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Es ist gar nicht der Anlass zu den Fragen, die ich hier gern erörtern möchte, aber ein ganz guter Grund: Nun machen unsere ungeheuer kompetenten atlantischen Meister der Bigotterie und Polymoral einen Zwergenaufstand, weil die Exekutive Weißrusslands ein Flugzeug zur Landung gezwungen hat, um einen Staatsfeind zu empfangen. Das erinnert mich doch.

Ja, die Vasallen der NATO vermuteten 2013 Edward Snowden in einem Flugzeug aus Bolivien, das darob per Überflugverbot zur Landung in Wien gezwungen wurde, wo man den Whistleblower willig dem Folterstaat zu übergeben versucht war, den er bloßgestellt hatte. Auch sei hier noch einmal an Julian Assange erinnert, ebenso unschuldig, allerdings unter unmenschlichen Bedingungen eingeknastet.

Diese Weltklasse-Hüter der Menschenrechte also geifern jetzt Forderungen nach Sanktionen® hervor, um das Regime® zu Fall zu bringen. Lukaschenko und die Arschgeigen, die seinen Thron umschwänzeln, dürften sich dadurch geadelt fühlen. Oder glaubt irgendwer auch nur im Halbschlaf, dort fühle sich jetzt jemand moralisch im Hintertreffen? Dass die hiesigen Militärs aus geostrategischen Interessen solchen Schwachsinn verbreiten, ist zu erwarten. Was aber hat das mit Journalismus zu tun?

Vom Erfinder der Menschenrechte

Sicher gibt es da ganz feinsinnige Abstufungen und Verzweigungen in der höheren Herrenmoral, die mir kleinem Licht ob meiner Unzulänglichkeit unzugänglich sind. Was macht eigentlich das vom Friedensnobelpreisträger höchstselbst rhetorisch zur Schließung verdonnerte Ferienlager Guantanamo? Werden dort noch täglich Unschuldige an den Rand des Todes und über den des Verstandes hinaus gefoltert? Hey, das leugnet nicht einmal die hiesige Presse, dass solche Späße dort zur Leistungsbeschreibung gehören. Nun, man muss auch vergessen können.

Jaja, das mit den Menschenrechten, das ist schon so eine Sache. Nehmen wir ein anderes Beispiel: Hinrichtungen. Darfst du nicht in deinem Garten machen, denn du bist kein Staat, der eine Eigentumsordnung zu schützen hat. Der darf das schon mal. Nicht wegen Islam oder Kommunismus, das wäre barbarisch, aber wegen, ähm, Menschenrechten. Man kann ja nicht jeden frei herumleben lassen.

Schon gar nicht diese Typen, die man jetzt nicht mehr "Neger" nennen darf und die im Verdacht stehen. Wer denkt denn an die Kinder?! Diese Täter darf man aber immerhin noch vergiften, rösten oder abknallen – nach dem Urteil, versteht sich, da hat der imperiale Laienrichter entscheidend dazugelernt. Wir haben hier nämlich faire Hinrichtungen, und daran soll sich die Welt gefälligst ein Beispiel nehmen.