Ach was, Nachdenkseiten, Deutschland ist gar kein "Aufsteigerland"? Es hilft also gar nicht, seine Greifwerkzeuge zu bespeicheln, die Textilien im Unterarmbereich hochzurollen und – möglichst lange vor Sonnenaufgang – so ineffizient wie möglich herum zu machen, um einen höheren sozialen Status und ein ebensolches Gehalt zu ergattern? Hätte uns das doch bloß wer …
Schon vor vielen Jahren schrub ich:
"Arbeiterparteien und ihre Nachfolgeorganisationen gehen diesem Unsinn nach wie vor auf den Leim und stricken fröhlich mit an der Legende vom Fleiß. Sie tun es, indem sie teils ebenfalls behaupten, teils einfordern, dass mehr Fleiß zu mehr Wohlstand führe.
Aufstieg für alle
Dies war aber nie der Fall, nie vorgesehen und ist auch schlicht sinnlos. Letzteres u.a. deshalb, weil zu allen Zeiten unterschiedliche Arbeiten unterschiedlich bewertet wurden und weil es hieße, dass mehr Arbeit, die zu weniger Erfolg führt, besser wäre.
Haben technische und wissenschaftliche Entwicklungen zu einer immensen Produktivität geführt, damit alle möglichst viel arbeiten? Wo ist da der Sinn? Fleiß ist allein deshalb kontraproduktiv, weil Intensität, Tempo und Menge in produktiven Prozessen sich nicht nach den überschüssigen Energien Einzelner richten können, weil die vielleicht gerade auf Koks sind. Fleiß ist Unsinn."
Jeder weiß das. Wie immer, wo Propaganda zum Narrativ wird (btw.: Die NDS haben sogar entdeckt, dass der Dualismus Arbeitgeber/Arbeitnehmer irgendwie vertauscht ist. Glückwunsch!), folgt Inhalt Funktion, wozu wiederum die höchst effektive Finte bedient wird, Atavismen aus den Clan-Strukturen der Steinzeit auf die Massengesellschaft zu übertragen.
Das haben wir uns verdient
In dem Fall eben so: Wenn ich mit Leuten an etwas arbeite und der Eine bloß herumsteht und raucht, während andere schuften, ist es umso ärgerlicher, wenn nämlicher am Ende als Erster am Suppentopf steht. Ergo: Faul ist schlecht, fleißig gut. Keine Arbeit, kein Essen?
Wir reden aber nicht bloß von der Organisation einer Massengesellschaft und der daraus Folgenden Notwendigkeit, sondern eben von Produktion und Profit. Letzterer bestimmt das Geschehen, es kassieren diejenigen, die überhaupt nichts dafür tun, und sobald jemand überflüssig wird, kantet man ihn raus. Umso eher, je fleißiger er war, denn das bedeutet, die 'Rationalisierung' spart reichlich Lohnkosten ein.
Wir aber sollen fleißig sein. Warum? Damit wir in den Himmel kommen? Weil das gut für alle ist? Weil es auch nur gut ist für die Fleißigen? Nein, weil das der älteste Gassenhauer der Profiteure und ihrer PR-Abteilungen ist, um Lohnabhängige zu versklaven. Fleiß ist Klassenkampf von oben.
Februar 3rd, 2025 at 16:01
Ich hab die Doku gesehen und fand sie auch gut, allerdings wird die Systemfragen auch da nicht gestellt. Passend dazu das Zitat im NDS-Text:
"Ran an die Strukturen – wenn Du mal in verantwortungsvoller Situation bist, schaffe Chancen für andere und verändere die Strukturen."
Das machen viele der Protagonisten, die in der Doku vorgestellt werden, ja auch, aber das ändert die Gesamtstruktur eben nicht.
Auch wenn es so schön heißt, steter Tropfen höhle den Stein, für eine gerechtere Gesellschaft bräuchte es radikalere Handlungen. Indem einigen wenigen der "Weg nach oben" durch Unterstützung einfacher gemacht wird, scheint sich doch nur zu bewahrheiten, was behauptet wird: Du kannst es ja doch schaffen, auch in diesem System.
Noch dazu gemeinsam, wobei wir wieder beim "wir" und dem viel beschworenen "Zusammenhalt" wären.
Auch solche Märchen…
Februar 3rd, 2025 at 16:06
Lob der Faulheit (nach B.B.)
Sie ist vernünftig, jeder versteht sie. Sie ist leicht.
Du bist doch kein Ausbeuter, du kannst sie begreifen.
Sie ist gut für dich, erkundige dich nach ihr.
Die Dummköpfe nennen sie dumm, und die Schmutzigen nennen sie schmutzig.
Sie ist gegen den Schmutz und gegen die Dummheit.
Die Ausbeuter nennen sie ein Verbrechen.
Aber wir wissen:
Sie ist das Ende der Verbrechen.
Sie ist keine Tollheit, sondern
Das Ende der Tollheit.
Sie ist nicht das Chaos
Sondern die Ordnung.
Sie ist das Einfache
Das schwer zu machen ist.
So schwer ist sie gar nicht zu machen, die Faulheit. Jedenfalls leichter als der Kommunismus.
Februar 3rd, 2025 at 16:21
PS.
Und für alle, die zu faul zum Lesen sind: Hört euch einfach das an.
Februar 3rd, 2025 at 17:30
Ja, ja – jeder kann Millionär werden…
nur nicht alle!
;-))
Februar 3rd, 2025 at 18:43
Ach was. Eine ordentliche Inflation hilft immer!