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Ich stelle gelegentlich fest, dass ich Begriffe selbstverständlich verwende, die aber der Erklärung bedürfen. Daher halte ich es für angezeigt, ein paar Worte zur Religiosität zu verlieren.

Beginnen wir mit einem Beispiel, das nicht zufällig dem Munde eines Pfaffen entschwob: "Frieren für den Frieden". Das ist erzprotestantisches Magisches Denken. Das ist ein Feature der Kirchen – egal, ob der Prediger seinen Sermon selbst glaubt oder nur die Schäfchen damit hüten will.

Verdiene dein Leben

Ein Kernelement des (nicht zuletzt modernen) Protestantismus ist das "Verdienen". Während der Kathole sich seine Gottesgnade jederzeit bei der Beichte abholen kann, darf der Protestant sich nie sicher sein. Um gut genug zu sein, muss er daher frömmeln, fleißeln und verzichten. In all dem liegt die Magie der Hoffnung, Gott nahe zu sein.

Deshalb ist es auch logisch, dass das Gute (Ukraine) obsiegt, wenn die Christenmenschen dafür Verzicht leisten (frieren). Politik, Ideologie, Kommunikation sind voll von diesem Zeugs, was nicht zuletzt daran liegt, dass der Protestantismus die Beichte durch nimmermüde Selbstoffenbarung ersetzt hat.

Was du wert bist

Reden, vor allem Diskutieren, dient immer der Justierung von Werten. Des eigenen Wertes, des Wertes anderer und der Konsequenzen für den jeweiligen Wert, die aus sündigem Verhalten folgen, aka "Sanktionen" – im Terror der Jobcenter wie im Wirtschaftskrieg. Dabei geht es immer um (Herrschafts-)Moral, die immer die Logik übertrumpft.

Indiskutabel ist nicht etwa das Unsinnige, logisch Falsche oder Irreale, sondern das Unmoralische und die damit verbundenen Tabus. So geht es folgerichtig in Gesprächen meist darum, wer besser ist, wer gut, wer böse und wer Recht hat. Wo man sich nicht einig ist, bleiben die Regeln des Disputs unklar; oft gibt es keine. Disput ist moralischer Stellungskrieg.

Blablabla

Im Parlamentarismus – der wohl verstanden "Labergesellschaft" bedeutet – trägt das bittere Früchte. Während die Ordnung durch Gewohnheiten und Zwänge aufrecht erhalten wird, findet eine rationale Orientierung nicht statt. Dass eigene Überzeugungen ständig widerlegt werden, Regeln willkürlich gelten oder nicht, bemerkt der Laberbürger gar nicht. Es hat ja keine Folgen. Der Wecker klingelt so oder so, und das Geld muss man sich durch Fleiß und Gehorsam verdienen.

Dass jüngst der R-Wert für Christizitis in Deutschland unter eins gesunken ist (weniger als die Hälfte der Bewohner gehört noch einer christlichen Konfession an), ist daher auch kein Trost. Die Religiotie hat sich nahtlos in andere Idiotien transformiert, von denen die Eso-Spinnerei nur eine ist. Der Rest liegt verstreut in den Köpfen herum und wartet auf die nächste Gelegenheit, jemandem an die Backe gelabert zu werden.