fahrer. Verkehrsminister Grant Shapps zufolge ist die Sprit-Versorgung trotz Lieferausfällen aber gesichert, für Panikkäufe an Tankstellen sei ein Logistikverband verantwortlich.
Mehr Markt wagen.
September 26th, 2021 at 13:37
Ich spreche hiermit dem Kapitalismus mein vollstes Vertrauen aus.
September 26th, 2021 at 13:46
Wenn das Wetter in Great Britain nur nicht so beschissen wäre…Näher als Cuba ist es allemal.
September 26th, 2021 at 13:48
Wenn die Preise fallen, könnten wir eine Kanalinsel kaufen.
September 26th, 2021 at 14:55
Ich spreche hiermit dem Kapitalismus mein vollstes Vertrauen aus.
Das funktioniert nur, wenn dein Nachname mit 'M' anfängt. Und das willst du doch nicht wirklich. :p
September 26th, 2021 at 15:23
10: Marx?;-)