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Ich wurde ausgelost, sagen sie. "Sie", das ist ein "Institut für Publizistik", mithin das universitäre Irgendwasmitmedien, und so kommt es auch daher. Als "Chefredakteur" meines Blogs wurde ich "Journalist" gebeten, Fragen im Rahmen einer 'Studie' zu beantworten. Das macht mich weder reich noch relevant und: nein, ich werde nicht.

Was sie da auffahren, ist ein schwerer Verkehrsunfall. Ich habe einmal ein paar der Fragen hier dokumentiert, was völlig ausreicht, um das Ganze als mythologischen Stuss einordnen zu können. Was wird hier getan? Es wird nach "Einschätzungen" gefragt, und zwar nach Einschätzungen über Einschätzungen im Rahmen von nicht definierbaren Items. Es ist ein Lehrbeispiel für das Gegenteil von Validität.

Irgendwas mit …

Das fängt an mit dem Begriff "Demokratie", der hier völlig unkritisch durch die Items geschubst wird, als sei das eine Entität und nicht ein höchst problematischer Begriff, unter dem man alles Mögliche verstehen kann. Mit der Diskussion darüber kann man nicht nur Bibliotheken füllen, es gibt sie bereits.

Zudem gibt es einen Konfettiregen weiterer Unschärfen wie "respektvoll", "Desinformation", "glaubwürig(e Quellen)" usf.. Man hat keine Chance zu erkennen, ob auch nur zwei Probanden darunter annähernd dasselbe verstehen. Hier wird etwas 'gemessen', das man nur deshalb nicht heiße Luft nennen kann, weil das bei der durchaus geht.

Was etwa sind "gute Argumente"? Ist das eine Entität? Kann ich die anfassen? Wie unterscheiden sie sich von schlechten und wer beurteilt das? Ach ja, der Proband, womit siehe oben. Dieses Item ist besonders dumm, weil es ohne das Adjektiv ggf. etwas taugen könnte.

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Meine Lieblingsstelle ist aber die hier:

"Denken Sie an Ihre tägliche Arbeit: Wie bewerten Sie die folgenden Aspekte?

Meine Berichterstattung […] positioniert sich gegen Feinde der Demokratie"

Zunächst einmal positioniert sich eine Berichterstattung überhaupt nicht, sonst ist sie keine mehr. Dann wird hier angefragt, ob jemand, von dem man gar nicht weiß, ob er überhaupt "berichtet", eine Vorstellung davon hat, die sich nicht nicht nur auf eine Vorstellung von "Demokratie" bezieht, sondern ebenso auf eine von deren "Feinden" und wie sich das eine auf das andere auswirkt.

Es ist keineswegs Polemik, darauf hinzuweisen, dass "Feinde der Einhörner" hier eher messbar wäre, zumindest wenn der Proband welche kennt. Ein schönes Beispiel eigentlich, weil die Meisten dabei vermutlich an komische Pferde denken, die man kämmen kann. Das sollte man daher besser klären.

m(

Im Englischen nennt man so etwas wohl "train wreck". Wenn ich immer wieder dafür kritisiert werde, dass ich darauf beharre, Wissenschaftlichkeit sei unerlässlich, wenn man wissen will, was ist, liegt es wohl nicht zuletzt an solchen sogenannten "Studien". Es kommt von einer Uni und wird von der DFG gefördert, aber daran ist absolut nichts Wissenschaftliches.

Es muss klare Kriterien dafür geben, was man untersucht, wie man auch wirklich misst, was man zu messen vermeint und dass Entitäten, mit denen man hantiert, nicht beliebig interpretierbar sind. Hier passiert das Gegenteil: Einschätzungen in der dritten Metaebene von Projektionen, deren Gegenstand undefiniert bleibt. Ich empfehle den Verantwortlichen irgendwas mit Gartenarbeit.