Der Taschen-Chamberlain zum Mitnehmen
Posted by flatter under journalismus , politik[13] Comments
20. Mrz 2025 18:35
Was uns immer wieder aufgetischt wird und hier schon reichlich Erwähnung fand, ist der jeweilige Hitler des Jahres. Pol Pot, Ho-Chi-Minh, Saddam Hussein, Muammar al-Gaddafi, Baschar al-Assad, Vladimir Putin – überall Hitlers, die Holocauste begehen, Brutkastenkinder, Massenvernichtungswaffen, Welteroberung.
Bei Bedarf, was besonders praktisch ist, kann man einen Bösen auch enthitlern und zu den Guten zählen. Aktuelles Beispiel ist der Menschenmetzger Ahmed al-Scharaa, der zwar immer noch auf allen Terrorlisten steht, aber artig Assad vertrieben hat, der seinerseits in der Prähitlerphase seine Schergen noch im US-Auftrag Afghanen foltern ließ.
Das wird unübersichtlich, wenn man sich aus D.C. nicht das tägliche gut oder böse-Update zieht. Für die mit eigenen zerebralen Systemen ist derweil die Benennung eines neuen Hitlers stets ein Alarmzeichen. Hier trifft regelmäßig Inkompetenz auf Fanatismus. Jede Gleichsetzung ist dann oft willkommen, egal, wie windschief die Konstruktion dafür gezimmert ist.
Zwei Hitler zum Preis von einem
Der Putinhitler zum Beispiel sei nicht zu beschwichtigen, er wolle nämlich unbestreitbar die Weltherrschaft. Wie Hitler. Jeder, der das anders sieht, sei wie Chamberlain und nachher schuld an Weltkrieg und Holocaust.
Nun hat Adolf selig in dankenswerter Ehrlichkeit ja seine Pläne akribisch aufgeschrieben wie sonst nur ein US-Think Tank. Nein, das ist kein Thinktankvergleich. Die Vernichtung der jüdischen Rasse war genau so angekündigt wie die Eroberung des Raums im Osten. Es war deutlich erkennbar, dass die Nazis diese Pläne eins zu eins umsetzten, als Chamberlain tat, was er tat. Es war keine Erzählung. Es waren offensichtliche Fakten.
Das ist nicht einmal wenn man Expansionspläne Russlands für realistisch hält, dasselbe. Alle maßgeblichen russischen Politiker haben ausführlich dargelegt, dass sie solche nicht hegen, welche Gründe die SMO hat und was deren Ziele sind. Es gibt also gar keine Möglichkeit, sie von Weltkrieg oder Holocaust abzuhalten. Kein Plan kann nicht verhindert werden.
Propagandapirhouette
Die propagandistischen Mittel, die eingesetzt werden, um diesen Stuss dennoch in die Köpfe der Rezipienten zu pressen, sind primitive Projektionen angeblicher Absichten, moralischer Qualitäten und Greueltaten, die niemand je belegen muss, weil mit dem wiederholten Vorwurf ja genügend Dreck am Angeklagten kleben bleibt.
Flankiert wird das Ganze durch die seit Anfang der 2000er im Wertewesten gepflegte Taktik des Feindschemas. Für den Einen ist gegen den Anderen, nicht für den Einen ist auch gegen den Einen, mithin ist nicht für den Einen auch für den Anderen. Das Dumme schon: Spätestens, wenn man das mit mehreren Paarungen macht, wird einem schwindlig.
Entsprechend muss man auf Teufel komm raus den Bösen verteufeln, was allein schon wehtut. Dann ist einer halt ein Blutsäufer, Dämon, Hitler, Faschist, egal , ob er jemals nachweislich etwas getan oder befohlen hat, was auch nur irgendwem schwer geschadet hätte. Kein Faschist hingegen ist demnach jemand, der sich selbst so bezeichnet oder die SS und andere Judenmörder verehrt. Sagen die Experten, die so gern den Chamberlain an die Wand malen, so lange die mit den Hakenkreuzen auf der Brust nur der regelbasierten Ordnung® nützen.
März 21st, 2025 at 07:59
Gestern abend hat wer in einer Expertenrunde im ÖRR erklärt, dass wir, wenn wir jetzt ganz viel Geld in die Hand nehmen und auch sonst alles richtig machen bei der Aufrüstung, bestenfalls 2030 ausreichend abwehrbereit sind. Das hiesige Fernsehn sollte wirklich achtsamer sein mit seinen Verlautbarungen. Ich hoffe jedenfalls, dass das keiner dem Putinhitler gesteckt hat. Sonst stecken die Russennazipanzer vielleicht schon zu Ostern im Berliner Stau fest …
PS.
Was ist eigentlich mit Präsident Erdogan? Ist der eigentlich ein Prähitler oder schon ein richtiger Hitler? Oder ist er immer noch eher "unser Hitler", wie Dr. Goebbels häufig zu sagen pflegte?
März 21st, 2025 at 09:20
Ach was, der Putinhitler wartet bis die Infrastruktur wieder hergerichtet ist. Deswegen nehmen die doch das viele Geld in die Hand.
PS: Zu Präsident Erdogan meinte eine Kommentatorin beim Schaum …
… "Doch das sollte jetzt selbst der fanatischste Erdoğan-Fan – und davon gibt es auch hierzulande bekanntlich einige – begriffen haben. Wenn Oppositionelle mit besten Chancen für einen Wahlsieg weggesperrt werden, hat das nichts mehr mit Demokratie zu tun. "
Ich glaube, "unser Hitler" trifft nicht mehr zu.
März 21st, 2025 at 09:47
Könnte sein … Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf die kommenden wertebasiert-öffentlich-rechtlichen Einordnungen resp. Hitlerisierungen. Und wünsche sicherheitshalber Deutsch-Europa schon mal viel Erfolg beim heldenhaften Abwehrkampf gegen die Achse Moskau-Washington-Istanbul.
März 21st, 2025 at 10:09
Wenn nach dem Erdoganprinzip wie in Rumänien der Tiktokhitler verhindert werden kann, indem man erst die Wahl annuliert, ihn dann verhaftet und ihm schließlich die Kandidatur verbietet, ist das hingegen wieder regelbasisdemokratisch.
März 21st, 2025 at 11:03
Dir fehlt es an Differenzierungsvermögen. Wenn man notorisch immer alles vergleicht oder gar gleichsetzt, oder sowas in regelwidrig defätistischer Weise ironisierend insinuiert, wird das nix mit der Werteverteidigung.
Würde man beispielsweise die gerade erfolgte „Beschlagnahme“ eines russischen Öltankers mit einer Ladung im Wert von 40 Millionen Euro durch Deutschland so behandeln wie die Piraterie vor Jemen und Somalia, wären die Kriegsschiffe und Bomber zur Sicherung der Handelswege bereits in Marsch gesetzt. Aber in Wirklichkeit ists ein völlig legitimes “robustes Vorgehen gegen einen Tanker der geheimen Schattenflotte“. Lassen uns die Faktenkundigen aus der Ericusspitze wissen. Was ganz anderes also.
März 21st, 2025 at 12:27
Wer sagt denn sowas?
Das deutsche Volk, politisch einwandfrei geführt, weltanschaulich gefestigt und militärisch durchorganisiert, stellt sicherlich den hochwertigsten Widerstandsfaktor dar, den die Welt heute überhaupt besitzt. Die politische Führung ist sichergestellt durch die freiheitliche, demokratische Grundordnung, die weltanschauliche Geschlossenheit seit dem Sieg der freiheitlichen, demokratischen Grundordnung ist in einem bisher noch nicht erreichten Maße eingeleitet. Sie muß auf der Grundlage dieser Auffassung immer mehr vertieft und erhärtet werden. Dies ist das wichtigste Ziel der freiheitlich, demokratischen Erziehung unseres Volkes. Die militärische Auswertung soll durch die neue Armee erfolgen. Das Ausmaß und das Tempo der militärischen Auswertung unserer Kräfte können nicht groß und nicht schnell genug gewählt werden!
( ) Fotzenfritz
( ) Pistolero
( ) von der Lügen
( ) Satan 1.0
März 21st, 2025 at 13:15
[..] Adenauer saß nach einem Tag hitziger WEU-Verhandlungen im Londoner Hotel Claridge mit dem Luxemburger Bech und dem Belgier Spaak zusammen. »Ich bin«, sagte Adenauer, »fest überzeugt, hundertprozentig überzeugt davon, daß die deutsche Nationalarmee, zu der uns Mendes-France zwingt, eine große Gefahr für Deutschland und Europa werden wird – wenn ich einmal nicht mehr da bin, weiß ich nicht, was aus Deutschland werden soll…«
Die Klein-Europäer versuchten Adenauer zu trösten: Frankreich werde schon dafür sorgen, daß die deutsche Armee unter Kontrolle gehalten und nicht zum Instrument eines neuen deutschen Nationalismus werde; aber Adenauer ließ sich nicht beruhigen:
»Verlassen Sie sich nicht darauf, Herr Bech. Es ist ein großer Irrtum, auf Frankreich zu zählen, wenn das Spiel der europäischen Nationalstaaten wieder beginnt. Die französischen Nationalisten sind ebenso wie die deutschen bereit, allen bösen Erfahrungen zum Trotz die alte Politik zu wiederholen. Denen ist Deutschland mit einer Nationalarmee lieber als Europa, wenn sie nur ihre eigene Politik mit den Russen machen können. Und die deutschen Nationalisten denken genauso; sie sind bereit, mit den Russen zu gehen… Wenn Europa nicht wird und Deutschland eine Nationalarmee hat, dann können Sie eines Tages was erleben, Herr Bech, das sage ich Ihnen jetzt… Nutzen Sie die Zeit, solange ich noch lebe; wenn ich nicht mehr bin, ist es zu spät. Mein Gott, ich weiß nicht, was meine Nachfolger tun werden…« [..] (DER SPIEGEL 47/1961 – »Mein Gott – was soll aus Deutschland werden?«)
Ach so: Adenauers Eintreten für die Gründung der CDU als einer katholisch-protestantischen Union war jedenfalls zum Teil »Außenpolitik«. Die all-christliche Union sollte, wie er schon im Sommer 1945 schrieb, dazu dienen, die »uns aus dem Osten drohenden Gefahren« abzuwehren.
Siehe auch Adenauers geheim gehaltenen Äußerungen im Londoner Claridge-Hotel oder der latente Antisemitismus des bundesdeutschen Gründungskanzlers.
März 21st, 2025 at 13:20
@6:
Und:
"Kein Staat wird sich dieser geschichtlichen Auseinandersetzung entziehen oder auch nur fernhalten können. Seit sich der Marxismus durch seinen Sieg in Russland eines der größten Reiche der Welt als Ausgangsbasis für seine weiteren Operationen geschaffen hat, ist diese Frage zu einer bedrohlichen geworden. Einer in sich selbst weltanschaulich zerrissenen demokratischen Welt tritt ein geschlossener autoritärer weltanschaulich fundierter Angriffswille gegenüber.
[…]
Ich stelle damit folgende Aufgabe:
I. Die deutsche Armee muss in 4 Jahren einsatzfähig sein.
II. Die deutsche Wirtschaft muss in 4 Jahren kriegsfähig sein."
Ebenda.
März 21st, 2025 at 14:05
Ausschnitt – Tilo Jung bei "Maischberger": „Wir müssen der breiten Gesellschaft ein besseres Leben anbieten, sonst landen wir im Faschismus!“
Die Tante von der "Rheinischen Post" ist lustig.
März 21st, 2025 at 15:17
Mein Gott, ist das dämlich.
März 21st, 2025 at 17:59
Das ist in der Tat dämlich, in mehr als nur einer Hinsicht. Aber ich mag die Frisur des aufgeregten jungen Mannes. Fast wie die des jungen JFK, nur ein bisschen voluminöser und wilder. Hätte ich keinen Pimmel, ich würde seine Marylin (Monroe, nicht Manson) sein wollen … ach … darf Politik so sexy sein?
März 21st, 2025 at 19:57
Wäre es nicht sinnvoll, wenn sich zahlreiche friedliebende Ingenieure und Techniker bei Rheinmetall bewerben und den Laden infiltrieren und sabotieren würden? Das bringt zwar nicht das Steuergeld zurück aber wäre doch ne schöne Alternative zum Krieg der nicht zu gewinnen ist.
März 21st, 2025 at 22:21
@IllKid "friedliebende Ingenieure" (bin selbst einer) klingt sehr nach Oxymoron. Siehe Filippo Tommaso Marinetti: Manifest des Futurismus.
oder hier ungefähr zur gleichen Zeit der Herr Musil:
"…daß die Mathematik die Quelle eines bösen Verstandes bilde, der den Menschen zwar zum Herrn der Erde, aber zum Sklaven der Maschine mache.
Die innere Dürre, die ungeheuerliche Mischung von Schärfe im
Einzelnen und Gleichgültigkeit im Ganzen, das ungeheure Verlassensein
des Menschen in einer Wüste von Einzelheiten, seine
Unruhe, Bosheit, Herzensgleichgültigkeit ohnegleichen, Geldsucht,
Kälte und Gewalttätigkeit, wie sie unsre Zeit kennzeichnen, sollen
nach diesen Berichten einzig und allein die Folge der Verluste
sein, die ein logisch scharfes Denken der Seele zufügt!"
…
Und so hat es auch schon damals, als Ulrich Mathematiker wurde, Leute gegeben, die den Zusammenbruch der europäischen Kultur voraussagten,
weil kein Glaube, keine Liebe, keine Einfalt, keine Güte
mehr im Menschen wohne, und bezeichnenderweise sind sie alle in ihrer Jugend- und Schulzeit schlechte Mathematiker gewesen. Damit
war später für sie bewiesen, daß die Mathematik, Mutter der
exakten Naturwissensdhaft, Großmutter der Technik, auch Erzmutter
jenes Geistes ist, aus dem schließlich Giftgase und Kampfflieger
aufgestiegen sind.