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Moral ist doch etwas Gutes, und am allerbesten ist die religiöse, die gottgegebene, die christliche. Ich habe zu Schulzeiten einmal ein Referat gehalten, in dem ich die These vertrat, der Nationalsozialismus sei nicht kompatibel mit Nietzsches Philosophie, weil er eine hochmoralische Ideologie sei. Nach der Schnappatmung kam dann hier und da doch noch ein wenig Verständnis.

Ohne Moral geht nichts in Deutschland, schon weil hier nichts ohne Nazis und Pfaffen geht. Wie gesagt: Drehe hier einen Stein um und finde sicher das Eine oder das Andere. Auch (und gerade) im Zerfall der Bürgerlichen Ideologie angesichts eines freidrehenden Kapitalismus ist die Restauration christlicher Moral jedweder Geschmacksrichtung ein Reflex.

Der kommende Kanzler ist mithin einer, den man in einer Zeit des kurzen Aufblühens einer Art Moderne ebenso wenig hätte vermitteln können wie 'Grüne', die einem mit ihrem protestantischen Eifer sowie permanenter Selbst- und Fremdanklage auf den Senkel gehen. Laschet ist der katholische Overkill (nachdrückliche Leseempfehlung).

Freunde fürs Leben

Die rheinische Frohnatur, die heute ein Biotop dem Kapital opfern kann, das abends beichten und morgen das nächste ersäufen, heute dies mit Inbrunst daherverzapfen und morgen das Gegenteil (die nächste Beichte kommt bestimmt), ist dabei ganz entspannt. Nicht allein der Glaube gibt ihm Halt, sondern auch die Mitgliedschaft in gleich zwei Burschenschaften und einem Spinnennetz von Seilschaften.

Am Rande fand ich noch ein Kleinod (muss man nicht anklicken): Hochwasserschutz wird überbewertet; wenn es pressiert, schickt man halt "mit Hilfe von Gott" einen Hasardeur in den wahrscheinlichen Tod, weil das "gut funktioniert".

Wenn er sich "zwei Mal gesegnet" hat, kann ja nix mehr schiefgehen: "Du Herr, musst wissen, was passiert". Politik, Kapital? Ach was, alles Dinge, die ganz oben entschieden werden. Was ist schlimmer als Software? Schicksal, da kann man nämlich gar nix mehr machen. Außer beten, versteht sich.

Man müsste nur

Damit ihr aber nicht meint, diese kreuzkatholische Variante der Aasfliegerei schütze diesmal die Protestanten vor dem Mann mit dem Hammer, kann ich euch nicht enttäuschen. Wie tief inzwischen das Grüne Getue im Sumpf einer Hirnschmelze moralischer Masturbation versinkt, habe ich im WDR nüchtern und ohne Schmerzmittel mit anhören müssen.

Da hat ein Dödel, der dafür auch noch von der Berichterstatter innen offenbar bewundert wurde, wegen eines "CO2-Fußabdrucks" nicht bloß sein Leben auf LGBQTAIDFG, vegan, autofrei, feministisch und flagellant umgestellt – das hätte nämlich nicht gereicht, um das Böse auszumerzen, das er bereits angerichtet. Nein, er hat eine Industriehalde gekauft und begonnen, diese zu begrünen – damit sein CO2-Fußabdruck mithilfe seines Eigentums Amen Halleluja.

Wir (die schlapp 8 Milliarden) müssen also nur alle, also jeder, eine riesige Fläche kaufen, Grün anstreichen und schon ist die Welt Pustefix und Knuddeln. Da wünscht man sich doch sehnlichst den Ablasshandel zurück, konnte man damit wenigstens noch Raub und Mord vorab bezahlen und dann den Pfaffen umnieten, der dafür die Absolution erteilt hat. Früher war halt doch alles besser.