Ich habe zu Weihnachten ein T-Shirt geschenkt bekommen, auf den zu lesen ist:
"I don’t argue. I explain why I’m right." Der reale Hintergrund ist hier nicht wichtig, aber es ist auf eine ganz andere Weise etwas daran.
In 'Diskussionen', in denen ich mich nicht zu Scharmützeln hinreißen lasse – diese sind längst sehr selten – gebe ich ein Statement ab, sehe zu, dass es verstanden wird, und lasse mich nicht auf den Austausch von Lametta ein, unter dem der Baum, um den es geht, begraben wird.
Dies bedeutet zweierlei: zweitens, dass eine Sicht der Dinge nicht klüger, besser oder zutreffender wird, wenn man dazu noch Diplome vorzeigt oder versucht, sich gegenseitig zu manipulieren. Erstens, dass ich nicht versuche, eindringlich zu werden, und sei ich noch so überzeugt, denn beim Erwachsenwerden habe ich gelernt, dass das kontraproduktiv ist.
Zwingende Dummheit
Der Vollständigkeit halber sei auch das Drittens noch erwähnt, dass ich nämlich nicht versuche, zu gewinnen, womöglich ohne Rücksicht darauf, was eigentlich wahr ist und was falsch.
Die Steigerung dieses Reifeprozesses besteht darin, andere zu lassen. Meisterprüfung: jemanden, der einem wirklich am Herzen liegt, nehmen wir mal eine meiner Töchter, Entscheidungen treffen zu lassen, die man selbst für falsch hält, und sie dann nicht mit der Macht der eigenen Weisheiten zu überrollen. Klar sage ich, was ich denke, aber damit endet mein Einfluss.
Wie alles Private hat auch diese Handlungsweise eine politische Dimension. Dass der Staat nicht einmal annähernd das Recht hat, nach Aneignung des Gewaltmonopols die Bürger zu gängeln, ist nur die Spitze des Eisbergs. Was sich heute aber dazu berufen fühlt, die Stellvertretung aller Menschen zu mimen, will uns inzwischen geradezu aufzwingen, was wir gefälligst zu denken hätten. Dieses Maximum der Anmaßung geht nicht zufällig mit dem Ruin jeder Kompetenz einher.
Januar 4th, 2025 at 08:32
Zur Gängelung der Menschen zähle ich auch die schon jetzt von Spitzenpolitikern zu vernehmenden Aufrufe, auf jeden Fall wählen zu gehen. Bei mir rufen die erst recht spontanen Trotz hervor, es nicht zu tun. Zum einen geht es um ihre Pfründe, zum anderen bleiben nach Abräumung vieler demokratischer Rechte nur noch die "freien Wahlen" als Feigenblatt übrig. Außerdem befürchte ich angesichts der Ereignisse in den letzten Monaten bei hoher Wahlbeteiligung einen Stimmenzuwachs für die AfD.
Und ja, die Gängelung der Bürgerinnen und Bürger läuft sehr subtil ab. Wenn z.B. wie im vergangenen Jahr die öffentl.-rechtl.-TV-Anstalten eine Schlager-Boom-Sendung nach der anderen mit dem grundlos dauergrinsenden Silbereisen ins Programm knallen und so den angeblichen Massengeschmack mit hohem Verblödungsfaktor bedienen. Über 30 Jahre alte Schlager in der Wiederholungsschleife, interpretiert von mehr als doppelt so alten Interpreten. In meinen Augen auch eine Form vorsätzlicher Entpolitisierung durch staatliche Institutionen.
PS: Nach Ausstrahlung des Silvester Schlagerbooms 2024/2025 dürfte endlich auch die Frage beantwortet sein, warum Außerirdische nicht auf der Erde landen.
Januar 4th, 2025 at 09:14
Der paternalismus hat längst dieses system ergriffen. Das liegt aber vor allem daran das die Opposition sich immer dadurch genährt hat, dass sie sich moralisch und geistig überlegen gefühlt hat. Und nun hat diese Haltung in den Machtzentren Einzug gehalten. Das hätte man auch schon in den 1990 voraussehen können, wenn man die Debatten in den autonomen Zentren mitbekommen hat.
Dort ging es nie darum, wie man eine Welt erschafft, die allen ein besseres, leichteres und glücklicheres leben gibt, sondern es stand immer die Frage im raum, was machst du falsch.
Die Erkenntnis das das nicht viel bringt, kommt aber zu spät.
Januar 4th, 2025 at 11:03
@flatter
Ich hab schon den Eindruck, dass du (immerhin hier) durchaus eindringlich werden kannst, wenn dir einer blöd kommt.
PS.
An die dumme Stirne gehört als Argument von Rechts wegen die geballte Faust. Natürlich bloß metaphorisch, und niemals bei Leuten, die einem wirklich am Herzen liegen. Und jetzt nich hauen, bitte!
Januar 4th, 2025 at 11:37
Bezüglich Eindringlichkeit bin ich bereit, Belege zur Kenntnis zu nehmen. Es ist oben weder die Rede von deutlichen Worten noch von deutlicher Abgrenzung. Es geht um das Einbläuen von Meinungen.
Januar 4th, 2025 at 11:51
Lassen können ist häufig ein Lernprozess. In der Regel gelingt das Menschen am besten, die auch mal Erfahrungen mit Ohnmacht bzw. Hilflosigkeit gemacht haben. Zu begreifen, dass manches außerhalb unseres Einflusses steht, auch wenn wir noch so gerne eingreifen und lenken würden, hat unter dem Strich positive Effekte auf die Persönlichkeitsentwicklung.
Man wird oftmals mit der Zeit ge-lassener und nimmt sich nicht mehr so wichtig. Lassen können hat auch viel mit emotionaler Großzügigkeit zu tun. Und bei ambitionierten Personen manchmal auch ein bisschen mit Altersweisheit ;-)
Januar 4th, 2025 at 12:37
@4
Danke für die deutliche und nicht eindringliche Entgegnung. Fürs Einbläuen von Meinungen hab ich übrigens auch nicht so viel übrig. Schon weil mir bewusst ist, wie sie hergestellt werden.
Januar 4th, 2025 at 16:11
Ich finde, das hier passt auch ganz gut: Lesen Sie auch morgen wieder, was der Sänger von Iron Maiden zum Thema Corona vor beinahe 70 Jahren sagte.
Oh, und der Sänger von bap hatte damals auch eine Meinung. Unerhört!
Äh, was sind das eigentlich für dämliche Vollpfosten, die so etwas sammeln und veröffentlichen oder lesen wollen?
Ist das jetzt der Ersatz für Hanuta-Sammelbilder?
Und warum erschien das hier (Corona: Massnahmenkritische Gemeinden hatten höhere Übersterblichkeit) nie in den 'Hinweisen des Tages'?
Vielleicht bin ich ja zu dumm, aber das regt mich jedes Mal wieder aufs Neue auf.
Okay…Ich muss das ja nicht lesen.
Januar 4th, 2025 at 22:55
"Dass der Staat nicht einmal annähernd das Recht hat, nach Aneignung des Gewaltmonopols die Bürger zu gängeln, ist nur die Spitze des Eisbergs."
Recht ist, was sich durchsetzt. (Hab ich mal irgendwo aufgeschnappt).
Oder das hier (Theodor Storm):
Der eine fragt: Was kommt danach?
Der andre fragt nur: Ist es recht?
Und also unterscheidet sich der Freie
von dem Knecht.
Nix für ungut. Bin auch viel zu entspannt, um Lametta irgendwo zu drapieren. Ich frage mich nur, ob Menschen eventuell in der Lage sein könnten, ihre Sozialstruktur so zu optimieren, dass nicht permanent die Apokalypse droht.
Januar 5th, 2025 at 09:36
@R@iner:
Da bin ich aber ganz konsequent, einmal Flacherde, immer Flacherde.
OT:
Bei dem verweigerten Handschlag ist dat AnjaTanja richtig gut weggekommen. Auf feindlichen TG-Kanälen kursiert ein Video von 2015, in dem der Verweigerer persönlich, damals noch völlig unmoderat, die Exekution einer Frau wegen "Prostitution" befiehlt.
Immer nur Pech!
Januar 5th, 2025 at 10:27
Unsere Noch-Ministernde des Äußersten kann vermutlich wirklich heilfroh sein, dass sie bloß mit einem Nicht-Handschlag bedacht wurde. Mit ihrem aufreizenden Oberteil und, schlimmer noch, diesen unanständig hautengen Jeans ist sie möglicherweise nur um Haaresbreite einer Steinigung entgangen.
Aber wer weiß, vielleicht hat sogar Allah selbst seine schützende Hand über sie gehalten? Schließlich sagt der Heilige Koran (Sure 24, Vers 61), dass auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen mit Respekt behandelt und keinesfalls aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden sollen. Ich würds aber an ihrer Stelle nicht nochmal drauf ankommen lassen. Auch Allahs Langmut hat ihre Grenzen.
Januar 5th, 2025 at 10:48
Daß sie so gut weggekommen ist, wird einfach nur das Zugeständnis ihres Gegenübers gewesen sein, weil er in ihr eine Brüder*in im Geiste des dogmatisch-autoritären und kriegerischen Habitus erkannnt hat. Ein innerer Kompromiss zwischen Ablehnung weiblicher Anmaßung und Unschicklichkeit einerseits und Anerkennung von deren feministischer Außenpolitik © andererseits. Profis können sich bei allen menschlichen Animositäten durchaus trotzdem auf ihrem Fachgebiet gegenseitig würdigen. In dem Punkt ist ihr der Herr unstrittig voraus.
Januar 5th, 2025 at 12:42
Stimmt. Außerdem erwartet der Herr wertewestliche Unterstützung für den Aufbau seines moderaten Gottesstaats, da wäre es kaum zielführend gewesen, hätte er dieser Frau dieselbe Behandlung (Wie muss man sich eigentlich eine moderate Steinigung vorstellen?) angedeihen lassen wie sie die Scharia für (verheiratete) Prostituierte vorsieht.
Januar 5th, 2025 at 13:12
Mama, können wir bitte feministische Außenpolitik haben?
Aber Schatz, wir haben doch feministische Außenpolitik zuhause.
Die feministische Außenpolitik zuhause: Bild
Januar 5th, 2025 at 15:18
Ich fürchte, der gute Herr Mersmann hat Recht: Alte Linien und ein neues Debakel
Januar 5th, 2025 at 16:02
@14
Die dort beschriebene Fremdscham angesichts teutscher Auftritte ist mir sehr bekannt. Begegnungen auf Augenhöhe sind scheinbar unmöglich, entweder wird geschulmeistert oder sich bedingungslos unterworfen, das ist wohl das deutsche Wesen in a nutshell.
Januar 5th, 2025 at 16:10
@sven: Selbst unangepasste Zeitgenossen verstehen, dass es eine diplomatische Etikette gibt. Kluge Menschen befolgen die einfachen Regeln, um in weiteren Schritten ihre Interessen auf den Tisch zu bringen.
Nicht so kluge Menschen fallen mit der Tür ins Haus und wundern sich, wenn die zweite Verhandlungsrunde ohne sie stattfindet.
Januar 5th, 2025 at 17:11
Von wegen schulmeistern vs. unterwerfen: Ich fände ja mal interessant zu erfahren, was die feministisch bewegte Trampolineuse zu dem Bückling ihres kinderbuchschreibenden Partei- und Amtskollegen in der terror-, sklaven- und frauenfreundlichen Musterdemokratie Quatar zu sagen hätte.
Achso, die gehören zu den Guten ©, weil die auf unserem schönen Gas sitzen, isklar. Da kann man für den Vertragsabschluß schonmal über ein paar Petitessen hinwegsehen. Sogar die Fachfrau aus dem Völkerrecht.
Januar 6th, 2025 at 07:40
Wenn unser Auswärtiges Amt ihre Ministerin angemessen und mit Nachdruck briefen würde, wären Peinlichkeiten wie verweigerte Händedrücke im Vorfeld vermeidbar. Der Wahhabismus, der bei der Mehrzahl ehemaliger IS- oder AlQaida- Kämpfer verbreitet ist, verbietet strikt Berührungen jeder Art zwischen unverheirateten Frauen und Männern, die sollten sich nicht mal im selben Raum aufhalten. Na klar ist das maximal schräg aber die schicken ja Frau Baerbock ja auch nicht mit Hotpants in den Vatikan. Wenn in Rom, tue wie die Römer aka Respekt ist keine Einbahnstrasse.