Nicht zufällig ist identitäres Gedankengut eng mit Moral verflochten. Die Guten und die Bösen haben feste Rollen, die schwarze Lesbe ist heilig, der alte weiße Hetero per se ein Verbrecher – oder umgekehrt. Wenn sich dieser ideologische Stuss ins Strafrecht ergießt, so zeigt Thomas Fischer implizit auf, mündet das in faschistoide Willkür.
Es geht wie so oft um den pseudolinken Sexismus der protestantischen Mittelschicht. Die Sexsucht ist dieselbe wie zuvor bei der katholischen Variante: Wo früher alles Sexuelle aufgespürt und unterdrückt werden musste, wird heute wieder aufgespürt, vermessen, benannt und bewertet. Dabei soll alles früher Normale abgewertet und jetzt auch kriminalisiert werden.
Schmutzige Sünde
Es sei besonders sündig, verwerflich, schuldhaft, was mit Sexualität zu tun hat, sofern man es insgesamt als falsch, konkret: strafwürdig erkannt hat. Ganz gleich, ob es dabei überhaupt mit sexuellen Handlungen zu tun hat, geht es um Gedanken, Motive. Klar: Es geht darum, die Bösen (Männer, Heteros) härter zu bestrafen. Fischer weist zunächst auf eine wohl nicht bedachte Konsequenz hin:
"Die weitaus meisten Gewalttaten werden von Männern gegen Männer begangen und sind vielfach ebenfalls »geschlechtsspezifisch«."
Wie immer haben die Identitären keinen Schimmer von den Konsequenzen ihrer Ideologie. Sie meinen es gut mit den Guten, also schreiben sie es auf. Wie schon die Religiosität ihres Ansatzes ist auch ihr Verständnis vom Rechtsstaat bestenfalls mittelalterlich. Die Beurteilung der Tat wird von den handelnden Personen abhängig gemacht:
"Denn einerseits ist der Mensch als Opfer von Straftaten vor dem Gesetz nicht qualitativ unterschiedlich, je nachdem, ob einem seine Person passt oder nicht."
Fischer nennt die eingangs erwähnte Moralisierung des Strafrechts "Nebel-werfende Klientel- und Schaufenster-Gesetzgebung" und stellt fest: "Sie überträgt gesellschaftliche »Stimmung« und segmentarische Moralen ungefiltert in strafgesetzliche Regeln." Es handelt sich um Willkür, die schichtspezifische ideologische Moden ins Recht gießt, nach dem Motto: Die Rechtskultur interessiert uns nicht, wir bekämpfen das Böse.
Sexuelle Scharia
Worauf das hinausläuft, ist klar:
"Würde vorgeschlagen, die Strafgerichte sollten künftig »insbesondere staatskritische, antinationale und sonstige schädliche Beweggründe« beachten, würden wohl die meisten zu Recht meinen, das Ende des Rechtsstaats stehe bevor."
Ja, das würde dieselbe Klientel, die sich da bedient, mit größtem Furor ablehnen – weil sie nicht kapiert, dass die Axt, mit der sie im Recht herumfuhrwerkt, dieselbe ist. Sie haben absolut nichts mehr am Zettel mit Gleichheit. Für sie hat jeder Mensch einen speziellen Wert, der mithilfe ihrer Moral ermittelt wird. Dass man das auch mit anderen, ebenso willkürlichen Werten besetzen kann, kommt ihnen nicht in den Sinn.
Fischer lehnt das erwartungsgemäß ab und begründet süffisant:
"Schon um den Eindruck zu vermeiden, dass die Effekte symbolischer Klientelbedienung einem wichtiger seien als die Rationalität der Rechtsbegründung."
Die Wirklichkeit ist noch viel trüber, denn wie gesagt erkennt diese Charge weder eine symbolische Klientelbedienung, noch ist ihnen die Rationalität der Rechtsbegründung intellektuell zugänglich. Wo Moral die Handlungen bestimmt, ist Rationalität abgemeldet. Sie wird vollständig ersetzt durch Rationalisierungen, was zwar ähnlich klingt, aber das Gegenteil bedeutet.
Juli 11th, 2022 at 09:52
Zum Thema "Moral"…
https://www.jungewelt.de/artikel/430191.zu-ehrlich-gewesen.html
Juli 11th, 2022 at 10:13
"Moral" die Zweite…
Wie für den "Werte Westen" ein Revisionist und Geschichtsklitterer zum "scharfzüngigen Kritiker" und "Spiegelvorhalter" geadelt wird.
Merke; ein ukrainischer Faschisten Fan Boy ist nun mal kein indonesisches linkes Künstlerkollektiv…
https://www.tagesschau.de/inland/melnyk-abberufung-reaktionen-101.html
Juli 11th, 2022 at 10:55
… und auch nicht die kirche, deren schmähplastik weiterhin hängen darf.
"die kirche unterstützt fridays for future und deren streiks"
"mit schülern und schwänzen kennt sich die kirche ja aus"
die berichte über melnyk haben mir heute morgen schon wieder den rest gegeben.
Juli 11th, 2022 at 11:30
Leute, die sich auf der Straße festkleben, werden natürlich unterstützt. Die gefährden nicht "das System".
Juli 11th, 2022 at 12:27
Welch Einsicht: "The global battle of narratives is in full swing and, for now, we are not winning".
EU und NATO können nicht mehr aller Welt jeden Scheiß erzählen und verlangen, dass die das schlucken? Da dräut das Ende von Freiheitundmenschenrechte®.
Juli 11th, 2022 at 12:47
@flatter
wenn ich mir die erklärungen der staaten anschaue, die nicht zum westen gehören und diesem auch nicht folgen, würde ich das unter karma abstempeln.
aus afrika hört man sehr große enttäuschung über die impfstoffverteilung und außerdem, dass sie der nato eine mitschuld geben.
außerdem wird angemerkt, dass die g7 versprochen haben, sich dem weltweiten hunger anzunehmen.
hat natürlich nicht so gut geklappt, die ziele wurden nicht nur nicht erreicht, die situation hat sich schon vor dem krieg verschlechtert.
des weiteren scheint es den ländern etwas übel aufzustoßen, dass der westen hilfen immer an reformen koppelt, während china die politische situation herzlich egal ist.
ich würde sagen, wir stehen aktuell mit ziemlich heruntegelassenen hosen da.
was anderes:
annalena attila hildmann baerbock hat ja putins spass an vernichtung, auch der an kindern, festgestellt.
die un hat festgestellt:
"Ein UN-Bericht hat ukrainischen Truppen eine Mitverantwortung am Angriff prorussischer Rebellen auf ein Pflegeheim in der Region Luhansk Anfang März zugewiesen. Ukrainische Soldaten hätten wenige Tage vor dem Angriff Stellungen in dem Gebäude in Stara Krasnjanka bezogen und es damit praktisch zu einem Ziel für Angriffe gemacht, hieß es in einem Bericht des UN-Kommissariats für Menschenrechte (OHCHR).
Juli 11th, 2022 at 13:32
Kurz mal eine Info zur Grundlage der Sperrung "russischer Staatemedien":
Sie entstammt dem "Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte", einer völkerrechtlich alles andere als unumstrittenen Vereinbarung. Dort heißt es in Artikel 20:
(1) Jede Kriegspropaganda wird durch Gesetz verboten.
(2) Jedes Eintreten für nationalen, rassischen oder religiösen Hass, durch das zu Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt aufgestachelt wird, wird durch Gesetz verboten.
Nun ist es erstens ja diskutabel, was denn Kriegspropaganda sei und was nicht, womit dieser Gummiparagraph als Basis für Zensur nichts anderes ist als … Zensur.
Wenn dann noch hört und liest, was deutsche Politiker und Medien (Borbeck und Co.) so verschlagworten, kann man nur noch den Stecker ziehen.
Juli 12th, 2022 at 00:01
"Die weitaus meisten Gewalttaten werden von Männern gegen Männer begangen und sind vielfach ebenfalls »geschlechtsspezifisch«."
In diesem Kontext eine ähnliche Korrektur kognitiv verzerrter Wahrnehmung:
https://up.picr.de/43981135eg.png
Juli 12th, 2022 at 12:49
@ozzi:
Würde man an die Grafik noch die Opfer von NATO und US Terror anhängen, dann wäre weder der Balken für Europa sichtbar, geschweige denn der der USA.