Die junge Frau wird von Männern gern angeguckt und lässt sich gern sehen. Ihre Jeans ist extrem kurz, oben lugt ein Stringtanga hervor. Bauchfrei, knappes T-Shirt, kein BH. So betritt sie die Kneipe, und es dauert nicht lange, bis ein Mann an sie herantritt und sie fragt, was sie denn so vorhätte am Abend, wobei er ihr an den Allerwertesten fasst. Sie verabreicht ihm eine Ohrfeige.
Er brüllt sie an, was ihr einfalle. Sie kommt kaum zu einer Antwort, da hat sich schon die halbe Dorfstube um die beiden versammelt. "Schlampe!", ruft eine aus der zweiten Reihe. "Ja ganz recht, was bist du für ein Flittchen?", will ein Kerl wissen. Man macht ihr deutlich, dass so etwas nichts in ihrer Runde verloren hat, unverschämt, vulgär und unmoralisch. Untragbar.
Dieselbe Szene in einer Großstadt-Bar. Ein junger Mann packt sich den übergriffigen Typ, eine Frau schreit: "Drecks-Chauvi!" Die Begrabschte selbst legt noch eine nach. Man schleift das alte Schwein vor die Tür und wirft ihn in die Gosse. Er solle sich zu seinen toxischen Steinzeit-Kameraden trollen.
Toxische Schlampigkeit
Welche ist jetzt die richtige Moral? Die, die über Jahrhunderte dafür gesorgt hat, dass eine gewisse Sittlichkeit herrschte und Frauen wie Männer nicht öffentlich sexualisiert auftraten – wozu selbstverständlich auch aufreizende Kleidung und ebensolches Verhalten gehörten? Die Moral, nach der das Weib sich nicht zu beschweren hat, dass der Kerl sich nimmt, was sie ihm so provokativ darbietet?
Oder die neue Moral, nach der Frauen die Freiheit haben, sich zu kleiden, wie sie wollen, sich zu bewegen, wie und wo sie wollen, ohne dafür von Männern, die Frauen nur als Lustobjekte betrachten, belästigt zu werden? Die Moral, nach der das Verhalten des toxischen Cis-Angreifers als Vergewaltigung zu gelten hat?
Ein alter pädagogischer Sinnspruch sagt: Der Dumme fragt: "Ist es so recht?", der Kluge fragt: "Was passiert dann?" Moral ist unvereinbar mit Rationalität. Wo diese nach Ursachen und Wirkungen fragt, legt jene unabhängig von Umständen, Wirklichkeit und Perspektive fest, was gut und böse ist. "Richtig" und "falsch" der Moral widersprechen unmittelbar den logischen Kategorien.
Entweder oder
Rationalität enthält sich daher jedes moralischen Urteils. Sie betrachtet die Möglichkeiten des Verlaufs der Ereignisse nach Wahrscheinlichkeiten. Dazu orientiert sie sich selbstverständlich an den zeitlichen und örtlichen Begebenheiten, auf die Moral keinerlei Rücksicht nimmt. Realität ist fließend und veränderlich, Moral ist, einmal auf ihre Werte festgelegt, starr und unbeweglich.
Gerade, wo sie (ggf. angesichts übermächtiger Kräfte in der Wirklichkeit) sich flexibel versucht, zerbricht sie daher in die Absurdität des Mehrfachstandards. Moral, die für den einen gilt und den anderen nicht, hier ja, dort nein, offenbart ihre Sinnlosigkeit. Daher ist es angezeigt, auf sie zu verzichten, auch und gerade, wo man sich seiner 'moralischen Werte' sicher wähnt.
Ganz besonders gilt das für 'moderne' Moral, deren Begriff schon den Hinweis auf die Mode in sich trägt. Moral ist vergänglich, ihre eifrigen Verfechter gebärden sich aber regelmäßig wie die Hüter einer ewigen Wahrheit. Wohin man schaut, Paradoxie und Absurdität. Ihre ärgsten Feinde sind Rationalität, Vernunft und Logik.
November 19th, 2022 at 18:54
Moral ist unvereinbar mit Rationalität.
Und da unser Hirn das Denken scheut, funktioniert Moral.
Selbst ausgewiesene No-Brainer schaffen die Aufgabe, etwas in die angewiesenen Schubladen "richtig-falsch, gut-böse" in unter 1 Sekunde einzuordnen.
November 19th, 2022 at 19:33
Das Üble ist, dass die Mehrfachstandards in Hierarchien (aka Willkür) nur noch von einem Kriterium abhängen: Loyalität. Dann kannst du oben eingeben, was du willst, es wird so lange multipliziert, bis die Hierarchie kollabiert.
November 21st, 2022 at 12:04
Kann man dann Ethik irgendwo zwischen Moral und Rationalität verorten?
Wobei Moral doch normativ ist und Rationalität empirisch?
November 21st, 2022 at 12:10
Geht in die richtige Richtung. Ich betrachte Ethik als die Wissenschaft der sozialen Ordnung. Es müssen Ziele und Grenzen vereinbart werden, die das Zusammenleben betreffen, dann muss analysiert werden, wie man diese erreichen bzw. dafür sorgen kann, dass die Grenzen eingehalten werden. Ein bisschen Willkür bleibt immer, wenn Menschen, die zusammen leben, sich darüber einigen müssen, was eben erwünscht ist, was unerwünscht und was möglichst ausgeschlossen. Es geht dann nicht mehr um Schuld oder gut/böse, sondern um eine stabile Gemeinschaft.
November 22nd, 2022 at 13:22
Wahr ist: Rewe will keine Werbung mehr beim dfb schalten.
Alle jubeln.
Unwahr ist: Rewe wird etwas gegen die Sklavenhalter unternehmen, die Obst und Gemüse zu günstigen Konditionen für Europa erzeugen (müssen). (Das Leid hinter dem Geschäft mit Obst und Gemüse, Migration: Der Garten der Gesetzlosen)
Es ist alles so bescheuert, dass jetzt schon Millionäre "Klassenkampf von oben für unten" betreiben:
Journalismus mit Haltung ohne Werbung oder Bezahlschranken? Marlene #Engelhorn findet: In Zeiten von Fake-News und Inseratenkorruption braucht es davon noch mehr. Sie vervierfacht (!!) jede Spende an uns bis Jahresende. Jetzt zählt jeder Euro – vierfach! (Tweet)
November 22nd, 2022 at 15:57
@R@iner:
Rezession und Kostendruck voraus.
So elegant kann man sich selten aus einem laufenden Vertrag raus mogeln.
Und Sklaven? Gibt es nur in Quatar. Wir haben das Lieferkettengesetz, dass Dank deutscher Eingriffe in Brüssel zu einem zahnlosen Bettvorleger degradiert wurde.
Demnächst im Online-Portal für Importeure:
O Sklaven/Kinderarbeit, Nein Danke
O Sklaven/Kinderarbeit, nicht bei uns
O Sklaven/Kinderarbeit, wenn ich was höre, rufe ich an, versprochen
Bitte nur ein Kreuz, jeder nur ein Kreuz
November 22nd, 2022 at 17:50
@BerndH60: Wenn du das nicht schon kennst: El Ejido, The Law of Profit
"Wir lieben Lebensmittel" und was weit weg passiert, das interessiert uns nicht.
November 24th, 2022 at 20:35
Nebenbei: Wir können übrigens auf twitter sagen, was wir wollen: Tweet
Ich muss mich dort mal anmelden und sagen, was ich wirklich denke.
Ach nee, das ist mir zu blöd.
November 25th, 2022 at 08:54
Völlig OT: You May Be Early, but You're Not Wrong: A Covid Reading List
Ich würde das lesen.
Und dann würde ich noch lesen, was Dr. Claire Taylor schrieb: Tweet
22/ Covid is not a respiratory disorder, it is a disease of the blood vessels. We have 60,000 miles of blood vessels in our bodies 🩸 🩸 🩸 🩸 🩸 🩸 🩸 🩸
They supply every single part of our body.
Covid is not a cold and never has been, even if it feels like it.
Ups, das liest sich aber ganz anders als das, was man hier so mitbekommt.
Das hat Konsequenzen: Das Ende der Isolierungspflicht für COVID-19-Infizierte
[..] wirksamen antiviralen Medikamenten [..]
*lol* Nein, nicht ein einziges wirkt mehr bei den neuen Varianten. Die Richter haben keinen blassen Dunst. Ihre Urteile basieren auf fehlerhaften und veralteten Annahmen, die man mit 'fake news' umschreiben könnte.
November 25th, 2022 at 09:55
Und die Nachdenkseiten gehen jetzt endgültig den Weg nach rechts: Saubermänner*innen: Die schmutzigen Seiten der Politisch Korrekten
Good riddance, Dummschwätzer!
November 25th, 2022 at 11:51
Mir geht nicht wirklich ein, was daran so rechts ist. Es ist dummes Sprallogefasel, das nicht für 2 Cent das Kriterium der Reflexivität erfüllt. "Stilisiseren sich zu Opfern" gleich neben "faschistoiden Hetzkampagnen gegen Ungeimpfte" und "Vernichtungslust gegen Menschen, die für sich die Entscheidung getroffen hatten, sich nicht impfen zu lassen." Wir erinnern uns an all die Vernichtungslager. Der Rest ist ein Einzelfall-Eklektizismus primitivster Art. Aber nicht alles, was saublöd ist, ist auch rechts.