Wer versucht eigentlich, den sogenannten "Islamismus", insbesondere die Kämpfe im Nahen und Mittleren Osten, zu verstehen? Die einen nennen ihn "Terror" und nehmen ihn zum Anlass, Bürgerrechte zu vernichten und Menschen zu töten. Sie haben eine alliierte Medienlandschaft auf ihrer Seite, welche die Massen mit passender Propaganda zur Übernahme der Stereotypen bewegen. Für die so 'Informierten' sind Islamisten Feinde, denen man außer Fanatismus keine weitere Eigenschaft zuordnen kann. Auch kein anderes Motiv als eben 'religiösen Fanatismus'.
Für die anderen sind sie Glaubensbrüder oder konfessionelle Gegner, sofern sie – Muslime – den gebührenden Abstand zu dem Geschehen halten können. An den Orten des Geschehens verdichten sich diese Alternativen zu Kampfgenossen bzw. Feinden.
Was sich in den vor allem durch den Einfluss der NATO und Israels destabilisierten Regionen von Nordwestafrika bis zum Kaukasus abspielt, in Syrien, Libyen, Irak, Iran, Afghanistan, Palästina und anderen Ländern, will der sich zivilisiert-überlegen wähnende Fernsehzuschauer gar nicht wissen. Der Tod ist allgegenwärtig, Kämpfe, Kriege, Drohnenmord und Totschlag sind ein Alltag wie potenzierter Terror. Wenn und wo also "Terroranschläge" verübt werden, tragen die Täter aus dem Kreis der Opfer von Weltpolitik ihren Alltag in die Metropolen der Verursacher solcher Politik.
Teufelskreis des Todes
Sie bleiben Täter, ihre Opfer sind Opfer, aber sie verüben nicht mehr Terror als diejenigen, deren Peripherie sie angreifen. Sie sind Gegen-Täter, und ausgerechnet von ihnen zu erwarten, deren Völker tausendfach das Leid erleben, vor dem wir gerade einmal Angst haben dürfen, dass sie den Teufelskreis durchbrechen, ist absurd.
Dabei sind sie nicht bloß Opfer der Gewalt einer losgelassenen Militärmacht, sondern ebenso eines Weltkapitalismus, der ihnen die Verliererrolle zugedenkt, mit allen Konsequenzen. Selbst wo der "Antiterrorkampf" ernst gemeint ist oder wäre, sorgt er noch dafür, dass die militärische Knute gleichzeitig eine ökonomische ist. Höchstens als Arbeitssklaven dürft ihr mitmachen; ja und natürlich auch bei euch eine schmale Elite, ohne deren Mittun die Unterdrückung nirgends in der Welt Erfolg hätte.
Gegen all dies richten sich auch Isis, al Qaeda oder wie auch immer Spuk und Terrorhorden genannt werden. Ein selbsternannter "Kalif" sammelt derzeit alles hinter sich, was sich aus den oben genannten Gründen gedemütigt fühlt. Sie richten sich gegen die Kollaborateure der NATO und diese selbst, gegen Glaubensbrüder der falschen Konfession, gegen alles, was ihnen im Weg steht, für Macht, Einfluss, Rache und selbstverständlich auch für Geld und Rohstoffe. Die Koalition alter Dschihadisten, diverser Warlords, Saddams alter Armee, versprengter Syrer, Libyer und sonstiger Interessenten, deren Einfluss durch das Chaos verschwunden ist, im Bunde mit Kämpfern, die nichts mehr zu verlieren haben. So sieht sie aus, die aktive Sicherung unserer Handelswege.
Brandstifter
Die von Todenhöfer verbreitete Karikatur des Bundespräsidenten mit Turban und Kalaschnikow ist daher nur zu passend, die von dem und anderen Kriegshetzern verbreitete Mär von der "Verantwortung" durch Angriffskriege ist unmittelbar die Förderung von Islamismus und dem, was dann als "Terror" bezeichnet wird. Terror, der wiederum sehr willkommen ist, um im freien Westen® eine supranationale Diktatur zu errichten, wo die Flagge der NATO weht und die Interessen westlichen Kapitals militärisch durchgesetzt werden.
Das sind dann die Alternativen, und wir erleben Anschauungsansicht in drei Entwicklungsstufen: Hier die noch stabilen Staaten des Westens, die sich durch diktatorische Mittel einigeln, in Südeuropa Verelendung, die noch kürzlich blühende Staaten zerreißt zwischen NATO-Gefolgschaft und ersten Unruhen, am unteren Ende riesige Regionen ohne zivile Ordnung, in denen jener Terror des chaotischen Krieges floriert. Während die Betroffenen außen den Tod als Alltagserscheinung erleben, in jeder brutalen Variante, und ihn selbst zelebrieren, feiern wir unsere Unsterblichkeit und erklären die Resultate unserer eigenen unfassbaren Dummheit zum teuflischen Plan einiger Fanatiker.
Das Einzige, was dagegen einmal hätte helfen können, wäre ein Durchmarsch der Vernunft gewesen. Hätte die westliche Zivilisation je wirklich verteidigt, was sie sich stolz auf die Fahnen schrieb – Rechtsstaat, Demokratie, Vernunft, Freiheit, Gleichheit aller Bürger und die Kontrolle der Macht – sie wäre nie so heruntergekommen. Stattdessen entschied sich der Westen immer wieder für das Kapital und opferte seine Zivilisation, ehe je ein Terrorist ihr nahe gekommen wäre. Der Terror, den sie selbst säen, wird freilich eine reiche Ernte liefern.
Juli 2014
Juli 7th, 2024 at 17:12
Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten.
Juli 7th, 2024 at 19:07
Die Instabilität des Nahen Ostens ist eine der heiligen Aufgaben der US Geo-Strategie seit vielen Jahrzehnten.
Die Fokusierung bzw. vermutlich gezielte Förderung religiöser Gruppen, paßt zum Weltbild der USA. Das die Menschen dort nicht "der Islam" sind könnte man sehen, wenn man genauer die Ideologie der Bath Partei betrachten würde und wie die Arabische Welt z.T. in den 60er/70er tickte. Damals waren Schleier u.ä. extrem unpopulär, egal ob in Ägypten, Syrien oder auch der Türkei oder sogar im Iran (dort wurde aber der Demokrat schon in den 50er von den USA gestürzt, weil zu sozialistsich).
Und das die USA im Sozialismus den Teufel sehen und daher lieber mit jeder religiösen Vereinung, die sie finden können zusammen arbeiten, dürfte die Hauptursache für die Situation in der Region sein.
Es ging nie um Demokratie gegen Autokratie, sondern um Sozialismus oder Kapitalismus. Dort wo nach ihren Regeln gespielt wird, dulden oder huldigen sie jeden grausamen Monarchen.
Juli 9th, 2024 at 16:03
Die Süddeutsche demonstriert, was Kuhjournalismus bedeutet: Stramm für die Guten trommeln, da kann man die einfachsten Regeln der Rechtschreibung ignorieren. Da "räht" uns einer was. Mit h. Was machen die genau beruflich?
Juli 9th, 2024 at 16:11
Prähmium-Journalismus.
Juli 9th, 2024 at 16:58
Chapeau. LOL. Der war gut.
Juli 9th, 2024 at 18:08
Da ist kein "h" zuviel
– da ist "ühnert" zu viel ….
Juli 9th, 2024 at 18:17
Sehr gute Lösung. Kommt bei den Wichshähnchen ja durchaus vor.
Juli 10th, 2024 at 09:14
Was ist denn ein Wichshähnchen?
Ich habs gegoooogelt und leider bloß einen Treffer erzielt, die Bewertung eines Restaurants in London: "Das Wichshuhn war hervorragend und mein Partner hatte den Ochsenschwanz".
Und nun hab ich sehr schlimme Bilder im Kopf, die einfach nicht weggehen wollen.